Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Sondierungen ksl. Räte bei den Gesandten wegen Vermählung einer Tochter Landgf. Wilhelms d. Ä. von Hessen mit einem Rheingrafen; [2.] Empfehlung entsprechender Gespräche mit Landgf.in Anna und dem hessischen Regiment; [3.] Wunsch der Landgf.in nach Rücksprache bei ihrem Gemahl, ihren Brüdern und den Hgg. von Sachsen; [4.] Zustimmung des Ks.; [5.] Selbständige Rückfrage des Ks. beim hessischen Regiment und den Hgg.; [6.] Unterstützungsbereitschaft der sächsischen Gesandten.
[Trier, 6. Mai 1512]1
Weimar, HStA, EGA, Reg. D Nr. 53, fol. 3a-4a, Kop.
[1.] Es hat ksl. Mt. am nehstvergangen dinstage [4.5.12] den landvogt im Elsaß [Fh. Kaspar von Mörsberg] und Jorigen Goldacker zu uns geschickt und uns sagen lassen, syn Mt. hab vergangener zeit, [eine Heirat] zwischen einem jungen reingraven [wohl: Gf. Johann VII. von Salm (zu Kyrburg)] und Landgf. Wilhelms [d. Ä.] eldsten dochter [Katharina] ufzurichten, furgehabt, solchs mit Hg. Friderich von Sachsen, Kf. etc., gehandelt. Der des sich guten gefallen zu haben vermerken lassen und erboten gehabt, das by den mitformündern, auch den regenten bests fleiß zu furdern. So aber dasselb freulin darunder anderswohin verwendet,2 hett sein Mt. nochmals ein willen darzu, das jüngst freulin [Elisabeth] einem reingraven vermehelt zu werden. Nu wer sein Mt. der sache zu gut [gewillt], mit der mutter, der Landgf.in [Anna], davon zu handeln lassen, wult aber befor gerne wissen, ob dy formunder und das regiment darzu gesynt weren, als sein Mt. sich versehen sein solten, und in dem unser gemüte zu vernemen begert.
[2.] Han wir inen antwurt geben, wir haben wol hiefur vernomen, das in der handelung des furdern mals, sunderlich ksl. Mt. zu eren, gut gefalle[n] und wille furhanden gewesen. Das wir aber zu disem furnemen sullen wissen, ichts vertrostung zu geben oder einicherley zuzusagen, des haben wir keinen befelh oder macht, als sein Mt. achten muge. Nachdem auch unser gn. frau, ir mutter, das freulin us dem land entfrembt und das in irem gewalt hett, bedeucht uns nit unbequem sein, das ksl. Mt. mit ir davon handeln lassen, mocht auch ferner den formundern darumb schreiben, desgleich bey dem regiment suchen lassen. Da seiner Mt. mocht gruntlicher bescheit werden. Kemen wir dan by den handel und funden dene also gestalt, das wir darinnen ichts furderung tun mochten, daryn wulden wir uns als dy willigen erzeigen.
[3.] Solcher antwurt hat ksl. Mt. gut gefallens gehabt, vertrost sich, der handel soll nach seiner gestalt by den formundern und dem regiment keinen apslah haben. Hat daruf zu unser gn. frauen dyselben zwene geschickt, den handel antragen lassen. Hat ir Gn. dene nit allein horen, sondern den Morscheymer [= Johann von Morsheim] darbyhaben wullen. Das hat man gescheen lassen. Hat ir Gn. kurz dy antwurt geben, sy hab noch einen gemahel [Landgf. Wilhelm d. Ä.], ane des rat und wissen, auch hinder irn brudern Hg. Heinrich und Hg. Erich von Brunswig wult sie daryn nichts handeln, und sie in hofnung, ir gemahel und bruder werden zu disem reichsdage herkomen. Alsdann wull sie ksl. Mt., als sie hoff, gute antwurt geben.
[4.] Ksl. Mt. hat das lassen ein antwurt sein und der F.in weiter sagen lassen, ir Mt. sey dem handel geneigt und gemeint, dem entschaft zu verfugen. Wull ir Gn. irem gemahel darumb schreiben, so wull sein Mt. im by eygner botschaft auch schreiben und gerne furderlich antwort haben.
[5.] Solchs han uns dy zwene ksl. geschickten alles gesagt us ksl. Mt. befelh, mit begerung, sein Mt. wull den formundern darumb ein schrift tun uf meynung, iren reten, so sie zu disem dage schicken werden, befelh zu tun, darinnen zu handeln, das wir solche schrift dem regiment und dyselb schrift furter den formundern zuschicken wulden. Dafur han wir gebeten. Also hat man uns des erlassen und gesagt, ksl. Mt. werd dy selbst uberschicken.
[6.] Gestern sein herzogisch ret zu Sachsen herkomen. Dy han unsers gn. H. halben nit sonderlichs befelhs, aber umb hilf, rat und beystant alles vermugens urbutig gewesen. Reckrod [= Hermann von Reckenrode] hat dyselben, als er sagt, in seiner schrift namhaftig angezeigt.