Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Details zum Darlehen Nürnbergs für den Ks.; [2.] Billigung der Vorschläge zu Exekutionsmaßnahmen gegen Gewalttäter; [3.] Rechtfertigung gegen den Vorwurf der Brandstiftung; [4.] Beruhigende Antwort auf die Nachricht von der überzogenen Forderung des Ks. nach einer Reichshilfe; [5.] Richtigstellung verschiedener falscher Behauptungen in Sachen Geleitbruch bei Forchheim; [6.] Wiederholung des Auftrags, eine Reichshilfe gegen die Schädiger Nürnbergs zu erlangen; [7.] Erneuter Überfall auf Nürnberger Kaufleute; [8.] Attacke gegen Hans Wildrich; [9.] Problem mit dem Geleit; [10.] Einsetzung einer ksl. Kommission in Sachen Propstei von St. Sebald; [11.] Übergabe eines Geldbetrags an Melchior Pfinzing; [12.] Zusendung der Antwort auf Wolf Gotzmanns Supplikation.
Nürnberg, 18. August 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 80a-82b, Kop.
Teildruck bzw. Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 215.
[1.] Lb. freunde, durch unsern diener Hansen Wildrich ist uns nachstvergangens eritags [17.8.12] euer jungstes schreyben, am datum montag nach St. Peterstag kettenfeyer [2.8.12, liegt nicht vor], daneben auch ksl. Mt. schrift umb die 2000 fl. anlehens [Nr. 1755 Anm. 1] sampt einer versigelten obligation uberantwort. Das haben wir alles inhalts vernomen und euch bey kurzen tagen durch unsern poten Erharten Freyman geschriben [Nr. 1755 [3.]], under anderm, das wir der ksl. Mt. mit solchem begerten anlehen willfarung tun wollten, und dem anhang, durch hilf des brobsts Sebaldi [Melchior Pfinzing] zu arbaiten., damit wir solchs anlehens bey den regenten zu Inspruch werden vergwißt.1 Wiewol wir nun solch begern fur ain vinanz, dem camermaister [Balthasar Wolf] zu gut beschehen, vermerken, noch dann haben wir uns laut berürts unsers schreybens, das zu tun, bewilligt, darauf auch Philippsen Adler gein Augspurg geschriben, solche 2000 fl., dweyl wir damit an denselben Adler von ksl. Mt. gewisen sind, bey uns zu heben.2 Das wollet irer Mt. mit stattlicher anzaigung unser vorsteenden beswerden nit verhalten und darauf ir Mt. ersuchen, uns in disen und andern unsern obligen gnediglich zu bedenken.
[2.] So lassen wir uns auch von wegen euer vorhabenden handlung konftiger execution wider die vergwaltiger, desgleichen auch in sachen Fritzen von Lidwachs und Hansen von Geißlings verantwortung euer maynung gefallen, der hoffnung, das ir daryn, wie unser notdurft ervordert und sovil moglich, nichtzit werden versaumen.
[3.] Aber der sachen halben der bezignus der prunsten in den marggrafischen flecken berurnd geben wir euch zu erkennen, das solche beruchtigung in alle land, auch den merertail an alle reichsstende hat gelangt, so hoh und weitleuftig, das wir zu ainem gemainen ausschreyben aus not sind geursacht, die wir auch an die treffenlichsten stende des Reichs taglich aussenden [vgl. Nr. 1034]. Zudem so langt uns auch an, die gefangen puben, so wider uns solhs bekannt haben, uf karren geschmidt seyen, der meynung, sy zu ksl. Mt. und den reichsstenden gein Coln zu bringen. Nun ist uns nit schwer zu glauben, das dieselben gefangen durch marter und insonders durch vertrostung ires leibs und lebens und andere unbilliche verwenung dahin gericht sein, zu bekennen, was unsern widerwertigen gefellig ist, und darauf endlich zu beharren. Aber wir sein ye der hoffnung, das unrecht und dise strafliche sachen sollen im ende an den tag gepracht und wir durch unser unschuld aus disem gemainen unwarlichen geruchd komen. Daryn wollet vor andern sachen, dweyl uns vil daran gelegen, euer fleissig aufsehen haben, damit unser glimpf und verantwortung nit dahynden bleib und wir von den reichsstenden aus unserm stillschweygen nit fur schuldig geacht werden.
[4.] So sein uns bey unserm poten, dem Leyßmullner, von euch zwo schriften [liegen nicht vor], under denen aine von dir, Wilbalden Birckhaimer, allain ausgangen ist, zukomen sampt der acht uber die Absperger [= Hans Thomas und Hans Georg von Absberg], Rudiger Sutzel und ire verwandten,3 die uns und sonderlich dein, Birckhaimers, anzaigen von wegen des ubermessigen ksl. begerns zu schrecken hat bewegt. Sein doch guter zuversicht, dweyl solch gesynnen zu laisten in vermogen der reichsstende nit ist, das sich demnach dasselb begeren nit konn erleiden und etwas gemiltert werd. Daryn waist du dich, sovil moglich und sich erleiden will, wol zu halten.
[5.] Wir haben auch den widerwillen, der sich zwischen den zwayen Bff. [Lorenz von Würzburg und Georg von Bamberg] helt, nit gern gehort, dann der zu unserm furnemen nit dienstlich. Und ist ain gedicht [= Gerücht], das wir Jorgen Fuchsen haimlich aus sorgen gelassen haben sollen, dann wir sind bishere durch ine, unsern gn. H. von Wurzburg, oder yemand seinerhalben nye angesucht. So glauben wir auch nit, das sich Jorg von Wichsenstain, wie euch durch Bamberg angezeigt wirdet, beclagen soll, dann er hat in und nach seiner fangknus selbs bey uns umb dienst angesucht. Den wir auch on bedrangung und, als er seins verhafts genzlich gelediget gewest, uf etliche jar bestellt und daryn sein freuntschaft, so sein weib und er zu Nurmberg, angesehen haben. Des er dankpar gwest und mit guten willen von uns abgeschiden. Und ist on grund, das er den tag, als der eingrief bey Vorchaim beschehen, zu Bamberg gewest, dann er uns yedesmals ain anders angezaigt, wie wir das fur uns selbs wissen gehabt und ine darauf zu unser fangknus gepracht haben. Wir glauben auch nit, das unsere knecht sich diser wort, wie ir jetzt, haben horen lassen. Wo es aber beschehen, hetten sy des ye kainen bevelh. So ist euch unverporgen, das inen yedesmals ain gemeßner bevelh gegeben wirdet, wider wen sy handeln sollen. Darumb wir die sachen dafur achten, das solchs durch des Bf. von Bambergs rete uns allain zu unglimpf werde ausgeprait, irn H. wider uns zu ungnaden und laßhait sein furnemens zu bewegen.
[6.] Item ytzo sontags [15.8.12] zu abend sind uns von euch allen in gemain und dann von dir, Wilbolten Birckhaimer, durch unsern poten Jacoben Spensetzer schriften zukomen [liegen nicht vor]. Die haben wir eurenhalben und dweyl wir nit allain in unsern obligenden beswerden, sonder auch in reichsachen bey euch allen vleys spurn, zu gefallen und gutem dank vermerkt und nit gern gehort, das sich unser sachen der hilf halben also sperren. Müssen es doch als die, so durch der irn vleys nit mer, dann inen zu erheben moglich ist, erlangen konnen, Got und der zeyt bevelhen. Bevelhen euch aber wie vor, wiewol es auch on not were, nochmalen darynnen vleys furzukern und insonders wider die zwen Absperger, Rudiger Sutzel und ire verwandte als offenliche genuncyrte achter und fridbrecher neben der andern sachen des glaytsbruchs gleicherweyse die hilf zu begeren und das es mit irn gutern möge gehalten werden wie mit der andern laut der commission, dann wir sonst sorgfeltig sein, Mgf. werde ire schloß und güter inen zu gut in verdecktem schein alle einnemen und widerumb zustellen werde [sic!].
[7.] Dabey wollet auch ksl. Mt. und den reichsstenden anzaigen den beswerlichen handel, so uns abermals begegent, und nemlich, das unsern burgern und kaufleuten am pfintztag ytzo vergangen [12.8.12] ungeverlich ain viertayl ainer meyl vor Au[b], H. Jorgen Truchsessen [von Baldersheim] zugehorig, siben wegen mit kaufmansgutern, die gein Frankfurt haben farn wollen und unsers gn. H., des Mgf., glaytsman bey inen gehabt, durch ir 15 zu roß, under denen Hans von Geyßling und Rudiger Sutzel gewest, ufgehauen und die guter davon den merertayl gefurt und gepracht sein.
[8.] So ist auch Hans Wildrich, als der jungst vom ksl. hof geritten, durch drey geraisig angesprengt, beraubt und sein zerung genomen, wiewol der die brief davon gepracht hat, auch beim wirt zu Aschaffenburg 3 fl. entlehent. Die wollet demselben wirt an eurm haimwege widerumb entrichten und das ksl. Mt. auch anzaigen, ob es zu unserm begern dester stattlicher mocht erschießlich sein.4
[9.] Und ist on not, Conraten Rotferber anhaims zu ervordern, dann wir vor diser zeyt das glayt haben aller ende werben lassen, wiewol uns vom Mgf. uber sein zusagen und unser stattlich anhalten deshalben irrungen begegnen, also das sein Gn. die unsern ainen andern wege und nit uf Wurzburg vermaint zu glayten. Darumb wir auch andern wegen mussen gedenken, die unsern sicher darzu zu bringen.
[10.] Von wegen der brobstey lassen wir uns gefallen, das beym capitel zu Bamberg durch zwen der ksl. Mt. verordente commissarier uf schriftlich instruction gehandelt, ob ain leidliche concordia mocht funden werden. Und zaigen euch fur ainen commissarier an Dr. Johann Rudinger. Dem wollet etwo ain geschickte person am ksl. hof, wo ir die mit rate des brobsts zu finden wißt, lassen zuordnen und in die commission setzen, der auch vom ksl. hof ausreit. Das wirdet mer und ansehlicher, dann wo die zwo personen bede in unser art sein sollten.5
[11.] Item so hat uns der brobst Sebaldi durch seinen bruder Sigmunden Pfinzing lassen antworten hundert fl. rh., mit der beschaidenheit, ime die zu Coln widerumb zu libern. Bevelhen wir euch, solche hundert fl. dem brobst zu antworten, und ob ir die nit hett, von eurm wirt Gotschalk Hurter zu entnemen.
[12.] Wir haben auch Wolfen Gotzmans supplication [liegt nicht vor] unserm burger Hansen Umbehauen furgehalten und widerumb antwort von ime empfangen, die wir euch hiebei zusenden. Mogt ir demselben Gotzman furter behendigen. Damit wollen wir euch unsere sachen bevolhen haben. Datum mitwoch St. Sebaldsabend Ao. etc. 1512.