Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Rom, 30. Juni 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15b) 1510 Juni, fol. 93-96, Orig. Pap. m. S. (lat.; teilweise chiffriert mit interlinearer Dechiffrierung).
Hat dem Ks. kürzlich über die überaus günstige Haltung des Papstes berichtet (Nr. 25). Nunmehr sprach er mit diesem über die Lage in Italien, von dem der Papst sagte, er wünsche, daß es Ks. Maximilian untertan sei. Er (Fürst) sagte, damit der durch die langen Kriege finanziell erschöpfte Ks. die Zuneigung des Papstes wirksam spüre, möge dieser ihn finanziell unterstützen, damit er das, was an den Kg. von Frankreich verpfändet sei, auslösen und anschließend dem Papst umso freier dienen könne. Wenn früher von Geldanleihen die Rede war, zeigte sich der Papst immer sehr ungehalten. Nicht so jetzt. Zwar wies er erneut darauf hin, was er dem Ks. in diesem Krieg schon gegeben habe, womit dieser eigentlich zufrieden sein müßte, erklärte aber auch, er wolle dem Ks. eine ansehnliche Summe geben, wenn dieser ihn mit Modena belehne. Auf die Frage, wie dies geschehen könne, nachdem doch eben erst der Hg. von Ferrara mit Modena belehnt worden sei, erwiderte der Papst, zwischen Ks. Maximilian und dem Hg. bestünden Vereinbarungen, die bisher kaum Wirksamkeit erlangt hätten. Es läge daher am Ks., wen er belehnen wolle.
Der Papst hält an seinem Plan, den Hg. von Ferrara zu vernichten, fest und hat dafür schon 100 000 Dukaten ausgegeben. Er setzt große Hoffnungen auf die Eidgenossen, von denen er 10 000 Knechte angefordert hat. Zwar befürchtet er, daß der Kg. von Frankreich ihnen den Weg versperren wird, doch vertraut er auf ihre Tapferkeit.
Der Gesandte des frz. Kg. (an der Kurie) teilte mit, daß dieser den Eidgenossen den Durchzug verwehren wolle, da er den Hg. von Ferrara nicht im Stich lassen könne. Er bat ihn (Fürst), sich für die Einhaltung der Liga von Cambrai einzusetzen. Wenn Ks. Maximilian und der Kg. von Frankreich vereint seien, habe keiner von ihnen etwas zu befürchten, seien sie aber getrennt, erwüchse ihnen beiden große Gefahr, denn der Papst wünsche nichts mehr als die Spaltung beider Monarchen, um die Herrschaft über ganz Italien zu erlangen.