Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Eintreffen Bf. Georgs von Bamberg und Weißenbachs in Augsburg, Anwesenheit weniger Ff., Aufenthalt des Ks. in Innsbruck, Mutmaßungen über dessen Ankunft in Augsburg, geplante Reise Weißenbachs zum Ks.; [2.] Verzögerung bei der Übergabe des Briefes Kf. Friedrichs an Friedrich Baier; [3.] Erklärung des Ks. für seine unpünktliche Ankunft in Augsburg; [4.] Verhandlungen ksl. Räte mit Vertretern Venedigs, angebliche Zusagen Venedigs an den Ks.; [5.] Entschluß Weißenbachs zu einer Reise zum Ks.; [6.] Wunsch Venedigs nach Entsendung einer Gesandtschaft zum Reichstag; [7.] Gründe für das verzögerte Eintreffen Bf. Georgs von Bamberg in Augsburg, Unterredung Weißenbachs mit Pfalzgf. Friedrich in Neuburg; [8.] Ankunft des EB von Mainz und des Bf. von Eichstätt in Augsburg; [9.] Vorschlag für ein Hilfeersuchen an den Bf. von Würzburg; [10.] Dreiwöchige Anwesenheit Wolf von Aheims in Augsburg.
[Augsburg], 24. Januar 1510
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 27-29, Orig. Pap. m. S.
[1.] Durchleuchtigister, hochgeborner F., gnst. H., mein willige, undertenig dinst seind euer kftl. Gn. mit allem vleyß zuvoran bereyt. Gnst. H., den tag vor dato dieses briefes [23.1.10] ist mein gn. H. von Bamberg erstlich und ich mit sein Gn. keyn Augspurg komen. Doselbst nymands von ksl. Mt. wegen dan der Bf. von Gork und von Ff. der Bf. von Meynz und Austet gwest. Habe nicht besunders von fürstenbotschaft, aldo eynkomen sein, konnen erfarn, aber eigentlich erkunden mogen, wenn ader welche Ff. zum forderlichsten einkomen würden. Des bin ich vorstendiget, das die Ff. Meynz, Bamberg, Austet, auch der von Gork nicht grüntlichs ader eygentlichs wissen haben, auf welche zeit der Ks. zu Augspurg erscheynen werde. Ich habe mit Jacoff Focker [= Jakob Fugger] auch dovon underrede gehabt, der am dinstag jungstverschynen [22.1.10] seins weges von Potzen keyn Augspurg komen. Der sagt, das er den Ks. zu Hall bey Isbruck gelassen. Bericht mich forder, das ym uf jüngstverschynen dinstag, desselbigen tags, so er kein Augspurg komen, ein brief, vom Villinger geschrieben, des datum den negsten montag zuvor [21.1.10], gegeben. Der schreibe ym, das der Ks. zu Ispruck sey, sich fast schicke, nach Augspurg zu zyhen, man weyß aber nicht, welchen tag. Man sagt zum teyl, sein weg uf Monchen zu nemen. Nachdem ksl. Mt. und des Reichs hendelung noch nicht angefangen, vormutlich, dieweil nicht mehr Ff. und stende des Reichs einkomen, noch nicht als palde angefangen werde, derwegen bin ich willens, vormittels gotlicher hülf inhalts euer Gn. schrieft den Ks. zu suchen, untzt ich yn find, und mein gescheft, gewerbe und befehel bey ksl. Mt. und andern, sovil in meiner moglickeit, mit vleiß ausrichten.
[2.] Friderich Peyer, der von Pappenheym diener, habe ich zu Augspurg nicht können erforsen. Man sagt aber, das zum mynsten eyner von Pappenheym solt heut [24.1.10] oder morgen [25.1.10] keyn komen. Ich will doch bestellen, abt Friderich kome, das ym euer ftl. Gn. brief zum forderligsten behendiget werde.
[3.] Der Ks. hat dem Bf. von Meynz geschrieben, das er auf den bestympten reichstag nicht komen sey, das habe eyn merklich zufeldige gescheft vorhindert, an das wolt er nicht aussenbliben sein. Er wolt sich aber zum forderligsten hinzufinden.
[4.] Jacoff Vocker hat mir auch gesagt, das die Fenediger ein zeit lang fleissig bey dem Ks. geerbet, das er alleyn ir botschaft wolle horen. Wiewol sichs lang gespöret, so doch habe ir Mt., sunder zweyfel mit vorwilligung der pontgnossen, sie gehort, den tumprobst zu Augspurg und sunst eyn Dr. und Johans Renner unfern von Pern [= Verona] sie horen lassen, do sie ir geschickten in eym stetlein [Ospedaletto], das mir Vocker gnant und mir abgefallen ist, vast trefflichen gehabt [vgl. Nr. 2-4]. Er redt, es sey die gemeyne sage, sie wolten dem Ks. und also des Reich all ir land unz an das meher undertenig machen, dergleichen sich selbst taxiren lassen, was sie dem Reich dinstbarlichen pflegen und in undertenigkeyt zugetan und vorwant sein solten. Er het auch selbst schrieft aus welschen landen, daraus er der gemeyn rede ein glauben gebe.
[5.] Ich habe mich bey dem Bf. von Gorke nicht angegeben, dieweil ich den Ks. selbst suchen werde.
[6.] Mein H. von Bambergs hofmeyster [Johann von Schwarzenberg] hett mir gesagt, das der Fenediger bot uf heut dato [24.1.10] zu Augspurg mit briefen, an dye stende des Reichs halten [liegen nicht vor], einkomen sey, der zuvorsicht, das sie gern ein vorsicherung hetten, ir botschaft dohin zu schicken. Es sollen des Babst und der Florentiner botschaft auch herberge do bestelt haben. Ich habe den Vocker gefragt, wy es sich doch zu welschen land zwüschen dem Ks. und Fenedigern itzund kürzlich halt. Der saget, das nichts besunders, so neulich, das vor nicht rochtbar, sich namhaftig begeben het. Dan der Ks. het vil knecht und vil seins hofgesinds gein Pern gelegt, doch wern die Franzosen dynnen.
[7.] Ich habe euer ftl. Gn. von Nurenberg aus geschrieben, was der Bf. von Bamberg auf mein antragen zu antwort geben. Das aber sein Gn. so langsam kein Augspurg kommen, ist die ursache, das sein Gn. zu Nürenberg lenger vorzogen, dan er zum ersten vormeynt was, und darnach nicht am negsten uf Augspurg zu zoge, den weg auf Hilpertstein und fort auf Neumburg. Do Hg. Friderich von Peyern doselbst bey sein Gn. ein tag stillgelegen. Der hat mir befolen, euer ftl. Gn. in meinem schreiben zu vormelden, das sich sein Gn. euer ftl. Gn. wil befolen haben. Das hat mir auch sunderlich verschafft, futter und mal zu hofe zu nemen, dergleichen mich doselbst ganz ausgelost. Ich habe aber meyn gewerbe, euer ftl. Gn. entschuldigung ires personlichen aussenbleibens, dieweil er selbst noch nicht uf den reichstag komen ist, bey ym anzutragen underlassen, doch in gemeynen worten sein Gn. etwas vormeldung dovon getan.
[8.] Am sonnabet nach der hl. drey Kgg. tag [12.1.10] ist der Bf. von Meynz zu Augspurg einkomen und ungeferlich acht tag darnach der Bf. von Eustet. Ich schreibe euer Gn. gerne vil, so weiß ich doch euer ftl. Gn. itzund nichts besunders forder zu schreiben. Dann euer kftl. Gn. in aller undertenigkeyt gehorsamlich zu dienen bin ich willig und geflissen. Datum am abent Paulus bekerung Ao. domini 1510.
[9.] Nachschrift: Euer kftl. Gn. haben mir kein brief an den Bf. von Wirzberg geschickt, dieweil euer Gn. sunst fast an die Ff. geschickt haben. Erinner ichs alleyn darumb, ab es in der eyle vorblyben wer. Datum ut supra.
[10.] H. Wolf Ahamer, Hg. Wilhelms von Peyern hofmeister, ist auch hie, als ich bericht, bey dreien wochen alhie zu Augspurg gelegen. Ich meyn aber nicht, das er auf den reichstag geschickt sey.