Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Unterredung mit EB Uriel von Mainz in Sachen rückständiger Zahlungen Erfurter an Frankfurter Bürger, Vermittlungszusage des EB; [2.] Bitte um Weisungen für sein weiteres Vorgehen in dieser Angelegenheit; [3.] Abwartende Haltung in Sachen Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer an den Ks.; [4.] Modalitäten der Auszahlung von Geldbeträgen an Paul von Liechtenstein; [5.] Rückzahlung eines Darlehens an die Höchstätter-Gesellschaft; [6.] Ende der Hoffnung auf einen Frieden mit Venedig, Kriegsvorbereitungen des frz. Kg. und des Ks., vermutete Dauer den Reichstags bis Pfingsten, Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [7.] Eintreffen Zyprians von Serntein mit der ksl. Kanzlei sowie des Bf. von Würzburg.

[Augsburg], 18. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 42-43, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum secunda post reminiscere alias Mathie Ao. 1510 [25.2.10]).

Hat sein letztes Schreiben vom 14. Februar (Nr. 478) über Nürnberg nach Frankfurt geschickt und am Vortag das durch einen städtischen Boten überbrachte (nicht vorliegende) Schreiben Frankfurts erhalten, das mit schwerem gemoud ferlesein ond ferstanden etc.

[1.] Foug uwer weisheit zuo wissen, als ich mich by meinem gn. H. von Menz der von Lubek halben anzaikt hap, sak[t] sin Gn.: „Bm., wi solln wirs mit den von Erfort halten?“ Sakt ich: „Gnst. H., ich huf, sey werden dise meß byde zol ausrichten.“1 Sakt sin Gn.: „Ich fersigs mich nit, dan si habein by ksl. Mt. erlangt, fiher jar stiltzostan [Nr. 126] ond werden nit zalin.“ Nitdesminder wil sein ftl. Gn. in miteler zit daran sein, daß eyn frid zusen in gemacht ond der hofeno[n]g, iderman tzo[m] dil bezalt sol werden. Sakt ich: „Gnst. H., uwer ftl. Gn. ist wol wyssein, in was noden di von Erfort solig gelt fon den borgern tzo Frankfort ond andern aufgenomen haben, auch, wem solig gelt tzom dil worden. Solten no diselbigen in dem langen ferzog des iren onberen, wer schwer ond onlichtlig. Bütt drom, uwer ftl. Gn. wilt genediglig darin sein, damit onser borger dis meß irher ferschin zol ontricht werden. Das solin sey mit irn onderdenigen dinsten alezit willik seyn zuo ferdinen.“ Sakt sin ftl. Gn., sein ftl. Gn. werd mit eynem rad lasein drin handelin ond, sofil moglig, dran sein, daß doch in mittler tzit eyn ider bezalt werd. Ond [hat] sin ftl. Gn. sich genediklig erboten. Ond bin also abgeschiden. etc.

[2.] Also, gostigen, lb. Hh., hab ich for ond noch oberantwortung uwers brifes flissik forsorg gehapt ond fernem nit anders, dan daß etwes erlang[t] sey for diser zit ond nit in kortz di von Erfort beroren. Aber sobald di kanzely von Isprok kompt, der man eyn dak nach dato [19.2.10] wartein[d] ist, wil ichs alles wol erfaren ond, sofil mir mogligen ist, darin handeln. Aber mich befremt, daß uwer wisheyt mir nit schribt, weß ich mich halten sol, so es erlankt wer, ob ich drom erbeyten soult, soligs abtzoschaffen oder nit. Das mins gn. H. von Menz halber schwer tzo doin sein wirt, so sin ftl. Gn. hi ist. Deucht mich besser ond foukligher, noch erschinong diß dages zo erlangen wer. Bin doch noch der meyno[n]g, ksl. Mt. di kredenz tzo oberantwurten, ond wo si etwes erlangt hetten, di ksl. Mt. demoutigligen beytten, daß sin ksl. Mt. genediclig drin wolt sein ond dein fon Erfort schriben, onsern borgern ir austen [= ausstehenden], verschin golten tzo entrichten. So konden diselbigen uwer ksl. Mt. mit irhen gehorsamen dinsten desdo baß erschissein. Wo aber soligs nit beschigt, wer soligs ferderbes ond eyn merkliger abbruch der statt Frankfurt etc.

[3.] Ksl. Mt. ist noch nit hi, sonder ritt omb Auspork, wirt aber, nemlig eyn dak noch dato [19.2.10], hercomen. Es sein etwen fil tzo im hinauskomen, aber wil nimans kein audienz geben, hat auch di ka[n]zely noch niman fon reten by im. Hat H. Jacop Filligher geschriben, sol mir sagen, ich sol mit der stuher tzo Auspork ferzihen, bis sein Mt. darkomp. Ich behalt den boten by mir, bis ich meyn sag by ksl. Mt. ausricht.

[4.] Item H. Paulus fon Lichtenstein etc. hat mich bericht, wi sein Gn. uwer wisheyt ond mir geschriben etligs geltz halber, so im ksl. Mt. von dem geld, so hinder uwer wisheyt lygt, ferschafft hab [Nr. 403 Anm. 1]. Ist meyn dinstlig bütt, wo das uwer wisheyt nit anemen wolt, ir willent imantz ferorden, der miner husfrau onderrichten do, wi sey soulg gelt an sol nemen, auch wi si das fon ir sol lasen noch lud H. Paulus schribein, dan ich im gern dinen wolt.

[5.] Als uwer wisheyt in meynem la[s]ten schribein [Nr. 478 [2.]] ferstandein hapt, daß ich 1000 fl. von den von Auspork entlint ond genomen hab, hab ich von Jorg ond Ambrosius Hugstetter [= Höchstätter], gebruder ond geselschaft von Auspork, entnomen. Solt uwer wisheyt zalen Endris Otten, irhem diner, in bysein Johan Frossen, scheffen, oder Hans Kogler dusent fl. Haben si den von Auspork wider bezalt.

[6.] Gonstigen Hh., nuher tzitong, daß der Kg. fon Aregon den Venedighern fiher galehein [= Galeonen] of dem mer genomen ond gefangen hat. Ich hett verhuft, di sage mit den Venedighern solt sich tzo friden geschikt habein, so sich der dak so lang ferzikt, aber fermerk nit anders, dan daß sich tzo eynem krig schiken wil, dan der Kg. fon Frankrig rüst sich stark ond ob 12 000 man mer im feld wirt haben, dan er ney in welslanden gehapt hat. So wil ksl. Mt. auch mit seynen tirolisen landen auch den irsten dak Mertz im feld sein, di im 5000 man tzogesakt haben. Versich mich drom, als ich bericht werd, ksl. Mt. werd ober acht dag nit hi sein ond uns sein meynong tzo erkennen geben. Ond besorg duch, di stende des Rigs werden hi mosen bliben, ond habs darfor, bis pingstein [19.5.10], als ich von etlig meynen Hh. ond frundein fernem. Ond wo sich souligs dermasen so schikein wold, als ich uwer wishet wol by uwerm boten wisein wil lassein, ist meyn fruntlig, dinstlig bitt, ir willent mich entscho[l]den ond eynen andern in meyner statt ferorden, angesein di mirklig geschefft, di ich im Nornberger huf hab,2 der meyn husfrau nit alles bericht hat mit rechenong der gouter, auch a[n]der hendel, itz zusen messen mit meynen gesten tzo doin hab, mich dain nit ferlasen. Wil ich noch dermaß, sofer es di notorft erfordert, wider als der gehorsam erzigen ond om uwer wishet allen ond itligem in sonderheyt ferdinen. Datom of ma[n]dak noch infocafit Ao. 1510.

[7.] Nachschrift: Item Serentiner ist sampt der ka[n]zely komen. Wil ich, sobald ich mak, fernemen, was di fon Erfort erlangt haben. Der Bf. von Wirzberk ist of dato [18.2.10] auch komen.

Anmerkungen

1
 Es geht hierbei um rückständige Rentenzahlungen von Erfurter an Frankfurter Bürger, die jene wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage ihrer Stadt nicht mehr leisten konnten. Vgl. Rothmann, Frankfurter Messen, S. 472ff.
2
 Jakob Heller war Inhaber des Nürnberger Hofs in Frankfurt, in dem zu Messezeiten die Nürnberger Kaufleute Quartier nahmen. Auch die Kss. Friedrich III. und Maximilian I. wohnten dort bei ihren Aufenthalten in Frankfurt.