Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Gefährdung des geplanten Reichstags und der Reichshilfe für den Krieg gegen Venedig durch den Erfurter Streitfall; [2.] Aufforderung des Ks. an Kf. Friedrich zum Stillhalten gegen Erfurt bis 25. Juli; [3.] Wiederholung des ksl. Ersuchens an die Hgg.; [4.] Verbleib der ksl. Gesandten bei den Hgg. bis zu deren Zusage; [5.] Bei Weigerung Frage nach dem vorgesehenen Beginn ihres militärischen Vorgehens gegen Erfurt.
Würzburg, 24. Februar 1512
Orig. Pap. (p.r.p.; c.d.i.p.): Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 51a-53a.
Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 81a-82a.
Instrucion, was unser getreuer, lb. Wilhalm von Wolfstein, unser rat, pfleger zu Wolkersdorf, und Georg Kierchmüller, unser secretari, bey den hochgebornen Friderichen, des hl. röm. Reichs erzmarschal, und Johannsen, auch Georgen, unserm und des hl. röm. Reichs ewigen gubernator der Friesland, und Heinrichen, gebrüdern, Hgg. zu Sachsen, Landgff. in Doringen und Mgff. zu Meissen, unsern lb. ohmen, Kf., Ff., stathalter und reten, von unsern wegen werben und handeln sollen.
[1.] Anfenglichen sollen sye inen nach uberantwortung unsers credenzbrief1 unser gnad und alles gut sagen und darnach erzelen: Als sich zwischen ytztgemelts unsers lb. oheimen, Kf., stathalter und rat Hg. Friderichen an einem und der stadt Erfurt anderstails merklich irrung und zwitracht halten, also, wo die nit abgestelt, mochten gross krieg daraus erwachsen und entsteen. Dieweil wir nu dieselben zwitrecht gern hinlegen wollten und darauf mit seiner lieb, als die nechst bey uns an unserm ksl. hof gewest ist, so vil gehandelt, wa die von Erfurt auf unser ausgegangen mandat, so wir inen deshalben zugeschigkt haben, die ausgeboten bürgern, so in seiner lieb schutz und schirm sein, widerumb zu iren guten einlassen, so wollt alsdenn sein lieb solh irrung und zwitrecht auch abstellen und fallen lassen. Sover aber die von Erfurt auf solich unser ausgangen gebotbrief derselben ausgepoten bürgern keinen einlassen werden, sey er endlichen des willens, sye mit gewalt anzugreifen und zu bekriegen. Das uns an unsern und des Reichs furnemen zu grosser zerrüttung und nachtail erdeyen, nemlichen, wo sein lieb yzt solhen krieg anfahen, so möchten wir unsern furgenommen reichstag nit halten, uns würden auch dadurch die hilf von den stenden des Reichs wider unser veynd, die Venediger, entzogen. So haben wir unsere erbland derselben langwerenden krieg [wegen] merklichen erschöpft und entplosset, wie meniglich wissend ist, und möchten denselben krieg ausserhalb des Reichs hilf weyter nit wol underhalten.
[2.] Aus disen erzelten ursachen haben wir an sein lieb weyter begert, obgleich die von Erfurt auf unser gebotbrief die ausgeboten bürger nit einlassen, das er nichtdestmynder unz auf St. Jacobstag nechstkünftig [25.7.12] stillstehn wolle. Aber er hat uns solh unser begeren nit zugesagt, auch nit abgeslagen, sonder sich zuvor mit obgemelten unsern lb. oheimen, Ff. und reten, seinen gebrüdern [Hg. Johann] und vedtern [Hgg. Georg ud Heinrich], wollen besprechen.
[3.] Nu mögen ire lieb aus oberzelten ursachen und artikeln unsern nottorften nach wol erwegen, wo gedachter unser lb. oheim, Kf., stadthalter und rat auf seinem furnemen wider die von Erfurt vorharren, was zurüttung, nachtayl und schaden das uns und dem Reich bringen würde. Demnach so ist nochmals unser gn., freundlich und vleissig begeren an sye, das sye uns hirinnen willfaren und solh furnemen des kriegs unz auf St. Jacobstag schirst anstellen und uns das in ansehen der grossen unser und des Reichs nottorft ye nit vorzeihen noch abslagen. Des wollen wir uns also zu iren lieben entlichen und unabgeslagen vorsehen, vorlassen, auch umb ire lieb gnediglichen und freundlichen beschulden.
[4.] Es sollen auch unsere rat und secretari von inen nit verrücken, sye haben dann auf unser gn. und vleissig begeren ein zusag und vertröstung.
[5.] Wo aber gemelte unser lb. ohmen, Kf., Ff., stadthalter und rete, solh unser zimlich und gn. begern ye vorzeihen und abslahen würden, des wir uns doch in keinen weg zu inen vorsehen, so sollen sich unser rat und secretari an inen aigentlichen erkunden, auf welh zeit, auch in was gestalt und wie der krieg angeen werde, damit wir uns ferner darnach haben zu richten. Das ist ganz unser ernstlich maynung. Geben zu Würzburg, den 24. tag des monats Februarii Ao. etc. 12, unsers reichs im 27. jaren.