Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Gegenwehr Nürnbergs gegen gewaltsame Übergriffe seiner Feinde, mögliche Einstufung dieser Maßnahmen als Landfriedensverstöße; [2.] Freisprechung der Rst. von allen entsprechenden Vorwürfen, Wiedergewährung der ksl. Huld; [3.] Gebot zur Beachtung dieser Verfügung.
Maastricht, 10. Juli 1512
Orig. Perg. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Kaiserprivilegien Nr. 596.
Kop.: Ebd., Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 68b-69b (mit kleineren Abweichungen, undat.).
Inhaltsangabe: Diefenbacher/Gebhardt, Annalen, S. 419.
[1.] Ks. Maximilian bekundet: Als nu ain lange zeit heer den ersamen unsern und des Reichs lb. getreuen Bm. und rate der stat Nüremberg in menigfaltig wegs und wege etwevil zwanksal, beswerung, vergwaltigung, auch muetwillig vehd und veindschaft zuegeschoben und wider sy, ire bürgere und zugewandten mit gewaltiger tat wider unser und des Reichs aufgerichten landfriden, kgl. reformacion und guldin bullen, auch alle gemaine recht und billichait gehandelt worden ist, deshalben sy zu rettung und aufenthalt solher handlung und geschicht sich wider berürt tat und ubung, auch ire veind und zueschieber, heimlichen und offenlichen, nach irem vermögen zu handeln understanden. In welhen iren fürnemen und handlungen aber nicht wol müglichen gewesen ist, zu allen zeiten sich nach ordnung, maß und gestalt unsers aufgerichten landfriden, des Reichs ordnung und kgl. reformacion, auch nach ausweysung gemainer geschribnen recht gegen solhen tetern und zueschiebern geleichmessig zu halten, sonder villeicht sich in gedachter irer handlung und fürnemen ungeverlichen begeben haben, dardurch sy oder die iren etlichermassen denselben unsern landfriden, kgl. reformacion und anders uberfaren und deshalb in unser und des Reichs strafe und puess gefallen sein möchten.
[2.] Dieweil uns aber als röm. Ks., solich loblich stat, die sich gegen uns und dem hl. Reich allezeit gehorsamlichen und guetwillig gehalten hat, in künftig zeit zu tun erbeut, auch wol tun mag und soll, in wesen und aufnemen zu behalten und vor abfall, auch obgemelten pösen, muetwilligen handlungen und vehden, inen zuegefügt, hinfüro zu verhueten, gebürt, wir auch solhs zu tun schuldig und geneigt sein, haben wir, damit sy und ire nachkumen berürter irer handlung halben künftiglichen nit angefochten oder einicherlay wider sy fürgenummen werden, von röm. ksl. machtvolkumenhait, aigner bewegdnus und rechter wissen all und yede handlungen, ubergriff und verschuldung, so die gemelten Bm. und rate der stat Nüremberg durch sich selbst, ire ambtleut, diener und verwandten mit oder an iren bevelh bishere und auf dato dits briefs wyder yemands, in was wirden, stats oder wesens der oder dieselben weern, dardurch sy dann, ire ambtleut, undertanen und zuegehorigen wider uns, das hl. Reich, aufgerichten landfriden, kgl. reformacion und anders gehandelt, gefrevelt oder getan haben oder in einiche pene, straf oder puess gefallen sein möchten, genzlichen aufgehebt, abgetan, nachgelassen und davon absolvirt, sy, auch gemelte ire ambtleut, untertanen und zuegehorigen widerumb in unser und des hl. Reichs huld genumen und gesetzt, aufheben, tun ab, lassen nach, auch absolviren sy von allen strafen und penen, darein sy, wie obsteet, durch einich ir oder der iren handlung gefallen oder kumen weeren, nemen und setzen sy widerumb in unser und des hl. Reichs huld und gnad, alles von röm. ksl. machtvolkumenhait, rechter wissen und aigner bewegdnus wissentlich und in craft dits briefs, und maynen, setzen und wellen von obbemelter unser röm. ksl. machtvolkumenhait, daz die gemelten Bm. und rate der stat Nüremberg, ire nachkumen, auch undertanen, ambtleut und zuegehorigen hinfür bey obgemelter unser absolucion und emphahung in unser und des Reichs huld und gnad gestracks und gesichert beleiben, wider sy, ire leib, hab oder gueter gedachts ubergrifs oder einicherlay obgemelter handlung halben durch unsern und des Reichs gegenwürtigen und einen yeden künftiglichen camerprocuratorfiscal oder yemands andern nichts gehandelt, fürgenumen oder procedirt werden solle noch mög in dhain weyse.
[3.] Gebietet allen Obrigkeiten im Reich, dem gegenwärtigen und dem künftigen Kammerprokuratorfiskal sowie allen Untertanen im Reich und in den Erbländern unter Androhung schwerer Ungnade und Strafe, Bm. und Rat von Nürnberg, deren Amtleute und Untertanen bei dieser Freisprechung bleiben zu lassen, nichts gegen sie und ihre Besitzungen zu unternehmen und ihnen überall freies Bewegungsrecht zu gewähren.