Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ksl. Weisung an Frankfurt zur Einziehung ketzerischer Bücher der Frankfurter Juden; [2.] Beschlagnahme weiterer Bücher durch den Frankfurter Rat; [3.] Bitte um ksl. Befehl zur weiteren Verwahrung und möglichst raschen Prüfung der Bücher in Frankfurt.

[Frankfurt, 12. April 1510]1

Frankfurt, IfStG, Juden Akten 779, fol. 32a-33a, Konz.

Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3662.

[1.] Allerdurchleuchtigster, großmechtigister F. und H., röm. Ks., allergnst. H., derselben euer ksl. Mt. undertan, Bm. und rat der stat Frankfurt geschickter [Karl von Hinsberg], nachfolgender sachen sindicus, bringt euer ksl. Mt. fur, wie euer ksl. Mt. hievor eynem erbaren rat doselbst eyn offen mandat2 mit Johannes Pefferkorn zugeschickt, darin sie [aufgefordert werden], sampt irem pfarner [= Pfarrer] und Johannes Pefferkorn der juden buchere, die in inen etlich ketzerien und unsern glauben zu verachten inhalten sollen, dieselben, welche Pefferkorn anzeigen wirdet, zu inen zu nemen. Dem sie also von allen teiln gehorsam gewest, eyn anzal bucher hinder sich genommen und mehr den eyn halb jare behalten hat. In dem unser gn. H. von Menz der geistlichkeit by uns, nit ferner desmals zu handeln, verboten, derhalb ferner handelung verlieben.

[2.] Nun hat itzt in kurzen tagen min gn. H. von Menz eynem erbaren rat zu Frankfurt eyn comission sampt eynem Dr. der hl. geschrift [Hermann Ortlieb] und Johannes Pefferkorn als euer ksl. Mt. comissarien und die uberigen bucher, so Pefferkorn anzeigen werde, hinder sich bis uf ferner bescheit zu nehmen, zugeschickt.3 Der sei abermals gehorsam gewest, die iren darzu verordent. Hat Pefferkorn ein groß menge der buchere, die untogelich sin sollen, angezeigt, die sie hinder sich genommen. Und wiewole die juden sich beswert befunden, in meinung, die buchere, so sie von iren altern haben, sollen nit dermassen, [wie] sie Pefferkorn anzeigt (dwil er die nit verstande), erfunden werden, sunder sich doneben erboten, zwey yeder sort hinder uns zu erlegen und die uberigen by inen, bis durch verstendig personen erkent wurde, die untogelich sien, zu behalten und alsdann gescheen zu lassen, was recht und billich ist, erboten, das nit angesehen, haben der rat die bucher alle hinder sich genommen.

[2.] Bitten darumb euer ksl. Mt. ich underteniglichen, wollen gnediglich eynem erbaren rat zu Frankenfurt befelhen, solch irer juden buchere hinder inen zu behalten, so lang, bis die in der stat Frankenfurt und sunst nirgent anderswo und ufs furderlichst, domit sie die guten buchere wider haben mugen, besichtiget und die untogelich bucher doselbst vertilget werden, als auch in solichem heymsuchen und besichtigung billich ist zu bescheen. Das wirt eyn erbar rat zu Frankfurt umb dieselb euer ksl. Mt., die Got der almechtig lange gefristen wolle, mit iren undertenigen, schuldigen dinsten als die gehorsamen allezyt zu verdienen willig sin.

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben von diesem Tag (Nr. 490) übersandte Frankfurt die Supplikation an Karl von Hinsberg.
2
 Vom 19. August 1509. Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3596.
3
 Schreiben EB Uriels von Mainz an Frankfurt vom 2. Januar 1510. Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3627.