Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 457 Der Deutschordenshochmeister Friedrich von Sachsen an seinen Kanzler Dr. Dietrich von Werthern
[1.] Empfang von Wertherns Schreiben vom Reichstag, Gespräch zwischen Cäsar Pflug und dem Bf. von Pomesanien, Informationen über das Warten der Reichsgesandtschaft auf den Kg. von Polen; [2.] Weisung, Ks. und Reichsständen die Nöte des Deutschen Ordens vorzutragen und sie als Fürsprecher beim Papst zu gewinnen; [3.] Anhörung der Reichsgesandten in Krakau, Warten auf die Antwort des polnischen Kg.
ohne Ort, 7. März 1510
Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 26, pag. 285-286, Kop.
Donerstag nach oculi [7.3.10] ist geschriben worden dem canzler Dr. Werter1
[1.] Uns ist euer schrift [liegt nicht vor] gestern, mitwochen [6.3.10], darin ir uns gelegenheit des reichstags mit andern neuen zeytungen zu erkennen gebt, behendt worden. Nun tragen wir nicht zweivel, H. Cesar Pflug wirt euch vermeldt haben, was der erwirdig etc. Bf. zu Risenburg [= Pomesanien] aus unser sachen mit ime am nestvergangen freitag [1.3.10] zu Pegau gehandelt. So ist auch heut acht tag [28.2.10] der [Burggraf Hugo] von Leisnig aus Preussen, dergleichen Jorg von Dobeneck am nesten dinstag [5.3.10] komen und gesagt, das im Jorg Watt zwischen Pozen und Guysen [= Gosen] begegnet sei und von Polan etc. widerkomen, wie ir wisset. Der ym vermelt, das die geschickten zu Crockau verharren, bis der Kg. [Sigismund von Polen] von Peterkau von der tagfart wider gen Crocau kome. Der sich hat wollen am montag nach reminiscere [25.2.10], von Peterkau noch Crakau zu ziehen, erheben. Und ym wer auch gesagt, das die kgl. wird zu Polan durch sein eigne geschickten der ksl. Mt. und den stenden des hl. Reichs antwurt geben wolt.
[2.] Dieweil uns dann allerlei dabei zu bedenken, ist an euch unser gutlich beger, wu sich der reichstag kurzlich enden würd, ir wollet, wie wir euch bevolhen und von uns abgefertigt, mit denselbigen unsers ordens, auch, so es muglich, gemeynen adel neben euch zihen, unser und unsers ordens notdurft an unsern gnst. H., den Ks., und stend des hl. Reichs mit allem vleis tragen und sunderlich durch den hochgebornen F., unsern etc. Hg. Jorgen [von Sachsen], fleißigen, das ksl. Mt. und die stende als aus eigner bewegnus mit Bebstlicher Hlkt. botschaft [Achilles de Grassis] davon geredt und unserm orden zum besten seiner Hlkt. bevelhen. Wue sich auch der reichstag verziehen, wolt uns solichs durch euer schreiben vermelden. Und wue mitler zeit die geschickten zu uns komen, hetten wir uns darnach zu richten. An solichem allen erzeigt ir uns guts gevallen und wollens umb euch gerne beschulden.
[3.] Cedula: Die geschickten seint, sopald sie gen Cracau komen, ires anbrengens verhort, aber mit der antwurt bis nach der tagfart, so der Kg. zu Peterkau gehalten, verzogen und zu Crocau harren müssen. Datum ut supra.
Nr. 458 Der Deutschordenshochmeister Friedrich von Sachsen an Dr. Dietrich von Werthern
Mutmaßungen über die Gründe für das Ausbleiben einer Nachricht der Reichsgesandtschaft zum Kg. von Polen.
ohne Ort, 23. März 1510
Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 26, pag. 286-287, Kop. (ganz durchgestrichen, deshalb fraglich, ob das Schreiben ausgegangen ist).
Sonnabend nach judica [23.3.10] ist geschrieben worden dem canzler Dr. Werter:
Wir haben uns seint der zeit, wir euch von uns gefertigt, alle tag der geschickten von Polan widerzukomen versehen. Dieweil sie aber nicht kommen, uns auch yrs langen aussenpleibens ursachen durch kein schrift noch zuempiten vermelden, werden wir manicherlei zu bedenken verursacht, wann solichs, wie wir vor bewegen, darumb gescheen mocht, das villeicht sie derhalben aufgehalten und mit antwurt verzogen bis nach endung des ytzigen reichstags, alsdann so schir mit abschlegiger als annemlicher antwurt auf ir antragen abgefertigt würden, mit betrachtung, das uns alsdann schwer fallen solt, unser Hh. und freunde, dy stende des Reichs, unser sachen halben wider zusamenzubrengen etc.