Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1667 Hg. Wilhelm IV. von Bayern an Wolf von Aheim (hgl. Hofmeister) und Dr. Dietrich von Plieningen (hgl. Rat)

[1.] Empfang ihrer Informationen über den Schwäbischen Bund, Zustimmung zur Entsendung Dr. Dietrich von Plieningens zum Reichstag, Weisung an Johann Neuhauser zur Erstellung einer Instruktion für die beiden Reichstagsgesandten, deren Hauptpunkte; [2.] Auftrag zur Übergabe der Antwort des Prager Regiments an den Ks.; [3.] Weisung an Wolf von Aheim zur Reise nach Landshut und anschließend zur Versammlung des Schwäbischen Bundes in Augsburg.

Landshut, 4. April 1512

München, HStA, KÄA 3138, fol. 120a u. b, Konz.

[1.] Gruß. Lb. getruen, wir haben eur schreiben, uns itz getan [liegt nicht vor], welicher gestalt ain ander pundstag auf sonntag exaudi schirsten [23.5.12] widerumb gen Augspurg furgenomen ist, sambt dem abschid, auf itzigem pundstag ausgangen [Nr. 1429], darbey H. Paulsen vom Liechtensteins und eur gutbedunken, das wir erst nach dem ostertag [11.4.12] zum reichstag hinab gen Koblenz oder Trier schicken sulln etc., alles verners inhalts vernomen und lassen uns furs erst wol gevallen, das man sich nach dem ostertag erheb, zum reichstag ze ziehen, das auch allain ainer aus uch ditzmals sich hinab fueg, nemlich du, Dietrich von Pleningen, dich darnach richtest, hinabzeziehen. Und dieweil wir unsern pfleger zu Swaben, Peter vom Altenhaus, neben dir zu ksl. Mt. auch verordnet haben, so wellest uns davor berichten, auf welichen tag du ausreiten wirdest und an welichem ort derselb vom Altenhaus unterwegn zu dir sol stossen. Wir haben auch unserm canzler, H. Johannsen Neunhauser, bevolhen, auf uch bed sambt und sonder instruction ze machen und dir, Pleningen, zu behendigen, nemlich von wegen empfahung der regalien uns bey ksl. Mt. zu entschuldigen und ir Mt. willen darin zu vernemen, dergleich der kölnischen schuld halb, darin am jüngsten durch dich, Wolfn von Aheym,1 auch gehandlt ist, darzu ksl. Mt. antburt ze geben weiland Sigmunden von Rorbachs gelassner witibn anfordrung halben, item das auch ksl. Mt., wo es fueg hat, uberantburt wird unsers frunds, des Bf. von Augspurg, schriftlich unterricht Alten-Waldegk betreffend [liegt nicht vor], mit furkertem vleis, von irer Mt. gn. bevelch laut unsers begerns, in solicher unterricht vergriffen, zu erlangen.

[2.] Verrer sol ksl. Mt. uberantburt werden das missif [liegt nicht vor], so das regiment zu Prag in behemischer sprach auf irer Mt. schreiben [liegt nicht vor] ir tut von wegen der irrigen gränitz, zwischn der cron Behem und unsers Ft. swebend. Das unsers achtens ain anhengig antburt und vor guter zeit ausgangen ist, villeicht auf meynung, das sich die Beheym, so sy negst versamelt werden, wellen unterreden und ksl. Mt. auf ir begern, von unsern wegen an sy beschehn, geburlich antburt geben.

[3.] Item du, Wolf von Aheym, wellest nach dem hl. ostertag dich mit deiner rüstung alher gen Landshut fuegen und daruf vier wegsros oben behalten und darnach alhie deinem ambt auswarten bis zu der zeit des pundstags,2 alsdann dich widerumb gen Augspurg tun. Das alles haben wir euch auf angregt eur schreiben unser notturft nach nit welln verhalten. Datum Landshut am sonntag palmarum Ao. etc. 12.

Nr. 1668 Hg. Wilhelm IV. von Bayern an seinen Kanzler Dr. Johann Neuhauser

[1.] Weisung zur Erstellung einer Instruktion für seine Gesandten zum Ks. in Sachen Lehensindult; [2.] Vorschlag in Sachen Leibgeding Sigmunds von Rorbach; [3.] Weisung in Sachen Zahlung der Schulden des EB von Köln; [4.] Verbleib Peters von Altenhaus am ksl. Hof nach Ende des Reichstags.

Landshut, 4. April 1512

Orig. Pap. m. S.: München, HStA, KÄA 3137, fol. 197.

Konz.: München, HStA, KÄA 3138, fol. 119a u. b.

[1.] Gruß. Wirdiger in Got, lb. getreuer, wie wir unserm landhofmeister Wolfen von Aheim und Dr. Dietrichen von Pleningen auf ir schreibn [liegt nicht vor], uns vorders tags von inen zuchomen, widerumb antbort geben [Nr. 1667], werdet ir ab inligender copei vernemen. Darauf bevelhen wir uch, das ir von wegen unser regalia und freihait, die, als ir wisst, von ksl. Mt. unzher nit emphangen noch bestätigt sind, ain instruction eurs guetbedunkens vergreifet, wie unser gesant rät uns gegen ksl. Mt. unsers nitempfahens halben zum pesten sullen entschuldigen, und ob von irer Mt. erstreckung möcht erlangt werden, bis ir Mt. widerumb herauf gen Augspurg chäme oder wohin ir Mt. in der nähent daselbstumb uns hinbeschaiden, oder ob zu begern wär, wo ir Mt. irer merklichen geschäft halben in die land herauf nit so pald würd chumben, zu bewilligen, durch ainen gewalthaber an unser stat zu emphahen.

[2.] Fürs ander so habt ir wissen, das wir H. Peter Marexi und langen Rainer auf ir werbung an uns von wegen weilend H. Sigmunden von Rorbachs und seiner gelassner wittben leibgedi[n]gs halben zu antbort geben haben, das wir der ksl. Mt. bei aigner potschaft unser maynung auf ir werbung wellen zu erkennen geben. Nun haben wir in weilend des von Rorbachs leben vergangen jars auf ain zeit H. Johannsen von Pern [= von der Leiter] ain instruction an die ksl. Mt. geben, die ir in unser canzlei zu München habt. Darin im besluß unsers wissens unser erpieten gestanden ist, das wir H. Sigmunden das künftig leibgeding wolten bezalt haben, sover er das verfallen hett nachgelassen.1 Desselben erbietens seien wir noch also, das wir der wittben füran ir 100 fl. leibgedings wolten geben, doch das sy umb das verfallen weiter kein ansprach zu uns setzet. Darauf wellet den beslus itziger instruction auch stellen.

[3.] Verrer so wellet ain instruction machen von wegen der chölnischen schuld, damit die, wo der EB von Köln, Kf. etc., oder yemant von seinen wegen auf den reichstag chombt, widerumb erfordert und auf jungsten abschid verrer gehandlt oder die schuld yemand anderm einzubrengen bevolhen werd etc.2

[4.] Item wo sich der reichstag würd enden, vor und ee die angeregten händl bei ksl. Mt. ausgericht möchten werden, bedeucht uns alsdann unnot sein, das der von Plenyngen dem ksl. hove nachvolgte, sonder das der vom Altenhaus den händeln zu ende daselbs wartet. Das alles haben wir uch unser notturft nach nit wellen verhalten, damit ir den von Pleningen darauf mit instruction dest pas wisset abzuvertigen, als dann unser vertrauen zu uch stet. Begern wir in genaden gegen uch zu erkennen. Datum Lantzhut an dem hl. palmtag Ao. etc. duodecimo.

Nr. 1669 Instruktion Hg. Wilhelms IV. von Bayern für Peter von Altenhaus und Dr. Dietrich von Plieningen zu einer Werbung auf dem Reichstag und bei Ks. Maximilian

[1.] Allgemeine Verhaltensmaßregeln für die Reichstagsverhandlungen in Unkenntnis der dort zu behandelnden Themen, Orientierung an den Belangen des Ks.; [2.] Bitte an diesen um Aufschub für den Lehensempfang sowie um Verlängerung der Erlaubnis zur Ausübung der Blutgerichtsbarkeit; [3.] Ersuchen um ksl. Unterstützung und Vermittlung in seinen Differenzen mit Böhmen; [4.] Bitte in Sachen Leibgeding Sigmunds von Rorbach; [5.] Auftrag zur Beendigung des Konflikts um die Hft. Altenwaldeck; [6.] Drängen auf Bezahlung der alten Schulden des EB von Köln; [7.] Weisung zum Verbleib Peters von Altenhaus am ksl. Hof und zur Heimkehr Dr. von Plieningens.

ohne Ort, [bald nach 4. April 1512]1

München, HStA, KÄA 3137, fol. 199a-200a, Konz. (verfaßt durch Johann Neuhauser; Vermerk fol. 202b: Ausgangen instruction in den hendln, darin begriffen, an die ksl. Mt. und den von Coln etc.).

Druck: Krenner, Landtagshandlungen 18, S. 347-358.

Instruction, wie auf konftigem reichstag zu Trier und daneben bei der röm. ksl. Mt. unser rät von unsren, Hg. Wilhalms, wegen handeln sollen, volgt hienach:

[1.] Erstlich sollen unser rät auf den geschriben gewalt, so sy von uns haben,2 alspald sy zu der ksl. Mt. kummen, sich gegen ir Mt. anpieten, wie sich gebürt, mit sagung unser untertenigen und gehorsamen diensten etc., auch mit unser entschuldigung, das wir euch nit zeitlicher geschickt haben, wie dann du, Pleynigen, das wol ze tun waist und dir H. Paulsen [von Liechtenstein] vertrostung in dem unverporgen ist. Und so unser räte in die versamlung der ständ des Reichs ervordert werden, [sollen sie] alda hinkumen und sich auf das, so der versamlung von wegen der ksl. Mt. furgetragen und an sy begert wirdet, sich schicklich halten und also, das die ksl. Mt. darab nit misfallens enphahe, wie dann H. Dietrich in dem rat bei uns davon hat reden hören und er, auch H. Peter von Altenhaus wol ze tun und nach dem, in begegnet, sich ze halten wissen. Weiter mag inen diser zeit kain gewisse instruction, nachdem uns, Hg. Wilhelmen, verporgen ist, was im reichstag furkumen wirdet, gegeben werden, sondern sy muessen sich selb zum pösten in die handlung richten und von unsern wegen das pöste tun, doch sich der ksl. Mt. zuwider nit merken lassen, dann unser sach also gestalt ist, das wir irer Mt. höher dann ander Ff. verwont sind. Sy sollen sich auch halten laut des gwalts, so sy von uns haben, und uns das nuzist und erlichist handeln, wie wir in vertrauen.

[2.] Fürs ander sollen unser rät neben des Reichs handlungen hohen vleis ankeren, uns bei der ksl. Mt. die nachvolgenden hendl zu erlangen:

Und für den ersten, nachdem ir Mt. uns und dazumal unsern vormündern enpfahung unserer regalien und ftl. lehen durch ir ksl. brief, bis so lang wir achzehen jar volkumenlich erraichen und das regiment unsers Ft. in verwaltung selb annemen, auch enpfahung unserer regalien und angeregter lehen genediglich erstreckt, auch darzu unsern vormundern, vizdomen und amtleyten den pan, über das menschenpluet ze gebrauchen, bis auf dieselb zeit erlaubt hat, alles laut irer ksl. Mt. brief,3 der copeien wir euch, unsern raten, hiemit zu henden stellen. Nu ist von der zeit der erraichung angeregts unsers alters der 18 jar, so sich am dritten tag nach Martini schiristvergangen [14.11.11] angefangen hat, noch nit ain halb jar vergangen und wir bisher in stätem gemuet vor uns gehabt haben, so die ksl. Mt. auf den reichstag gen Augspurg käme, das dann vor gueter zeit geschehen sein solt, und wir durch ir Mt., aldahin ze kummen oder mit irer Mt. daselb einzereiten, beschiden werden, so wolten wir daselb nit underlassen haben, ir Mt. umb verleihung unserer regalien und ftl. lehen unterteniglich ersucht und in ganzer hoffnung daselb die enpfangen haben. Dieweil sich aber das irer ksl. Mt. merklicher gescheft und obligen halber verweilt und ir Mt. den reichstag gen Confluenz oder Trier gelegt und uns persondlich daselbhin nit ervordert, sonder, als wir uns zu irer Mt. vertrösten, unser jugent in ansehung verre des wegs in dem verschont und, das wir unser räte mit gwalt schicken sollen, beschiden hat [vgl. Nr. 940], so haben wir euch zwen, unser räte, zu irer ksl. Mt. mit gwalt, den reichstag zu gewarten, verordent, mit bevelh, das ir von unsern wegen ir ksl. Mt. in aller undertenigkeit piten sollet, das ir ksl. Mt., nachdem wir bisher in solcher enpfahung nit seymig gewesen, sonder aus angeregten erbarn ursachen stillgestanden sind, auch uns ganz ungelegen ist, von solcher enpfahung wegen uns persondlich gen Trier oder an ander ungelegen ort uns ze fuegen, das ir ksl. Mt. uns noch genediglich ain zeit geb und zulass, bis ir Mt. wider herauf in das Reich gen Augspurg oder der ende kum und wir ir Mt. nechner und mit weniger costung in ansehung unser grossen schaden besuechen und enpfahung tun mogen oder uns genediglich vergünen, das wir durch ainen anwald in irer ksl. Mt. camer unser regalien und lehen enpfahen mögen und uns oder euch, unsern räten, der ains genediglich ze wissen tu, auch daz bistim [= die Bestimmung], den pan über des menschen pluet ze gebrauchen, wie bisher und sich gebürt, auch genediglich vergünn, damit das übel gestraft werden möge, und uns des ir ksl. brief ze geben genediglich verschaff. So sind wir willig in alle weg, nit seymig ze sein und gebürliche enpfahung und was darzu gehört, nach irem ksl. rat und willen gehorsamklich ze tun. Und was ir, unser räte, in dem uns erlangt, des gewarten wir von euch glaublicher bericht.

[3.] Furs dritt, so findet ir hiebei ainen behemischen brief, an die ksl. Mt. lautend [liegt nicht vor], so ir das regiment zu Prag auf ir ksl. schreiben, demselben regiment getan [liegt nicht vor], antbort gibt. Den sollet ir seiner Mt. uberantborten. Über solich, auch ir antbort auf unser selb schreiben, uns gegeben [liegt nicht vor], werden wir treflich gewarnet, etlich behemisch Hh. umb den wald [= Böhmerwald], gegen uns sitzend, auch des Kg. [von Böhmen-Ungarn] dorfer, so man die kolendörfer nennet, in derselben art ligend, rüsten sich stark wider uns und seien willens, uns und unser Ft. vorm behemischen wald zu überfallen und iren hochmuet mit uns zu volbringen. Über baide schreiben, so das regiment irer Mt. yetz tuen und uns hievor getan haben, darin sy stillzesten, bis die landtafel weiter in die sach sehe, uns zugeschriben haben und villeicht irer Mt. solche maynung yetz auch zuschreiben, auch über das wir inen solichs irs fürnemens gar kein ursach geben, uns auch zu nachtperlicher zusamenschickung unserer räte und gütlich von den grenzen, darum der span ist, und der wir ye und ye in rülichem gebrauch bisher gewesen sind, handlen ze lassen, mit erpietung, wo der handel gutlich nit hingelegt werden mocht, uns ains austrags mit inen nachperlich zu vertragen, auch unsern räten des bevelh ze geben, auch über den stillstand, so ir Kg. auf unser ersuchen und erpieten, yetz erlaut, inen ze halten schriftlich geschaft hat. Noch dann seien wir über solichs alles gwaltigs überzugs von inen zu gewarten und muessen für und für mit den unsren wol gefast und nit mit weniger rustung und costung gegen in sitzen und irs anfangs gewertig sein, dann wir fur uns selb den gezank nit geren anfahen und damit ursach zu aufrur im Reich geben. Das clagen wir irer ksl. Mt. als unsrem allergnst., lb. H. und vettern, auch als dem, der uns im handel ze raten und gn. schuz mitzetailen und ir selb aygentum, so ir ksl. Mt. als lehnherr ob unsrem Ft. hat, vor den vergweltigern in craft seiner ksl. Mt. und des hl. Reichs landfrids als seinen gehorsamen lehensfursten mit gn. furdrung wol ze retten und aus hoher vernunft solchen überzug zu verhueten wais, mit schuldiger erbietung, das umb ir ksl. Mt. hochs vleiss zu verdienen. Und uns bedeucht nit unguet, ir ksl. Mt. schreiben dem Kg. zu Ungern und Beheym, auch abermals seinem regiment mit beger, stillzehalten und kein aufrur furzenemen etc., wie dann ir Mt. hievor dem regiment geschriben hat, mit dem anhang, ir Mt. welle selb ain gueter mittler sein, damit kainem tail von dem andren unrecht geschehe, wie dann auf die oder ander maynung der ksl. Mt. ze schreiben für guet ansehen wil.

[4.] Weiter bevelhen wir unsren gesandten räten, in disem nachvolgenden handel uns zu verantborten: Nachdem von wegen irer Mt. durch H. Petern Marexi in beisein des langen Rayners auf ain ksl. credenz werbung an uns von weilent H. Sigmunds von Rorbach und seiner gelasner witiben leibdings wegen an uns geschehen ist und wir darauf zu antbort gegeben haben, das wir die ksl. Mt. bei aygner potschaft unser maynung auf solche werbung zu erkennen geben wellen, und ist darauf unser antbort die: Wir haben in weilent des von Rorbachs leben auf ain zeit H. Johannsen von Peren [= von der Leiter] ain instruction an die ksl. Mt. geben, darin im beschluß unser erbieten gestanden ist, das wir im, dem von Rorbach, das kunftig leibting wolten füran bezalen, sover er das verfallen het nachgelassen. Desselben erbietens seien wir noch, also daß wir seiner gelasnen witiben füran ir 100 fl. leibtings järlich geben wolten, doch das sy umb das vergangen weiter kein ansprach zu uns setzet. Darauf sollen auch unser gesandt rät noch beharren, und was ine darauf weiter begegne, sollen sy an uns hinder sich bringen, mit weiter anregung, wo unser erbieten nit gefallen wolt, das wir uns versehen, die witib, nachdem sy als ain weibspild uns zu nutzlichen diensten gar nit oder wenig ze gebrauchen sei, sy solt unser erpieten kunftigs leibtings der 100 fl. rh. zu grossem dank von uns annemen, nachdem doch der Ff. gebrauch nit sei, das den frauen von irer mann dienst wegen leibting sollen geben werden.

[5.] Fürter sollen unser gesandt rät gueten und vleissigen versuech haben, ob der handel, die klain und ringschätz Hft., als man sy nennet, zu Altenwaldeck, bei der ksl. Mt. yetz möcht erledigt werden, sind [= seitdem] das wir inen die handlung, vor unsrem freunt, dem Bf. zu Augspurg, als ksl. commissarien diß handels gehalten und in schrift verfast [liegt nicht vor], mitzefüren bevolhen haben. 4 Deshalben sy, als vil möglich ist, anhalten sollen, der ksl. Mt. maynung und willen darauf zu vernemen, und das wir entlich derhalb in unserer vorfaren landzfurstlichen und alten gebrauch, der uns in gestalt, als sei es des Reichs lehen, durch Hochprand Sandizeller, sein gelasne witiben und irer baider kind vormunden und verwalter ungehorsam an recht erstlich entwendt ist und wir solcher gehorsam noch heut also durch sy entwert sind, wider eingesetzt und dabei gelassen werden, bis so lang solich Hft. mit recht aus unser landesfürstlichen oberkait gebracht wirdet, in ansehung, das vil mer und tapfrer Hftt., in unsrem Ft. ligend, vom Reich zu lehen geen und dannoch nichtsmynder zu unsrem Ft. als des Reichs mereren und ftl. lehen gehörig und uns als landzfursten dienstlich, gehorsam und gewartig sind. Sy werden auch in des Reichs anlegen und dienstparkeiten nit gebraucht, sondern wir selb gebrauchen sy als die unsren in allen des Reichs anlegen und diensten. Also ist es mit Altenwaldeck auch gehalten bis auf weilent Hochprandten Sandizellers widerspennikait, weilent unserm H. und vatern [Hg. Albrecht IV. von Bayern] neulicher zeit erzaigt, als sich dann das und merers in des von Augspurg aufschreiben, als wir genzlich hoffen, wol erfinden wirdet. Welch aufschreiben unser räte also versehen sollen, das es in ksl. canzlei nit verlegt noch uns das verloren werde, dann wir des kain copei haben etc.

[6.] Wir bevelhen euch auch, das ir mit unsrem H. und freunt, dem von Coln, wo der persondlich auf den reichstag käm, oder, wo nit, mit seinen räten und sonderlich mit Conraten von Mospach, ritter und seiner lieb hofmaister, dem jüngst von uns diser sachen halben laut ainer copi hiebei geschriben ist [liegt nicht vor], vleissig rede halten sollet unser noch ausstendigen alten schulden halben, tund in ainer summen 3000 fl., der uns über vil handlung, glaublich zusagen und neu abred, die all ir findet in den schriften und sonderlich in yetz unsers landhofmaisters Wolfen von Ahaym missifen und zetlen seiner handschrift, auch hiebei [liegen nicht vor], noch kain bezalung laut der abreden beschehen. Darum haltet an, als vil möglich ist, das uns bezalung und der jüngsten abred oder abschied genueg geschehe, mit angehengter red, wir künnen unser merklichen notturft nach solcher alter und lang ausstendiger verbriefter und verpenter schuld lenger nit nachsehen noch geraten und wurden geursacht, die pen, in den briefen eingeleibt, auch ze suchen, wiewol wir unserm H. und freunt, den von Cöln, nit geren so hart anziehen noch beleidigen. Aber unser grosse schuld, darin wir aus jüngstgehaltem bairischem krieg noch schwerlich verheft sind, dringt uns so hart, das wir auch ze suchen, wo wir das fueg haben, hoch geursacht werden. Das well uns sein lieb über so langen verzug ausstender schulden nit verargen, dann wo wir in ander weg mögen, seien wir seiner lieb wol genaigt, alzeit ze tun, was ir freuntlich und lieb sei, mit der oder dergleichen maynung, so ir im pösten für euch selb uns zu guet üben sollet.

[7.] In dem allen sollen unser gesandt[en] allen iren möglichen vleis ankeren und in hangendem reichstag die sachen all ausrichten und zu guetem end fueren, sovil in moglich ist. Was aber der sachen bei der ksl. Mt. zu üben sind und im reichstag nit möchten zu guetem end gebracht werden, wil uns an not bedunken, das du, Pleyningen, der ksl. Mt. weiter derhalb nachvolgest, sondern du, Peter vom Altenhaus, solt irer ksl. Mt. anhangen und die sachen, sovil der zu guetem end nit gebracht wären, weiter alles vleiß üben und dahin deins vermogens bringen, wie diser unser bevelh dich lernet, und du, Pleyningen, den nachsten wider zu uns dich fuegen und uns des, so dir und deinem mitgesandten allenthalben begegnet ist, aygentlich berichten. Und ir sollet euch baid für euch selb nach dem, euch begegnen wirdet, in all sach zum pesten uns zu guet richten, dann in alle weg nit moglich ist, euch ze bevelhen, was und wie ir euch in allen sachen halten sollet. Darnach habt euch ze richten und gueten vleis bei euch nit manglen ze lassen, als wir euch in sondren gnaden vertrauen und gegen euch genediglich ze bedenken willens sind.

Nr. 1670 Peter von Altenhaus und Dr. Dietrich von Plieningen an Hg. Wilhelm IV. von Bayern

[1.] Erledigung verschiedener Aufträge gemäß der Instruktion; [2.] Entscheidung ihres Sessionsstreits mit den Gesandten Pfalzgf. Alexanders von Pfalz-Zweibrücken und Pfalzgf. Johanns von Pfalz-Simmern durch den Ks.; [3.] Klage über den schleppenden Gang der Verhandlungen; [4.] Noch kein Fortschritt in Sachen Kurkölner Schulden; [5.] Empfehlung zu vorläufiger Zurückhaltung in Sachen Leibgeding Sigmunds von Rorbach; [6.] Anwesende Ff. und Gesandtschaften; [7.] Wunsch eidgenössischer Gesandter nach einem Durchmarschrecht (durch Tirol) für die nach Italien ziehenden eidgenössischen Truppen, mögliche Folgen dieses Ersuchens; [8.] Feier für die verstorbene Ks.in Bianca und die Toten des Venezianerkriegs, Zeigung des wiederaufgefundenen Heiligen Rockes und anderer Heiltümer.

[Trier, 4. Mai 1512]1

München, HStA, Kasten schwarz 9400, fol. 21-22, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gn. F., wir habend die erstreckung der reg[a]lie[n], auch erlaubnus, den pan uber des menschen plut mitler zeit zu geprauchen, erlangt [Nr. 1507], die wir eurn Gn. hiemit durch die post Philipsen Adlern zu Augspurg zugeschickt, mit pit, die eurn Gn. auf irn costen furderlichen zuzeschicken. So haben wir die furderung an die kgl. wurde von Unger und das regiment [zu Innsbruck] auch erlangt. Des Sannizellers handel ist auch ubergeben, wollend umb antwort anhalten. Desgleichen, den bechmisch handel berurend, schicken wir eur Gn. die brief an die kgl. wurden von Hungern und die landtafel2 mitsampt ainer copi. Waist sich eur Gn. ferer darin wol zu halten. So ist ksl. Mt. auf unser erpieten laut der instruction, den reichstag berurn [Nr. 1669 [1.]], benugig und gesagt, wolle sich versechen, wir werden dem erpieten volg tun. Das wollen wir auch, ob Got will, tun. Und ist erst uf mitwoch nechst [28.4.10] der tag angefangen. Was gehandelt, schicken wir eur Gn. [Hg. Wilhelm von Bayern] auch copien.

[2.] Der session halber, so Hg. Alexander [von Pfalz-Zweibrücken] und Hg. Hansen [von Pfalz-Simmern], der reinischen Ff., rät mit uns gern gestritten hetten, hat ksl. Mt. den von Zollern inen sagen lassen, wiewol eur Gn. jünger an jarn sey dann ire Hh., aber sy hab das Ft. in Obern- und Nidernbairn inn, sey regierender F. doselbst, darumb sollen eur Gn. potschaften pillichen vor in sytzen und geen. Auf das sind sy abgedreten, sytzt kainer, wo ich zugegen pin. Habend mich, Pleningern, Hg. Fridrich und der paider potschaften doch vor von der bairischen Ff. wegen geordnet.

[3.] Eylt ksl. Mt. fast [= sehr]. So ist der handel tapfer und ligt dem hl. Reich vil daran, wissent zu gedenken, wie pald das zu erhöbern [= erheben = erreichen] sey. Die groß not ist vor ougen, will man nit anderst handeln, dann pishere auf vergangen reichstagen geschechen, und sonderlich mit der volstreckung, ist zu besorgen, die teutsch nacion verliere nit allain ir alt ere, sonder irn pracht, und möchten etlich stende darnach verjagt werden. Nos sumus mundi, sed non omnes. Ich befunde den haufen von andern Ff. nicht ongeschickt. Was auf ksl. Mt. furhalten furohin geratschlagt wurdet, will ich durch die post auch zuschicken dem Adler gen Augspurg.

[4.] Die kölnisch schulden berurn hat sich bishere mit fuegen nit wollen handeln lassen, wollen aber dannocht zum furderlichsten den furnemen.

[5.] Item in der witwe von Rorpach handel bedeucht uns gut sein, wo man uns umb antwort nit tet anhalten, das wir yetzt verhielten, pis ander hendel und sonderlich mit irem bruder geendet. Möcht zur selben zeit was wermer werden, yetzt ist man rauch und streng. Doch was eur Gn. darinen geliebt, warten wir gn. beschaid bey nechster potschaft.

[6.] Hie ist bey ksl. Mt. der von Gurk, Serntiner, Zoller, sonst etlich gemain ksl. räte und babstliche potschaf[t], ain legat [Lorenzo Campeggi], des Kg. von Frankreich potschaft, item Hispania ir potschaft auch und potschaft von Portigali, Menz, Coln, Trier, Pfalz. Sachsen nympt sich schwachait an, Brandenburg, Kf., hat niemand hie. Die Hh. von Sachsen hand fier rat geschickt, haben mit mir umb den stand wollen kriegen, hab aber dannocht den noch behalten. Von weltlich Ff.: Österreich, Hg. Fridrich von Bairn, Mgf. Fridrich und seiner Gn. söne drey, Mgf. Casimirus, der hochmaister Mgf. Albrecht und Mgf. Hans, Hg. Ulrich von Wirttenperg mit vil volk, Hg. Hans von Bairn, Mgf. Cristof von Paden mitsampt zwey sönen, Mgf. Philipsen und Johannsen [wohl recte: Ernst]. Potschaften, so hie sind: Hessen, Gulch, Hennenberg, yeder einen rat, Bf. von Bamberg personlich, Bf. von Straßpurg personlich. Wirzburg, das wart man, aber H. Peter vom Aufsatz [= Aufseß], sein potschaft, ist hie, Speir und Worms durch ein tomhern, vil steet und Gff. Es ist fast teur.

[7.] Item die Schweizer habend ir potschaft auch hie und habend sich entschlossen, Babstlicher Hlkt. mit 14 000 mannen zuzeziechen, begern an ksl. Mt. ains durchzugs. Do wirt jamer und not aus ersteen. Versagt man es inen, so ist zu besorgen, die paurn werden mit gwalt wollen durchziechen, wirt es aber vergont, so ist in nit zu getrauen. Forcht man die verreterey, die dem Hg. von Meyland begegnet ist. Der Kg. von Frankreich richt sy mit gelt ab und hetze sy an die Österreichischen. Taylen die land mitainander, sonder, so Frankreich sagen möcht, der Ks. ließ wider in durchziechen. Es sind böse getailte mittel.

[8.] Auf gestern, crucis [4.5.12], hat ksl. Mt. unser allergnst. frauen, die Ks.in [Bianca Maria], herlich lassen im domstift besingen in gegenwurtigkait aller stende und darnach lassen eroffnen das hailtum. Ist auch auf dem altar zugegen, doch in capsen gestanden, wie unsers Hern Gottes rock, darzu ein wirfel und ein messer auf dem rock, in dem hochen altar 294 jare verporgen, gefunden, dobey auch vil ander groß hailtum, stuck vom hl. creuz. So hat ksl. Mt. gestern uf erichtag [3.5.12] der ksl. Mt. diener, so im welschland erschlagen, auch Dr. Doplern, der hie zu Trier gestorben, auch mit allen stenden besingen und begeen lassen. Nach dem ampt hat man zaigt unsers Hern Gots nagel ainen. Item wie denselben nagel hab ain Bf. von Menz wollen abtragen, den het lassen contrafactieren und den rechten in ermel gestoßen, sey der fan und die alb ganz schwaissig worden. Denselben schwaiß hat man noch. Item des himelprats [= Manna] ein stück, das Got herabgesandt hat; etlich glaich [= Glieder] von einer kettin, do St. Peter angepunden was, do er entran; item St. Helenen haupt; item St. Mathias apostoli haupt; item St. Peters stab, domit er Sanctum Martellum, der vil tag tod gelegen, auferkyckt; item vil stück vom hl. creitz. Ob man den rock sechen werde lassen, ist noch verporgen, er ligt aber in der kysten. Den hat ksl. Mt. und etlich mit seiner Mt. gesechen, soll fast plöd [= hier: schadhaft] sein, mag den nit wol aus der capsen nemen. St. Helena, Ks. Constantinus mutter, hat das alles herpracht, ist hie gestorben etc. Datum freytag vor jubilate.3

Nr. 1671 Dr. Dietrich von Plieningen an Hg. Wilhelm IV. von Bayern

[1.] Seine Bemühungen um Aufhebung der bei den Westfälischen heimlichen Gerichten anhängigen Klage gegen die Stadt Landshut; [2.] Gemeinsame Bestrebungen der Reichsstände zur Neudefinition der Kompetenzen der Westfälischen Gerichte; [3.] Ausarbeitung des Entwurfs einer neuen Reichsordnung durch die Stände, seine Übergabe an den Ks., Hoffnung auf Rückkehr des Ks. und ein baldiges Ende des Reichstags; [4.] Werbung des päpstlichen Gesandten bei den Reichsständen für die Teilnahme am Konzil in Rom, Warten auf die Antwort der Reichsstände; [5.] Rückkehr verschiedener Ff. auf den Reichstag, neuerliche Sessionsstreitigkeiten; [6.] Berufung des Reichskammergerichtspersonals auf den Reichstag, Prüfung von Korruptionsvorwürfen; [7.] Klagen verschiedener Reichsstände gegeneinander; [8.] Anbahnung eines Bündnisses europäischer Mächte gegen den Kg. von Frankreich; [9.] Inaussichtstellung eines Gebots des EB von Köln an die Gff. von Waldeck zur Aufhebung des Verfahrens gegen die Stadt Landshut; [10.] Unfähigkeit des EB von Köln zur Rückzahlung seiner Schulden; [11.] Empfang der Schreiben an den Ks. und Peter von Altenhaus; [12.] Konsekration des EB von Trier, Zeigung der aufgefundenen Heiltümer, unerklärlicher Affront des Trierer EB gegenüber den Reichsständen, bevorstehende Zeigung des Heiligen Rockes.

[Trier], 29./30. Mai 1512

München, HStA, KÄA 3138, fol. 122-127, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu aigner hand; Kanzleivermerk fol. 128b: Dr. Dietrich von Pleningen schickt uns den vorgrif des Reichs handlung, itz zu Trier furgenomen, und dabei casus mundi Ao. 1512).

[1.] Gruß. Gn. H., ich hab uf heut, dato [29.5.12], von der post potschaft den handel zwischen Balthasar Reinprechten zu Pudigen etc. und einem ersamen Bm. und rat der stat Landshut in abwesen H. Peters vom Altenhaus empfangen [Schreiben liegt nicht vor], mit bevelch, das wir dise frembde und onretliche ubung an die röm. ksl. Mt., auch die stende des hl. Reichs wollend gelangen lassen, darauf pitten und begern, das [bei] den Gff. zu Waldegk und sonderlichen iren freygraven zu Sassenhausen, auch allen andern westfalischen richtern, freygraven und schopfen pey den penen, in des hl. Reichs recht, reformacion und ordnung gesetz[t], durch die ksl. Mt. und versamlung des Reichs verschafft und bey inen verfuegt [werde], domit die von Landshut also wider recht auf ir uberflissig rechtpot und euer Gn. erpieten mit den frembden gerichten nit mer bekomert, sonder genzlichen aufgehöbt und abgestölt und weiter nit procediert werde. Nun versich ich mich, euer Gn. sey numals durch H. Petern von Altenhaus bericht, das ksl. Mt. in arbait sey und ir Mt. noch in zechen tagen erst gewä[r]tig und aber die tagsatzung, uf montag nach Viti [21.6.12] vom freygraven bestimpt, solichen verzug nit wol erleiden mag. Will ich dannocht wege suchen bey dem Bf. von Cöln, auch bey den stenden mit hilf der ksl. Mt. raten, das den Gff. von Waldegk, auch irn freygraven und andern die nottorft gepoten werden.

[2.] Und damit euer Gn. dannocht bericht werden, wie alle stende des hl. Reichs sich in disen acht tagen solicher beschwerden in einer gemain auch beclagt und umb ain clarer und tu[t]scher declaracion, dann zu Worms ausgangen,1 von der Mt. zu begern sey, so hat doch der Bf. von Cöln als ain oberer desselben gerichts sich darinnen gewägert und merken lassen, er dorf ksl. Mt. in ansechung seiner undertan in Westfaln umb solich declaracion nit wol anruefen, er muesz aber geschechen lassen, wo es ksl. Mt. selbs tu; alsdann hab ers gegen den seinen wol zu verantworten. Doch doneben den stenden gesagt, so etwas im Reich unpillichen mit disem gericht umbgetriben wurde, wolt er wol dovor sein. Ist nit mynder, man hat seinen Gn. geantwort, es sey nit in eins yeden gelegenhait, seinen Gn. allzeit potschaften, die on grossen costen und mue nit zugeen mögen, zuzeschicken und solichs zu clagen. Also ist beschlossen, das man ksl. Mt. pite, das sy aus aigner bewegnus und volkomner macht ain declaracion tu, in was sachen doch und in wölichen fallen diese gericht und in kainem andern zu richten haben sollen, auch in welche cirkel, mit angehenkter peen, das nyemants solich proceß, so wider dieselb declaracion furgenomen, pinden, wölicher richter, auch wölich partey darüber es übe, das sy in die aucht des hl. Reichs seyend zusampt andern penen gefallen und sy nyemants hausen, herbergen etc. und gegen dem richter, der partey und furschieber als fridprechern handeln mogen, auch der fiscal wider die am camergericht procediern soll etc., ongefarlich. Ein solichen passen wirt man erlangen, also das sich euer Gn. dannocht in diser zuversicht nit hart besorgen dörfen, dann dise sach fur die richter nit gehört wirt ain nullitet. Nichtsdestermynder will ich dannocht vom Bf. von Cöln, auch von den ksl. räten und den stenden euer Gn. begern nach schreiben erlangen und die mit einem ksl. poten uberschicken.

[3.] Ferer, gn. F., in des Reichs handlung, dieweil yederman fur die letzst nottorft ermysst und bewegt, das dem hl. Reich muß geholfen werden und on ordnung das nit zu geschechen, so seyend Kff. und Ff., auch ander stende in irn kamern zu arm, das aus irem seckel zu tun. Habent all stende darauf von misericordias domini [25.4.12] pishere mit hochem vleis und ernst geratschlagt und ein ordnung ksl. Mt. (die ich euer ftl. Gn. hiemit zuschicke) ongefarlicher mainung fur ein possen begriffen und heut, dato [29.5.12], den ksl. räten und anwelden ubergeben [Nr. 989/I], in guter zuversicht, die ksl. Mt. werde ain gn. gefallen darab entpfachen, auch darob furohin halten, das solichs dermassen gehalten, und ob man etlich ongehorsam finden würde, das die mit den gehorsamen gestrouft, dann sonst recht und frid nit zu handhaben, auch das hl. Reich und tutsch nacion bey irn ern und würden nit möglichen zu behalten. Und ist man diser ordnung ainhelliglichen berätig worden, wiewol etlich gern den spieß am hag ab hetten gezogen; es ist aber durch den grossen haufen gewendt.2 So werden euer Gn. sechen, es ist auch ksl. Mt. selbs begern, das man nur leut zum krieg underhalt. Er woll kain gelt begern, auch kains mere nemen, dann vormals hab man sein Mt. gesalbt und geschmiert mit gelt, in und das Reich nur verfurt. Wo ksl. Mt. hie were, als ich verhoff, in zechen tagen komen werden, wolten wir disen reichstag alsdann in vierzechen tagen, als ich hoffe, enden.

[4.] Auch, gn. F., so ist vergangens tags ain päpstliche potschaft [Lorenzo Campeggi] her gen Trier von der Päpstlichen Hlkt. komen mit ainer instruction und credenz an die stende des hl. Reichs [liegen nicht vor], alhie versamelt. Ermant sy all, das man zu dem co[n]silium, von seiner Hlkt. ausgeschriben, furderlichen gen Rome schicken solle, und das ein yeder den, so das suchen, durch der stende land glaiten wollend. Ist im ersten tag des monats Decembris nechstvergangen das datum des breves oder credenz. Man hat in gehört und bedoucht genomen zur antwort. Acht wol, vor zukunft ksl. Mt. kain antwort gefallen werde.3

[5.] Mein gnst. H. Pfalzgf. Ludwig ist widerkomen. So wirt mein gn. H. von Wirtenberg auch pald komen. Mgf. Fridrichs von Brandenburgs potschaft [Hans von Seckendorff] understeet sich, in der session mit den Ff. von Bairn auch zu irren. So Pairn ain vorsytz hob, soll darnach Sachsen auch ain haben, und alsdann soll der Mgff. potschaft folgen, also fur und fur gemischelt werden. Ich hab mich des noch erweret, ist wider alt herkomen, wil noch es wern, sovil an mir ist. Wils ksl. Mt., sopald sy kompt, klagen und pitten, das zu furkommen.

[6.] Es sind alle camerrichter und beysytzer, auch advocaten und procurator herberueft, und ist vil seltsamer clag corruptiones und poßhait geübt worden. Ist beschlossen, das man das garn auf den grund geen woll lassen und den schuldigen stroufen.

[7.] Sonst ist die Landgf.in von Hessen hie, die beclagt sich ab den vormundern. So ist Menz und Sachsen gefordert, auch Bf. von Speir gegen der stat Landau, Bf. von Worms gegen der stat Worms, vil hendel doneben etc.

[8.] Neu zeitung gloub ich euer ftl. Gn. wissend, wie die Aidgnossen durch der ksl. Mt. land irn durchzug der Bapstlichen Hlkt. zu rettung gezogen seyend, und man acht, es sey durch heymlich verwilligung. Man versicht sich auch, der Kg. von Frankreich werde es auch dofur halten und der ksl. Mt. nit dester freuntlicher sein. Es sicht auch die leut an, man mog leyden, das die stende des hl. Reichs dem Papst anhangen und ir ksl. Mt. tringend (also zu röden), auch das zu tun als ein vogt der hl. kyrchen. Ist es ware, als man glaubt, so ligent yetzt ob Frankreich in Gallia ob 80 000 streytparer mann. So ryst sich unser Hl. Vater, der Bapst, auch der Kg. von Neapolis und Sicilia widerumb uf das sterkist, das man sich versicht, das ir Hlkt. mit Neapolis, den Schweizern und den Venedigern haben werden ob 60[000] oder 70 000 mann. So ist versechenlich, wo die Lamparter [= Lombarden] solichen rugken ersechen, dann sy das francosisch regiment wyderstehen, sy werden all umbfallen und der Hlkt. und irm anhang auch zufallen und zuziehen. Verhoffen, sy wollend ine aus Italia pald verjagen und in Frankreich auch mued und arm machen. Das sind casus mundi. Gn. H., wölicher frembds guts begert, dem laidt das sein, wölicher mit trutz und tiranischem wesen regiert, der erlangt soliche libe von den undertanen, wölicher all sein nachpaurn veracht und trutzt, dem steet entgegen, das sy sich all wider den verpunden und verainigen und Pilatus und Herodes zuletzst ob dem tirannen ains werden etc. Domit will ich mich euer ftl. Gn. als meinem gn. H. befolchen haben. Datum auf dem hl. pfingstabend etc. im 12. jare zu Trier.

[9.] 1. Zettel: Gn. F., auf des EB von Koln erpieten, er woll disen westfalischn handel abschaffen und inen pey irn ayden gepieten, dise proceß abzutun, hab ich ain supplication auf seiner Gn. begern begriffen. Von dem will ich an die Gff. von Waldeck, auch iren freygrafen ain mandat nemen und pey aigner potschaft ubersenden. Wil des Bf. poten nemen, dann on zwifel so werden die stende des Reichs kunftiglichen ain ksl. weytere declaration vor endung dises reychstags auspringen, domit ain yeder hernach onumbgetryben pleyb. Zu disem handel ist diser brief gnug vom Bf. Acht auch, er werd mit vliß gepieten, erpietig, mir auch ain copy zu geben. Die will ich euer Gn. zuschicken pey nachster post.

[10.] Seiner schuld halben kan ich in der warheyt kein andere antwort erlangen, dann er habs nit. Der gelrisch krieg schad im ob 10 000 fl. Und ee er abschaid hye, wol er mir antwort geben; do ich mecht aufhalten. Was euer ftl. Gn. weyter befelchen wollend, des pin ich gewartig. Besorgen, noch auf 4 wochen oder 5 nit abgefertigt werden mög. Datum auf den pfingstabend 1512.

[11.] 2. Zettel: Auch, gn. F., hab ich in abwesen auf hut, dato diß zedels [30.5.12], enpfangen von euer Gn. poten ain brief, an H. Petern von Altenhaus und mich stend [liegt nicht vor], darinnen euer ftl. Gn. uns baiden zuschreybt, wie sye unserm rat nach ksl. Mt. mit aygner hand schreybt etc. Und dieweyl aber H. Peter pey euer ftl. Gn. ist, auch ksl. Mt. kom in 8 oder 10 tagen noch herkompt [sic!], so will ich pis auf H. Peters zukunft euer Gn. brief, an ksl. Mt. lautend [liegt nicht vor], behalten und H. Petern den mitsampt dem andern brief, von euer Gn. ausgangen, an in stend [liegt nicht vor], auch behendigen. Datum auf pentecosten 1512.

[12.] 3. Zettel: Auf heut [30.5.12] hat sich mein H. von Trier consecriern lassen [durch] mein gnst. H. von Menz, Straßburg und Bamberg und der suffragani.4 So hat man heut und gestern [29.5.12] das hayltum in allen kirchen gezaigt, ob 15 000 menschen hye gewesen. Hat mein H. von Trier der Papstlichen Hlkt. kein eer getan, [ihren Gesandten] nit geladen, auch die stend nit geladen zum tusch. Vyl selzemer rede seiner grobkeyt oder hoffart das zugemessen. Auf morgen, montag [31.5.12], wirt man unsers Hergots rock, der nulichen gefunden ist, zaigen. Datum pentecosten 1512.

Nr. 1672 Dr. Dietrich von Plieningen an Hg. Wilhelm IV. von Bayern

[1.] Neuerlicher Sessionsstreit mit dem sächsischen Gesandten Cäsar Pflug; [2.] Untersuchungsverfahren gegen das Reichskammergerichtspersonal; [3.] Bemühen um Ahndung des Geleitbruchs bei Forchheim; [4.] Weitere Sessionskonflikte, Bitte um Übersendung eines Vertrags zwischen den Hgg. Georg von Bayern und Albrecht von Sachsen in der Sessionsfrage.

[Trier], 13. Juni 1512

München, HStA, Kasten schwarz 9400, fol. 23-24, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gn. F., nachdem und ich mich gegen der sachsischen potschaft auf hart anhalten ksl. Mt. auf disen reichstag und nit lenger vertragen hett, das yeder ain tag umb den andern sytzen solt [Nr. 1419] – dieweyl Hg. Fridrich von Peyrn oder sein potschaft vor mir sessen, was diser vertrag eur Gn. und dem haus von Peyrn destermynder nachtailig –, hat sich dise tag in abwesen Hg. Fridrichs begeben, das H. Cesar Pflug sich ainer mere nuerung angenomen und hat mitsampt Mgf. Fridrichs potschaft [Hans von Seckendorff] sich eintringen wollen und Hg. Fridrichs potschaft ob im nit steen wollen lassen, gesagt, Hg. Fridrich sey zu Costenz1 under Hg. Gorgen gestanden, angesehen das alter. Woll er yetzt ob Hg. Fridrichen, dieweyl sein H. alter sey, auch steen. Welcher neuerung sye sich pishere nye merken haben lassen. Ich hab auch mein vertrag, wie ich mich vor notarien protestiert hab, nit anderst angenomen und in keiner andern maynung ksl. Mt. gewilligt, dann das Hg. Fridrich vorsytz, als er auch zur selben zeyt, auch sein potschaft zu tun pflagen. Do ich das gesechen und sonderlich, das Mgf. Fridrichs potschaft auch sich wolt einflicken, hab ich H. Cesar zugesprochen, dieweyl er unser veraynigung nit halt, sey ich die zu halten auch nit schuldig. Und haben meine gnst. und gn. Hh., die Pfalzgff., mit mir beslossen, das nit zu gedulden, mit etwas zornigen worten paid tisch gesagt: Wollen sye nit anderst, man muß mit den houren die sytze taylen. Man wird die Ff. von Payrn zuletzst der tuer setzen. Also habend wir noch den stritt pis auf dise stund behalten. Der Ff. von Sachsen potschaft ist aus dem rat geloffen, aber Mgf. Fridrich ist in seiner alten ordnung plyben. Was eur Gn. meynung sey, pin ich gewartend, dann ich besorg noch in ainem monet, das wir nit ledig mogen werden, wann es wol gerat.

[2.] Die kamerrichter und peysytzer, auch ire procuratores sind all gefordert. Ist ain seltzam wesen under inen, schmachend ainander hart. Nun will man den grund und die warheyt erfaren, darnach dem guten und dem bosen lonung geben, dann solt man also vor disen leuten recht nemen, were pesser kein kamergericht. Man wirt auch vlyß tun, das man nyemants onrecht tun lassen, als pillich ist.

[3.] In des von Bambergs handel ubt man sich, das der mit hilf des gemainen Reychs gestroft werde. Ist es hut an Bamberg, morgen wirt es an eur Gn. oder an ainem andern sein. Darumb not ist, das man strouf furneme, sich ander hernach daran stossend. Datum auf sontag nach corporis Christi 1512.

[4.] Zettel: Gn. F., ich hab vor diser zeyt eur Gn. zugeschriben die irrung, so Hg. Gorgen von Sachsens rate [Cäsar Pflug] allhye zu Trier der session halber geubt wider eur ftl. Gn. und wie ksl. Mt. den hendeln zu gut ain mittel mir zugemut, disen reychstag und nit lenger zu verwilligen, das ainer alweg umb den andern tag vorgesessen. Daruber ich nach meiner verwilligung ain instrument [Nr. 1419] genomen und eur Gn. gerechtikeyt on schaden etc. Ist mein gn. H., Hg. Fridrich von Bayrn, Pfalzgf., etlich tag spaciern geritten, sein potschaft an sein stat in den rat verordet. Habend sich die Sachsischen mit Mgf. Fridrichs rat verainigt und Hg. Fridrichs rat understanden, auch zu irren am vorsitze. Das ganz ain nuerung, dann all unser tag haben Sach[s]en und Prandenburg nye widerredt, das ain payrische potschaft den vorsytz vor Sachsen und Prandenburg habe. Aber erst zu Worms2 hat man furgenomen und gesagt, wann ain payrische potschaft vorsytze, solle darnach ain sachsische und zum dritten ain prandenburgische undergemuschelt werden. Nun wollend sye yetzt, dise dry heuser sollend irn vor- oder nachsytze haben nach der Ff. person alter. Nun ist es nit also herkommen, nemend al stund ain nuen fortail fur die hand. Pin ich zu meinem gnst. H. Pfalzgf. [Ludwig] in abwesen Hg. Fridrichs gangen und geratschlagt, das es nit zu leyden [ist]. Sag sein Gn., ee wolt ers mit den houren tayln helfen. So ist Hg. Fridrich auch widerkomen, ist der maynung auch. Habend Hg. Fridrichs rat und ich den jungst gehalten rat und stracks an der Kff. räte gedruckt und Sachsen oder Prandenburg vor lassen sytzen, auch nit undergemuschelt. Dieweyl die sachsischen rat der Mt. abrede nit gehalten, vermainent meine gn. Hh., die Pfalzgff., ich sey es auch nit schuldig zu halten. Habend es meinem gnst. H. von Meynz furgehalten. Sein Gn. hat auch mit den kayserischen raten gehandelt, domit kein onlust oder aufrur do werde, solt es also zugeen, so wurde der underst der oberst mussen werden. Hab ich eur ftl. Gn., mich irer Gn. willen und maynung zu berichten, [bitten wollen,] domit ich eur ftl. Gn. und dem loblichen haus von Payrn nicht vergebe. Es were gut, das eur Gn. gen Nuburg [= Neuburg a. d. Donau] geschriben hette, den brief, so Hg. Gorg in Bayrn und Hg. Albrecht von Sachsen aufgericht haben, dise session betreffend,3 das derselb brief gesucht und in gemain hand gelegt wurde und das der furderlich yetzt hergeschickt. So weste man dise irrung, daraus dann diser brief macht die irrung, zu entschaiden. Wiewol es war ist, das in allen des hl. Reychs abschyden gar aygentlich auf yedes tags handlungen die Ff. und ire potschaft in irer rechten ordnung geschriben, so wayst man es durch die alten auch zu erfarn. Laßt man es aber also haben, so mochten die leut absterben und in vergessen kommen. So ist es dann ain irrung und pleybt aine. Datum ut in literis.

Nr. 1673 Hg. Wilhelm IV. von Bayern an Dr. Dietrich von Plieningen

[1.] Empfang eines Schreibens Dr. von Plieningens; [2.] Verweis auf die erteilte Instruktion in Reichsangelegenheiten; [3.] Weisungen für den Sessionskonflikt mit dem sächsischen Gesandten Cäsar Pflug; [4.] Auftrag, die am Westfälischen heimlichen Gericht anhängige Klage des Reinprecht zu Büdingen gegen die Stadt Landshut abzustellen.

Landshut, 13. Juli 1512

München, HStA, Kasten schwarz 9400, fol. 27a u. b, Konz.

[1.] Hat das (nicht vorliegende) Schreiben Dr. von Plieningens vom 20. Juni (sontag nach Viti) in der vergangenen Woche erhalten.

[2.] Und erstlich des Reichs sachen halben, darauf du von uns begerst, dir unser gemuet weiter zu eröffnen, wissen wir dir keinen andern beschaid noch bevelch ze geben, dann wie unser instruction [1669 [1.]] und gewaltbrief [vgl. Nr. 1669 Anm. 2] vermögen. Dabey lassen wir es noch beleiben, der zuversicht, du wissest dich nach gelegenheit aller sachen und ksl. Mt. zu ern und gevallen verrer in den hendeln neben den merern stenden wol ze halten.

[3.] Furs ander, als du uns anzaigst, wie nach unsers lb. vetters, Hg. Fridrichs von Bairn etc., vormunders, abschid Cesar Pflug, die sachsisch potschaft, abermals ein neue irrung der session halben mit dir eingeworfen und ksl. Mt. abschid, das alweg ainer umb den andern tag vorsitzen soll [Nr. 1419], nit gelebt, sonder zerprochen hab, dieweil dann das haus Sachsen ye dermassen eindringen und uns und unser vettern von Bairn kein gutigkeit furtragen wil, lassen wir uns unsers fruntlichen, lb. vetters und swagers, Pfalzgf. Ludwigen, Kf., und andrer bairischen Ff. und derselben potschaften ratslag, des du inen von unsern wegen sondern dank sagen solt, gevallen also: Dieweil gedachter Pflug von ksl. Mt. abschid, der seinem H. mer dann dem haus Bairn zu eren und gutem raicht, selbs gevallen ist, das du ine nit mer vorsitzen noch das haus Bairn von irem alten, billichen herchomen dringen lassen, sonder gedachten unsern lb. vettern und swager, den Kf. [Ludwig von der Pfalz], und ander Ff. von Bairn und derselben potschaften, sovil der noch auf dem reichstag sind, darin zu hilf nemen, oder, wo es dir nit erdeihen wil, alsdann den reichsrat, so die Sachsischen darin vorsitzen, deshalben meiden und davon enthalten. Wir haben auch auf dein anzaigen unserm vettern, Hg. Fridrichen von Bairn etc., vormundern, ze stund an geschriben [Nr. 1421], uns des vertrags, zwischen weilend Hg. Jorgen von Bairn und Hg. Albrecht von Sachsen seligen zu vorlangst vergangen reichstagen irer session halben ausgangen, ain glaubwirdig vidimus oder abschrift furderlich zuzeschreiben und die haubtverschreibung hinderzelegen. Und sobald uns solh vidimus oder abschrift zuekombt, wellen wir dir alsdann die auch zueschicken.

[4.] Verrer in der von Landshut sache gegen dem Reinprecht [zu Büdingen] von wegn seiner westvälischen rechtvertigung wellest bey den ständen des Reichs vleis ankern, damit solh puebisch handlung gewendet, und, wo es sein mocht, wider den Reinprecht und die, so im seiner rechtvertigung gestattn und verhelfen, notturftig mandat und declaration der acht zu erlangen, in massn des hl. Reichs ordnung und erclärung, davon itz geratslagt ist, so daruber ausgeen sol,1 in disem vall vermogen, auch das recht und billicheit eraischen, dann gedachtem Reinprecht inhalt des von Köln canzlers [Dr. Degenhard Witte] ratslag uber so menig handlung abermals tagsatzung und glait zuzeschreiben, achten wir und unser räte fur schimpflich. Wo er aber also mocht betreten und nidergeworfen werden, wär billich, das ime sein belonung gegeben wurd. Woltn wir dir auf vorberurt dein schreiben gn. meynung nit verhalten. Datum Landshut am eritag nach Margarethe Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Zu Wolf von Aheim vgl. das Biogramm bei Paulus, Machtfelder, S. 480-486.
2
 Anberaumt für den 23. Mai 1512 nach Augsburg. Vgl. Nr. 1429.
1
 Der entsprechende Punkt wurde in Nr. 760 nicht wiedergegeben, da er für die Reichstagsthematik zu Beginn des Jahres 1511 nicht relevant ist.
2
 Dies bezieht sich vermutlich auf jene Hg. Albrecht IV. durch EB Hermann von Köln geschuldeten 500 rh. fl., über deren Rückzahlung bereits auf dem Nürnberger Reichstag 1487 ergebnislos verhandelt worden war. Vgl. Seyboth, Reichstagsakten 2, Nr. 633 S. 887f., Nr. 635 S. 891.
1
 Vgl. die Weisung Hg. Wilhelms an Dr. Johann Neuhauser von diesem Tag, eine Instruktion für die beiden Reichstagsgesandten zu verfassen, Nr. 1668 [1.].
2
 In einer am 21. März 1512 (sontag letare in der vasten) in Landshut ausgestellten Vollmacht erklärte Hg. Wilhelm, er habe aufgrund der Weisung des Ks., seine Gesandten statt auf den geplanten Augsburger Reichstag nunmehr nach Trier oder Koblenz zu schicken, seine beiden Räte, den landhofmaister Wolfgangen von Ahaim zu Wildnau und Dr. Dietrichen von Pleningen zu Eysenhoven und Schabegk, auf solhen tag von unsern wegen zu erscheinen, verordent und geschickt, auch ine unsern ganzen volkomen gwalt und macht gegeben und tun das in craft des briefs, alles dasjen, so ksl. Mt. und dem hl. Reich, auch teyzher nation und gemainer cristenhait laut irs ksl. beschreibens zu nutz und ern und guetem komen sol und mag, sambt und neben den Kff., auch andern Ff. und stenden des hl. Reichs zu ratslagen, besliessen und mithandlen zu helfen, als ob wir selbs in aigner person entgegen wärn. Und was angeregt unser machtpotschaften von unsern wegen auf angeregtem reichstag handlen und beschliessen helfen, das gereden und versprechen wir bei unsern ftl. wirden und worten stät zu halten. München, HStA, KÄA 3138, fol. 111a u. b, Konz. Bald nach Abfassung dieser Vollmacht wurde der ursprünglich als Gesandter vorgesehene Wolf von Aheim durch Peter von Altenhaus ersetzt. Zu Dietrich von Plieningen vgl. Adelmann, Plieningen.
3
 Nachweis des Lehnsindults für Hg. Wilhelm sowie der Erlaubnis für seine Vormünder und Amtleute zum Gebrauch des Blutbanns, jeweils ausgestellt in Kaufbeuren am 15. Mai 1509, bei Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 146 Anm. 8.
4
 Zu den Differenzen um die Hft. Altenwaldeck vgl. Nr. 723 Anm. 2.
1
 Das am Schluß des Schreibens angegebene Datum freytag vor jubilate [30.4.12] ist offenkundig unzutreffend, denn der zu Beginn erwähnte, an Hg. Wilhelm übersandte ksl. Lehnsindult sowie das Schreiben Ks. Maximilians an Kg. Wladislaw von Böhmen-Ungarn (siehe Anm. 2) stammen erst vom 4. Mai. Auch die angeblich „gestern“ gefeierte Gedenkmesse für die verstorbene Gemahlin des Ks. fand erst am 3. Mai statt. Vgl. Nr. 1834 [2.].
2
 Mit Schreiben aus Trier vom 4. Mai 1512 teilte Ks. Maximilian Kg. Wladislaw von Böhmen-Ungarn, der böhmischen Landtafel und den Ständen der Krone Böhmen mit, Hg. Wilhelm von Bayern habe vorbringen lassen, wie sich etlich Hh. der cron zu Behaim, so mit iren Hftt. gegen seiner lieb Ftt. und landen grenizen, derselben grenizen halben, dorumbe sy dann in irrung steen, zu rüstung und emperung schicken. Deshalben eer teglichen uberflus besorgen müge, al[le]s über sein manigfaltig guetlich und rechtmessig erpieten und den stillstand, so euer lieb und die der cron zu Behaim inen zugeschriben haben. Weil dies dem Hg. zu großem Schaden und Nachteil gereiche, habe er um Hilfe gebeten. Da ihm (dem Ks.) eine derartige Beschwerung des Hg. unbillig erscheine, er zudem gewillt sei, Krieg und Aufruhr im Reich zu verhindern, ersuche er darum, außerhalb des Rechts und mit der Tat nichts gegen Hg. Wilhelm zu unternehmen und dies auch niemandem sonst zu gestatten. Er sei bereit, gemeinsam mit Kg. Wladislaw und den Ständen der Krone Böhmen alles zu tun, um die Sache gütlich beizulegen. München, HStA, KÄA 3138, fol. 133a u. b, Kop.
3
 Zum Datum vgl. Anm. 1. – Mit Begleitschreiben aus München vom 15. Mai 1512 (sambstag vor sontags vocem jocunditatis) übersandten die hgl. Statthalter und Räte Hg. Wilhelm zwei an ihn persönlich adressierte, durch Philipp Adler von Augsburg bzw. einen Postboten überbrachte Briefe Dr. Dietrichs von Plieningen und Peters von Altenhaus (wohl Nr. 1670 sowie ein nicht vorliegendes Schreiben). München, HStA, KÄA 3138, fol. 132, Orig. Pap. m. S. – Daß die beiden Reichstagsgesandten noch weitere Berichte verfaßten, die allerdings nicht vorliegen, geht aus folgendem Schreiben Johanns von der Leiter und Jörgs von Gumppenberg an Hg. Wilhelm aus Landshut vom 16. Mai 1512 (sontag vor der auffart) hervor: Haben spät in der Nacht von den hgl. Statthaltern und Räten zu München das beiliegende Bündel Briefe der hgl. Gesandten auf dem Reichstag in Trier erhalten, die sie, obwohl für Hg. Wilhelm persönlich bestimmt, aufgebrochen haben, dann wir an hut, dato [16.5.12], in eur Gn. namen ainen eylenden boten zu Pfalzgf. Ludwigen, der ytz auch zu Trier ist, in dem behamischen handl wegzeschicken verordent haben, wie dann eur Gn., so sy wider anheyms kommen, bericht werden. Ob ichts den verordenten räten auf dem reichstag auf ir missif in eil zuzeschreiben not getan, wollten wir solhs bey angeregtem poten mitgeschickt haben. Da die Schreiben über die Reichstagsverhandlungen nichts Besonderes enthalten, worauf man den Gesandten Bescheid geben muß, haben sie den Boten zu Kf. Ludwig abgefertigt und den Gesandten mitgeteilt, sie hätten ihre beiden Schreiben Hg. Wilhelm, der nicht zuhause sei, unverzüglich und ungeöffnet zugeschickt mit der Bemerkung, daß ihnen ihr Vorschlag in der Rorbach-Sache gefalle. München, HStA, KÄA 3138, fol. 134, Orig. Pap. m. S.
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 Gemeint ist wohl das am 10. September 1495 in Worms ergangene kgl. Mandat zur Neuordnung der Westfälischen Gerichte. Druck: Angermeier, Reichstagsakten, Nr. 457.
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 Mit Schreiben aus Trier vom 18. Mai 1512 (erichtags nach vocem jocunditatis) teilte Pfalzgf. Friedrich Hg. Heinrich von Mecklenburg mit, die hier versammelten Reichsstände berieten über die Aufrichtung einer Ordnung für das Reich. Wie aber das sein entschaft erreichen, konnden wir noch zur zeit nit wissen. Schwerin, LHA, Auswärtige Beziehungen (Acta extera) Nr. 4766, fol. 5, Orig. Pap. m. S.
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 Campeggi war schon am 21./22. Februar 1512 zusammen mit Ks. Maximilian nach Würzburg gekommen, hatte 14 Tage im Kloster St. Stephan geweilt und war dem Ks. anschließend nach Trier gefolgt. Trithemius, Annales, S. 674.; Wendehorst, Bistum Würzburg, S. 56. Zur Person Campeggis vgl. Skalweit, Campeggi, hier S. 454 auch einige Angaben zu seiner Entsendung zum Ks. durch Papst Julius II.
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 Die Konsekration erfolgte im Beisein EB Philipps von Köln, Kurfürst Ludwigs von der Pfalz, Pfalzgf. Friedrichs, Bf. Georgs von Bamberg und zahlreicher Prälaten, Gff., Hh. und Ritter, die anschließend alle mit Ausnahme des EB von Köln bei EB Richard im Palast speisten. Am 4. Juli zelebrierte dieser seine erste hl. Messe im Dom. Vgl. Stramberg, Bericht, S. 341. Zur Bischofsweihe EB Richards vgl. auch A. Schmidt, Erhebung, S. 734-736.
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 Gemeint ist der Reichstag 1507.
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 Gemeint ist wohl der Reichstag 1509.
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 Vertrag von Wachtendonk vom 17. Dezember 1498. Vgl. Ott, Präzedenz, S. 57-61; Stauber, Hg. Georg, S. 515.
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 Welche geplante Ordnung hier gemeint ist, läßt sich nicht eindeutig entscheiden. Möglicherweise handelt es sich um den auf dem Reichstag 1512 aus den Reihen der Stände unterbreiteten (nicht vorliegenden), auf die Abschaffung der heimlichen Westfälischen Gerichte abzielenden Ratschlag, dessen Umsetzung jedoch durch EB Philipp von Köln verhindert wurde. Vgl. zum Ganzen Harpprecht, Staatsarchiv, S. 113; Häberlin, Reichsgeschichte, S. 554; Goldast, Copeylicher Begriff, S. 235; Datt, Volumen rerum Germanicarum, S. 759.