Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Textvorlage: Kurpfalz C, fol. 199’–200.

Benennung der Kolloquenten, Adjunkten und Ersatztheologen für das Religionskolloquium.

/199’/ (Vormittag) Versammlung der CA-Stände. Beratung1  und Beschlussfassung zur Nominierung der protestantischen Theologen als Kolloquenten, Adjunkten und Ersatzmänner für das Religionskolloquium2.

Kolloquenten: 1) Philipp Melanchthon3 ; 2) Erhard Schnepf4 ; 3) Johannes Brenz; 4) Johannes Pistorius; 5) Johannes Machabaeus Scotus; 6) Georg Karg.

Adjunkten: 1) Heinrich Stoll; 2) Victorinus Strigel; 3) Andreas Musculus; 4) Jakob Runge; 5) Johannes Marbach; 6) Joachim Mörlin.

/200/ Ersatzleute für die Theologen (Supernumerarii): 1) Mag. Johannes Stössel5 ; 2) Mag. Erasmus Sarcerius6 ; 3) Prof. Alexander Alesius7 ; 4) Dr. Jakob Beurlin8 ; 5) Prof. Andreas Magerius9 ; 6) Dr. Petrus Praetorius10.

{Zu vgl. sind die Kandidatenlisten in den Gutachten von Kurpfalz11  [Nr. 468] und von Melanchthon [Nrr. 466, 467] sowie folgender Württemberger Vorschlag12 : Melanchthon, Brenz, Dr. Erhard Schnepf, Johannes Pistorius, der Pfarrer von Creuzburg [Michael Schultheiß (Praetorius)], Maximilian Mörlin (Coburg), Joachim Mörlin (Braunschweig), Joachim Westphal (Hamburg), Amsterdamus [Dr. Johann Timann] (Bremen), Dr. Johann Marbach (Straßburg), Mag. Andreas Poach (Erfurt), Mag. Anton Otto [Nordhausen], Wigandus [Johannes Wigand] (Magdeburg), Valentin zu Lübeck [Valentin Curtius], Fridericus zu Lüneburg [Mag. Friedrich Henninges], Erasmus Sarcerius (Mansfeld), Dr. Andreas Musculus (Frankfurt/Oder), Mag. Jakob Runge (Pommern), Mag. Adam Krafft (Marburg), Dr. Andreas Hyperius (Marburg), Mag. Victorinus [Strigel] (Jena), David Chytraeus (Rostock), Mag. Bartholomäus Rosinus (Eisenach), Mag. Petrus zu Königsberg [Petrus Praetorius], Mag. Georg Karg (Ansbach), Dr. Jakob Beurlin (Tübingen), Dr. Matthäus Alberus (Stuttgart), Dr. Jakob Heerbrand [Württemberg, ab 1556 in Pforzheim], Dr. Jakob Schmidlin (Göppingen), Dr. Theoderich Schnepf (Tübingen), Dr. Machabaeus Scotus (Kopenhagen), Lic. Caspar Marsilius (unter Mgf. Johann von Küstrin [Cottbus]), Dr. Johannes Faber (Burglengenfeld), Alexander Alesius [Leipzig], Nikolaus Gallus [Regensburg], Illyricus [Hieronymus] Zanchius [Girolamo Zanchi, Straßburg], Petrus Martyr [Pietro Martire Vermigli, Straßburg], Dr. Georg Major, Valentin Vannius (Cannstatt), Dr. Daniel [Greser] (Dresden), Dr. Johann Lüdecke (Stendal), Dr. Pomeranus [Johannes Bugenhagen d. J.] (Wittenberg), Johannes Stössel (Weimar), Lic. Valentin Paceus13  (Leipzig).}

Anmerkungen

1
 Die Beratung ist nicht protokolliert. Die kursächsischen Gesandten vermerkten im Bericht vom 28. 2. 1557 lediglich, von der Tann habe vergeblich versucht, Gallus (vgl. Anm.24 bei Nr. 467) als Kolloquent durchzusetzen (HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 327–331’, hier 329. Or.; präs. Dresden, 6. 3.). Bericht Woldes an Hg. Philipp von Pommern (24. 2. 1557): Von den CA-Ständen sind /11/ etliche und sechtzig theologi furgeschlagen unnd in geheimnuß und stille daraus etliche [...] /12/ benennett und zu diesem werck elegiert worden. Er konnte durchsetzen, dass aus Pommern J. Runge sowie A. Magerius und daneben M. Scotus berufen wurden (AP Stettin, AKS I/162, pag. 7–30, hier 11 f. Konzeptkop.).
2
 Hinweise zu den Teilnehmern, die nachfolgend nominiert wurden, in Nr. 433. Die Ersatzleute werden nur hier erwähnt. Zu den Listen vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 238–242; Slenczka, Schisma, 81 f., 89–93.
3
  Kf. Joachim von Brandenburg wies seine Gesandten für die Nominierung Melanchthons an (Cölln/Spree, 13. 2. 1557: GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. Y Fasz. H, fol. 16–23’, hier 19. Or.). L. Tangel hatte im Bericht vom 17. 2. 1557 an die Hgg. von Sachsen dessen Nominierung befürchtet und um Weisung gebeten, da die hgl. Theologen mit diesem /263’/ so gar wol nicht zufriedenn unnd noch nicht verglichenn (HStA Weimar, Reg. E Nr. 180, fol. 263–263a’, hier 263’. Or.). Die Hgg. bewilligten am 26. 2. (Weimar) die Teilnahme Melanchthons mit den in einem Gutachten [liegt nicht vor] von E. Schnepf und V. Strigel genannten Bedingungen (ebd., Reg. E Nr. 179, fol. 383–386a’, hier 384’ f. Or.).
4
  Hg. Christoph von Württemberg kritisierte in der Weisung vom 1. 3. 1557 (Stuttgart) an Massenbach und Eislinger, dass die Hgg. von Sachsen mit Schnepf, Strigel und Stössel drei Theologen stellten. Er empfahl anstelle Strigels Georg Major und für Mörlin David Chytraeus. Als Notar sollte Jakob Andreae wirken (HStA Stuttgart, A 262 Bü. 51, fol. 401–408’, hier 403’ f. Or.; präs. 4. 3.). Die Gesandten berichteten am 7. 3., sie hätten versucht, Major und Chytraeus durchzusetzen. Doch würde die Teilnahme Majors /411’/ nit wenig unnder den hitzigen theologen cavilierens verursachen, da eben er caput totius dissensionis und tragediae in Sachsen gewesen, weil er istius propositionis, quod opera ad salutem necessaria etc., autor sein solle. Mörlin konnte seiner Geschicklichkeit und der sächsischen stett halber nicht ausgelassen werden. Andreae wurde als Notar angenommen, gleichwol zu einem uberling [!] (ebd., fol. 409–416’, hier 409–410’. Or.; präs. Stuttgart, 13. 3. Regesten: Ernst IV, 226 S. 274 f., Anm. 6; Nr. 228 S. 276–278; vgl. Slenczka, Schisma, 83 f.).
5
 (1524–1578), seit 1554 Superintendent in Heldburg, ab 1562 Prof. in Jena; Gnesiolutheraner. Wirkte beim Kolloquium 1557 als Adjunkt. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch, 399, 413 (Lit.).
6
 Erasmus Schürer (Sarcerius; 1501–1559); zuletzt (Berufung durch die Gff. von Mansfeld) seit 1554 Generalsuperintendent in Eisleben; Gnesiolutheraner. Wirkte beim Kolloquium 1557 als Adjunkt. Vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 411;  BBKL  VIII, 1361–1363 (Lit.). Mehrere Beiträge zu Sarcerius in Rhein/Wartenberg, Reformatoren, Teil 1.
7
 Schottischer Lutheraner (1500–1565); zuletzt seit 1542 Theologieprofessor in Leipzig. Teilnehmer an mehreren Religionsgesprächen. Für das Kolloquium 1557 nicht nominiert. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch, 239, Anm. 262; NDB  I, 191; TRE  II, 231–235; Siegmund-Schultze, Leben. Die Hgg. von Sachsen sprachen sich in der Weisung an ihren Gesandten Tangel vom 3. 3. 1557 (Weimar) gegen die Benennung von Alesius aus, weil er dem Vernehmen nach /67/ sein magdt sol geschwengert haben (HStA Weimar, Reg. E Nr. 181, fol. 65–68a’, hier 67. Or.).
8
 (1520–1561), Dr. theol. Lutherischer Theologe in Württemberg. 1551 Prof. der Theologie in Tübingen. 1551/52 mit Brenz am Konzil in Trient. Am Kolloquium 1557 nicht beteiligt. Vgl. BBKL  I, 568 (Lit.).
9
 Magerius (auch Maugerius) (gest. 1557) aus Orléans; Theologieprofessor, seit 1550 Rektor der Universität Greifswald. Am Kolloquium 1557 nicht beteiligt. Vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 240, Anm. 276 (Lit.).
10
 Praetorius (eigentlich Richter oder Schulz; gest. 1588); Dr. theol., seit 1556 Pfarrer und Superintendent von Königsberg in der Neumark; gehörte dem Kreis um Melanchthon an. Zur Teilnahme am Kolloquium 1557 widersprüchliche Angaben. Vgl.  Bundschuh, Religionsgespräch. 239, Anm. 267; BBKL  XXIV, 1183 f. (Lit.).
11
 Eine weitere, sehr umfangreiche Liste in der Kurpfälzer Überlieferung (HStA München, K. blau 107/2b, unfol.) nennt neben obigen Württemberger Kandidaten (mit Ausnahme M. Mörlins und Majors) weitere Theologen, so für die pfälzischen Territorien (neben dem erwähnten J. Faber): Mag. Michael Höfer, Heidelberg; Mag. Johannes Flinderus [Flinner], Heidelberg; Mag. Heinrich Stoll, Heidelberg; Mag. Peter Ketzmann, Amberg; Mag. Michael Diller [Heidelberg]; Mag. Hieronymus Rauscher, Zweibrücken.
12
  HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 489 f. (Überschr.: Verzaichnus etlicher namhafften theologen, so der christlichen religion stend verwandt und auß innen zu vorsteendem colloquio zu colloquenten, adjuncten unnd notarien erkiesset werden.). Nur Ergänzung der Namen ohne Kommentierung. Vgl. dazu die Analyse bei Slenczka, Schisma, 79–81.
13
 Paceus konvertierte 1556/57 zum Katholizismus (vgl. Nr. 415 mit Anm. 10).