Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Sein Bemühen um die Verhinderung negativer Auswirkungen des ksl. Zahlungsmoratoriums zugunsten Erfurts für die Frankfurter Bürger; [2.] Geplanter Schiedstag zwischen Gelnhausen und Homburg; [3.] Anhaltendes Warten auf den Ks.; [4.] Seine Pläne bzgl. der Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer, Einfluß Pauls von Liechtenstein am ksl. Hof; [5.] Anwesende und erwartete Reichstagsteilnehmer, Spekulationen über die Teilnahme der Hgg. von Sachsen am Reichstag; [6.] Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [7.] Sondierung eines venezianischen Sonderbeauftragten bei den Reichsständen, Maßnahmen der ksl. Räte gegen ihn.

[Augsburg], 21. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 39-41, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum 3a post reminiscere Ao. 1510 [26.2.10]).

Hat sein letztes Schreiben (wohl Nr. 479) durch Endres Ott, Diener der Höchstätter, übersandt. Dem ir 1000 fl. entrichten soultede, si denen von Auspork bezalt habein.

[1.] Nochdem uwer wisheyt mir der von Erfort halber geschriben [Schreiben liegt nicht vor], foug ich uwer wisheyt tzo wissein, daß ich allen moglighen fliß gehopt hab ond mich also fil erkont, daß di von Erfort mit hilf der Mentzssen [= Mainzer] for etligen ferschin dagen tzo Bern [= Verona] in welslanden erlangt haben friheyt, in fiher jaren kein renten oder goulten auszuorichten,1 auch noch notorft soulg prifilygien fersein, daß by pein nimans darwider handeln moug etc. Wil witern fliß ond in der geheim nochfrogens habein ond nitdesminder, ob ich soligs kein wissens heyt, so ich ksl. Mt. di stuher oberantwort, di kredenz oberantworten ond, sofern es fouk hat ond ich alin by ir Mt. kom, montlig irer ksl. Mt. berichten, was gemeyner statt Frankfurt an solighem geligen, auch irhen mirkligen schaden ond ferderpenis, [die] druf stat, auch irher Mt. nit so daper als bisher dinen mogen, alles berichten ond ire ksl. Mt. demodeklich bytten, genedeklig drin tzo sein ond genediclich ferschaffen, daß di von Erfort, nit angesen irhe friheyt, den borgern von Frankfort ir vesten golten ontrichten wolin etc.

[2.] Item der stattschriber von Gelnhusein ist wol hi. Werd bericht, hat auch noch nit anders angeben oder gehandelt dan Homberks halber. Hat ksl. Mt. dag herbeschriben, dorin tzo handeln mit den lantgrafenreten, in der hofenung, sol sein Gn. wider tzogestelt werden. Auch hat er befelg, di von Gelnhusen tzo ferantwurten, dan sie sein auch herbeschriben. Wil nitdesminder mein aufsens haben.

[3.] Ksl. Mt. ist noch nit hi, ritt 3 oder 4 meyl wex heiromb beyssen [= auf der Falkenbeize jagen]. Hat nit fil by im, wil auch niman ferhoren. Es sein etwen fil hinausgeritten, aber nimantz audienz gebein. Man sakt, wil allein dak hi inritten. Es ist sonst all sein folk hi. So blypt er nit an eynem ort.

[4.] Ir Mt. hat hergeschriben [Schreiben liegt nicht vor], ich sol mit der stuher hi ferzihen, bis er tzokompt. Deß ich mich halt. Di stuher ist H. Paulus von Lichtenstein ferschafft, hat auch di quitong, wiwol sey stet nit recht. Lb. Hh., last uch H. Paulus sach noch sein schriben onpolin [= empfohlen] sein, dan er min gonstiger H. ist ond fast der gewaltigst im hof etc.

[5.] Item dis sint di Ff., di hi tzo Auspork sein: Bf. fon Mentz, Bf. von Triher, Bf. fon Wirtzberk, Bf. fon Babenberk, Bf. fon Eystett, Bf. fon Gork, Bf. von Secka, Bf. von Laubach ond ander mer; weltlig Ff.: Hg. Friderich von Beyhern, Hg. Hans von Holtzrouk [= Pfalzgf. Johann von Pfalz-Simmern]. Man ist allin dak warten des Bf. von Kolin ond Hg. von Wirtenberk. Der Kf. fon Brandenberk kompt nit. Di Hh. fon Saxen hor ich gar nicht fon. Eyn dil halten, si komen nit, doch habein si herberg bestelt.

[6.] Gonstigein, lb. Hh., als ich [mich] uwer wisheyt zuo gefaln als der gehorsam ertzikt ond mich of disein dak hab lassein schikein ond mir uwer wisheyt gesakt ond dorg den Bm. mir lasein sagen, der dak werd sich korz enden, ongeferlig omb faßnacht [12.2.10] etc., als ich dan selber verhuft hett. No sicht mich di sach dermaß an und ich fon meynen Hh. ond goten gonhern bericht werd ond mich ond eynen iden bedonkt ond uwer wishet ermesen kan, diser dak for ostern [31.3.10] oder pingsten [19.5.10] nit sich enden wert. Daromb ist mein dinstlig, flissik bytt, uwer wisheyt wil eynen andern an meyn statt ferorden. So wil ich, sofern es di notorft erfordert, nach der meß mich wider als der gehorsam erzigen. No ist uwer wisheyt ond menklig wissein das merklig, gruß gescheft, so ich im Nornberger huf hab, ond beforab, was ich tzusein messen meynen gestein gehandelt, werkauft, gouter onpanhen ond hinabgesant hab, auch tzo onpahong [= Anfang] dise meß meiner goult on ansein meiner reygister mir nit moglig. Diß alles meyn husfrauen oder nimans dan alin ich gar kein bericht hat. Das mir dan eyn merklig schaden wer. Bitt, uwer wisheyt wil souligs bedrachten ond mir so gonstig sein, meynen schaden fercomen ond eynen andern in meyn statt schiken, den ich, sofil moglig, berichten, auch botzschaf an hof machen, als ich fermak, ond, sofer das sein kont, for mitfasten [10.3.10]; wer mir eyn besonder dinst. So ritt ich im gelid siger gen Frankfurt, das dan das irst of samstak for letare [9.3.10], das a[n]der of mandak ader dinstak darnoch [11./12.3.10] gen wirt.

[7.] Nuher tzitong hat man in sonders nit, dan di Venediger eyne besonder perschoin [= Wolfgang Wiener] mit eym knecht hi habein. Hat brif, auch montlig befelg von Venedigher an di stende des hl. Reygs. Hat sich frey- ond Rstt. auch angezi[g]t, als wir dan in andern onsern gescheften fersamelt warin, aber im souligs abgeschlagen, daß an verwilgonk ksl. Mt. ons nit gebort, im audienz tzo geben. Ksl. Mt. ret habein in hi willein annemen, aber er hat sofil antzikt, daß seys onderlasen haben, doch im ferboten, nicht on willen ond wissen ksl. Mt. tzo oberantworten oder handeln. In sonders of dismal wiß ich uwer wisheyt nit tzo schriben. Dan uwer wisheyt willik dinst tzo erzigen bin ich als der gehorsam allzit geneikt. Datom of dorstak noch infocafit Ao. 1510.

Anmerkungen

1
 Das ksl. Zahlungsmoratorium für Erfurt vom 9. November 1509 (Nr. 126) wurde nicht in Verona, sondern in Rovereto ausgestellt.