Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Belehnung EB Richards von Trier und Hg. Heinrichs d. Ä. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Ersuchen des Ks. an die Stände um Erledigung der noch offenen Reichstagsthemen, Einsetzung von drei Ausschüssen, Verbleib Hellers auf dem Reichstag; [2.] Stand der Verhandlungen in Sachen Eilende Hilfe, Besoldung der Reichsräte, Gemeiner Pfennig und neuer Reichstag; [3.] Bemühungen Straßburgs, Colmars und Hellers in der Pfahlbürgerfrage; [4.] Stand in Sachen Achtfreiheit; [5.] Auftrag des Ks. an die Hgg. von Braunschweig zur Anwerbung von Truppen gegen Geldern; [6.] Dementi des Gerüchts über ein Darlehen Frankfurts für den Ks.; [7.] Übergabe einer Supplikation in Sachen Frankfurter Messe; [8.] Eventueller Protest Hellers gegen den Pfahlbürgerartikel; [9.] Sein defensives Agieren in verschiedenen Angelegenheiten; [10.] Ersuchen des Ks. an die Stände in Sachen Eilende Hilfe, Wunsch der Stände nach Heimreise.

Köln, 18. August 1512

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 46-48, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Jakob H[eller] schribt sub dato 18. Augusti, praesentatum secunda in vigilia Bartholomei [23.8.12]).

Hofft, daß sein letztes, durch den Boten Jost übersandtes Schreiben vom 12. August (Nr. 1722) in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] Also ist ksl. Mt., onser allergnst. H., eyn dak darnoch [13.8.12] of dem hus [= Tanzhaus Gürzenich] by dein stenden erschinen ond inhen gn. dank gesakt der verwiligong der ilenden hulf, auch des gemeynen penges, ond, sobald dem Bf. von Triher [und] Hg. Heinrich von Bronswik di lehein gelihein [Nr. 1504], darnoch gn. meinong gebeten di stende, hi zo ferharhein ond des camergericht halber, auch den abschit zo ferfertigen ond ander hendel forzonemen ond folnenden. Deß man in emsiger arbeyt get ond 3 ausschuß gemacht, daß ich ferhuff, in 8 oder 14 dagen sich diser dak enden werd. Deshalber nit fon noden, mir eynen andern zo schiken, dan wo es sich langer ferziehen, drue [= traue] ich mir, by ksl. Mt. eynen gn. abschit zo krigen.

[2.] Also berut es noch of dem, daß wir ksl. Mt. eyne ilende huolf of Michahelis [29.9.12] geben soln, eyn firtil des kolssein [= Kölner] anschlages,1 das ist 3 manet ond eyn firtil eyns manetz, tzo onterhalten 8 reyt by ksl. Mt. im hof, di des Richs sachen handeln soln. Der wir stett eynen geben soln, der 5 oder 6 perde haben ond itligen manet 12 fl. of eyn pert ond der geschikt dupel so fil habein sol. Darzo sol man, als wit als Rig ist, dein gemeynen peng forderlig ofheben zo onderhaltong recht, friden ond di hekenruteri strafen ond tzo eroberong des lantz fon Geldern geben ond eynen andern rigesdak zo Frankfurt oder Worms, beschlusen of triom regom [6.1.13].

[3.] Gonstigen, lb. Hh., der palborger halber sein di von Straspork in einer drifligen botzschaf hye, 2 stettmeister, 2 ammeister, 2 secretarie, daronder Dr. Brant. Auch di von Colmar [und] Schle[t]statt fon der ganzen landvogtey wegen arbeyten heftiklig darwider. Aber ich hab fermerkt, daß der artikel im lastein von etligen ferstandein, di frihen gouter auch beroren wil. Deshalber ich ond der von Wetzflar [= Philipp von Babenhausen] 8 dag for dato [11.8.12] ons tzo ksl. Mt. gefougt, der ons gn. audienz geben. Ond hab ich ir Mt. onderdeniklig gebeten, nochdem by den stenden des hl. Rigs eyn artikel ingebein, di polborger bedreffen [Nr. 990 [24.]], ond darnoch meldung, als solt das ander frihe goter auch berorend, nochdem wir dan bisher kein polborger gehapt, solt dan der artikel sich of onser frihe goter erstrekt oder ferstanden werden, wer ons in kein wek tzo gedulden, auch dem hl. Rig als bisher nit so stattlig dinen noch stuhern mochten. Wir weren auch des hoglig durg Kgg. ond Kss. gefreit, hettens auch fil mer dan etlig ond hondert jar von alters her brucht. Ir ksl. Mt. hett ons auch das mit sondern genaden durg eyn gemeyn friheyt bestediget, als ich das tzo noden an cont zigen. Ond ir Mt. so bald eyn soplicazion obergeben, als hiby, a gezigent [Nr. 1498/A]. Hat ir Mt. ons dorg den canzeler fon Sarentin dis antwurt geben: Ir Mt. wil di ret daruber lassen sitzen ond ons darnoch gn. antwurt geben. Hat auch solis den stenden befoln, als wir wissens dragen etc. Ich hab dergligen meyn gn. H. von Menz auch montlig ersucht ond bericht ond wir beyd eyn soplicazion, b gezigent [Nr. 1498/B], in di fersamelong gebein. Ich habs darfor, es werd of den nesten rigsdak geschobein.

[4.] Der friheyt der acht halber habein di stende in geratschlakt. Fermirk, di Kff. deß ganz willik, aber andern fil dispotazion drin haben, also daß si das sampt andern sachen dein ksl. reten forgehalten. So ist of di zit der camerrichter [Gf. Sigmund zum Haag] von ksl. Mt. auch darzo ferordent worden ond beschlussen, daß mans das sampt andern artikeln ksl. Mt. for solt halten. Der antwurt ich alle dak wartein bin, wiwol ichs auch darfor hab, es werd of den andern rigsdak geschobein, duch wil ich by ksl. Mt., auch irn Mt. reten flisikligen handeln. Meyn gnst. H. von Menz kert warlig durg meyn montlig bericht allin mogligen fliß an, es wer sonst im ersten mir gar abgeschlagen.

[5.] Meyn gn. Hh. von Bronswik [= Hgg. Heinrich d. Ä. von Braunschweig-Wolfenbüttel und Erich von Braunschweig-Calenberg] sein hi by ksl. Mt. abgefertiget, folker antzonemen ofs lant von Geldern, sofer sey irs geltz ferwist werdein.

[6.] Hat geseliger minong an mich gelankt, daß di von Frankfurt etlis som geltz itz darlechtein ond am gemein peng werden nemen. Habe ich zo antwort gebein: „Meyne Hh. habein diß abschitz noch gar kein wisens. Ich hab auch noch besonder gescheft im hof, daß ich nit in 3 oder 4 wochen heimzigen mog. So ste di zit auch of Michahelis [29.9.12] ond durf noch wol eyn manet oder tzwen dauern, dan by ons kein gelt forhanden.“ Laß ich uwer libden im bestein wissen, uch darnoch haben zo halten, ob dergligen begegen werd.

[7.] Lb. Hh., es ist for etlig dagen eyn soplicazion, c gezigent [Nr. 1541], in di fersamelong gebein wordein, darin kein anfank, kein datom oder nam, wiwol ich wiß, wer sey ingebein hat, onser meß berorend. No hab ich by etlichen angehalten ond gebeten, solis bis auf dein nestein rigesdak tzo berohen lasen. So cond man sig di neste meß bin kaufluden erconden, ob es notzer for oder noch ostern tzo ligen wer. [...]

[8.] Lb. Hh., ich besorg, ksl. Mt. werd eyn finantz uf Strasporg, de lantfondey ond ons machen, gelt zu lyhen, of den anschlak des gemein penges wider zu zalen. Das ich in kein wek anemen werd ader ir Mt. werd den artikel der polborger halber [Nr. 990 [24.]] in abschit setzen lassen, wewol ichs nit warlig wissens hab. Wo aber solis beschig, werd ich by der fersamelong ofenlig protestirn, wo der artikel ons ader der onsern freygoter beroren werd ober onser friheyt ond alten hercomen, daß ich als anwalt darin nit gewilgen wold etc. Ond darnoch wer eyn declaracion by ksl. Mt. wol zo erlangen.

[9.] Lb. Hh., ob mir etwes von ksl. Mt. der frihen gouter halber, eyn finanz oder anlihens of den gemeinen peng anlangen werd, so hab ich mich beduocht ond nichtz witer handeln wiln, dan uwer wisheyt das by eygener botschaf zo schribein ond uwer irsten meinong berohein lassein, wiwol mir itzt gesakt ist, es sey in abschit gesatz worden, duch wil ich de protestatz nit onderlasein.

[10.] Of dato [18.8.12] hat ksl. Mt. an di stende begert, daß sey di ilinde hulf, di dan drakt 66 000 fl., for sich als di gehorsamen ond for di ongehorsamen dar woln ligen ond soln si der ongehorsamen dil an dem gemeyn peng inbehalten. Das ist ir Mt. onderdeniklig abgeschlagen ond gebeten, in genediklig tzo erlaubein, of daß si di ilenden hulf deß forderlig auf- ond inbrinhen mogen. Deß antwort wir allin dak wartein. [...] Damit spar Gott uwer wisheyt in langwirigem reygement. Datom 18. dak des manetz Augostey Ao. 1512 in Coln.

Anmerkungen

1
 Vom Reichstag 1505. Druck: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 363.