Nachmittag: Beratung der kfl. Räte zu den Supplikationen des Gf. Joachim von Ortenburg und der Freiin Erika von Bronckhorst-Batenburg.
(Nachmittag, zwischen 2 und 3 Uhr) [Rathaus]. Kfl. Räte.
Mainzer Kanzler proponiert: Es hette graff Joachim zu Orttenburgk uber und widder herzogk Albrechten in Beyern etc. eine supplication ubergeben, in sachen darinnen im cammergericht procediret etc., wie sie solt verlesen werden. Stellet darauf in bedencken, davon zurehden, was vor ratsames bedencken darinne der ksl.Mt. zueröfnen etc.
Verlesung der Supplikation Gf. Joachims von Ortenburga,1.
[1. Umfrage.] Trier: Weil dem grafen gebure, die sache am cammergericht vollents auszuuben, so achtet er, das er dem ordentlichen proceß billich folgeb. Helt doch dafur, das der herzogk von Beyern hierauf zuhören etc. Bedenckt aber daneben auch, das wol am besten, das die ksl.Mt. in gute darinne handele, obs beizulegen; wo nicht, das man alßdann dem proceß folge und die ksl.Mt. dennoch ihn, den graffen, biß zu außtragk in geburlichen schutz hielten etc.
Köln (Kanzler): Hatt auch gehöret, was der graff suppliciret und von den trierischen votiret. Nu hetten sie von irem hern keinen entlichen befehl, davon zurehden, achten aber vor ire person dafur, das der herzogk in Beyern zuvor darauf auch zu hören. Wenn man seine antwort oder kegenbericht hatt, so kan man soviel besser der ksl.Mt. das bedencken eröfnen, damit keinem zu kurz geschehe etc.
Pfalzc: Helt auch dafur, wenn man ein decret sol thun, dz man dz kegentheil zuvor auch höre etc. Weil aber sonst zuvor albereit im cammergericht in denen sachen urtel und mandat ergangen, so achtet er, das es billich, das man an deme, was ein mal erkandt, halte. Doch helt ers auch wie Trier, das die ksl.Mt. oder die churfursten darinne wolten zur gute handeln, das wol am besten; stellets sonst dahin wie gemelt etc.
Sachsen (Dr. Lindemann): Ist auch der meynung, das das kegentheil zu hören, besorget aber, wenn die sache in gutliche verhör genommen, das sie wol weitleufftiger möchte werdend. Weil denn zuvor im cammergerichte darinne decretiret und die mandata außgangen, so were die ksl.Mt. zuersuchen, viel mehr daruber zuhalten und den herzogen zu Beyern dahin zuvormahnen, sich denselben so wol dem regilionsfrieden [!] gemeß zuvorhalten, und das sonsten dem proceß sein lauf gelassen. Zweifelt nicht, der beyer wurde doch darauf seine antwort thun, darauf alßdann ire Mt. sich nach gelegenheit und gebure wurden zuerzeigen wissen etc. Besorget sonst nachmaln, do es zum ordinari proceß kommen solte, das es weittleufftiger werden und den proceß am cammergericht nur hindern wurde, darumb vielmehr, wie gemelt, dz ander ergehen zu lassen etc. etc.e
Brandenburg: Vermerckt des graffen klagen unnd suchen dahin, weil am cammergericht urtell und mandat ergangen, und er aber vom herzogen vergewaltigt, ime das seine eingezogen etc., das die churfursten in bei der ksl.Mt. wolten verbitten, mit dem herzogen zubeschaffen, den ergangenen urteln und mandaten zu pariren. Welchs er auch billich achtet, dz es mit dem herzogen beschaffet werde und das er dem religion frieden gelebe und in nicht vergewaltige noch ime also das seine nehme etc., sondern, wenn er deme pariret und er den graffen daruber weiter unbesprochen nicht lassen wolte, so stunde ime das recht offen etc. etc.f
Mainz: Helts auch dafur, do die sachen also geschaffen wie suppliciret, dz der grafe recht und der herzogk unrecht habe etc., das auch der herzogk darauf zu hören etc.g Es seindt aber sonst die sachen gewandt wie sie wollen, so musse man dem cammergericht seinen stracken lauff lassen und in deme die cammergerichts ordnung in acht haben. Doch stellet ers auch dahin, dz die ksl.Mt. zuersuchen, daruber zuhalten etc., oder das man die sache widder in der gute vornehme und commissarien verordnet werden oder wie im sonst zuthun; das aber auch der herzogk gehöret werde etc., und stellet solchs ferner in ir bedencken.
2. Umfrage. Trierh: Helt dafur, dz fur allem die ksl.Mt. zuersuchen, die gute vorzunehmen, und wo alßdann darinne nichts fruchtbarlichs geschaffet, dem rechten seinen lauff zulasseni und schleunig zu befordern, auch den grafen geburlich zuschuzen.
Köln (Kanzler): Weil sie von irem hern keinen eigentlichen befehl hetten, so köntten sie sich hirinnen nichts entlichs erkleren. Achtet aber auch der vernunfft nach dafur, es sei die klage und sache gewandt wie sie wolle, das dennoch billich der herzogk zuvor darauf gehöret werde, denn er were je kein geringer standt etc. Und solchs, dz er gehöret werde, wurde seinem hern, dem churfursten zu Cöln, nicht zukegen sein etc.
Pfalz: Helt noch dafur, was am keiserlichen cammergerichte erkandt, das man es billich gelten lasse. Weil nu der herzogk dawidder gehandelt, auch ime2 uber das guter eingezogen, so sagt er noch, dz die ksl.Mt. vor allem zuersuchen, dem herzogen zu mandiren, dem jenigen was erkandt und mandiret, folge zuthun; wo nicht, dz man den graff vor gewaldt schuze und dem recht seinen lauff lasse etc.j
Sachsen:k–Der grafe ist, wie sich befindet, ein standt des Reichs und des religionfriedens fehigk, darumb, weil er den urteln und mandaten zuwidder beschweret, so wurde er billich gehandthabt und in schuz genommen etc. Und achtet sonderlich auch der churfursten bedencken dahin zurichten, das nicht weniger auch die Kff. semptlich den herzogen wolten ersuchen, der iustitia iren stracken lauf unnd den graffen derselben gemessen zulassen und deme zufolgen, was erkandt und ime auferlegt etc. Hoffet, diß solle also auch den sachen beförderlicher sein und dieselben ehe zu ende kommen, denn man sonst weiß, dz des cammergerichts erörterung langsam, und wurde dem graff beschwerlich sein, weil die ersten, andern unnd dritten urtel und mandat nicht gelten wollen etc.–k\
Brandenburgl: Des graffen klage were noch, das deme, was erkandt, nicht pariret wurde, und er sich kunfftig weiter beschwerungen und newerungen von dem herzogen zubesorgen haben muste etc. Achtet nachmaln, dz die ksl.Mt. zuersuchen, den herzogen anzuhalten, deme, was erkandt, folge zuthun etc.; wo nicht, dz man nicht alleine dz, was albereit erkandt, sondern auch kunfftig erkandt wurde, stracks wolte ergehen und dem recht seinen lauff lassen. Und bedenckt und achtet sonderlich, wenn in der churfursten resolution gesezt wurde „do deme also etc.“, das dem herzogen also mandiret etc., das es den churfursten, solchs uf die maß bei der ksl.Mt. zusuchen etc., kein bedencken machen kan etc.
Mainzer Kanzler: Vermerckt der andern bedencken noch dahin, was einmal geurteilt und mandiret, das es dabei bleiben und dem cammergericht und recht seinen lauff gelassen werden solle etc.m Der meynung ist er und seine mitverordenten auch, und das es also uf die maß bei der ksl.[Mt.] zusuchen etc. etc.
Köln (Kanzler): Sagt, sie haben von irem herrn keinen befehl, darumb man sie in deme nicht mit einziehen wolle, das aber ist ir bedencken wol, dz man den herzogen höre. Unnd solchs wirdt ir herr wol zufrieden sein etc.
Verlesung der Supplikation der Freiin Erika von Bronckhorst, Witwe des Frh. zu Batenburg und Stein3. Welche sich beklaget uber den duca de Alba4, der ir dz hauß Batenbergk eingezogen und sie auf der ksl.Mt. mandat und befehl nicht widderumb restituiret etc. Item ist auch des cammergerichts decret, so im November anno 70 ergangen5, abgelesen worden. Trier: Wuste, was auch derhalben hiebevor zu Speyer nach der lenge furgelauffen. Wie aber izo der sachen zuhelffen, wuste er nicht, denn ob woll anno 70 vom cammergericht wie abgelesen darinne decretiret, so verstunde man doch schier nicht, was es eigentlich were etc. Solte man nu izo widderumb schreiben und mandiren und erfolgte darauf nichts, wie thete man im denne? So wurde es auch schimpflich sein, wenn man viel befuhle und erfolgte nichts und man thete auch nichts mehr darzu etc. Zu deme were auch zubedencken, das vielleicht der izige gubernator der Nidderlande6 möchte vorwenden, er hette die sache also gefunden, were ein diener, durffte sich ane befehl seines herrn darin nichts mechtigen etc., welchs abermalß vergebens etc. Damit aber die witwe izo etwas bescheidts kriegte, so hielte er, das die ksl.Mt. zubeantwortten, das man es möchte verschieben biß uf kunfftigen reichstagk etc., oder das ire Mt. etwas vor sich in der sachen wolten thun etc.
Köln (Kanzler): Weiß auch, was zu Speyer furgelauffen, das auch dieser und anderer sachen halben schickungen an den von Alba geschehen7, darauf aber nichts erfolget etc. Sagt aber, das er izo von dieser sachen auch keinen befehl hette, weil man davon nichts gewustn. Wilß aber neben seinen zugeordentten seinen hern berichten. Wollen sonst die andern hirinne etwas schliessen, stellet er zu inen, wilß auch einbringen etc.
Pfalz: Weil die cölnischen sagten, sie hetten keinen befehl etc., so acht er, das gut, das der meinzische canzler anzeige, was vor supplicationes solten vorgebracht werden, so köntte man von den herrn bescheidt einnehmen etc. Was aber diese sache anlangt, helt er dafur, das man dem gubernator die restitution in einer benanten zeit zuthun befehle etc., denn solte man es biß uf kunfftigen reichstagk verschieben, so muste doch alßdann eben das, was izo geschehen köntte, darzu gethan werden, welchs nur ein verlengerung were und derhalben am besten, das es izo geschehe etc.
Sachsen: Weiß auch, was zu Speyer vorgelauffen und das schickungen geschehen. Weil er aber izo höret, das darauf nichts erfolget und das decret anno 70 ergangen, so achtet er, das bei der ksl.Mt. zusuchen, uf die mittell und wege zugedencken, was dem Reich entzogen, das es widder darzu gebracht und das was decretirt ins werck gesezt etc.
Brandenburg: Helt auch dafur, das die ksl.Mt. zuersuchen, das entweder durch vorschrifften oder schickungen oder andere mittell die sachen also vorgenommen, damit das, was dem Reich entzogen, widderumb darzu gebracht etc.
Mainzo: Helt auch dafur, das mit der witwen mitleiden und des Reichs zustandt in acht zuhaben, denn Batenburgk ane mittell zum Reich gehörigk. Darumb achtet er gleichsfalß, das sich kegen der ksl.Mt. zuerkleren, das es ire Mt. bei dem gubernator dahin wolten richten, das die fraw restituiret und dem Reich nichts entzogen werde etc.