Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Dementi des Gerüchts über sein Scheitern bei den Augsburger Verhandlungen zum Erfurter Streitfall, Zuversicht und Trost für das weitere Verfahren; [2.] Gemeinsames Vorgehen gegen die ausgetretenen Erfurter Bürger; [3.] Übersendung des ksl. Zahlungsmoratoriums.
Augsburg, 7. Mai 1510 (dinstag nach dem sontag vocem jocunditatis)
Erfurt, StadtA, 1-0/A IX – 370 vol. II, Prod. 127, Orig. Pap. m. S.
[1.] Hat am Vortag ihr langes (nicht vorliegendes) Schreiben von seinen Statthaltern in Mainz zugeschickt bekommen. Es enthält u. a. einen Artikel, der unser gemüt etwas anficht, und nemlich das, so Dr. Hennings [Göde], caplan, uns und den unsern zu nachteil und verachtung zu Erfurt usgeben, als solte wir alle sachen alhie verloren haben und der alt rat mit Dr. Henningen wider eynkomen etc. Mogen wir uns solichen ertichten usgebens nit gnug verwundern, wann wir von gnaden des Almechtigen noch nichts verloren, dann wir uns noch in keiner verhoer, wir geschweigen rechtfertigung gestanden. Wie mochten wir dann ichts verloren haben? Es ist wol in gütlichen furschlegen und unterteydingen an uns gesonnen worden, zu verwilligen, das die ausgetreten bürger wider in Erfurt gelassen und der alt rat wider in forig wesen und stand gesetzt würde. Wir haben aber dem us redlichen ursachen kein stadt geben wollen, gedenken demnach, keine zu geben, sunder in demselben ader dergleichen hinter unser gemein zu Erfurt nichts zu bewilligen. Wir haben auch uns vor ksl. Mt., auch Kff., Ff. und stenden, auch den bundsreten alhie sovil rechts gegen Hg. Friderichen erboten, auch der unsern von Erfurt vorbescheen uberflüssig erbieten in schriften horen lassen, das wir nit anders merken, dan das wir und die unsern zu Erfurt bey allen unparteyschen der sachen glimpf und der widerteil unglimpf behalte. Sint auch ungezweivelter hoffenunge, des widerteils gewalt zu widerstehen, dester mehr hülf und beystands zu erlangen. Gedenken, unser fromen gemein nicht zu verlassen, sundern uns gegen inen zu halten, wie wir inen mehirmals zugeschriben und sagen lassen haben. Des wollet sie vortan zum besten trosten.
[2.] Wollet auch helfen und fordern, das die rechenunge vollenfürt und nit verlassen werden, wann die ausgetreten rete und bürger haben sich ytzo alhie durch die sachsischen rete unter andern in einer langen widerschrift uf unser gemein zu Erfurt antwort, letzt an die Ff. von Sachsen getan, horen lassen, dweil die unser[n] zu Erfurt nichts in den rechenungen wider den rat finden mogen, haben sie die rechenung vorlassen, auch sunst in berürter schrift unser gemein, auch den neuen erwelten rat etwas swerlich angeregt etc.
[3.] Und domit unser halber nit anders dan warheit und bestendigkeit vermerkt wirde, so senden wir euch hiebey die moratoria, wie wir die verschyner zeit durch unser marschalg [Frowein von Hutten] erlangt haben [Nr. 126]. Die wollet unserm neuen rat, auch den vormunden und erwelten zeigen, sehen, horen und lesen lassen, doch inen doneben zu erkennen geben, wie wir hievor euch, auch inen angezeigt, das wir etlicher nottorftiger clauseln halber, die zu endern, erlanget, welche geschrieben, aber noch mit der unterschrift und anderm nit gefertiget, auszubrengen und euch auch zuzuschicken. Ersucht sie nochmals, in Erfurt zu bleiben und nicht wegzugehen, bis er selbst in sein Erzstift zurückgekehrt ist.