Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bekanntgabe der ksl. Entscheidung durch den Reichserbmarschall; [2.] Vorschlag für einen zwischen dem bayerischen und dem sächsischen Gesandten täglich wechselnden Vorsitz auf dem Trierer Reichstag; [3.] Annahme des Vorschlags durch Dr. Dietrich von Plieningen vorbehaltlich der herkömmlichen Rechte des Hauses Bayern; [4.] Anwesende Zeugen.

Trier, 15. Mai 1512

Notariatsinstrument Perg.: A) München, HStA, Kurbayern Urkunden 25 010 (ausgefertigt durch den Notar Nikolaus Gresnich von Rulant, priester des hohen stifts von Lütge [= Lüttich], von bäibstlicher gewalt offenpair notarius und der hl. kirchen von Trier gesworen schriber).

Konz.: B) Koblenz, LHA, 1 C Nr. 16 328, pag. 27-30.

[1.] In Gottes namen amen. Zu wissen und offenpar sey allermeniglich, die das gegenwartig instrument sechend oder horend lesen, das im jaire von unsers Hern gepurd 1512, in der 15. indiction oder kayserzal, an dem 15. tag des monets May morgens fruwe umb acht hore, Baibst kronung des allerhlst. in Gott Vaters und Hern, H. Julii von gotlicher vorsechung des zwaiten, in synem 9. jare, synd in meyn, notary, gegenwartig[keit] und nachbenanter gezeugen personlich erschynen der edel und vest Ulrich von Papenhaym, des hl. röm. Reychs erbmarschalk, aus bevelch des allerdurchluchtigisten und großmachtigisten H., H. Maximilians, röm. Ks. etc., unsers allergnst. H., in dem collegio zu Trier obenauf vor dem grossen sale. Hat benanter erbmarschalk aus bevelch ksl. Mt. gegen dem gestrengen, edelen und hochgelerten H. Dietrichen von Pleningen zu Eysenhoven, ritter und Dr., als zu ainer geschickten potschaft des durchleuchtigen und hochgepornen F. und H., H. Wilhalmens, Pfalzgf. bey Reyn, Hg. in Obern- und Nydernbayern etc., dise nachfolgende wort geredt und ausgesagt:

[2.] Diewyle ksl. Mt. bericht werde, daß sych zwyschen paiden heusern der Ff. von Bayern und Sachsen ain stryt der session halber erhebt hat, namlichen vermayn Hg. Jorgen von Sachsen potschaft [Cäsar Pflug und Dr. Lorenz Zoch], so ains F. von Bayern potschaft vorsytze, das darnach gleychauf die onundergemyschelt des F. von Sachsen potschaft sytzen sall. Das aber genanter H. Dietrich von Plenyngen als ain geschickter Hg. Wilhalms zu Obern- und Nydernbayern, wider alten geprauch zu seyn, anzaigen tet und vermaint, das alle Ff. von Bayern, auch ire potschaften, vor den Ff. von Sachsen ader iren potschaften irn vorsytz stracks alwege gleych aufeynander vor der sachsischen Ff., auch iren potschaften alle zeyt haben solten etc. Diewüle aber ksl. Mt. an irer, auch des hl. röm. Reichs hoch obligenden sachen, so hie zu Trier auf disen gegenwurtigen tag zu handelen, wie dan die ksl. Mt. durch in, den marschalk, H. Dietrichen tat anzaigen, vyl und hoch gelegen a, domit solich sachen nit verhindert und aufgehalten, begert die Mt., das H. Dietrich ksl. Mt. zu undertanigen gefallen verwilligen wol, das zu disem reychstag die sachsischen potschaft mit ime ain tag umb den andern den vorsytz hette, doch Hg. Wilhalmen und anderen Ff. von Bayeren an irem alten herkomen und gerochlichenb onabpruchlichen.

[3.] Auf dise des marschalks fürgehalten reden sagt H. Dietrich, wie er zu–a eren ksl. Mt. und zu undertanigen gefallen tet er bewilligen, das zu disem reychstag zu Trier und nit lenger sy, payder Ff. potschaften, irn sytz ain tag umb den andern mit dem vorsytzen umbwachseltend, wie es durch den erbmarschalk gnediglich von ksl. Mt. wegen begert were, namlichen, das solich seyn undertanige zulaissen hernach seynem gn. H. Hg. Wilhalmen ader dem löblichen haus von Bayern an irem herkomen und loblichen alten geprauch kaynen abpruch oder nachtail gepern solt in ainich weis. Und solichs seyns willigens hat H. Dietrich sych vor mir und dysen hernachgeschriben gezeugen offentlich protestiert und daruber von mir, offen notari, ains ader mer instrument under meynen gewonlichen zaichen aufzurichten und ime die als ain gemaine person mitzutailen gepeten und begert. Das ich, hernach benanter notari, also von ampts wegen getain etc. und darauf ime dises offen instrument mitgetailt.

[4.] cDyse reden und protestation seyn geschehen zu Trier und dem jare, indiction, Baibst kronung, tag, monet und hore obengeschriben in bywesen und gegenwartigkeit des wirdigen H. Bernharten Adelman, tumher zu Augspurg, des edelen und vesten Wilhalmen von Knoringen und der ersamen Hansen Widman, burger zu München, Hansen Kunig zu Landsperg, vor wirdige gezeuge heruber geroefen und gepeten.–c

Anmerkungen

a
–a B am Rand korrigiert aus: und er anstat seins gn. H., Hg. Wilhalms in Bairen, gar ongern die ksl. Mt. zu verirren ursach geben wolte, wiewol die sachsisch potschaft gut wissens trueg, das sy irs furnemens ganz kainen fug hette, yedoch zu.
b
 B gerechtikeyten.
c
–c B fehlt.