Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ansetzung einer Versammlung des Schwäbischen Bundes im Streitfall Hg. von Württemberg gegen Rst. Rottweil, Frage der Teilnahme Nützels; [2.] Verhandlung des Konflikts zwischen Nürnberg und den Hh. von Wolfstein auf einem Schiedstag in Augsburg; [3.] Ankunft des Bf. von Bamberg.

Augsburg, 25. Januar 1510

Orig. Pap. m. S.: Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 118 Nr. 6 1. Mappe, fol. 28.

Konz.: Ebd., Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. 31b-32b (mit kleineren stilistischen Abweichungen von der Ausfertigung).

Geht davon aus, daß sein durch den Propst von St. Sebald (Dr. Erasmus Toppler) übermitteltes Schreiben vom 23. Januar (Nr. 511) in Nürnberg eingetroffen ist.

[1.] So ist mir gester vor datum [24.1.10] dise eingeschloßne schrift und tagsatzung von Dr. Matheus Neithart, haubtman etc., uberantwort [liegt nicht vor]. Dorin euer weisheit vernemen, das auf anregen des durchleuchtigen F., meines gn. H., Hg. Ulrich von Wirtenbergs, ein eylender puntstag gen Ulm ist ausgeschriben [vgl. Nr. 244]. Ich acht aber wol darfür, nachdem der haubtman, Bm. Artzt und ich von gemeiner stett des bunds wegen, den reichstag hie zu ersteen, verordent sind, das nit wol fuglich werd sein, das wir alle drey uns auf westimbten tag gen Ulm mügen fügen. Welcher aber unter uns hie wirdet verharn, des werden wir uns auf morgen [26.1.10] vereinigen. Hab geleichwol gedacht, nachdem euer weisheit ein zeit her zu mermaln ursach sind gewest der buntsteg, die angesetzt sind worden, und das ich ytz als auf den ersten tag darnach aussen solt weleiben, mocht euer weisheit ein ungelimpf bringen etc. Daneben ist aber zu wewegen, dieweil die von Rotweil mit den Schweizern etlicher maß in einigung und verbunten, das Hg. Ulrich gar schwerlich hilf wider die gedachten von Rotweil werd erlangen, darumb sich meines vermutens mer undanks und ungenad ist zu versehen dann anders. Darumb ich mich auch guter meinung hab entschlossen, fleis furzukern, ob ich mit gutem willen hie verharn mocht. Und wa ich also mein willen mag erlangen, will ich dannoch darob sein, das ich durch den haubtman meines aussenweleibens wer nach noturft entschuldigt, deß versehens, euer weisheit werden in solch mein furnemen nit lassen mißfallen.

[2.] Zum andern pin ich ungezweifelt, euer weisheit seien von meinem H., dem brobst [Dr. Erasmus Toppler], wericht, das die vom Wolfstein haben ein komission auf H. Adam von Fraunschperg [= Frundsberg] und Wilhelm Gussen, beyde haubtman etc., pey ksl. Mt. erlangt, wie dann die, als mir zu wissen ist worden, euer weisheit mit dem ersten wirdet zugeschickt, und ein tag westimbt auf suntag oculy [3.3.10] nachst hieher gen Augschpurg etc. [vgl. Nr. 267]. Nun hat der haubtman, Dr. Neithart, mit mir von solchem handel nach der leng vil geredt. Desselben gutwedunken will ich dannoch euer weisheit getreuer meinung auch nit verhalten. Und nemlich vermeint er, das euer weisheit keineswegs zu tun sey, sich in die haubtsachen mit den Wolfsteiner vor disen zweien zu wegeben, sagt aber, im sey ingedenk, als die vom Wolfstein vergangner zeit zu Ulm euer weisheit vor ksl. Mt. heten verklagt, da heten sie die Puntischen, so alspald entgegen weren gewest, gepeten, das sie alle in der stuben pey solchem irem verklagen wolten weleiben. Das wer also geschehen. Darumb und dieweil die Puntischen also weren pey irem furtrag gewest und sie, die Wolfsteiner, doch dem punt nichtz verwandt, so wolt er raten, sovern euer weisheit daran komen, vor den gestimbten comissarien auf einigen weg zu handeln, das euer weisheit auf dem ytzgesetzten buntstag zu Ulm von allen stenden ein peistand heten wegert. Das acht er, sey liderlich zu erlangen. Was aber hierin euer weisheit will und gemüt sein wirdet, kan mir dieselbig vor angesetztem buntstag wol zu wissen fugen etc.1

[3.] So ist mein gn. H. von Bamberg ist nechten abentz hierherkomen. Damit erpeut ich mich zu euer weisheit dinsten, den ich mich alzeit gehorschamlich wefelhen tu, ganz willig. Datum zu Augschpurg an St. Paulus wekerung tag Ao. etc. decimo.

Anmerkungen

1
 Dazu der Eintrag in den Nürnberger Ratsverlässen unter dem Datum Secunda post Pauli [28.1.10]: Casparn Nützel widerumb zu schreiben, das er kainen beystand beym pund der vom Wolfstein halb begere: ratschreiber. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 513, fol. 8b.