Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Vormittag: Beratungen der Kff. über die Hinzuziehung Kg. Rudolfs II. von Böhmen, über den ksl. Revers betreffend die Anwesenheit anderer Ff. während der Wahl und über die Eidesleistung des Regensburger Rats nach dem Muster des Wahltags in Frankfurt 1562. Festlegung des Wahltermins. Nachmittag: Sitzung der kfl. Räte. Vereidigung des Rats der Stadt Regensburg, stellvertretend für die gesamte Bürgerschaft. Abend: Zustellung der Kurmainzer Einladungsschreiben zur Wahl eines röm.Kg. an die Kff.

/161'/ (Vormittag, 8 und 9 Uhr) [Rathaus]. Kff. und Pfgf. Ludwig. Seindt die drei weltlichen chur- unnd fursten umb 8 uhr und die geistlichen etwa umb 9 uhr im rath widderumb zusammen kommen und sich allerlei in geheim untterrehdet etc. Session wie zuvor.

Mainzer Kanzler proponiert: Nachdeme nunmehr die churfursten der handlung freundlich verglichen1, so stellet er zu irem freundtlichen gefallen, ob man weiter was nötigk vor die handt nehmen und tractiren wolle, sonderlich aber davon zurehden, aob und dz der könig zu Behemmen zu votiren

 etc.–a,2 Item das mit dem rathe zu Regenspurgk der eidtsleistung halben etc. tractiret werde3, inmassen anno 62 es gleichsfalß zu Franckfurt gehalten worden.  /162/ Trier: Hatt diese Meinzs proposition dahin eingenommen, nunmehr weiter zu procediren und zuberatschlagen, 1) ob der könig zu Behem alß ein churfurst zuberuffen, mit bei der beratschlagung der capittulation zusein, 2) item dz die von Regenspurgk in pflicht zunehmen etc. Weiß sich wol zuerinnern, dz sich geburet, dz der könig zu Behem mit bei der beratschlagung sei. Obs aber nicht besser, solchs so lange biß zur election geschritten einzustellen, dz stellet er zu irem bedencken und gefallen. Von der regenspurger pflicht were zuvor tractiret, dz der gulden bulle in deme solte gelebt und die in acht gehabt werden. Stellets noch dahin und lest sich auch gefallen, dz von der ksl.Mt. der anwesenden fursten und botschafften halben der reverß gefordert, auch der rath zu Regenspurgk in pflicht genommen werde etc.

/162'/ Köln: Hatt auch gehöret, wz Meinz izo proponiret. Damit es nu nicht lange aufgehalten, so helt er dafur, dz mans in allen puncten halte, wie zu Franckfurt anno 62 geschehen etc.

Pfalz: Hette sampt seinen zugeordenten auch gehöret, wz Meinz proponiren lassen. Soviel den eingefallenen streit anlanget, weil man solchs der ksl.Mt. eröfnet unnd sich derhalben kegen irer Mt. erkleret4, so lesset ers dabei wenden. Was die erforderung des königs zu Behem betrefe, weiß er auß empfangenen bericht, wie es zuvor gehalten. Wenn er nun izo berichtet wirdt, was man mit ime tractiren wolle, so wil er sich alßdan desfalß weiter erklerenb. Des reverß, item der regenspurger pflichtnehmung halben lest ers bei Triers und Cöllens bedencken etc.

/163/ Sachsen: Hatt auch gehöret, wz Meinz proponiren lassen. Und soviel den eingefallenen stritt anlangt, damit man sich etliche tage hero in diesem rath bemuhet, weil man es der ksl.Mt. eröfnet und berichtet, so lest ers dabei bleiben etc. Lest sichs sonsten der izigen beiden punct halben, wie von Cöln angezogen, gefallen, dz es durchaus gehalten werde, wie zu Franckfurt geschehen.

Brandenburg: Weiß sich zuerinnern, dz vor dem actu der election der könig von Behemen zuerfordern, zu dem ende die capittulation zuwissen, damit er die auch zuerfolgen, wenn sich begebe, das die waal auf einen churfursten fiele etc.; wie denn, alß sein kfl.Gn. berichtet, zu Franckfurt anno 62 auch geschehen. Das aber solche erforderung des behemischen königs noch zur zeit, weil noch kein waaltagk wie gebreuchlich bestimmet, vielweniger desfalß einige citation außgangen, geschehen solte, were bedencklich, darumb es biß dahin, dz solchs erfolget, einzustellen. Mitlerweil köntte man der reverß halben bei der ksl.Mt. ansuchung thun etc., auch richtigkeit mit der stadt Regenspurg machen.

/163'/ Mainzer Kanzler: Hette vernommen, wes die Kff. und Pfalz sich uf sein anzeigen erkleret. Lest sich auch gefallen, dz man den proceß, wie zu Franckfurt geschehen, continuire. Hette es sonst darumb anzeigen lassen, damit der actus befordert. Weil aber von alters vermuge der gulden bulle der tagk zur waal zu bestimmen und die citation ausgehen zulassen, da denn der könig zu Behmen gleichergestalt auch zu citiren und ime die capittulation zueroffnen, damit er dero wissenschafft habe, denn soll er bescheiden werden, so muß er wissen warumb etc. oder warzu etc., so wil er die citation5 förderlichst ausgehen lassen etc.6 Denn solte es mit erforderung des königs zu Behemen und dz er die capittulation zu wissen kriege etc. so lange, biß die election vor die handt genommen, eingestellet werden, so wurde sichs alßdan nur weiter in die lenge verziehen. Darumb zu beforderung der sachen es wie zu Franckfurt zuhalten, ime, dem könige, abschrifft der capittulation7 zu zustellen und er darauf zu citiren gleich den andern churfursten, damit er sich dagegen daruf zubedencken und dz werk alßdann nicht lange aufgehalten werden möge. /164/ Was den reverß und die eidtsleistung des raths zu Regenspurgk anlangte, weren die alten concept vorhanden, nach denselbigen were es izo auch zurichten.

Da hatt der meinzische canzler die verfaste nottell der ksl.Mt. reverses8 abgelesen; darnach die artikell und eidt des raths zu Regenspurgk9 verlesen, welche der gulden bulle gemeß gestellet gewesen. Darauf haben sich die churfursten und pfalzgraf Ludewig under sich selbst berehdet und erkundigung genommen, wie es zu Franckfurt anno 62 mit erforderung des behemischen königs zugegangen. Hatt man zur nachrichtung befunden, dz der behemische konig nicht ehe alß wenig tage vor der waal darzu gezogen und dz die citation den 17. monatstagk Novembris ausgangen, da der waaltagk den 24. desselben gewesenc,10. Darnach seindt die hern widderumb außm rath anheim gezogen.

(Nachmittag, zwischen 3 und 4 Uhr) Rathaus. Kfl. Räte.11

/164'/ Mainzer Kanzler: Weil die churfursten heuten geschlossen, dz man den rath zu Regenspurgk, gleichergestalt wie anno 62 zu Franckfurt geschehen, zur eidts leistung erfordern solte, so weren die rethe izo zur stet. Meinz hette den rath umb 3 uhr bescheiden lassen. Do es den rethen gelegen, so wolte man den rath herein fordern und inen solchs vorhalten.

Die rethe Trier, Cöln, Pfalz, Sachssen und Brandenburgk beruhen wie heuten vor mittage von den Kff. geschlossen und das der rath herein zufordern etc. Darauf ist der rathd zu Regenspurgk hereingefordert worden, und seindt funfzehen personen des raths mit dem stadtschreiber oder sindico12 hinein kommen.

/165/ Mainzer Kanzler zeigt an: Nachdeme die ksl.Mt. an Meinz alß erzcanzlern begeret, auß allerhandt bewegenden ursachen etc. dißmal die churfurstliche versamlung anhero kegen Regenspurgk auszuschreiben, alß hette Meintz in deme irer Mt. underthenigst gehorsamet und darauf die churfursten anhero gen Regensburgk alß des Heiligen Reichs freye stadt verschrieben etc. Da denn die churfursten untter anderm in gemeine ratschlagung gezogen, do (welchs doch Gott mit gnaden lange verhuten wolle) der fall mit der ksl.Mt. geschehen solte, wie es kunfftigk mit der succession anzustellen etc., hetten sie sich izo einhellig dahin verglichen, numehr im nahmen Gottes zur waal eines römischen königs, der kunfftigk der ksl.Mt. succediren möge, zuschreitten und sich daneben erinnert, dz vermuge der gulden bulla sonst die waal zu Franckfurt geschehen solte. Were aber dißmal auß obangedeuten erheblichen ursachen und der ksl.Mt. zu underthenigstem gehorsam etc. alhierhero gen Regenspurgk angestellet etc. /165'/ Dieweil denn in der gulden bulla versehen, die waal wurde zu Franckfurt oder an einem andern orte gehalten, das der rath den churfursten einen leiblichen eidt schweren solte wie inen solte vorgelesen werden, so hette man vor gut angesehen, es mit inen alhier auch also zuhalten, darumb sie izo auch bescheiden. Und nachdeme derwegen die churfursten izo darzu ire rethe anhero verordnet, so wolte mans im nahmen Gottes verrichten, nicht zweifelent, der rath wurde sich inn deme unweigerlich erzeigen und nicht alleine vor sich, sondern auch von wegen irer gemeinen burgerschafft schweren, wie die gulden bulla vermöchte und nu in die 200 jar hero also gehalten. Wiewoll auch die gulden bulla vermöchte, dz die burgerschafft auch schweren solte, so wolte man doch dißmal damitt zufrieden sein, dz, wie obgemelt, der rath vor sich und ire burgerschafft solchs thue etc. Ob auch wol die gulden bulla vermöchte, zuschweren, dz in werender waal keine andere fursten unnd /166/ botschafften solten gelitten, sondern durch den rath und die stadt hinauß geschaffet werdene, so were es doch bei der ksl.Mt. dahin gerichtet, das ire Mt. des einen reverß13 geben wollen, dz es den churfursten an irer freyen waal, hoheit und preeminenz zu keinem eintragk noch preiuditio gereichen oder dadurch eingefuret werden solte. Der rath solte es auch dahin nicht verstehen, ob gleich die eidts artickell der gulden bulla gemeß darauf auch gerichtet, keine fursten oder botschafften zu leiden etc., dz es die meynung haben solte, sondern sie solten sich deß nicht irren lassen; es solte den verstandt und meynung desfalß haben mit dem reverß wie obgemelt etc.

Darauf hatt inen der meinzische canzler den eidt oder die artickell desselbigen, inmassen der anno 62 zu Franckfurt geschworen, vorgelesen14 und sie denselben auch zu leisten, desgleichen dem menzischen thumbprobst an stat des churfursten zu Meinz handtgelubte zuthun, erinnert etc.

/166'/ Darauf der rath durch iren sindicum oder stadtschreiber anbringen lassen, sie hetten die anzeige der churfursten meynung von dem hern menzischen canzler angehöret, beten darauf ein abtritt zur untterrehde etc., welchs inen erleubet, und seindt darnach widder ins gemach kommen und weiter vermelden lassen: Wiewol sie sich nicht zuerinnern wusten, das sich dergleichen hiebevorn bei inen zugetragen, derwegen sie sich denn hirinne wol bedencken zumachen, so erkenneten sie sich doch schuldigk, in deme und anderm des Heiligen Reichs churfursten underthenigst zugehorsamen. Weren demnach die gelubtuhung unnd eidtsleistung, weil es also geordnet und breuchlich sein soll, zuthun erböttigk. Beten doch, inen abschrifft von den artickeln des eides zukommen zulassen etc.f

Mainzer Kanzler: Man hette gerne vernommen, das sie in deme sich der gulden bulla gemeß /167/ und gehorsamlich zuerzeigen erböttigk. gWas die begerte abschrifft der artickell des eides anlangte, weren dieselbe keiner andern form oder inhalts denn wie die von Franckfurt geschworen und sie hetten hören ablesen etc.–g 

Darauf ist einer nach dem andern zu dem thumbprobst von Meinz gangen und ime handtgelubte gethan etc. Nach diesem hatt ein jeder zwene finger aufgehoben und haben dem probst zu Meintz folgenden eidt nachgesprochen, mit diesen ungeferlichen wortten. Eydt: „Alß uns vorgehalten ist und wir wol verstanden haben, deme wollen wir getrewlich geleben und solchs stetigk halten, alß uns Gott helffe und sein heiliges evangelium“ etc. Darnach seindt die rethe unnd alle von einander gangen.

(Abend, 5 Uhr) Kurbrandenburger Herberge „Zum goldenen Kreuz“, Übergabe des Einladungsschreibens15 an Kurbrandenburg. 

/167'/ Kurz darnach, alß ungeferlich umb funf uhr, seindt des churfursten zu Meinz abgesantten alß herr Geörg von Schönenburgk, dhumbdechant zu Meinz und thumbprobst zu Wormbs etc., Hanßheinrich von Heusenstam, amptman zu Ammerbach, Philips Wolff von Rosenbach, doctor, und Harttman von Cronbergk der mitler neben einem notario16 zu dem churfursten zu Brandemburgk etc., unsern gnedigsten herrn, in derselben herberge „Zum gulden creuz“ genant, kommen; haben sein kfl.Gn. in derselben gemach uber der taffelstuben inen audienz gegeben.

Und hatt doctor Philips Wulff von Rosenbach nach vermeldung des freundlichen zuentbietens etc. weiter sein anbringen ungeferlich nachfolgendergestalt gethan: Nachdeme der erzbisschoff und churfurst zu Meinz alß erz canzler etc., auf gnedigst begeren der ksl.Mt., unsers allergnedigsten herrn, eine collegialversamlung des Heiligen Reichs churfursten erstlich gen Franckfurt und darnach, /168/ alß man irer Mt. zu underthenigsten gefallen, in ansehung derselben schweren leibes schwacheit und das sie ferne zureisen unvormugens, es etwas neher anzustellen bewilligt, anhero kegen Regenspurgk außgeschrieben17, da denn die churfursten und dann des pfalzgrafen churfurstenn gesantten, pfalzgraf Ludewigk etc. und deßen zugeordente etc., darauf gehorsamlich alhier ankommen, des Heiligen Reichs angelegene sachen, wolfart und bestes zuberatschlagen, auch sonderlich dahin zudencken, das in ansehung der ksl.Mt. leibes schwacheit und unvormugenheit irer Mt. ein administrator zugeordnet und bei irer Mt. leben zu verhutung kunfftiger gefahr und unruhe etc. ein römischer könig und kunfftiger successor und keiser erwelet werde; wie denn auch die churfursten und pfalzische gesantten, pfalzgraf Ludewig und seine zugeordentten, die zeit hero davon tractiret, auch einhelligk dahin geschlossen, das in ansehung, das es des Reichs höchste notturfft und wolfart erforderte, bei leben der izigen ksl.Mt. zur waal eines römischen /168'/ königs und kunfftigen succedirenden keisers zuschreitten etc., darauf der churfurst zu Meinz auß tragendem erz cantzler ampt vor ein notturfft bedacht, numehr es auch seines theilß nicht lenger aufzuziehen, sondern die citationes an alle churfursten vermuge der gulden bulla ausgehen zulassen, wie er denn auch gleichsfalß die citation an kfl.Gn. zu Brandemburgk untter seinem (Meintzs) grossem anhanden insiegell hette verferttigen lassen, die sie, die gesantten, von wegen und auf befehl ires herrn seiner kfl.Gn. hiemit wolten insinuiret unnd daneben undertheniglich gebeten haben, sein kfl.Gn. wolten solche citation gnedigst von inen annehmen etc. Und versege sich Meinz, kfl.Gn. wurde sich zufolge solcher citation nach gestalt der sachen aller gebur erzeigen etc. etc. etc.

In solcher rehde und uberantwortung der citation hatt der her cantzler doctor Lampertus Distelmeyer die zu seinen handen genommen. Und nach beschehenem beseitstritt haben sein kfl.Gn. durch gedachten iren /169/ canzler doctor Distelmeyern den meinzischen gesantten hinwidder anzeigen lassen: Sein kfl.Gn. thetten sich kegen dem erzbischoffen und churfursten zu Meinz des freundtlichen zuentbietens freundlich bedancken, mit begern, ime hinwidder seiner kfl.Gn. freundtschafft sampt was sie mehr liebs und guts vermugen zuvormelden. Und soviel die heuptsache anlangete, wusten sich sein kfl.Gn. freundlich zuerinnern (mit weitleufftiger widderholung etc.), was allenthalben bißhero darinne ergangen, schrifftlich und mundtlich tractiret, auch lezlich die churfursten semptlich und der churfurstliche pfalzische gesantter pfalzgraf Ludewig etc. und seine zugeordentten, in betrachtung, das es des Heiligen Reichs zu deßen wolfart, aufnehmen und gedey etc. und dann zu verhutung kunfftiger gefahr und unruhe etc. höchste notturfft erforderte, einhelligk dahin geschlossen, bei leben der izigen ksl.Mt. zu der waal eines römischen königs unnd kunfftigen succedirenden keisers etc. zuschreitten etc. Weil nu demnach Meinz seiner kfl.Gn. die citation uberschickte, darinne /169'/ auch der tagk zur waal eines römischen königs etc. bestimmet, so woltenn seine kfl.Gn. solche citation hiemit angenommen haben, mit erbietung, sich uf den bestimpten tagk dero zu folge vermittelst göttlicher verleihung personlich einzustellen und neben den andern iren mitchurfursten unnd pfalzischen gesantten etc. weiter helffen bedencken und fortsezen, was sich nach gelegenheit und zu beforderung des Heiligen Reichs reputation, ehr, wolfart, auffnehmen und gedey etc. geburet und die notturfft erfordert etc. etc.

Darauf doctor Philip Wulff weiter angefangen, weil sein kfl.Gn. die citation angenommen und sich erbotten, derselben nachzukommen etc., so hatt er den notarien, so mit kegenwertig gewesen, angeruffen, die[ses], was sich also verlauffen, an sein kfl.Gn. gelanget und sie sich darauf gnediglich erbotten etc., zu instrumentiren etc. Und weil ime darzu etliche zeugen von nöten sein wurden, so wolte man sein kfl.Gn. gebeten haben, das sie gnediglich wolten geschehen lassen und zufrieden sein, wenn der notarius etliche von den umbstendern alß seiner kfl.Gn. vornehmen /170/ rethen, so solchs mit angesehen unnd angehöret, zu gezeugen erfordern wurde, das dieselben auf sein erfordern sich in deme oder darzu unweigerlich gebrauchen lassen möchten etc. Darauf sein kfl.Gn. durch den canzler hinwidder lassen anzeigen, das seiner kfl.Gn. solchs nicht zukegen, sondern es möchte der notarius von seiner kfl.Gn. rethen und dienern darzu erfordern, wen und wieviel er dero haben wolte etc. Haben die meinzischen iren abschiedt genommen und seindt widder davon gegangen.

Auf anregen und bitten erwentes notarien hatt man ime den folgenden tagk nachgesezte personen verzeichent zukommen lassen, alß nemblich: 1) der herr meister graff Mertten von Honstein, herr zu Vierrahden etc.; 2) Geörgen von Blanckenburgk; 3) Geörge von Ribbecke, hoffmarschalck; 4) doctor Lampertus Distelmeyer, canzler; 5) Dittloff von Wintterfeldt etc.

Anmerkungen

1
Zum Einlenken der protestantischen Seite unter der Führung Kf. Augusts von Sachsen sowie zu dessen Unterredung mit dem Ks. am Morgen des 22.10.1575 vgl. Kurpfalz, fol. 45'–47' (Text in Anm.a bei Nr. 10). Im PS zu ihrem Schreiben an Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Regensburg, 22.10.1575; HStA München, K. blau 100/1, fol. 147 f. Or. mit PS [ebd., fol. 116; irrtümlich unter dem Datum 17.10. einsortiert. Druck: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 848 S. 896]; präs. 25.10., 5 Uhr abends) berichteten die kurpfälzischen Gesandten, sie hätten von Sachsen und Brandenburg erfahren, das sie nach wider ubergebung der ksl.Mt. erclerung [Nr. 29] hinder e.kfl.Gn. geliebtem son und uns noch gestern abents sich zu irer Mt. verfugt und derselben angezeigt, dieweil ye die geistlichen churfursten angeregte declaration nicht in die capitulation bringen lassen, sonnder ire Mt. dasselb auff konnfftigem reichstag erortern wollen, das sie es gleichwol darbey pleiben laßen müsten. In seinem Diarium (nach Schneidt, Geschichte, 513 f.) vermerkt auch der pfälzische Großhofmeister Sayn-Wittgenstein, dieser Kompromiss sei ohne Vorwissen Palatini inter Caesarem et Saxonem privatim geschlossen worden. Er und seine Kollegen wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Pfgf. Ludwig am Vorabend mit den weltlichen Kff. verhandelt und dem Verzicht auf die Bestätigung der Declaratio Ferdinandea zugestimmt hatte. Pfgf. Ludwig berichtete seinem Vater erst sechs Tage später, am 28.10.1575; vgl. Anm.a bei Nr. 10.
a
 ob ... etc.] Kursachsen (fol. 40') abweichend und deutlicher: ob der könig zu Boheim als ein churfürst des Reichs zu erfordern und s.kgl.W. der capitulation halben eine anzeigunge zuthun, inmaßen anno 62 zu Franckfurt auch geschehen.
2
Dem seit Anfang des Jahrhunderts etablierten „Reichsherkommen“ gemäß war der böhmische Kg. aufgrund der fehlenden Reichsstandschaft Böhmens nicht an der Reichspolitik beteiligt und nahm daher auch nicht an den Kollegialberatungen, sondern erst am Wahlkonklave teil (Kleinheyer, Wahlkapitulationen, 108; Begert, Böhmen, 274, 332). Auch Maximilian II. wurde bei seiner Wahl 1562 von den Kapitulationsverhandlungen ausgeschlossen (Begert, Böhmen, 338–344) und erst einige Tage vor dem Wahltermin, am 21.11.1562, über den Entwurf der Kapitulation informiert (vgl. dazu auch Anm.3 bei Nr. 12). Gleichzeitig hatte dies den Kff. die Gelegenheit eröffnet, mit Maximilian die bei den Beratungen aufgetretene Kontroverse über die ksl. Kirchenadvokatie zu besprechen (vgl. Anm.17 bei Nr. 6), ohne ihm dabei ein formelles Mitberatungsrecht einzuräumen. Dadurch wurde vermieden, dass der böhmische Kg. ein den anderen Kff. präjudizierliches Entscheidungsrecht erhielt (Luttenberger, Kurfürsten, 135 f.; Begert, Böhmen, 342).
3
Die Vereidigung des Regensburger Rats war – ebenso wie der von Trier angesprochene ksl. Revers wegen der Anwesenheit anderer Ff. zur Zeit der Wahl – bereits in der Sitzung vom 13.10.1575 angesprochen worden, doch hatte man die Beratungen dazu auf einen späteren Zeitpunkt verschoben; vgl. Kurbrandenburg, fol. 121–123 (Nr. 5 mit Anm. 1).
4
Bezug auf die Audienz Kf. Augusts beim Ks.in namen aller weltlichen churfurstenn; vgl. Kurpfalz, fol. 46–47 (Text in Anm.a bei Nr. 10), und das Bedenken Kf. Augusts (Nr. 30).
b
 erkleren] Kursachsen (fol. 41) zusätzlich: helt dafür, daß der könig in Böhem zu keiner kfl. deliberation, sondern allein zu dem actu der wahl gehörig seye. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 48').
5
Nr. 32.
6
Zum Beschluss in der Sitzung vom 22.10.1575 vgl. Begert, Böhmen, 348.
7
Nr. 35.
8
Konzept von Nr. 26; Inhalt referiert in Kursachsen, fol. 42–43. Zum Revers Ks. Ferdinands I. wegen der Anwesenheit von Nichtkurfürsten während der Wahl 1562 vgl. Gotthard, Säulen, 494 f.
9
Text der Eidesleistung unten in Anm. 14.
c
 gewesen] Kurpfalz (fol. 49) zusätzlich: Unnd verglichen sich die hern under sich selbst, dz nechst donerstags, den 27. Octobris die wahl beschehen solt. Sinngemäß so auch in Kursachsen (fol. 45'). Als Termin für die Wahl Rudolfs war zunächst der 24.10. vorgesehen; vgl. Anm.g bei Nr. 6 sowie den Bericht der kurpfälzischen Gesandten an Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Regensburg, 24.10.1575): HStA München, K. blau 100/1, fol. 152 f. Or.; präs. 28.10.
10
Die Wahlkapitulation war Maximilian drei Tage vor seiner Wahl, am 21.11.1562, vorgelegt worden (vgl. oben Anm. 2). Das am 17.11.1562 überbrachte Einladungsschreiben des Kf. von Mainz ist auf den 14.11. datiert (Begert, Böhmen, 339 mit Anm. 176).
11
Vgl. zu dieser Sitzung einen Auszug aus dem Protokoll von Kurmainz, fol. 537–538 (Kop.Überschr.: Anno 1575. Eines erb. raths alhir jurament betreffendt, welches sie den churfürsten zu diser wahlzeit haben thun müessen), der jedoch keine über die Darstellung in Kurbrandenburg hinausgehenden Informationen enthält.
d
 rath] Kurpfalz (fol. 49') zusätzlich: uff den man ohngefehrlich ein halb viertheil stundt gewartet.
12
Dr. Johann Linda, von 1553 bis zu seinem Tod 1583 Stadtschreiber und Syndikus der Reichsstadt Regensburg (Schmid, Notarius, 54, 57).
e
 werden] Kursachsen (fol. 44) zusätzlich: und aber itzo sowol frembde fürsten als etlicher potentaten gesandte alhier weren, die zum teil der ksl.Mt. dienstwartunge, zum teil irer geschäffte halben erschienen.
13
Nr. 26.
14
Dieser lautete (HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 462 f. Konz.): Das sie allen churfursten sampt des Kf.Pfgf. Friderichen gesandte und gewalthaber in gemein und iglichen vor überfall des andern, ob einig wiederwertigkheit under inen entstunde oder sonst von andern leutten mit allem irem volckh, das sie und ir iglicher in der anzall der zweyhundert pferdt ghen Regenspurg gepracht haben, mitt trewem fleiß und ernstlicher sorgnus beschirmen undt behutten wöllen, bey den poenen und buessen in bemelter bullen außgetruckht. Das sie auch die gantze zeitt, darin von der election oder waal eines römischen konigs tractiert oder gehandlet wurdet, niemandt in die statt Regenspurg, was würden, condition oder standts der seye, einlassen oder einicher massen gestatten wöllen, die churfursten oder ire pottschafften und gewaltthaber allein außgenhommen. Und ob nach dem eingang in Regenspurg der churfursten, dern gesanten oder in irer gegenwertigkheit jemandts in gemeltter statt erfunden wurdt, des ausfarth sollen sie, burgermeister, rhatt und andere obgemeltt ohne allen verzug und mit den wercken verschaffen und ordnen, bey obbestimptem aydt und poenen. Das alles, wie obgemeltt, schweren wir getrewlich und vestiglich zuhaltten und dem nachzukhommen, bey gemeltten poenen und buessen, als uns Gott helff undt sein heyliges evangelium. Weitere Überlieferungen: HHStA Wien, MEA, WuKA 25, fol. 535 f. (Überschr.: Verzeichnuß deren articuln, welche ein erb. rath alhie für sich selbst und an statt einer gantzen gemein den anwesenden churfürsten geloben und schwören müßen, wie dieselben hernach e.erb. rath aus der mainzischen cantzley sindt zugestellt worden. Beschehen den 22. tag Octobris anno domini 1575) und ebd., fol. 536 f. Kopp. Referiert in Kursachsen, fol. 44 f. Vgl. Goldene Bulle, Kap. I, Abs. 19 (Fritz, Goldene Bulle, 52 f.).
f
 etc.] Kursachsen (fol. 44') zusätzlich: sich desto baß doraus zu ersehen und darnach zu richten.
g
 Was ... etc.] Kursachsen (fol. 44'), Kurpfalz (fol. 51) und Kurmainz (fol. 538) anders: der Mainzer Kanzler hat die Bitte erfüllt und eine Abschrift zugesagt (vgl. die in Anm. 14 angegebene Überschr. in HHStA Wien, MEA, WuKA 25, fol. 535 f.).
15
Text des Exemplars für Kursachsen in Nr. 32. Die Notariatsinstrumente der Überbringung der Wahlladungen an die sechs geladenen Kff. sind überliefert in HHStA Wien, MEA, WuKA 6-2, fol. 472 (Trier), fol. 473 (Köln), fol. 474 (Böhmen), fol. 475 (Pfalz), fol. 476 (Sachsen) und fol. 477 (Brandenburg). Von den Notaren Plest und Kraich beglaubigte Orr., datiert Regensburg, 22.10.1575. Vgl. dazu auch die Instruktion Kf. Daniels für seine Verordneten zur Überbringung der Wahlladungen an die Kff.: Ebd., fol. 470 f. (mit den zu verwendenden Titulaturen für Kf. August von Sachsen, Kf. Johann Georg von Brandenburg und Kf. Salentin von Köln als Beilage, ebd., fol. 471). Undatierte Kop.Dorsv.: Instruction und citation zur election. Insinuiert zu Regenspurg, den 22. Octobris 1575. – In Kurpfalz, fol. 51'–53, ist die Übergabe des Einladungsschreibens an Pfgf. Ludwig beschrieben. Als Vertreter der Mainzer Kanzlei sind dort genannt: Georg von Schönenberg, Dr. Philipp Wolf von Rosenbach, Peter Echter d. J. und der Sekretär Peter Kraich; Kurpfälzer Zeugen waren Veit Hans von Brandt, Pfleger zu Treswitz, Hans Sigmund von Preysing, Pfleger zu Holnstein, sowie Martin Wahl, Pfleger zu Grafenwerth. Der Mainzer Kanzlei wurde bei dieser Gelegenheit die von Pfgf. Ludwig bei seinem Vater Kf. Friedrich III. von der Pfalz angeforderte und für die Wahl erforderliche Sondervollmacht übergeben (archivalischer Nachweis dieser zweiten, die Wahl betreffenden Vollmacht bei Nr. 23).
16
= Peter Kraich.
17
Zu den beiden Ausschreiben Kf. Daniels von Mainz vgl. Einleitung, Kap. 2.2.