Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Fortdauernder ungerechtfertigter Widerstand Bf. Philipps gegen die Lösung Landaus aus der Verpfändung; [2.] Weiterbehandlung der Angelegenheit auf dem kommenden Reichstag.

Linz, 13. Januar 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Jan., fol. 32a u. b, Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: N. Ziegler).

[1.] Gruß. Erwirdiger F., lb. andechtiger, wiewol wir den pfantschilling laut des pfantbriefs, den du umb unser und des Reychs statt Landau an unserm ksl. camergericht furbracht hast, vor guter zeit erlegt und also Bm., rat und gemain daselbst von dir und deinem stift, auch damit alle irrung und spenn, darin ir zu baider syt der pfantschaft halben gestanden seyt, genzlichen erledigt und sye in unser und des Reychs gehorsam empfangen und dir das genugsamlich verkundet und nachmals deinen gesandten, als sye uns dein beschwerung, wie sich der pfantschilling höher lauf dann der, so erlegt sy, angezeigt, disen abschid gegeben haben, das du in ainer bestimbten zeit einen secretari zu uns senden sollest, dem wolten wir ursachen, warumb wir mainen, dir umb dieselb dein vordrung nit mer dann das erlegt gelt schuldig zu sein, eroffnen, so hast du doch solhen unsern gn. bescheit, der darauf gegrünt ist, dein vermeint gerechtikeit zu vernemen und dir alle billichkeit gedyhen und volgen zu lassen, bishere veracht und darüber etlich schriften und reden verkündet uf mainung, dir sy umb kainerley losung der statt Landau wissend, auch der pfantschilling nit bezalt, und die von Landau stünden noch in deinen handen ungeledigt und sie hetten uns und dem Reych vermeintlich gehuldet. Und werden darzu dieselben von Landau für und für umb sachen, die one mittel unser und des Reichs erlösten oberkeit anhangen, von dir an unserm ksl. camergericht umgetriben. Das alles uns nit zu klainer verachtung, auch der statt Landau zu merklichem schaden raicht und uns nit unbillich misfallet.

[2.] Wann wir nun allezeit des gemüts gewesen und entlichen noch sind, das dir alles das, des du fug und recht hast, verfolgen soll und ir zu baider seit langer rechtfertigung und unkostens vertragen bleibt, und dann die sachen aus unser und des Rychs oberkeit herfließet und uns allein darin zu handeln zustet, hat er (der Ks.) die Sache am Reichskammergericht suspendiert, in der Absicht, auf dem kommenden Reichstag gemeinsam mit den Reichsständen darüber zu verhandeln. Gebietet deshalb dem Bf. bei seinen Pflichten gegenüber Ks. und Reich und unter Androhung einer an die Reichskammer zu entrichtenden Strafe von 20 Goldmark, auf dem Reichstag seine Rechte und Forderungen gegenüber der Stadt Landau vorzubringen. Dagegen wellen wir dir unser inrede auch eroffnen und ferrer mitsambt des Reichs stenden aller billichheit gemeß darin handeln. Bis dahin soll der Bf. mit Rechtfertigung, Schmähschriften und anderen unguten Mitteln gegen Landau stillstehen.1

Anmerkungen

1
 In einer gleichfalls am 13. Januar 1512 ausgefertigten Urkunde erklärte Ks. Maximilian, daß er die Stadt Landau wiederumb an uns und das heilige reich, als ihr recht herrschaft bracht habe. Alle derzeit oder künftig dort wohnhaften Bürger sollten Bm. und Rat von Landau den Eid leisten und dem heiligen reich und gemeiner statt getreu und hold sein. Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica, S. 448f. In einer weiteren Urkunde vom selben Tag bekundete der Ks., daß die Stadt Landaw wiederumb zu unsern und des Reichs handen und in unser und des Reichs Landvogtei Hagenaw incorporiert sei ... und daß [diese] die Statt zu unsern und des Reichs und gemeiner Landvogtei Ehren, Nutz und Notdurft gebrauchen möge, zu gleicher weise, als ob sie von alter in dieselb Landvogtei gehört hette. Hess, Die Reichsstadt im Spätmittelalter, S. 126.