Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre weiterhin vergeblichen Bemühungen um die Belehnung mit Jülich und Berg; [2.] Ersuchen des Ks. an die Stände um Verlegung des Reichstags nach Antwerpen oder Herzogenbusch; [3.] Spekulationen über Köln als möglichen neuen Tagungsort des Reichstags; [4.] Warten auf eine klare Aussage des Ks. in der Belehnungsfrage; [5.] Rat, den Hof zur Kostenersparnis baldmöglichst von Düsseldorf nach Hambach zu verlegen; [6.] Ihre eigene unmittelbar bevorstehende Heimreise; [7.] Festlegung der Termine für die Zahlung der Summen für die kurpfälzischen Lehen.

Trier, 10. Mai 1512

Orig. Pap. m. S.: Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 204, fol. 52-55 (Vermerk: In synre ftl. Gn. selfs hant).

Konz.: Ebd., Jülich-Berg II Nr. 2371, fol. 76a-80a.

[1.] Gn., alreliefster H., seder den lesten schriften, wir uyre ftl. Gn. gedain, hain wir alhy by ksl. Mt. ind den synen vast [= sehr] vil mohe ind flyß degelichs sonder underlaiß angekeirt, umb uyre ftl. Gn. belehnonge sonder anhank ind beswernis ind daby gn. oirlof zo erlangen, wilcht uns bys noch nyt hait mogen gedyen.

[2.] Dan wir voegen underdeniklich uyre ftl. G. zo vernemen, dat wir gestern [9.5.12] ind huyde [10.5.12] vernomen haven, de ksl. Mt. an den Kff., Ff. ind andern stenden des Rychs, alhy vergadert, begert hait, de alle synre Mt. zo Antwerpen oder zo des Herzouchenbusch zo volgen, alda den rychsdach vort zo vollenfoeren. Dairuf de stende vurgerurt ire bedenken genomen bis desen namytdach, dan ksl. Mt. antwurt davan zo geven.

[3.] Dabeneven ist uns geleuflich zo kennen gegeven, we dat de stende alhy nyt gesyndt syn, der ksl. Mt. zo Antwerpen oder zo des Herzouchenbousch zo volgen. Dan zo Colne sulden sy ksl. Mt. villicht nyt weygeren, so dat wir uns ganz vermoiden, de ksl. Mt. mitsampt alle den Kff., Ff. ind stenden alhy an stont ind villeicht morne [11.5.12] an dem dage van hynnen uys geen Colne ziehn werden. De vurgerurt gelegenheit wir uyre ftl. Gn. nyt hain willen verhalden, umb daruf in dem besten verdacht zo syn.

[4.] Wir enhain noch egein verfenklige antwort, uyre ftl. Gn. sachen belangen, van ksl. Mt. mogen krygen. Dan wir syn avermail desen avent bescheiden, antwort zo entfangen.

[5.] Gn. H., we de ksl. Mt. ind de stende des Rychs zo Colne quemen, we obgerurt, as wir uns na gelegenheit genzlich versien, sulde dan unse gn., liefste alde frauwe [Hg.in Sibylle], uyre Gn. ind unse gn. jonge frauwe [Hg.in Maria] zo Duysseldorp syn ind blyven, sulde zo mirkliger kost ind besweirnis erschynen, want de Ff. gemeinlich alhy zo schyffe syn ind zo schyffe zo Colne komen werden, so wulden der etligen ind vast vil uyre alre Gn. besoechen, an- ind afkomen. Ouch moiss man der ksl. Mt. luyde degelichs an ind af durch dat lant van Guylge geleyden, so dat derhalven doch eyn kost im lande van Guylge syn moist. Bedunkt uns daromme guet ind geraiden, dat uyre Gn. mitsampt beyden unsen gn., lb. frauwen ind der huyskost an stont ylende zo Duysseldorp upbrechen, geen Hamboich [= Hambach] ziehen, so men doch nyt langer mit dem leger zo Duysseldorp verblyven mach. Ind was de meynonge vur unsem uysziehen, na desem vergangen hl. hoechzyt paeschen [11.4.12] da mit dem leger upzobrechen ind zo Hamboich zo ziehn, we vurscreven, wewail Hamboich ouch sere na by den straißzen durch Guylge [= Jülich] ind Duyren [= Düren] gelegen ist, so dat wail van noeden were, der leger der oirsachen halven vorder verruckt würde. Hain wir dargegen betracht, dat an andern enden mit dem geryngen upbruch zo ziehen ind zo bestellen nyt bequeme syn sulde. Daromme uns vur guet ind dat best ansuydt, ylende zo Hamboich zu trecken.1 Gn. H., we men verzuygt mit dem upbruch zu Duysseldorp, bis de ksl. Mt. zo Colne kompt, besorgen wir, sulchs eyn verdenken brengen sulde, as uyre Gn. ind uyre Gn. rede, daby uyre Gn. fynde wail afzonemen haven. Idt mach komen, dat de ksl. Mt. morne oder oevermorne [12.5.12] hy upbrechen ind na Colne ziehen, we vurscreven.

[6.] We wir desen avent unsen entligen afscheid erlangen mogen, so willen wir morne oder zom lenxsten overmorne weder zo uyre Gn. hynaufziehen. We wir ouch van ksl. Mt. langer verhalden würden, des wir uns hoechlich besoirgen, willen wir uyre Gn. ylende verbotschaften. Dan uyre ftl. Gn. endarf mit dem upbruch zo Duysseldorp up unse kompst nyt verhalden. Dis alles obgerurt wir in dem besten underdeniklich anzeigen, uyre ftl. Gn. deselve der almeichtige Got zo langen, seligen zyden meichtich, froelich ind gesont bewaeren willen. Geschreven ylende zu Trier uf den neisten maindach na dem sondach cantate Ao. etc. 1512.

[7.] Nachschrift: Ouch, gn. H., wir hant unse entlige afscheid der belehnongen mit dem Pfalzgf., davan dat gelt, nemlich de 6000 goult-fl. heuftgeltz dis termyns ind dat ander gelt, dat sich samen umbtryt 7000 goult-fl. beloufen sall, uf den neisten frydach na dem sondage vocem iocunditatis neistkompt [21.5.12] enmorgen zo 8 uyren zo Colne in dem cloester zo den predigeren overlevert sall werden [vgl. Nr. 1163 Anm. 1]. Daruf willen uyre ftl. Gn. in dem besten inhalt unser vurschriften verdacht, so alle sachen dairane langen, darup verendt ind also zo geschien zogesacht ind verschreven syn. Datum ut supra. [...]

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben aus Trier, gleichfalls vom 10. Mai 1512 (mayndach na dem sondage cantate), teilten die Gesandten Gf. Philipp III. von Waldeck-Eisenberg, Statthalter der Gft. Ravensberg, Wilhelm von Nesselrode, Erbmarschall des Landes Berg, und anderen Räten am Düsseldorfer Hof mit, sie hätten Hg. Johann wegen des Umzugs von Düsseldorf nach Hambach geschrieben. Empfehlen, dafür zu sorgen, daß dieser Ortswechsel rasch erfolgt. Hoffen, in Kürze heimzukommen. Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 204, fol. 56, Orig. Pap. m. S.; Ebd., Jülich-Berg II Nr. 2371, fol. 81a, 83a u. b, Konz.