Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 28 Instruktion Hg. Erichs I. von Braunschweig-Calenberg (oberster ksl. Hauptmann der niederösterreichischen Erbländer) für Veit Welzer, Landverweser in Kärnten, zu einer Werbung bei Ks. Maximilian
Villach, 31. Januar 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 29a u. b, Konz.
Da für die Dauer dieses Krieges der Import von Wein aus welschen Landen in diese Region und auch nach Görz verboten ist, möge zum Unterhalt des ksl. Kriegsvolks der preiswerte Kauf von Wein und anderem Proviant in Österreich, der Steiermark und Ungarn sowie deren Einfuhr über Kärnten und Krain gestattet werden.
Hans Manstorffer, Verweser des Viztumamtes in Kärnten, hat für den anstehenden Transport von Geschützen nach Laibach kein Bargeld aus seinem Amt zur Verfügung, ist jedoch bereit, dem Ks. die benötigte Summe zu leihen und sie sich vom künftigen Anschlag der Urbarsteuer in Kärnten zurückzuholen.
Momentan ist nur wenig Pulver vorhanden, doch kann der Viztum der Steiermark preisgünstig Pulver und Salpeter für 3 000 rh. fl. einkaufen. Der Ks. möge diesen Betrag schnellstmöglich herschicken.1
Nr. 29 Mandat Ks. Maximilians an alle Reichsuntertanen
Buchloe, 20. Februar 1510
Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. I, Nr. 160, Orig. Pap. m. S. (Gegenzeichnung: Treitzsaurwein).
Will verhindern, daß Landsknechte an seinen Hof kommen, um dort in Dienst genommen zu werden. Gebietet deshalb, ein entsprechendes Verbot zu erlassen. Wenn er künftig Landsknechte benötigt, wird er sie durch seine Hauptleute und Rottmeister selbst anwerben lassen.
Nr. 30 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg und die bei ihr befindlichen ksl. Räte an Ks. Maximilian
Görz, 25. Februar 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 11 Nr. 12, fol. 10a-11b, Kop.
Während die Feinde überall im Land, vor allem in Friaul, an Stärke gewinnen, hat ihr Gemahl, Hg. Erich, großen Mangel an Truppen, da er viel Kriegsvolk zum Schutz von Städten und Schlössern, darunter Triest, aufgeboten hat, auch jene Kräfte, die eigentlich zum Schutz von Schloß und Stadt Görz notwendig wären. Wenn die Landstände die von ihnen bewilligte Hilfe nicht zur Verfügung stellen, kann er keine Truppen im Feld einsetzen und dem täglichen Vormarsch der Feinde nicht Einhalt gebieten. Bitten deshalb in Abwesenheit Hg. Erichs den Ks., zur Rettung der hiesigen Lande schnellstmöglich Kriegsvolk und Geld herzuschicken, zumal diejenigen Kräfte, die er dem Hg. bereits früher zugeordnet hat.
Nr. 31 Instruktion Ks. Maximilians für Georg von Liechtenstein, Pfleger zu Mals, Thomas Fuchs und den ksl. Zahlmeister Johann Zott
Augsburg, 26. Februar 1510
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 II. Teil, fol. 3a-5b, Orig. Pap.
Am 1. März werden sich die laut Abschied des Bozener Landtags durch die Tiroler Landstände bewilligten 5 000 Mann versammeln. Die ksl. Abgesandten sollen hinzukommen und die Eingetroffenen gemäß dem Anschlag der Gft. Tirol und dem Register, das ihnen vom Innsbrucker Regiment zugeschickt werden wird, mustern. Sie sollen damit nicht warten, bis der ganze Haufen beisammen ist, sondern die Musterung sukzessiv vornehmen. Untaugliche Personen sollen heimgeschickt und diejenigen, die sie entsandt haben, aufgefordert werden, andere zu schicken oder pro Mann 4 fl. monatlich zu zahlen. Von diesem Geld sind gute, fremde Knechte aufzunehmen und zu besolden. Durch geeignete Ordnungs- und Strafmaßnahmen ist für Gehorsam unter den Bewaffneten zu sorgen. (Folgen weitere detaillierte Weisungen für die Durchführung der Musterung.)
Nr. 32 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Augsburg, 28. Februar 15101
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 182 (frz., eigenhändig).
Hofft, vor Ostern (31. März) ins Feldlager gegen Venedig zurückkehren zu können. Erwartet von den hier versammelten Reichsständen un petit ayde, die ausreicht, die Feinde zu schlagen. Auch der Kg. von Frankreich hat eine Hilfe versprochen. Hat F. (Rudolf) von Anhalt, dem Mgf. (Giovanni) von Mantua und seinen anderen Hauptleuten befohlen, ins Feld zu ziehen, um mit Unterstützung der Franzosen Venedig zu bekämpfen. In ca. acht Tagen wird das Heer gegen die Venezianer ziehen, die zwischen Vicenza und Padua liegen.
Nr. 33 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Mitterburg, 3. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 41a-42a, Konz.
Die vom Ks. in Aussicht gestellten Urbarsteuern gehen nicht ein, so daß er selbst kein Geld für die Kriegsführung zur Verfügung hat. Die Landstände von Kärnten und Krain haben bisher mit einer einzigen Ausnahme gleichfalls keinerlei Hilfe und Zuzug geleistet. Auch künftig ist damit nicht zu rechnen. Allergnst Ks., ich emphind wenig lut, die euer ksl. Mt. sachen zu herz gen wolle, und ain klaine gehorsam, die ich von inen hab in namen euer ksl. Mt. Dadurch ich besorg, eurer ksl. Mt. landen und leuten lutzl durch sy ausrichten mug. Würde selbst gerne mehr für den Ks. erreichen, wenn er nur willige Leute hätte. Bittet den Ks., ihm schnellstmöglich Geld und Truppen zu schicken. Bekommt er keine Hilfe, werden die Feinde ihn in die von ihm besetzten Plätze zurückdrängen. Und wo mich euer ksl. Mt. verlies, bin ich verlassen, dann ich scheid mich nit gern von dem, daz mir euer ksl. Mt. bevolhen hat. Die Kärntner haben erklärt, sy wellen mir kein geschütz nit fieren und sy wollen solhs auf dem reichstag den iren verkunden.1 Bittet demzufolge den Ks. nochmals, dafür zu sorgen, das ich als euer ksl. Mt. getreuer diener mit hilf nit verlassen werd.2
Nr. 34 Mandat Ks. Maximilians an die Aufschläger und Mautner in Kärnten und Krain
Augsburg, 4. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 49b-50a, Kop. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Hat erfahren, daß verschiedene seiner Untertanen und insbesondere welsche Kaufleute unter Mißachtung seines entsprechenden Verbots und möglicherweise mit Billigung seiner Haupt- und Amtleute Wein, Häute und andere Kaufmannswaren in welsche Lande aus- und von dort einführen. Gebietet unter Androhung des Verlusts von Leben und Besitz, dies unter keinen Umständen zu dulden. Übertretern dieses Verbots sind ihre Waren abzunehmen. Ksl. Verordnete werden die Einhaltung der Verfügung überwachen.1
Nr. 35 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg an ihren Gemahl Hg. Erich I.
Görz, 9. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 80-81, Orig. Pap. m. S. und eigenhändiger Unterschrift.
Antwortet auf das gestern eingetroffene (nicht vorliegende) Schreiben Hg. Erichs aus Triest, daß sie seine Briefe an den Ks. diesem immer unverzüglich übermitteln hat lassen und auch den Verursacher der aufgetretenen Zustellungsprobleme ausfindig gemacht und bestraft hat. Hg. Erichs Brief an den Ks. hat sie diesem mit einem Begleitschreiben (Nr. 36) und folgender neuer Zeitung übersandt:
Seit dem 5. März haben die Feinde ihre Kräfte auf 1000 Geharnischte und 2000 Fußsoldaten verstärkt und werden dies noch fortsetzen. Auch weitere Belagerungen und Eroberungen durch sie sind zu erwarten. Außerdem sollen in Kürze drei angesehene venezianische Hauptleute bei ihnen eintreffen.
Es geht das Gerücht, wie die Bäbstlich Hlkt. die Hft. zu Venedig absolvirt und aus dem pan gelassen haben sollen. Deshalben sy groß procession gehalten, sich auch verrer hören lassen, wie die kgl. wirde von Hyspanien zwischen ksl. Mt. und der Hft. zu Venedig in taphrer uebung bey ksl. Mt. sein, befridlichen vertrag und ainigkait zu machen. In solhem allem sy inen selbs und allem irem volk grossen trost schöpfen und machen.
Nr. 36 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 9. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 88a, Konz.
Übersendet einen (nicht vorliegenden) Brief ihres Gemahls Hg. Erich, den dieser am 4. März dem Ks. übersandt, jedoch zurückbekommen hat. Die Gründe für das Zustellungsproblem sind ihr nicht bekannt. Weist außerdem darauf hin, daß Hg. Erich dem Ks. in jüngster Zeit oft über wichtige Angelegenheiten in diesem Lande berichtet, aber nie eine Antwort darauf erhalten hat. Ob hier ein Verschulden der Post vorliegt oder ob die Briefe sonstwie aufgehalten wurden, weiß sie nicht, doch möge der Ks. bedenken, welcher erhebliche Nachteil ihm und seinen Landen aus diesem Problem erwächst.
Nr. 37 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 11. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 104a-105b, Konz.
Ihr abwesender Gemahl (Hg. Erich) und sie selbst haben dem Ks. vielfach über Ereignisse und Vorgänge auf dem hiesigen Kriegsschauplatz berichtet, an denen ihm und seinem Land eigentlich viel liegen müßte, jedoch keine Antwort erhalten. Da der Feind seine Kräfte ständig verstärkt, Hg. Erich hingegen aus dem Land keinerlei Hilfe erhält, des pagkenstreichs all stund wartund und an volk und gelt ganz ploß ist, möge der Ks. auf die an ihn übersandten Mitteilungen reagieren.
Nr. 38 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an die verordneten ksl. Räte in der Steiermark
Görz, 15. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 122a-123a, Konz.
Berichtet u.a. über das Anwachsen der feindlichen Kräfte auf 12 000 Mann sowie über weitere von ihnen vermutlich beabsichtigte Eroberungen. Er selbst hat derzeit mit diversen Problemen zu kämpfen, insbesondere mit Mangel an Truppen und Geld, Überlaufen von Teilen seines Kriegsvolks zum Feind und Verlusten bei Berittenen und Pferden. Andere Bewaffnete drohen für den Fall, daß sie keinen Sold erhalten, sich einen anderen Herrn zu suchen. Dardurch wir all stund von den uberigen knechten gleichmessigen abzug und villeicht ubergab unserer person und ksl. Mt. sloss, stett und besetzungen besorgen mussen, dieweil kain gelt vorhanden ist. Heute sind fünf große feindliche Haufen in Graditsch eingerückt. Auch er selbst und seine Gemahlin erwarten stündlich einen Angriff des Feindes. So aber auch ksl. Mt. so ferr von uns ist, derselben hilf und trost, wo es die noturft erfordert, uns zu spat kumen mochten, nachdem sich der reichstag, als wol versehenlich ist, auch verziehen wirdet, ersucht er als oberster Feldhauptmann der Erbländer die ksl. Räte, ihm mitzuteilen, welche Hilfe er im Fall einer Attacke von ihnen und den Landständen der Steiermark zu erwarten hat. Diese Unterstützung sind sie dem Ks. und seinen Landen schuldig.
Nr. 39 Ks. Maximilian an Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg
Augsburg, 20. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 142a u. b, Kop. (p.r.p.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Treitzsauerwein).
Antwortet auf die übersandten Briefe Hg. Erichs, insbesondere den letzten vom 3. März (Nr. 33), sowie das Schreiben seiner Gemahlin aus Görz (Nr. 37), aus denen die Eroberungen der Feinde, deren stetiger Kräftezuwachs sowie das Ersuchen um Truppenhilfe und Geld zu ersehen sind. Seine Meinung gehe dahin, daß Hg. Erich sich angesichts seiner geringen Truppenzahl nicht mit den Feinden schlagen, sondern nur versuchen soll, die besten der besetzten Plätze wie Triest und Görz zu halten, bis das ksl. Kriegsvolk und das der Bundesgenossen zuzieht. Dies soll mittels Aufgebot und Verstärkung der Besatzungen geschehen. Falls Hg. Erich nicht genügend Truppen zur Verfügung hat, möge er dies wissen lassen. Ihm werden dann unverzüglich mehr Leute geschickt.
Die niederösterreichischen Landstände, deren Vertreter sich gegenwärtig in Augsburg aufhalten, haben eine gute Hilfe bewilligt, die in Kürze abgefertigt werden wird (vgl. Nr. 314, 320, 322). Für den Fall, daß Hg. Erich bis zu deren Eintreffen Unterstützung benötigt, hat der Ks. die Landstände in Krain und Kärnten ersucht, dem Hg. auf sein Ersuchen hin zu Hilfe zu kommen.
Darüber hinaus haben die Kgg. von Frankreich und Aragón glaubhaft Hilfe zu Roß und zu Fuß zugesagt. Der Kg. von Frankreich wird Anfang April mit 20 000 Mann zuziehen.
Nr. 40 Hermann Grünhofer (hgl. Gesandter) an Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg
Augsburg, 20. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 143, Orig. Pap. m. S.
Hat die ihm von Hg. Erich erteilten Weisungen gemeinsam mit (dem hgl. Kanzler) Dr. (Christoph von Hausen) dem Ks. vorgetragen. Dieser hat sie angehört, bislang zwar noch zu keinem Punkt eine Antwort gegeben, will dies aber in zwei Tagen tun. Darauf müssen sie beide warten. Hg. Erichs Bruder (Hg. Heinrich d. Ä.) ist nicht in Augsburg. Der reichstag sich bald enden wirdet, als di gemain sag ist, auch willig zu tun, was das vermogen am Reich ist. Di wollen helfen, sovil sy mögen. In etwa drei Tagen wollen sie Hg. Erich über alles berichten.
Nr. 41 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 22. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 144a-147a, Konz.
Hat erfahren, daß Hans Auersperger und sein Anhang auf dem Augsburger Reichstag das Gerücht verbreitet haben, er (Hg. Erich) habe dem Ks. 600 Mann im Feld verloren, sei selbst aber auf dem Pferd davongekommen. Dies trifft keinesfalls zu, vielmehr hat er seit seinem Abschied vom Ks. noch keine 50 Mann verloren, hingegen mit seinen Truppen 600 Mann des Feindes erschlagen. (Berichtet im Folgenden ausführlich über seine weiteren Aktivitäten und Erfolge im Kampf gegen die Venezianer.) Trotz aller dabei aufgetretenen Probleme ist er angesichts seiner bisherigen treuen Dienste zuversichtlich, euer ksl. Mt. werden mich in der not, wo es sich begeb, unberett nicht lassen, dann ich mich sonst ausserhalb derselben dheiner sondern hilf oder rettung versiehe. Die Verleumdungen Auerspergers und seines Anhangs wundern ihn nicht, denn es gibt ein altes Sprichwort: Wer selb nicht rain ist, wollt, daz yederman beflegkt were.
Nr. 42 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 23. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 161a-162a, Konz.
Hat erfahren, daß in Sachen Auslösung seiner Kleinodien bei den Frankfurter Juden, die der Ks. ihm mehrfach in Aussicht gestellt hat, nichts vorangeht.1 Muß deshalb deren Verlust befürchten. Doch nicht nur dort, sondern auch hier droht ihm vollständiges Verderben, da er sein Silbergeschirr sowie das Halsgeschmeide seiner Gemahlin (Hg.in Katharina) versetzen mußte, um das Kriegsvolk unterhalten zu können. Außerdem mußte er sich gegenüber den Knechten mit seinem Leib und Gut verpflichten, ihnen ihren Sold zu zahlen, so daß er praktisch ihr Gefangener ist. Wenn sie kein Geld bekommen, besteht die Gefahr, daß sie ihn zusammen mit den Städten und Schlössern des Ks. an die Feinde ausliefern. Hat darüber hinaus bis heute weder von den Urbarsteuern noch von dem ihm zugesagten frz. Geld irgendetwas bekommen. Wegen des Geldmangels gelten alle seine Anweisungen nichts. Jeder tut, was er will. Angesichts dessen und in Würdigung seiner langen, treuen Dienste möge der Ks. ihn nicht in ein derart großes, ewiges Verderben stürzen. Ist zuversichtlich, daß dies nicht der Wille des Ks., sondern seiner (Hg. Erichs) Widersacher ist, die er zwar kennt, deren Namen er aber derzeit nicht nennen will. Bittet deshalb den Ks. nochmals, ihm bei der Wiedererlangung seiner Kleinodien in Frankfurt behilflich zu sein, ihn mit Kriegsvolk und Geld zu versehen und (Hans) Auersperger, gegenüber dem er sich vor Ks. und Reichsständen verantwortet hat, keinen Glauben zu schenken.
Nr. 43 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an seinen Kanzler Dr. Christoph von Hausen
Görz, 23. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 154a-155b, Konz.
Hat das (nicht vorliegende) Schreiben Dr. Christophs von Hausen aus Augsburg vom 10. März erhalten, aus dem dessen fleißige Bemühungen beim Ks. in den hgl. Angelegenheiten, die Neuigkeiten bzgl. der Bestrebungen (Hans) Auerspergers und seines Anhangs auf dem Reichstag sowie der aktuelle Stand in Sachen seiner an die Frankfurter Judenschaft verpfändeten Kleinodien zu ersehen sind. Übersendet ihm hierzu durch Hans von Stantz drei Briefe mit dem Auftrag, diese dem Ks. zu übergeben. Das als erstes zu überreichende Schreiben (Nr. 41) betrifft seine sämtlichen Aktivitäten seit seinem Abschied vom Ks., das zweite (nicht vorliegende) die Kleinodien in Frankfurt, das dritte (ebenfalls nicht vorliegende) ist ein Kredenzbrief für ihn (den Kanzler) und Hans von Stantz, um dem Ks. einige für ihn (Hg. Erich) höchst beschwerliche Angelegenheiten vorzutragen.
Wie Dr. Hausen mitteilt, haben die Frankfurter Juden in Augsburg acht Wochen lang auf hgl. Kosten gezehrt. Ist damit ebensowenig einverstanden wie mit der Nachricht, daß die Rechnung bzgl. der Kleinodien nicht, wie ursprünglich veranschlagt, auf 8000 rh. fl., sondern auf 16 000 rh. fl. lautet, und dies, obwohl der Ks. doch vorher befohlen hat, mit dem Schaden stillzustehen. Beauftragt deshalb Dr. von Hausen, sich beim Ks. dafür einzusetzen, daß die Kleinodien nicht zu seinem großen Schaden und Verderben verloren gehen. Übersendet zudem je ein Schreiben an den ksl. Untermarschall Georg Goldacher und den ksl. Sekretär Georg Kirchmüller, in denen diese gebeten werden, Dr. von Hausen und Hans von Stantz beim Ks. zu unterstützen.1
Nr. 44 Ks. Maximilian an Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg
Augsburg, 6. April 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 11 Nr. 12, fol. 12-13, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Müller).
Antwortet auf die Schreiben Hg. Erichs (Nr. 41, 42) sowie auf die Werbung seines Kanzlers Dr. Christoph von Hausen und seines Gesandten Hans von Stantz, daß er etliche Einspännige und Angehörige des Hofgesindes abfertigen wird, die morgen in Augsburg aufbrechen und bald beim Hg. eintreffen werden. Hat darüber hinaus seinem Diener Marx Sittich von Ems sowie Ulrich von Schlandersberg, Vogt zu Castels, befohlen, 2000 gute Kriegsknechte anzunehmen und sie Hg. Erich rasch zuzuführen. Einige hundert Böhmen werden folgen. Dankt dafür, daß Hg. Erichs Gemahlin Katharina angesichts des akuten Geldmangels ihre gesamten Kleinodien und das Silbergeschirr zur Bezahlung des Kriegsvolks versetzt hat. Hat seinen Rat und Viztum in Österreich unter der Enns, Lorenz Sauerer, angewiesen, sofort nach seiner Ankunft in Wien Hg. Erich 3000 rh. fl. für die Besoldung des Kriegsvolkes zu schicken. Verhandelt außerdem momentan selbst mit seinen Landständen über Geld. Sobald eine Einigung mit ihnen erfolgt ist, wird er Hg. Erich binnen drei Tagen weitere Zahlungen zukommen lassen. Auch wegen der an Philipp Adler versetzten Kleinodien steht er in Verhandlungen. Wird diese auslösen und dem Hg. zuschicken. Die an die Juden verpfändeten Kleinodien sind erst in einem Jahr zu bekommen. Wird sich dann nachdrücklich um ihre Auslösung bemühen. Die Reichsstände haben eine ansehnliche einjährige Hilfe gegen die Venezianer zugesagt. Versehen uns auch, wo wir dieselb hilf lenger begeren, daz uns die nit abgeslagen werden.
Nr. 45 Ks. Maximilian an Augsburg
Augsburg, 12. April 1510
Druck: Buff, Rechnungsauszüge, Nr. 8567.
Nach seinen Informationen ist etlich geschutz und zeug aus dem Landshuter Erbfolgekrieg, das ihm gehört, nach Augsburg gelangt und wird hier verwahrt. Befiehlt, diese Gerätschaften durch seinen Leibharnischmeister Hans Swerer besichtigen zu lassen.
Nr. 46 Ks. Maximilian an Christoph Schenk von Limpurg, Vogt zu Nellenburg
Augsburg, 14. April 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15a) 1510 April-Mai, fol. 73, Kop. ( c.d.i.p.; p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Serntein).
Hat ihm vor einiger Zeit befohlen, daß die Untertanen der Vogtei Nellenburg sich mit der hilf, uns bewilligt und zugesagt, rüsten sollen, um gegen die Venezianer ins Feld zu ziehen. Daß sie nunmehr bereitstehen, gefällt ihm. Allerdings sind diser zeit dermassen sachen furgefallen, deshalben wir geursacht werden, mit solchem anzuge diser zeit lenger zu warten. Befiehlt deshalb, besagten Zuzug auszusetzen und die bestellten Knechte aufzufordern, bis auf weitere Weisung gerüstet zuhause zu bleiben. Und nachdem unser regiment zu Ynnsprugg inen auf die liferung solhs irs volks gelt verordent hat, dasselb sullest du also auf liferung behalten und in kainen andern weeg verwenden.
Nr. 47 Mandat Ks. Maximilians an alle Reichsuntertanen
Augsburg, 20. April 1510
Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 30, o. Fol. (Präs.vermerk: Praesentiert durch Antoni Mangen von Ulm, ksl. boten, 4ta vigilia Udalrici 1510 [3.7.10]); München, HStA, KÄA 3137, fol. 170 (Präs.vermerk: Uberantburt am montag nach Petri et Pauli apostolorum Ao. 1510 [1.7.10]).
Straßburg, AM, AA 333, fol. 8a, Kop..
Hat erfahren, daß aus ihren Gebieten etliche Kriegsknechte hinein gen Bern [= Verona] zu anderm unserm kriegsfolk lafen und, wenn sie dort nicht in Sold genommen werden, in den Dienst seiner Feinde, der Venezianer, treten. Da ihm dies überaus mißfällt, befiehlt er, unter Androhung schwerer Strafen bis hin zum Verlust von Leib und Besitz öffentlich zu verbieten, daß irgendein Kriegsknecht nach Verona oder in welsche Lande zieht, es sei denn, er wurde vom Ks. oder von den Reichshauptleuten in Dienst genommen. Diejenigen, die dennoch aufgegriffen werden, auch entsprechende Anstifter sind gefangenzunehmen und an Leib und Leben zu bestrafen. Die Empfänger des Mandats sollen sich in dieser Sache nach Kräften bemühen, weil ihm viel daran liegt.
Nr. 48 Die in Abwesenheit Hg. Erichs I. von Braunschweig-Calenberg verordneten ksl. Räte an Paul Rasp, Verweser der Hauptmannschaft in Krain, und Erasmus von Dornberg, Statthalter des Viztumamts in Krain
Görz, 29. April 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15a) 1510 April-Mai, fol. 93-94, Orig. Pap. m. S.
Den hier in ksl. Diensten stehenden Reisigen, Fußknechten und Husaren sowie dem täglich zureitenden ksl. Hofgesinde ist zugesagt worden, daß sie aus der Urbarsteuer besoldet werden. Von dieser ist aber bislang trotz diverser Rückfragen Hg. Erichs keinerlei Geld eingegangen. Der Ks. hat im Vertrauen auf den Eingang der Steuer keine weiteren Vorkehrungen für die Besoldung des Kriegsvolks getroffen. Als Folge davon ziehen nunmehr die Fußknechte fortlaufend ab, die Böhmen befinden sich gleichfalls im Aufbruch und auch die Husaren können nicht mehr lange gehalten werden. Bald werden die ksl. Lande von Truppen entblößt sein. Wenn nicht unverzüglich eine namhafte Geldsumme hergeschickt wird, droht sogar der gänzliche Verlust des Landes am Karst, Nisterreichs und der Hft. Görz. In Anbetracht dessen erheben sie förmlichen Protest gegen die Nichtbezahlung der Urbarsteuer und lehnen jede eigene Verantwortung dafür ab. Die Folgen für den Ks. und auch für sie selbst können die Adressaten sicherlich ermessen. Appellieren deshalb an die Adressaten, ihren Pflichten als treue Diener des Ks. nachzukommen.
Nr. 49 Ks. Maximilian an Mgf. Francesco II. Gonzaga von Mantua
Augsburg, 30. April 1510
Mantua, Archivio di Stato, Archivio Gonzaga E/II/2: Lettere imperiali, busta 429, Nr. 51, Kop. (lat.; p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Jakob Spiegel).
Anerkennt die Treue und Tapferkeit Mgf. Giovanni Gonzagas1 im gegenwärtigen Feldzug und ernennt ihn zum obersten Hauptmann der ksl. Knechte in Verona und der deutschen Knechte in Italien. Er soll gemeinsam mit Bf. (Georg) von Trient und F. Rudolf von Anhalt die erforderlichen Befehle erteilen.
Nr. 50 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Augsburg, 14. Mai 1510
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 202 (frz.).
Konnte mit Hilfe seiner niederösterreichischen Länder sowie mit Unterstützung Tirols und des Kg. von Frankreich ca. 34 000 bis 36 000 Mann gegen die Venezianer ins Feld schicken. Die in Augsburg versammelten Reichsfürsten haben ihm die Höhe der Hilfe, die sie für den Krieg gegen Venedig leisten wollen, mitgeteilt. Mit diesem Betrag, der beträchtlich ist und für einen längeren Zeitraum gewährt wird, wird er Vorbereitungen treffen, um persönlich gegen die Venezianer zu ziehen.
Nr. 51 Ks. Maximilian an Augsburg
Augsburg, 20. Mai 1510
Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. I, Nr. 167, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnungen: P. von Liechtenstein, Müller).
Regest: Buff, Rechnungsauszüge, S. 12 Nr. 8568.
Benötigt für den Feldzug gegen seine Feinde, die Venezianer, eine Anzahl großer Heerhütten und Zelte. Die von ihm in Auftrag gegebenen können allerdings nicht so schnell, wie es nötig wäre, produziert werden. Damit sich dadurch der Feldzug nicht verzögert, hat er seinen Zeltmeister Hans Zeller angewiesen, sich nach Augsburg zu begeben und sich zu erkundigen, ob in den dortigen Zeughäusern das Benötigte vorhanden ist.1 Ersucht darum, Zeller die Augsburger Heerhütten besichtigen zu lassen und ihm das, was er für geeignet hält, auszuhändigen. Der Marschall des Innsbrucker Regiments, Paul von Liechtenstein, ist angewiesen, euch solicher heerzelten zu vergnuegen und zufriden[zu]stellen. Erwartet, daß Augsburg sich in dieser Angelegenheit genauso gutwillig zeigt wie bisher.
Nr. 52 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Augsburg, 21. Mai 1510
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 205 (frz.).
Hat sichere Nachricht erhalten, daß seine Truppen, die in Verona waren, und die Truppen des Kg. von Frankreich derzeit gegen die Venezianer ins Feld ziehen. Auch seine Truppen aus Niederösterreich sind bereit, auf venezianisches Gebiet, nämlich nach Friaul, vorzurücken.
Nr. 53 Bf. Georg von Trient (ksl. Hauptmann) an Ks. Maximilian
Verona, 3. Juni 1510
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 I. Teil, fol. 3, Orig. Pap. m. S.
Der Rat von Verona hat beschlossen, die beiden Veroneser Bürger Angelo de Burgo und Dr. Piero de Bra zu Ks. Maximilian zu schicken. Morgen werden sie abreisen. Unter anderem sollen sie dem Ks. vortragen, daz sy nyembts mer in iren heusern wider iren alten brauch, weder zu roß noch ze fueß, lozieren wellen, es kom dann euer Mt. personlich hieher. [...] Auch so möchten villeicht die bemelten von Bern ain solhe botschaft dester lieber verordnet und abgefertigt haben, damit sy erfueren, was euer Mt. yetzo mit dem Reich gehandelt und beschlossen und ob euer Mt., der man ganz begirlichen herzekomen wartend ist, nit ainen grossen raysigen zeug in das land her verordnen oder selbs komen werde und neben den Franzosen etwas tapherlichs furnemen und handeln. Bittet den Ks., den Gesandten eine tröstliche Antwort zu geben.
Nr. 54 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Georg von Liechtenstein (ksl. Truppenführer)
Ende des Augsburger Reichstags, Beratungen über eine große Kriegshilfe auf einem weiteren Reichstag in Augsburg.
Augsburg, 5. Juni 1510
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 II. Teil, fol. 19a-20a, Konz.
Dankt für die Informationen über das in Verona befindliche Kriegsvolk. Antwortet auf die Frage nach dem Augsburger Reichstag, daß dieser beendet sei und alle Reichsstände abgereist seien. Sie hätten dem Ks. die Kölner Hilfe für ein Jahr bewilligt und für den 2. Februar 1511 (unser Frauen liechtmeßtag schirist) einen weiteren Reichstag in Augsburg beschlossen. Daselbst soll ainer grossen, langwirigen und beständigen hilf, in dem Reich aufzurichten, gehandlt werden, auch, ob einer weitern hilf wider die Venediger not würde sein, auf solhem tag davon zu reden und zu handlen. Bin ich sonder zweifl, wo man derselben notturftig wurd sein, daz die stende des Reichs dieselb auch bewilligen und tun werden, dann Kff., Ff. und gemain stende des Reichs sich gegen ksl. Mt. auf ytzgehaltem reichstag und sich ir Mt. hinwiderumb gegen denselben ganz wol gehalten haben. Bin der hofnung, daz sy solhs furan noch tun werden.
Nr. 55 Ks. Maximilian an Bf. Georg von Trient
[Augsburg, ca. 20. Juni 1510]
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 I. Teil, fol. 48a-49b, Konz.
Antwortet auf das (nicht vorliegende) eigenhändige Schreiben Bf. Georgs aus Verona vom 8. Juni, er habe vor einiger Zeit seinen Rat Balthasar Wolf zu ihm und den anderen ksl. Hauptleuten und Räten in Italien schicken und ihnen allen beschaid und sunderlich die handlungen, so auf dem negstgehaltnen reichstag durch die stand des hl. Reichs zu Augspurg uns zu gutem und widerstand den veinden bewilligt und beslossen sein, aigentlich und nach der leng berichten lassen wellen. Der Abgesandte sei zwar einige Zeit lang krankheitsbedingt an der Reise gehindert gewesen, jetzt aber wieder gesund und werde sich unverzüglich auf den Weg zu Bf. Georg machen, um Verschiedenes mitzuteilen, das sich dann uber land zu schreiben und mit der feder zu begreifen in disen leufen nicht wol gepürn will. Ersucht den Bf., weiterhin sein Bestes zu tun.
Nr. 56 Instruktion Ks. Maximilians für den obersten ksl. Feldhauptmann Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg, den obersten ksl. Kommissar Bf. Christoph von Seckau und Laibach, den ksl. Hauptmann zu Adelsberg und Neuhaus Gf. Christoph von Frangepan, den ksl. Rat Jörg Moysse und die drei ksl. Feldlandhauptleute aus der Steiermark, Kärnten und Krain
Augsburg, 29. Juni 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 6, fol. 123a-128b, Kop. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Anfencklichen, als wir, wider die Venediger als unser und des hl. Reichs offenbar veind und verachter zu handeln und den krieg wider sy zu beharren und zu volziehen, genzlichen furgenomen haben, sein wir des willens gewest, in aigner person solh furnemen zu tun. Da ihm jedoch diser zeit etlich treffenlich handlungen und sachen furgefallen sein, die uns verhindern, daz wir so eylends und zu dem anfang solher handlung in aigner person nit komen mugen, hat er bis zu seinem Eintreffen Hg. Erich von Braunschweig-Calenberg zum obersten Feldhauptmann des Kriegsvolks aus den niederösterreichischen Landen, das gegenwärtig in Görz, Nisterreich, Friaul, am Karst und in den besetzten Orten liegt, Bf. Christoph zum obersten Kommissar sowie Gf. Christoph von Frangepan, Jörg Moysse und die drei Feldlandhauptleute zu Kriegsräten ernannt. Beauftragt sie, in seiner Abwesenheit gemäß ihrer Vollmacht1 Folgendes zu handeln: Verlegung des ihnen unterstehenden Kriegsvolks ins Feld zu F. (Rudolf) von Anhalt, Aufbringung des dafür notwendigen Geldes, Musterung des bereits angekommenen bzw. noch eintreffenden niederösterreichischen Kriegsvolks, Organisation der Proviantzufuhr, gute Zusammenarbeit untereinander und pflichtbewußter Einsatz, schonende Behandlung sich freiwillig ergebender sowie Schleifung eroberter Schlösser und Städte, Gewinnung der Städte und Flecken in Friaul durch Geheimverhandlungen, Inaussichtstellung einer erheblichen Abgabenreduzierung für sich ergebende Schlösser und Städte, deren Huldigungsleistung an ihn als Ehg. von Österreich, Organisation des Gesundheitswesens, der Justiz und der Sicherheit in den gewonnenen Orten, Beibehaltung der unter venezianischer Herrschaft geltenden Zölle und Taxen auf alle Güter, straffe Überwachung aller erteilten Weisungen, gute Zusammenarbeit untereinander sowie insbesondere mit dem F. von Anhalt als zweitem obersten Feldhauptmann, in schwierigen Fällen Rückfrage beim Ks., Kooperation mit dem Grandmaître (Charles d’Amboise) als oberstem Feldhauptmann des Kg. von Frankreich, Mitnahme fast des gesamten vorhandenen Kriegsvolkes zum F. von Anhalt, Absprache mit diesem bei der Zusammenführung beider Heere, Selbstschutz vor feindlichen Übergriffen, Organisation der Kommunikationswege.
Nr. 57 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen
Augsburg, 1. Juli 1510
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 56, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Hat Kf. Friedrich auf dem Augsburger Reichstag darüber informiert, daß auf seinen (des Ks.) Wunsch hin der verstorbene Landgf. Wilhelm (d. M.) von Hessen 500 Zentner Pulver und Salpeter bei Bm. und Rat von Frankfurt hinterlegt hat, und gebeten, Kf. Friedrich möge das hessische Regiment ersuchen, diese Güter ihm (dem Ks.) zu übergeben. Weil die auf dem Reichstag nur in geringer Zahl präsenten hessischen Regenten dafür keine Vollmacht hatten, hat Kf. Friedrich die Sache bis zum Marburger Schiedstag am 11. Juli (phintztag vor St. Margaretentag schirist, vgl. Nr. 189, 190) verschoben. Da nun die gegen die Venezianer eingesetzten ksl. Truppen täglich Schlösser und Städte erobern und dafür eine Menge Pulver benötigen, für die es so rasch keine andere Bezugsquelle gibt, soll Kf. Friedrich einen Bevollmächtigten zum kurz bevorstehenden Tag in Marburg schicken und die hessischen Regenten zur Herausgabe des Pulvers und Salpeters veranlassen. Der verstorbene Landgf. hat zudem, wie man hört, vorgehabt, ihm (dem Ks.) das Pulver und den Salpeter zu vereren, was aber bislang nicht erfolgt ist. Geschieht es jetzt, so wird er die Waren gnädig annehmen, gegebenenfalls eine Hälfte davon als Verehrung und die andere gegen Bezahlung. Ist dies nicht möglich, so wird die gesamte Menge bis Jahresende bezahlt. Bm. und Rat von Frankfurt sind zur unverzüglichen Herausgabe der Waren aufzufordern. Die hessischen Regenten sollen einen von ihnen herschicken, mit dem er sich zu ihrer Zufriedenheit verständigen wird. Geht davon aus, daß der Kf. sich in dieser Sache so verhalten wird, wie man es von ihm erwartet. Sieht der zustimmenden Antwort Kf. Friedrichs entgegen. Nachschrift: Hat dem kftl. Kämmerer Degenhard Pfeffinger befohlen, hierüber und in anderen Angelegenheiten mit dem Kf. zu sprechen.