Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Gebot, ihre verzögernde Haltung bei den ksl. Vermittlungsversuchen in ihrem Konflikt mit Landgf. Wilhelm aufzugeben und die von ihnen verlangten Geldbeträge zu zahlen.

Diest, 8. Juli 1512

Orig. Druck (Überschrift: Das ksl. mandat; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt; mit handschriftlichem Beglaubigungsvermerk des ksl. Notars Martin Mewes): Marburg, StA, Best. 2 Nr. 69; Meiningen, StA, GHA, Sektion I Nr. 2136, fol. 45; Wertheim, StA, F Rep. 103, Nr. 1898.1

Kop.: Meiningen, StA, GHA, Sektion I Nr. 2136, fol. 43a-44a.

[1.] Gruß. Edeln, ersamen, andechtigen und lb. getreuwen, wiewol wir euch der anforderung, beswerung und irrungen halben, so der hochgeborn Wilhalm [d. Ä.], Landgf. zu Hessen, unser lblibra (Pfund) . oheim und F., zu und gegen euch tregt, auf den geginwortigen reichstag gein Trier und nemblich uf den 22. des monets Junii nechstverschienen betagt und ervordert, wiewol auch unser rete zu Trier mit euch gehandelt und, als wir bisher gemeint, richtig gemacht, das ir bemeltem unserm lb. oheimen Landgf. Wilhalmen zu bezalung etlicher obligenden schulden, darin er zu seiner underhaltung gewachsen ist, und in anslag der 600 fl. monetgelts, so wir ime verschiener zeit in unser handlung und abschied zu Straspurg bei euch geordent, [2000 fl.] geraicht und bezalt haben solt, dardurch er mit den seinen der heubtsache auswarten mocht, so sein wir doch glaubwirdig bericht, wie ir nit allein auf berurte unser betagung seumig erschienen, auch, als ir ankumen seit, euch der heubtsache nit genahert, sunder die handlunge in gevarlich harr bishere verzogen und, das noch meher yst, gemeltem unserm lb. ohemen Landgf. Wilhelmen, seiner gemahl noch den irn die 2000 fl. nit entricht, mit solchen furworten, das ir von unsern lb. ohemen Kf. und Ff. von Sachsen bevelh habt, dasselb geld nit auszugeben, die sach sey dan weiter gehort und dagegen gescheen, was gescheen sol. Daraus wir euwer meynung nit wol versteen mugen, angesehen, das wir unser ohemen Kf. und Ff. von Sachsen in bedacht der freuntlichen ainigung und vertrag, darin sie mit den Landgff. zu Hessen verpflicht und verpunden steen, nit fur ain gegenpartei in der sach achten und deshalb abnemen muessen, euwer meynung sein, die sach in ferrern verzug zu laiten und derselben end und austrag zu furkomen. Das uns von euch zu verachtung, ungehorsam und misfallen raichet, zusambt dem, das euch von des vorgenanten euwers H. und landsfurstn, auch seiner hochgebornen gemahl und kinder notturft und elend wegen, darinne ir sie erparmlicher gestalt verlast, von mennyglich veil [= viel] gesprochen wirdet. Darumb uns auch als röm. Ks., ober- und lehenherrn des Ft. Hessen, in die sachen zu sehen und darin recht und pillichait zu verfuegen, gepurt.

[2.] Und demnach sein wir aus treffenlichem rate und gegrundten ursachen beweget, zu declariren und zu erklern, als wir auch hiemit tun aus röm. ksl. macht, euch mit ganzem ernst bei vermeydung unser und des Reichs swern ungnad und straf gepitende, und wellen, das ir euch zu der handlung und rechtfertigung der heubtsach gegen unserm oheim und F. Landgf. Wilhalmen, seiner gemalh und den iren in alle weg nahert und gehorsam erscheynet und weyter gevarlich verzug abstellet und vermeydet, inen auch die 600 fl. monetgeld von der zeit seid unser handlung und abschieds zu Straspurg bezalet und sunderlich die 2000 fl. inhalt unser rete jungsten handlung in abslag des berurten monetgelds, damit sie ire glaubiger zufridenstellen und der handlung auswarten mugen, raichet und gebt und euch hierin uns zu verachtung, auch unserm ohemen Landgf. Wilhalmen, seyner gemalh und kynden zu unpillicher beswerung und euch selbs zu schimpf weiter nit ungehorsam beweiset. Das meinen wir ernstlich. Geben zu Tiest in Brabant am 8. tag Julii Ao. etc. 1512, unser reichs des röm. im 27. und des hungrischen im 23. jarn.

Anmerkungen

1
 Dieses ksl. Mandat gab Landgf. Wilhelm d. Ä. den Untertanen und Verwandten des Ft. Hessen in Form eines auf demselben Blatt gedruckten eigenen Ausschreibens, ausgestellt in Worms am 24. Juli 1512, bekannt. Darin wiederholte er auch seine Vorwürfe gegen das hessische Regiment und betonte nochmals sein Recht auf Mitbeteiligung an der Regierung.