Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Wunsch nach einer Formulierungsänderung oder -ergänzung; [2.] Wunsch nach einer Formulierungsänderung und ausführlichen Begründung; [3.] Betonung der ksl. Weisungskompetenz gegenüber dem Reichskammergericht im vorliegenden Friedbruchfall; [4.] Bedenken gegen die Vorschläge zur Ladungszustellung und zum Geleit; [5.] Forderung nach Beibehaltung der vorgesehenen Regelung in Sachen Purgation; [6.] Gefahr des Mißbrauchs der Purgationsmöglichkeit durch Personen, die unwissentlich Knechte für einen Friedbruch leihen; [7.] Konformität dieses Punktes der Kommission mit dem Landfrieden und der Reichsordnung, Bereitschaft zur Änderung auf Wunsch der Reichsstände; [8.] Formulierungsvorschlag zur Ächtung von Verweigerern des Purgationseides; [9.] Wunsch nach Beibehaltung der im Kommissionsentwurf vorgesehenen Regelung; [10.] Argumente gegen die Änderungsvorschläge in Sachen Einziehung der Güter und Lehen von Friedbrechern ohne Beteiligung der Geschädigten; [11.] Vorschlag zur Purgation des Kunz Schott; [12.] Wunsch nach Beibehaltung des Wortes summarie; [13.] Wunsch nach Beibehaltung des Schlußartikels des Kommissionsentwurfs; [14.] Vorrang der Bestrafung Schuldiger vor dem Schutz etwaiger Unschuldiger, Hoffnung auf baldigen Beschluß der vorgesehenen Reichshilfe, Bereitschaft zu näherer Erläuterung dieser Stellungnahme.
[Köln], 25. August 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 83b-90a, Kop.
Unterrichtung auf der stende jüngst verordenten gemachte verzaichnus, ksl. Mt. commission in bambergischem handel betreffend [Nr. 1036], die also gar getreuer guter maynung und gemeltem ausschus nit zu unglimpf, sunder zu noturft des handels begriffen ist und uf der stende begere ine ubergeben wirt. Und ist den stenden uberantwort am mitwoch nach Bartholomei Ao. etc. 12 [25.8.12].
[1.] Nemlich uf den ersten gemelts ausschus artikel, darinnen fur gut angesehen wirt, das wort „stracks“ in der commission zu endern etc. [Nr. 1036 [1.]]. Nun wirt dasselbig wort allain narrationweis gemelt und [ist] nit sunders daran gelegen. Aber damit deshalben des Reichs ordnung nach gleicher am selben ende narrirt werde, wo dann solch wort „stracks“ für mangelhaftig bewogen, so mag man an desselben worts stat und dreyer worter darnach dise nachvolgende wort setzen „mit denuntiation, execution und einpringung solcher pene und ander straf durch uns oder unser ksl. camergericht strenglich und unableslich procedirt, furgenomen und gehandelt werden soll“. Und solche obgemelte wort werden funden in der ordnung zu Augspurg unter der roberic „Von pen der uberfarer solcher ordnung und abeschieds“.1
[2.] Item als im andern artikel solcher verzaichnus angezaigt wirt, wie in der commission gemelt, „das sich alle solche nachgemelte person on alle weitere gegenwere, auszug und behelf etc.“, und stet ir gutdunken, das solchs ausgelassen oder darzugesetzt wurde „on allerlay ungepurlich gegenwere oder frevenlich auszug und behelf etc.“ [Nr. 1036 [2.]]. Und dieweil dann die obgemelten wort auf diejenen, so sich purgirn, sollen ziehen, damit dieselbig purgation on verlengerung geschee, so sein sie nit on grundt [= begründete], gut ursach in die commission gesetzt und sunderlich aus nachvolgenden bewegnussen, nemlich, so gibt der landfrid, wie sich solhe verdachte person, die aus redlicher anzaigung in verdacht steen, purgirn sollen, auch wie man die verkündung zu solcher purgation an zweyen oder dreyen enden anschlahen mag.
Dweil dann unzweyfenlich offenlich teter einer nit in bambergischer, sunder würzburgischer gefengnus ligt, auch uf ksl. Mt. begere ine durch die Würzburgischen solchs gefangen besag verlesen und versigelt zugeschickt ist, darinnen solche person, so als verdacht zu purgirn furgenomen, als mitteter und verwürker angezaigt sind, so were ganz on not, denselben verdachten allererst zuzulassen, gemelts redlichen verdachts verkündigung oder ander sachen halben auszüglicherweise zu disputirn, sunder gebüret der ksl. Mt. als dem haubt, auch den stenden, irer Mt. zu raten, solche unnotturftige verlengerung mit den worten, wie in der commission davon gesetzt ist, abzuschneiden.
So ist auch nunmals bey vierzehen wochen, das der angezogen fridbruch geübt und der gemelt gefangen teter alspald nach der tat einkomen, auch desselben urgicht nicht haimlich, sonder ganz offenlich, wie sein ksl. Mt. und die stende zum tail wissen, gebraucht und angezogen. Darumb mitnichten versehenlich oder glaublich, das dieselben den besagten tetern verporgen sey, und gar leichtlich zu ermessen, wo etlich derselben besagten solchs fridbruchs unschuldig weren, sie hetten on allen zweifel so lang bishere nit behart, sunder sich deshalben uf disem reichstag bey ksl. Mt., den stenden oder Bamberg entschuldiget. Das aber bis uf disen tag auch nit gescheen und daraus wol verstanden werden mag, das sie des besagten fridbruchs dester gewislicher und unzweifenlicher schuldig sein und mit gemeltem furnemen der purgation gegen inen nit gefelt oder geirt werden mag. Und welcher unschuldig were, des sich doch in disem fall aus gemelten glaublichen, unzweifenlichen anzaigungen mitnichte zu ersehen, der het kain andere straf, dann das er sich solchs merklichen grossen leumunts und besagung mit dem aid benemen. Das dann gemainem rechten, dem landfriden und reichsordnung gemes ist.
Als aber der gemelt jüngst ausschus meldet, den obbestimbten worten, wo die in der commission besteen sollen, anzuhenken „on allerlay ungeburlich gegenwere oder frevenliche auszuge und behelf etc.“, mit disen worten kan oder mag obgemelte besorgte geferliche verlengerung nit furkommen und abgeschnitten werden, wann welcher sich geverlicher auszüge gebraucht, der gicht [= sagt] nit, das die ungeburlich oder frevenlich sein, ehe dann der richter durch gestelt kuntschaft und ander der parteien einpringen solch frevel oder ungepurlichait erfindet. Das gebrauchet lange zeit, und sonderlich am camergericht, do haufet sachen hangen, wie dann in gleichen vellen etlich mal durch erfarung befunden worden ist, welche verlengerung nit allain den belaidigten und beschedigten, sunder zuvorderst ksl. Mt. und dem hl. Reich und allen stenden an disem offenbarn posen, grossen handel verechtlich und schedlich ist. Aus dem allen und andern guten versehen, umb kurz willen zu setzen unterlassen, die commission an nechstgemeltem ende zu grosser noturftiger fürdrung des handels pillich und füglich ungeendert pleibt.
[3.] Item als in gemelter verzaichnus weiter furgeschlagen wirt, wie das camergericht solcher sachen on das ordenlich richter sein, das darumb demselben camergericht aller solcher bevelh als ordenlich richtern und nit als commissariern von ksl. Mt. gescheen sollte [Nr. 1036 [3.]], dagegen wirt angezaigt, das solcher sachen nit allain das camergericht, sunder auch on mittel ksl. Mt. ordenlicher richter sein mag, als sich das in erclerung der purgation, zu Augspurg gesetzt, lauter erfundet. Darumb auch ir Mt. den verdacht, [der] zur purgation gnugsam gehort, erfunden und angenomen hat. Aus was ursachen solt oder mocht dann irer Mt. solchs oder aber, das ir Mt. das camergericht zu der ubrigen handlung von irer Mt. wegen als commissarier fuglich nicht wenden mocht, abgeschnitten werden? Und wo solche verenderung geschee, so were alles das vergebenlich, das bisher vor ksl. Mt. statlich und grüntlich furbracht, gehandelt und angenomen ist, und must die sachen allererst ganz neuer ding vor dem camergericht angefangen werden. Daraus dann merklicher nachtail des handels, verlengerung, verachtung und nachtail, als vorstet, volgen wurde. Das pillich nach aller möglichait abgeschnitten würde und [es] bey gemelter commission pleibt.
Als aber in gemeltem dritten artikel weiter angehangen ist, wie nyemants benennt sey, auf des anrufen solch ladung und citacion ausgeen, und darumb die jüngstverordenten rete einer nichtigkait besorgen, so nun in der ladung oder citation die commission eingeleibt, so wurd daraus wol verstanden, das ksl. Mt. aus hochstem ksl. ambt, eigner bewegnus und auf bambergische clag, die citation und ladung ausgeen zu lassen, bevilht und nit versehenlich, das solchs mit grund nichtig geacht werden moge. Aber Bamberg mag leyden, das dem camergericht als commissarien in bester, bestendigster form von ksl. Mt. mit sundern worten bevolhen werde, alle solche handlung anstat ksl. Mt. von ampts wegen zu tun.
[4.] Item als im vierten artikel gemelter rete verzeichnus fur gut angesehen wirt, das neben dem offenlichen anschlahen der citation, wie in der commission gemelt, wo die verdachten oder ire heuser zu finden, das ine doselbsthin sunderlich citation zugeschickt würden etc. [Nr. 1036 [4.]], solcher ratschlag mag in dem, das den verdachten solch citation in ire heuser geschickt würden, aus uberflüssigkait zugesprochen nit pos sein, aber ir person werden sich on zweiyfel damit nit finden lassen. Solt man dann in die commission setzen, wo man sie personlich finden mocht, ine die citation zu uberantworten, so mocht solchs ain neue disputation gepern, also das die citirten nochmals sagen mochten, sie hetten der citation kain wissen gehabt und nit gesteen wolten, das ir person nit zu finden gewest weren, wie sich dann die leut, die rechtliche straf fliehen, mancherlay behelfen. Darumb und zu abschneidung solcher geverlicher disputation wirt darfurgehalten und nit gezweifelt, so das anschlahen der citation laut der commission geschicht und darzu solche citation in der verdachten behausung, wo sie die haben, auch geschickt werden, das solchs gnugsam und nit geprechenlich sey, doch wo an der verdachten heuser die citation nit angenomen würden, das solche ladung nichtsdesterweniger entlich craft hette.
Wes dann demselben artikel durch die verordenten rete des glaits halben weiter angehangen [ist], ist dagegen zu vermerken, das ksl. Mt. die ganzen form solchs glaits aus guten ursachen und sonderlich darumb, das camerrichter und beysitzer deshalben iren form selbst wissen, in der commission nit hat einleiben wollen. Und bestet deshalben wol, wie in der commission davon gesetzt, wann der verordenten rete zugesetzte wort, den verdachten gnugsamlich und nach aller noturft sicherhait und glait zu geben, mochten disputation gebern, das ein yeder umb geverlicher auszug willen furwenden möcht, er were durch richter und beysitzer des camergerichts nach inhalt der commission nit gnugsamlich und nach aller noturft versichert und verglait und darumb zu erscheinen nicht schuldig. Wo aber ye, wiewol on not, besorgt wolt werden, als solt der camerrichter und die beysitzer solch glait nicht gnuglich machen, so mocht yetzo alhie durch ksl. Mt. rete und die stende deshalben ein lautere, zimliche copei gestelt werden, wie solch glait lauten solt.
[5.] Item als die verordenten rate im funften artikel melden, als solten die wort der purgation, in der commission verleibt, im landfriden oder declaration derselben nit begriffen und gesetzt sein etc. [Nr. 1036 [5.]]. So nun der erst artikel des landfriden unter der roberik „Vom fridbot“ und dann darzu die declaration der purgation halben, nachmals zu Augspurg gesatzt, aigentlich angesehen, so werden darinnen alle die worter funden, so der purgation halben in gemelter commission gesetzt sind. Darumb es pillich dabey pleibt.
[6.] Item als in der verordenten rete sechsten artikel mit kurzen worten berürt wirt und der maynung, als es verstanden wirt, ist, welcher knecht bey dem bambergischen glaitsbruch gehabt und sich purgirn mocht, das er in verleyhung solcher knecht nit gewist hette, das die zu ainem fridbruch solten gepraucht werden, das er dann damit solt zugelassen, auch demselben in der purgation nicht aufgelegt würde, das er die knecht zu irer widerkunft und erfarung des fridbruchs angenomen und nach laut des landfriden und reichsordnung gegen inen gehalten hett etc. [Nr. 1036 [6.]]. Nun ist in gemelter commission aus guten, gegrünten, milten ursachen denjenen, die knecht bey der tat gehabt, aufgelegt, sich zu purgirn, das sie in solcher verleyhung nit versehen hetten, das die zu ainem fridbruch gepraucht werden solt. Des sich kain unschuldiger mit pillichait zu beschwern hat. Aber oft wirt gehort, das die unzweifenlich, offenlich fridprecher ganz widerwertiger weis den landfriden und des Reichs ordnung ye fur sich ziehen wollen, der maynung, das diejenen, so sie unschuldiglich beschedigen, durch etlich geschickt, irs gefallens furgewendt, davon in die acht gefallen sein sollen und an irem leyb und gut nyemand freveln, und man solt derselben nit glaiten mogen, als dann in disem vall des bambergischen glaitbruchs von der angemasten haubtsach dergleichen auch furgeben wirt. Solt nun den verdechtlichen personen die purgation auf ein wissen des fridbruchs gestelt werden, welcher dann von denselben die tat gewust, stund alsdann uf seinem gewissen und erkentnus, ob er dieselben gewisen tat fur ainen fridbruch halten wolt oder nit. Darinne doch dieselben, also entlich zu urtailn, parteysch und ganz verdechtlich weren, und man mocht keinen in die acht verkunden, er erkennet dann selbst, das die tat, die er geubt oder darzu geholfen het, ein fridbruch were. Daraus dann solche merkliche geverlichait und myßprauchung volgen würde, das die purgation im landfriden und des Reichs ordnung, sunderlich gegen denjenen, die, als obstet, durch die iren zu fridbruch dienen, ganz und gar umbsunst gesetzt were, und mochten sich alsdann die andern, so personlich darzuhulfen und dienten, nit weniger dergleichen in der purgation auch behelfen wolden. Und ist furwar ganz on not, den fridprechern den landfriden und des Reichs ordnung in disem und dergleichen fellen mer dann verlocheret und leichter zu machen, sunder erfordert gar vil mer die noturft, dieselbigen ordnung und gesetz noch mit mererm ernst, dann bishere gepraucht ist, zu bekreftigen und bevestigen, so man anderst frid und recht im hl. Reich haben und erhalten will. Dem allem nach ist in der commission denjenen, so durch ire knecht gedient haben, zum allerwenigsten gnug zugelassen, und mag dasselbig wort „versehen“ mit kainem fug oder pillichait in das wort „wissen“ verwandelt werden, als ein yeder aus obberürten und andern guten ursachen statlich zu ermessen hat.
Ob sich dann einer in verleyhung seiner knecht kaines fridbruchs zu uben versehen hette und sich deshalben, als vorgemelt ist, mit gutem gewissen purgirn mocht und doch dieselben verlyhen knecht wider zu im kommen und er das auf erfarung des fridbruchs nach vermoge des landfriden und reichsordnung nicht angenomen und strafet, so würd in solchem landfriden und reichsordnung gar lauter und offenbar erfunden, das sich dieselben unterlassen solcher schuldigen moglichen straf des geübten fridbruchs tailhaftig und verwürklich machen. Darumb dasselbig stück in der commission auch gar zimlicherweis fursehen und gesetzt ist und pillich also steen pleybt, es wollen dann ksl. Mt. und die stend deshalben ein neue, merere, gemeine milterungerclerung machen. Das mus sich Bamberg wie ander stende auch genügen lassen.
[7.] Uf der verordeten rete sibenden artikel [Nr. 1036 [7.]] mag mit gutem grund angezaigt werden, das deshalben in der commission dem landfriden und reichsordnung nichts widerwertigs gesatzt ist, wann solche gesetz, so die allenthalben recht angesehen, verpieten, dawider in kainerlay weis, haimlich noch offenlich, zu tun noch selbs andern zu tun bevelhen. Wo aber durch die stende fur gut angesehen würd, die wort der commission am selben ende obgemelten sibenden artikel gemes zu setzen, das ist kainer sundern disputation oder strits bezerta, sonder mag wol dabey pleyben, doch das in der commission mit sundern worten gemelt wirt, unter welcher robriken der ordnung zu Augspurg solcher artikel, darauf sich die amtleut purgirn sollen, finden und domit nicht geirt werde oder aber das man von worten zu worten in die commission leyb [= einfüge].
[8.] Item als die verordenten rete zum achten in ainem angezogen artikel der commission, etwavil wort, daran gelegen ist, zu verendern, furgeschlagen haben [Nr. 1036 [8.]], welche verenderung mit dem landfryd und reichsordnung in mere dann in einem stück wol mocht abgelaint werden, das aber lenge und weitleuftigkait gebere. Damit dann in solchem artikel uf das nechst bey den worten des landfriden und reichsordnung und sunderlich, wie der purgation halben zu Augspurg erclerung gescheen, bleiben werde, so mag man den setzen, als von worten zu worten hernachvolgt: „Undb welche aus allen obgemelten verdachten personen, gemeinlich oder sunderlich, sich vorangezaigter entschuldigung mit dem aide in ainichen wege widert[en] oder uf vorgemelte euer vertagung nit erscheinen wolten, das sie doch zu tun schuldig und hiemit verpflicht sein sollen, so sollen sie alsdann durch solch ir widersetzen und ungehorsam in die acht und verprochung unsers landfriden gefallen sein und darauf durch euch an unser stat denuncirt und verkundt werden sampt Gotzen von Berlichingen, der sich gemelter missetat als ein haubtsacher selbst bekennt und offenlich ausschreibt, auch gegen denselben und allen denjenen, so vorgemelten tetern mit der nam oder zu und von der tat wissentlich hilf, rate, beystand, furschub, unter- und durchschlaif, essen, trinken oder ander vergünstigung geben oder getan oder sie gehaust, geherbergt oder enthalten haben oder solchs gemeinlich oder sunderlich den verkunten echtern nochmals tun würden, und [gegen] der aller leyben, haben und gütern handelt, furnemet und procediret, als sich das gegen unsern und des Reichs offenbarn echtern und fridprechern zu tun gebürt und die noturft erfordert. Der wir euch dann obgemelter massen hiemit auch von röm. ksl. machtvolkummenhait unser macht und gewalt sonderlich und gnugsamlich gegeben und mit ernst, alles uf das furderlichst summarie und on allen verzug zu procediren, furzufaren und zu handeln, bevolhen haben wollen, und das ir andrer ordnung der procuratores in solhem fall nit stat gebet.“
Nota, wiewol das obgemelt wort „summarie zu handeln etc.“ durch die verordenten rete angefochten und deshalben etliche andere worter zu setzen furgeschlagen wurden, so erfindet sich doch in der erclerung des camergerichts, zu Augspurg gemacht unter der robriken „Das ein yede partei soll auf den ersten termin gehort werden etc.“, clerlich also gesetzt: „In sachen, den fridbruch betreffend, darin soll die anrufend partei zu aller zeit gehort, auch in solchen sachen summarie furderlich on allen verzug procedirt und furgefaren und die angezaigt ordnung der procuratores in solchem auch nit stat haben.“2
[9.] Uf den neunten verzaicheten artikel [Nr. 1036 [9.]] wirt geantwort, dweil, als vorstet, camerrichter und die beysitzer, so er dazumal gehaben mag, als commissarier handeln sollen und mogen, so ist nit wider die ordnung, ob nach laut der commission der camerrichter vil oder wenig person bey im hat. So hat auch ksl. Mt. gut macht, sunderlich in disem fall des fridbruchs, unangesehen der vacanz oder zeitlichen feyer, gerichtlich handeln zu lassen. Es geit [= gilt?] auch die erclerung des camergerichts zu Augspurg im artikel, davon ob gemelt, das die anrufend partey in sachen, den fridbruch betreffend, zu aller zeit gehort, auch in solchen sachen summarie furderlich und on verzug procedirt und furgefarn werden soll, zudem, das sich versehenlich numals die vacanz vor erscheinung der geladen person enden mog. Darumb von solchem artikel abermals dester weniger zu disputirn not und pillich pleibt, wie der in der commission gesetzt ist.
[10.] Im zehenden verzaichenten artikel regen die verordenten rete an, vil merklicher, wesenlicher stuck in der commission aussen zu lassen und zu endern [Nr. 1036 [10.]], on die doch Bamberg und den beschedigten die acht allain zu nachtail und den fridprechern zu gut keme, als dann solchs in gemeltem artikel der commission zum tail angezaigt und verursacht ist. Und mag mit grund nit eingezogen werden, das solche artikel dem rechten verstand des landfriden und reichsordnung wider und ungemes sein, wann der ganz landfriden und des Reichs ordnung ist darumb gemacht und nit anderst gemaint oder zu versteen, dann das die fridprecher unverschont ires leibs und guts strafe empfahen und sich die belaidigten und beschedigten daraus hilf und ergetzung ires schadens trosten sollen. Solt nun auf die acht volgen, das ein yeder, dem das ebent, wider der belaidigten und beschedigten willen der echter aigne hab und güter einnemen und verteydigen mocht, so würd on zweyfel daraus volgen, wie dann oftermals in gleichen vellen durch erfarung befunden, das ander leut ehe dann die beschedigten solcher echter güter ine zu gut einnemen und verteydigen würden. Und konnt solcher nachtail durch der rete furgeschlagen artikel, zu Augspurg aufgericht, wo die geverlichen einnemen der erclerten echter güter strafpar sein sollen, nicht furkommen werden, nachdem kein solcher einnemer, ob es wol an im selbst gründlich und war were, gesteen würd, das er solch einnemen wider obgemelten artikel den eltern zu gut getan hett, wie oder in was langer zeit wer dann Bamberg oder andere belaydigten und beschedigten moglich, solich verwürklich, streflich einnemen entlich ausfindig zu machen? Und mochten nichtsdesterweniger dieselben echter sich mit iren personen an ende, do sie sicher wern, tun, Bamberg und andre beschedigt mit weitern fridbrüchen beschedigen und benotigen, und würde alles ir gut durch die einnemer verteidingt und beschützt. Das also ein sunderliche grosse sterk und hilf der fridbrecher und verderblicher nachtail der unschuldigen cleger und beschedigten were und darumb nit allain wider gemaine ksl. recht, des Reichs landfriden und ordnung, sonder auch wider die vernunft und alle gotliche und menschliche, gemeinnütze gesetz erkannt werden müst.
So auch der artikel, zu Augspurg gesetzt und in obgemeltem furslag der rete angezogen, recht besichtigt und ermessen würdet, so erfindet sich lauter daraus, das ksl. Mt. darinnen ernstlich setzt, ordent und gepeut, das nyemand der erclerten echter güter uf ubergeben oder von im selbst den fridbrechern und echtern zu gut einnemen soll. Wo es aber darüber geschee, erclert ksl. Mt., das solch zustellen, eingeben oder einnemen den erclerten echtern oder fridprechern unfurtreglich und unsteurlich sein, auch des nit genyessen noch freyen und dieselben einnemer mit der tat in die acht und ander pene, wider die fridprecher gesetzt, gefallen sein und also darauf denuncirt und erkannt werden sollen. Wo aber solch verboten einnemen und verwürken furderlich und unverzogenlich ausfündig gemacht werden mog, davon geschicht in solcher satzung kein sunderlich anzaigung. Darumb, wiewol derselbig artikel vorlangst gesetzt und seythere, als ksl. Mt. und den stenden nachmals offenbar und kundig worden, vil uberfarn ist, so hat doch bis auf disen tag keiner solche uberfarung und verwürkung ausfüren mogen. Dann was sich des ye zu zeiten nach gerichter sach mit widerabtretung der echter guter offenlich bescheint und erfunden hat, eben also würde yetzo in disem vall, wo das durch ksl. Mt. in der commission und sunderlich mandaten nit furkommen, auch geschehen.
Solte dann Bamberg solch geverlich einnemen ausserhalb rechtens anziehen und sein noturft mit der tat dagegen handeln, so würde ime dadurch krieg und gezenk nit gemindert, sunder der unfrid gehaufet. Wie kan oder mag auch soliche verbotne, offne, myßprauchte, hochstrefliche geverlichait und entliche offenbare zurüttung des landfriden und reichsordnung gewislicher und pas und on aller unschuldiger schaden und nachtail furkommen werden, dann das nyemand ausserhalb ksl. Mt. verordenten hauptmans und Bambergs als des belaydigten clegers willen, wie dann in der commission gesetzt ist, der erclerten echter guter, so vor der tat nit lehen gewest, einnemen, und hat nyemand ursach, sich aus ainicher pillichait des zu besweren oder zu beclagen. Aus dem allem diser artikel pillich, wie in der ksl. commission gesetzt, pleibt und not ist.
Aber sovil in solchem des ausschus zehenden verzaichenten artikel das einnemen der lehengüter antrifft, ist war, das die wort des landfriden also lautend, das die lehen, sovil der uberfarer gebraucht, den lehenherren verfallen und sie dieselben lehen oder denselben tail, solang der fridprecher lebt, im oder andern lehenserben zu leyhen oder seinen tail der abnutzung volgen zu lassen, nicht schuldig sein soll, alles laut desselben artikels N. Und wiewol obgemelter artikel mit sundern worten nit austruckt, das die uberlaufend abnutzung solcher lehenstück in disen vellen den beschedigten clegern volgen sollen, so wurd doch darinnen auch nicht ausgetruckt, das der lehenherr dieselbigen uberlaufenden abnützung fur sich behalten soll, sonderlich, so cleger vorhanden sein, dann man aus aller pillichait ergetzung irs schadens von den fridprechern verhelfen solle. Vyl weniger ist damit gemaint, den fridbrechern solche abnutzung zu beschutzen und furzusetzen, bis sie die unschuldigen beschedigten irs gefallens benotigen und dringen mogen, als oft und vyl erfaren ist. Und kan on zweyfel solch gesetz des landfriden nicht anderst dann allain darauf gegründt verstanden werden, das der lehenherr durch des fridprechers verwürken an den gründen seins aigentumbs durch ander leut einnemen nit unschuldig nachtail leyden. Und was also solcher uberlaufenden abnützung halben im landfriden mit lautern worten nit gesetzt wirt, das mag und soll pillich sunderlich von ksl. Mt. als dem obersten weltlichen haubt und prunnen der gerechtigkait rechter, guter vernunft gemeß, darauf alle gesetze gegründt, dem hl. Reich und gemainem nutz zu gut zu erhaltung fridens und rechtens geordent oder erleutert werden, als dann nachmals in etlichen geclagten fellen, den fridbruch nit betreffend, zu Augspurg ein ander artikel gesatzt ist, so yemand von schuld oder ungehorsam wegen in die acht keme, das alsdann derselben lehengüter jerliche abnützung der lehenherr, sovil derselben uber notürftige versehung und bestellung solcher güter uber werden, dem cleger raichen und volgen lassen solle, solang der echter in der acht ist, laut desselben artikels.3
So nun vil frommer, unschuldiger leut in vorgemeltem fridbruch merklich und hoch und etlich verderblich beschedigt sind, wer wolt oder konnt dann mit guter vernunft und gewissen anfechten und sagen, das in disem vall denselben beschedigten nit als pillich ergetzung von gemelten uberlaufenden abnützungen der lehengüter, dieweil die teter in der acht wern, geschehen solte, als ob die acht aus sachen, den fridbruch nit betreffend, gevolgt hette. Aber warlich und aus aller pillichait mag ein yeder vernunftiger erkennen und sprechen, das solchs in disem fall noch pillicher geschee, und wurd damit ein sunders grosse notige geverlichait abgeschnitten, das sich die echter des nit getrosten und die acht dester mer verspot und geringer gewegen mogen, der maynung, das ine ir lehenher solche lehengüter beschützen und die abnützung so lang, bis sie die cleger ires gefallens weiter beschedigen und betrangen, fursparn oder aber ine haimlich volgen lassen werde. Und mogen solche echter also, so ine gemelter unpillicher trost abgeschnitten würde, vil dester ehe zu gehorsam und pillichait pracht werden. Dem allem nach die ksl. commission deshalben den gemainen rechten nach pillichen verstand, willen und maynung des landfriden und reichsordnung ganz gemes, gemeinnützig, hilflich und loblich gesatzt ist und pillich also bleibt und erstreckt wirt.
Solt dann, wie in des ausschus vorgemelten zehenden artikel angezaigt, die ordnung des gleichmessigen, entlichen, furderlichen austrags, ob irrung entstünde, was vor geübter tat lehen gewest und eingenomen wurde, in der ksl. commission gesetzt, unterlassen pleiben, ist leichtlich zu ermessen, das ein yeder lehenherr, der die teter, im verwandt, gonstig [= begünstigt], alles ir gut im und den echtern zu nutz fur lehen anziehen, einnemen und beschützen würde, und sonderlich, so den beschedigten die uberlaufend abnützung auch nit volgen solte. Wo dann Bamberg solchs mit der tat anfecht, haufet abermals irrung, krieg und enpörung, als vor auch gemelt ist. Darumb gemeltem furschlag nach die acht nyemand dann allain den lehenherren und den fridprechern zu gut und den unschuldigen beschedigten clegern zu schaden, verderben und nachtail, wie vor in andern artikeln auch clerlich davon gemelt ist.
Desgleichen auch, solt laut der commission durch ksl. Mt. nicht verordent werden, so der lehenherr mit einnemen seins aigentumbs laut der commission seumig würde, das alsdann der ksl. haubtman solchs tun mochte, so wurde daraus volgen, was ein fridprecher fur bevestigte lehenstück mit gewalt zu behalten verhoffet, der wurd er sich den clegern zu nachtail geprauchen. Und so dann ksl. Mt., die stende und beleydigten gros mühe und kosten darauf gelegt hetten, solch bevestigt lehenstück zu erobern, alsdann und nit ehe mocht der lehenherr solch lehenstuck und was im eben were, einnemen und beschutzen. Darumb, solt der landfrid und des Reichs ordnung solcher widerwertiger weis verstanden und zu myßprauchen gestelt und nit furkommen werden, so würd unpillich darinnen gemeldet, das solche lobliche gesetz dem hl. Reich und gemeinem nutz zu wolfart und zu gut, sonder vil mer zu grossem, merklichem nachtail, schaden und ubels gemacht weren. Das doch in kainen weg zuforderst ksl. Mt. als allergerechtesten Ks., auch Kff., Ff. und stende wyll, gemüt und maynung nye gewest und noch nit ist, und darumb on zweyfel auf alle vorgemelte gegrünte bericht ein yeder, der ere, frid und recht liebt, darzu raten, furdern und helfen und das ksl. Mt. alle solche erfundne myßpreuch nach anzaig irer commission zum hochsten und besten abschneid und furkeme.
[11.] Item zu abschneidung des ausschus fursorg, in irem aylften artikel gemelt [Nr. 1036 [11.]], mag, wo uf solcher fursorg bestanden würd, umb weniger disputation willen des Schotten entschuldigung halben in der commission vor dem beschlus solchs artikels gesatzt werden, so er sich laut des gebots, davorgemelt, Gotzen von Berlichings eingenomen guter nit entschlahen, sich alsdann uf den bestimbten tag laut des angezogen artikels, deshalben zu Augspurg aufgericht, zu purgirn oder aber, wo er in solchem ungehorsam erscheinen oder die purgation nit tun würde, sich alsdann des andern tags darnach durch solch sein ungehorsam in die acht gefallen sein, wie sich gebürt, denuncirn und verkünden sehen und horn, damit also uf das nechst bey den worten gemelts artikels, zu Augspurg aufgericht, in disem fall pleiben werde.
[12.] Item als in des ausschus zwolften artikel das wortlein „summarie“ zu handeln abermals angefochten ist [Nr. 1036 [12.]], dagegen wirt umb kurz willen verneut, was deshalb vorn in andern artikeln davon geschriben stet. Daraus gnuglich zu ermessen, das solch wort „summarie etc.“ an disem ort auch pillich ungeendert pleibt.
[13.] Item als in des ausschus dreyzehenden artikel fur gut angesehen, der artikel anfahend „Ob auch in diser unser ksl. commission etc.“ [Nr. 1036 [13.]] bis auf die wort, von der sigelung sagende, genzlich herausbleibe etc., darauf geantwort, so die commission fur zimlich zugelassen würd, so mag yetzgemelts angezogen artikels, in der commission gesetzt, nyemand kain pillich beschwerd furbringen, und werden allain damit frevenlich, mutwillig disputation, die yemand ungegrundt wider die zulessigen commission zu geverlicher verlengerung der sachen tichten, furnemen und gebrauchen mocht, abgeschnitten. Darauf sich dann derselbig artikel, wie daraus erfunden, grüntlich und entlich zeucht, auch also fuglicher-, gepürlicher- und noturftigerweis in der commission steen pleibt.
[14.] Und als der ausschus im beschlus meldung tut, wie sie alle vorgemelte ir anzaigung also im pesten und nit der maynung, das die schuldigen darmit gesteurt, sunder allain, ob yemand unschuldig, nit ubereylt werde und also uf verpesserung der stende betracht haben etc. [Nr. 1036 [14.]], darinnen wirt vermutet, das solchs also durch den ausschus guter maynung gescheen, desgleichen, was hierinnen allenthalben zu ableynung etwavil irer besorgnus gesatzt, auch nicht anderst dann im allerpesten zu handhabung frides und rechtens gemeint und angezaigt ist, wann Bamberg nit weniger dann der gemelt ausschus gar ungern yemand unschuldigs ubereyln und beschwern wolt. Aber solcher fristung in disem fall aus offenbarn und vorangezaigten ursachen ganz on not und vil mer zu gedenken und furzunemen ist, wie die schuldigen gestraft und zu pillicher widerkerung der unschuldigen beschedigt[en] bracht und damit andern exempel geben werde, dergleich myssetat furter zu vermeyden. Darumb wyll sich Bamberg genzlich verhoffen, darauf die geboten hilf furderlich und statlich volge und yetzo alhie also entlich geordent, angelegt und beschlossen werde. Das erpeut sich Bamberg, umb ksl. Mt. mit schuldiger undertaniger gehorsam, auch Kff., Ff. und stende freuntlich zu verdienen, zu vergleichen und zu beschulden.
Und ob in diser verzaichnus Bambergs bericht oder leuterung zu tun weiter not sein würde, bitt Bamberg, ime solchs anzuzaigen, so solle deshalben auch nit mangel sein.