Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bitte um Bestätigung des bestehenden reichsweiten Marktverbots in der Kar- und der Osterwoche; [2.] Wunsch nach einem Verbot betrügerischer Bearbeitung von Tuchen.

[Köln, vor 18. August 1512]1

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 51, Kop.

[1.] Item ist vormals in leben Ks. Frederichs hochloblicher gedechtnis uf eynen ksl. richstage vertragen, nachdem allen cristgloubligen menschen in geystlichen rechten geboten ist, zum wenigsten eyns im jare alle jere myssedait und sonden bycht zu sprechen und Gottes hl. lychnam uf den hl. oistertage zu entpfangen etc., und so dan eyn zit her grosse menge der cristenheit und kauflude in solcher hl. zit, und nemlich in der hl. charwochen, in der messe zu Frankenfort markt halten, kaufen und verkaufen, derhalben sich zu dem hl. sacrament und byecht nit so inneklich, also woil zemlich und billich were, bereyten mogen und also ain jerer hoichsten sele selikeyt verletzt und verhindert werden, das man darumb vorbaß solich Frankenforter fastenmesse also zytlich ainfangen, das uf palmobent alle crayme [= Verkaufsstände] abgenommen und alle hallen beslossen werden, und das keyner nach dem palmobent offentlich kaufen oder verkaufen solte etc. Were eyn grosse woildait, das Got dem almechtigen zu den eren und zu aller cristlichen menschen selikeyt solich ordinancien uf disem loblichen ksl. richstag vornuwet und vestlich bestetiget werde, also das man vorbaß in kainer stait oder flecken des hl. Richs in obgemelter hl. zit und aicht tage darnach keynen markt halten mit kaufen noch verkaufen zolaissen noch verhengen solt uf groiß pene etc. und das solichs den von Frankfort und andern steten und stenden des Richs in ziten verkondiget werde.

[2.] Item nachdem vil clage sine des betrogs halben, so mit verkauf tuchgewant allenthalben gebrucht wirt, nemlich in dem, das die ain den ramen zuvil gestreckt werden und andern etc., ist alhye aingesehen und beschlossen, das heneforter, so weyt das ganz Rich ist deutzscher nation, keyne duch, es sy zum schnitt oder mit ganzen duchen, feyle gehapt oder verkauft werden soll, es sy dan zuforn genetzt und geschorn by verlorunge derselben duch. Werden auch duch, nachdem die genetzt und geschoren weren, wider ain duchramen gespannen[t] erfonden, dieselben duch sollen auch verloren sine. Und in beyden obberorten [Fällen] wollen [recte: sollen?] die straif der oberkeyt, darinne die duch feylgehapt werden, zustehen. Und solle solich ordenung von der itzigen Frankenforter herbstmessen uber eyn jare aingehen und forter also gehalten werden.

Anmerkungen

1
 Der Frankfurter Gesandte Jakob Heller schreibt in seinem Bericht vom 18. August (Nr. 1723 [7.]), die Supplikation sei vor etlichen Tagen der Reichsversammlung übergeben worden. Sie weise keinen Adressaten, keine Datierung und keinen Verfasser auf, doch wisse er, von wem sie stamme. Dem Inhalt nach zu schließen könnte der Urheber ein geistlicher Reichsfürst sein, vielleicht EB Uriel von Mainz. Laut Reichsabschied (Nr. 1592 [20.]) wurde die Beratung über die Supplikation auf den kommenden Reichstag in Worms verschoben.