Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Dienstbereitschaft gegenüber dem Ks., [2.] Ksl. Ersuchen an den Regensburger Rat um Stellungnahme zu den von Sigmund von Rorbach benannten Möglichkeiten zur Hilfe für Regensburg; [3.] Verneinen der von Rorbach behaupteten Zerstrittenheit des Regensburger Rates; [4.] Probleme der Ratsmitglieder bei der Erfüllung ihrer Aufgaben; [5.] Schwierigkeiten mit der Erlangung einer umfassenderen Vollmacht für die Gesandten zum Ks. bei der Regensburger Gemeinde; [6.] Wunsch nach Überprüfung der Regensburger Zustände durch die Stadt selbst statt durch eine ksl. Kommission; [7.] Bitte um Verzicht auf den Augsburger Reichsanschlag; [8.] Zu erwartender Widerstand Hg. Wilhelms von Bayern gegen eine Ungelderhebung in Stadtamhof; [9.] Empfehlung zur Ungelderhebung bei allen Regensburger Geistlichen, Nachteile einer Erhöhung des Ungelds der Bürger; [10.] Negative Außenwirkung einer dauerhaften Reichshauptmannschaft; [11.] Zurückstellung der Antwort zum Thema Besoldung des Reichshauptmanns; [12.] Bitte um Zurückweisung der Soldforderungen Rorbachs an Regensburg, nochmaliges Gesuch um Aufhebung der Reichshauptmannschaft; [13.] Bitte um teilweise Unterstellung der Juden unter die städtische Obrigkeit und um Erlaubnis zu ihrer weitgehenden Austreibung aus der Stadt; [14.] Ersuchen um eine Appellationsfreiheit für Streitfälle unter 100 fl. Wert; [15.] Bitte um wohlwollende Aufnahme dieser Artikel und baldige Abfertigung der Gesandten.

Regensburg, [Ende Juni 1510]

München, HStA, Gemeiners Nachlaß 48, o. Fol., Orig. Pap. m. S. (auf dem Deckblatt: Als wir zu ksl. Mt. nach dem reichstag in 14 tagen wider gen Augsburg weschiden, der nachfolgend wefelch geben worden.).

Was wir, ein rate der stat Regenspurg, den erbern, weisen unsern bürgern und ratzfrunden Hansen Schmalher und Hansen Schwebl, bede des ynndern rates, auf den receß, ine auf ir begeren bedachts und hindersichbringung halb weiter an die röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H., zu bringen, bevolhen, volgt hernach.

[1.] Erstlich sollen die röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., von uns, einem erbern rate, wie vor unser gehorsam, willig und undertenig dinst, wie dan derselb artikl in erster irer instruction, ine von uns gegeben [Nr. 561 [1.]], clerlich begreift, sagen.

[2.] Zum andern irer Mt. anzetragen, wie sie inen als iren ratzfrunden und gesandten, auf seiner ksl. Mt. mandat und vorderbrief [Nr. 289] auf den itztgehabten reichstag verordent, bevolhen hetten, seiner ksl. Mt. die grossen, merklichen obligen und beswerd anzuzaigen. Die sie seiner Mt. in laut irer instruction und bevelhe [Nr. 561 [9.]] getan und irer ksl. Mt. darauf gar undertenigs vleis angeruefen und gebeten, genediclich bedenken, dareinzusehen, damit solh obligen und beswerd von inen und gemeiner stat abgewendt werde. Were inen durch seiner Mt. rete ein schrifte, so durch den gestrengen H. Sigmunden von Rorbach, seiner Mt. und des Reichs haubtman zu Regenspurg, iren gunstigen H., an sein Mt. gebracht, furgehalten worden, mit weme der stat Regenspurg wider zu helfen were [Nr. 298]. Darauf sie vierzehn tag bedachts, die an einen erbern rate zu bringen, begert, antwort darauf wissen zu beschliessen, der inen gn. zubegen [= zugegeben] were. Deshalb ein erber ynner und ausser rate, als vil die kürze der zeit geben het, beschlossen und inen, seiner Mt. furzutragen, bevolhen:

[3.] Dieweil in H. Sigmunden von Rorbach, irs H. haubtmans, furtrage vermerkt würde, als solte unainigkait zwischen ir, der vom rate, sein, des gemainer stat zu nachtaile raichet, mit weiter erstregkung desselben artikels etc. [Nr. 298 [2.]], seye nit an, es möchte zu zeitn zwischn ir einem unainigkait entstanden, aber desselben gemaine stat ganz an nachteile gewest. Wo sie auch desselben under irn ratzfrunden gemerkt, mit dem pöldisten dareingesehen und gehandlt, damit solicher widerwillen abgestellt und hingelegt worden wern, und gemainer stat deshalben weder an ratgeen, reten und beschliessung derselben nye kein nachteile gewest noch daraus entstanden. Es begäben sich auch bei myndern und meren reten dan bei den von Regenspurg, iren Hh., das ye zu zeiten under einem oder zwaien unwille entstünde und dannoch dieselben niemant zu nachtaile kämen, wie da auch beschehen möcht. Und westen nit anders, dann das bey und under inen fruntliche und gute ainung weren, als dann ir H. und haubtman des selbst wissens het, daz die zeit here, er bei inen gewont, zu hinlegung widerwillens, so sich zwischen inen begeben, ainich handlung nye not beschehen were. Es würde auch in demselben artikel durch iren H. und haubtman angezogen, wo unainigkait und der poß aigennutz vermiten und abgetan würde, mochte gemainer stat wol und liederlich geholfen werden etc.

[4.] Nu were ein rate zu Regenspurg in klainer anzale mit zwolf personen besetzt, die dann zu zeiten, [wenn] ye einer mit swachhait, der ander nit anheim, der drit oder mer sunst mit andern ehaften beladen, auch ye etlich in den ambten steur, ungelt und hans1, so sie zu rat gefordert werden, von not sein muessen, also das oft die sachn und handlungen vor einem erbern rate aus mangl oder abwesen der ratsperson, der sich die andern in kleiner anzale dieweil nit understeen haben wollen, verhindert und verzogen worden, auch aus dem, daz ksl. Mt. geboten, die ambter nit zu besetzen noch zu verändern bis auf zukunft irs H. haubtmans, daz diejenen vom rate, so in den ämbtern sein, den rate nit allzeit derselben ämbter notturft halb gesuechen mögen und zum digkermale deshalb auch verhindert werden, das, wo die ämbter verkert und die, so des rats sein, derselben pürde geledigt worden weren, den rate dest statlicher gesuechen und darin sitzen hetten mogen. Dardurch also denen, so vor rate zu handln gehebt, lengerung irer sachen, auch gemainer stat nit vil fuege dermassen erwachsen, als ir H. und haubtman des wol wissen het, und sunst mitnichte aigner nutz gebraucht oder gehalten würde. Das gemainer stat oder iren bürgern zu nachteile komen und raichen möchte. Solte aber ye einer so gar des rates zu suechen gepunden, das er seiner narung und notturft nit gesuechen mocht, dann sich etlich mit eysen, etlich mit gewant, etlich mit pfenwertn [= Kleinhandel] und andern hendlen nerten, die dann nit albegen so gar von dem iren sein oder zurügkeschlagen kunten, haben eur ksl. Mt. abzunemen, was gross schadens und verderbens gmainer stat daraus entsteen möchte, mer von derselben ze trachten, dann hineinzeziehen, dann sich yemants seiner aigen narung und geschefte, wie vor angeregkt, so genzlich nit entun kan noch mag, wiewol ein erber rate in dem gemainer stat und iren bürgern zu guet mer getan, dann ir vermögen gewest und noch williclich zu tun urbütig sind.

[5.] Als auch verer durch irn H. haubtman, H. Sigmunden von Rorbach, angezaigt werde, wie durch eur ksl. Mt. den von Regenspurg vormals ein schriftlicher abschide gegeben irer beswerde der ordnung und wes zu demselben handl dienstlich, auch irs H. haubtmans halb mit volmacht bei eur ksl. Mt. zu erscheinen [Nr. 295], aber sie, wie vormals beschehen, itz auch also erschinen etc., haben wir eur ksl. Mt. von wegen eins erbern rates zu Regenspurg, unsern Hh., in unser jüngsten instruction und werbung angetragen, das dieselben, alspald ine solicher eur ksl. Mt. rete receß zukomen, gewaltz halben zu handlen furgenomen, aber andern oder merern gewalt, dann uns vorhin von inen gegeben und zugestellt ist, ausser ganzer gemeinde und an derselben sonder wissen und bewilligen bishere eur ksl. Mt. begere nach keinswegs erheben mögen, besorgende, wo sie solichs gleich an ein gemain langen liessen und mit denen berürts gewaltz halben handleten und beschlüssen, das in ansehen der sachen und sonderlich der haubtmanschaft und desselben besoldung halb nichts erlangt möchte werden. Es würde sich auch niemants, so sie zu senden furnemen, vermögen lassen, solichen gewalt anzunemen noch ichts darauf zu handln understeen, als dann eur ksl. Mt., yemants solichen gewalt anzunemen, swer sein, selbs erkennen möchten, und deshalben, merern gewalt bey einer gemainde zu erlangen, mitnichte erwindlich sei und aus dem und sunst keinem andern [Grund] underlassen worden.

[6.] Als auch verrer in irs H. haubtmans furtrage gemelt werde, daz nichts pessers sein, dann eur ksl. Mt. verordenten ir erber und treflich potschaft der enden gein Regenspurg, daselbsten alle beswerung in der angenomen ordnung und in allen iren sachen, auch der haubtmanschaft und andrer weg halb zu verhoren und hinzulegen, was aber nit vertragen mocht werden, an eur ksl. Mt. verrer zu bringen, darin die billichkait wissen zu handlen etc. [Nr. 298 [5.]]. Nu were vormals von seiner ksl. Mt. zu dreien malen etlich gein Regenspurg verordent worden, ordnung zu machen, und deshalb gmainer stat vil und groß darüber gangen und dannoch dieselben wenig frucht oder nutz gepert. Solte dan eur ksl. Mt. itz aber yemants dahin verordnen, möchte abermals gmainer stat vil und groß darüber geen, des die arm stat nit notturft were, und dannoch, was derselben furnemen und ordnung gmainer stat nutz oder frumen bringen, alererst in irer übung fündig würde und gleich alspald wie die andern unnütz als frumen geperen mochten, dan ye yemants gmainer stat gelegenhait paser dan sie, wes die erleiden möchte, westen. Und demnach wollten die von Regenspurg, ir Hh., mit dem fuderlichisten über die ordnung sitzen, die aigentlich besehen, auch von den ämbtern, so etlich jare angestanden sein, rechnung aufnemen und alsdann seiner ksl. Mt., wes gmainer stat nütz und erleidenlich were, dardurch dieselb wider in aufnemen kommen möchte, auf nechstkommenten reichstag anzaigung tun und solichen laste swerer costung halb, so darauf geen wurde, eur ksl. Mt. der armen stat zu verhueten, genediclich vorzesein. Wo aber eur ksl. Mt. will und gemuet sein, ye yemants gein Regenspurg zu verordnen, so wolln eur ksl. Mt. die von den stetten, so burgerlich policei und notturft zu aufnemung der stet mer dann ander wissn möchten haben, verordnen, in alle beswerde zu sehn, damit die von gmainer stat aufgehebt und in pesseren stande gesetzt mochte werden.

[7.] Es würde auch durch iren H. und haubtman in seiner schrift angezaigt, wie er die zeit, [als er] bei den zu Regenspurg gewont, nit anders in iren werken und getaten gespürt, dann eur ksl. Mt. mit allem gehorsam ze sein etc. [Nr. 298 [6.]]. Were war, das sie, die von Regenspurg, ir Hh., seiner Mt. in allem gehorsamclich erzaigt und albegen underteniclich erschinen, sich in dem Sweizerkrieg, auch in den aufschlegen der reichstege, zu Köllen und Costenz furgenomen, mer, dann gmainer stat vermögen gewest, angriffen und getan. So were auch ine in dem bairischen kriege vil und groß über gemaine stat gangen, wie sie dann seiner ksl. Mt. in erster irer instruction mit klerlicher anzaigung gemelt [Nr. 561 [9.]] und sich noch in allem gegen seiner Mt. als irem rechten, einign, natürlichen und allergnst. H. irs vermögens begirlich in rechter gehorsam erzeigen und beweisen wollen. Und bitten demnach, eur ksl. Mt. wollen gemainer stat armuet und sweres obligen genediclich bedenken, zu herzen und gemuet nemen und in disem yetzigem anschlage und hilfe gemainer stat genediclich nachsehung tun, dann die ob den 4000 fl. in schulden ist, darumb man inen teglich der bezalung halb vor der tür ligt und auf die zu laisten droet, wie wir dann eur ksl. Mt. in unser werbung vor auch angezaigt haben. Und ob die von Regenspurg, ir Hh., von gmainer stat wegen gern ewiggelt oder leibding verkaufen, so were gemaine stat also in gerueche und geschray irer armuet und schuld halben komen, daz sich ein yeder bey inen zu kaufen schyhe und hinder sich zuge.

[8.] Es würde auch durch iren H., den haubtman, angezogen, wo eur ksl. Mt. der stat zu gnaden und guetem die wege bei irem gn. H., Hg. Wolfgang von Bairn etc., und ander seiner Gn. mitvormünder gesuechen möchte, daz die am hof, so an der steinen bruegken Regenspurg ligen [= Stadtamhof], auch an demselben ort daz ungelt, wie in der stat genomen wirdet, näme, wie dann derselb artikel weiter begreift etc. [Nr. 298 [7.]]. Were wol guet und gmainer stat nützlich, aber zu besorgen, dieweil sie ir gn. H., Hg. Wilhelm von Bairn etc., ungeltz halben gegen gmainer lantschaft, als sie bericht würden, verschriben, kein beswerde auf kein stat, markt oder flegken anders dann von alter herkomen ze legen, das solichs bei seinen Gn. nit zu erlangen were.

[9.] Als auch ir günstiger H. und haubtman in einem artikl anzüge der bairischen wein halben, so durch die geistlichen jerlich in die stat gefürt würden, davon sie gmainer stat ganz nichtz teten [Nr. 298 [8.]], und wo ksl. Mt. der stat zuguet aus irer Mt. volmacht verfuegen wollten, das die geistlichen von mannen und frauen, so ir Mt. mit des Reichs hilf nit mitleidlich oder underworfen weren, daz dieselben von irem wein auch ungelt gäben mit einer zimlichn maß wie der bürger [Nr. 298 [9.]], desgleichn, daz auf die bürger vom baierischen wein ain merers ungelt, dann wie bishere beschehen, geschlagen werden sollt [Nr. 298 [8.]], dann wir, die gesandten, wissen hetten, daz die stat Regenspurg, wie ander Rstt., ir höchste und maiste aufhebung vom wein hetten etc. Dieweil dan der hochwirdig, hochgeborn F., ir gn. H. [Bf.] von Regenspurg, die vom capitel, der von St. Heymeran [= Emmeram], die von Ober- und Niderminster und ander stifte, so eur ksl. Mt. und des Reichs hilf mitleidlich oder underworfen sein möchten, als die den allermaisten wein in die stat füren, exempt und gefreit sollten sein, würde solichs under ander geistlichkait, so gegen den angezaigten kaum den achteten teile hereinfüren, groß irrung geperen und dannoch der ungelt von denselben gmainer stat so gar nützlich und hoch nit furtragen oder erspriessen. So aber gemaine geistlichkait ungesondert mit ungelt im bairischen, oberlendischen wein, auch pier, so sie einlegen, zimlich belegt und gmainer stat damit erspriessn sollten, des mochte gmaine stat nutz und pesserung empfahen.

Aber mit dem bairischn wein, gmainer stat bürger zugehorig, were es also gehalten worden, daz alle jare nach guete und merung der wachsung derselben dareingesehen und alsdann nach derselben merung und guete darauf ungelt geschlagen worden. Es het sie [= sich] auch wol begeben, so dieselben in kleiner wachsung gestanden und darzu nit guet gewest, daz man einen kopf umb drei haller schenken muessen, davon dann der drit teile ungelts gmainer stat gefallen ist. Und darumb mag nit wol oder leidenlich ein merung, dann wie bishere, beschehen und nach seiner guete und mererung darauf jerlich geschlagen werden, dann es gienge gemainem bürger mit erpauung vil auf die weingerten, gegen dem weinzirl [= Winzer] mit ablesen, einfexnen, einfüren, abziehung und ander costung, sovil darauf und dannoch die wein zu den minsten jaren in gueter wachsung und guete weren, und wo nit also nach gelegenhait yedes jars dareingesehen würde, mochten die gemainen bürger keinen steten anschlage und sonderlich, so der sollt gehoret werden, nit erswingen und dardurch in ganz verderben kämen. Sie muesten auch darzu die weingerten an den ortern und in den gerichten, do die gelegen, versteurn, darnach, so sie die wein in ir keller brechten, gemainer stat dieselben auch versteurn und darzu die verungelten, wie dann der ungelt gesetzt wirdet. Und so man dann den ungelt hochern solte, käme dasselb niemant zu guet oder nütz dann den geistlichen, auch den am hofe [= Stadtamhof], so nit ungelt geben und ir wein dester hoher und ee dann die bürger ausschenken möchten, als dann eur ksl. Mt. solichs aus angezaigten ursachen selbs zu erkennen haben.

[10.] Als auch verrer von irm H. und haubtman seiner Mt. angezaigt werde, wo dise wege mit mererung vom bürger des ungelts aufgericht, darbei mit gueter ordnung gelebt und eur ksl. Mt. einen haubtman ye der enden haben wollen, so mochte demselben wol ein erber und gueter solde geben werden etc. [Nr. 298 [10.]]. Es were seiner ksl. Mt. vor in irer erstn instruction und werbung, so sie von eins erbern rates zu Regenspurg, irer Hh., wegen seiner Mt. nach lengs erzelt und ausgedrugkt die grossen armuet und unvermögen, auch schulden, darin gmaine stat stünde und teglich wuechse. Derhalb in irm vermögen nit were noch sein möchte, einen haubtman zu besolden noch einich mererung auf gmaine stat zu bringen. Auch dabei angezaigt, wo dieselb eur Mt. meinung einen haubtman der enden auf ewig bei gmainer stat haben wolten, so kunte ir Mt. selbs ermessen, daz solichs wider gmainer stat freiheit, alt herkomen, auch die absolution, restitution und confirmation, so ine ir Mt. von neuem genediclich gegeben, darzu dem gebrauch, so allenthalben im Reich gehalten wirdet, auch ungezweifelt wol betrachten, wo also die haubtmanschaft bleiben solt, wiewol sie diser ir H. und haubtman [Sigmund von Rorbach] burgerlich und fruntlich gehalten, zu aufnemen und nutz der stat und zuvor vil gewerbiger und hantieriger leut, der man warlich groß notturftig were, alhere zu bringen, gar nit dienet, dann ein yeder, so villeicht sunst willn het, sich herzutun, und so er wissens empfienge, das die haubtmanschaft also füro bleiben sollt, des scheuhe nymbt und seins gefallens und gemuetz ganz hinder sich zeucht. So mochte inen und gmainer stat zugemessen werden, als setzte eur ksl. Mt. etwas untrauens auf sie, darumb ir Mt. solh haubtmanschaft fur und fur haben wolten. Daz inen dann, als ir Mt. selbs ermessen und derselben durch sy zum digkermale angezaigt ist, nit zu kleiner verletzung irer eren, sonder ganzer verachtung raichet, dann sie seiner ksl. Mt. und dem hl. Reich hoch verpflicht und kein argwone bei inen nuhere erschinen noch gespürt worden, sonder mer, daz sie und die alt stat bei eur ksl. Mt. und dem hl. Reich ewiclich behalten, ir leib und gut und alles, so inen Got verlihen, als die gehorsamen darstregken wolln. Es brechte auch die sunst in ander wege ine und gmainer stat vil beswerde und nachrede, die eur ksl. Mt. nach lengs oder besonder anzuzaigen ganz an not, dann die eur ksl. Mt. inen und gmainer stat zu gut und genaden baß, dann sie derselbigen anzaigen möchten, zu ermessn wissen. Es würde auch oft von denen, so zu handln hetten oder zu antwort steen muesten, auf einen haubtman, so der nit anheimb, mit swachhait oder in ander wege beladen, als es dann an daz nie gar sein mochte, geweigert. Deshalb etlich handl aufgeschoben muesten werden, dardurch gmainer stat nachteile, geschray und rede, als sollten sie lässig oder unfleissig sein, bei eur ksl. Mt., ander Ff., Hh. oder stete entsteen. Dardurch dieselben in ungnad und ungunst fallen möchten und doch ganz an ir unschuldn were, als eur ksl. Mt. solhs auch paß, dann erleutert ist, bedenken mögen, wiewol ir H. und haubtman, so der mit swachhait nit beladen und anheim gewest, albegen bei inen erschinen und keins unfleiss seint halben gespürt worden. So er aber ye zeiten bei irm gn. H., Hg. Albrechten lobwirdiger, seliger gedechtnus, in gescheften gewest oder seinen Hh. und frunden beistant tan, heten ye zeiten etlich handlung aufgeschoben und damit stillgehalten muessen werden bis auf seiner streng haimkunft. Sunst sie bishere in alln hendln und sachen fuderlicher, aufrichtiger entschaft derselben gehalten und inen nit anders von yemants zugelegt möchte werden, auch sie des hinfuro noch gern und willig gegen einem yeden halten und erzeigen wollen.

[11.] Als auch verrer von irm H. und haubtman in einem artikl seins furtrags angezaigt wirt, wo eur ksl. Mt. inen bei der geistlichkait des ungelts nit zu verhelfen und daz auf ander wege underlassen, so hab er eins andern bedenkens, des er diser zeit nit klar befast, aber aufs pöldest er möge eur ksl. Mt. eröffnen etc. [Nr. 298 [11.]]. Darzu ein erber rate zu Regenspurg, ir Hh., diser zeit nit antwort geben kunten. So aber eur ksl. Mt. solh anzaigen getan und inen eroffent würde, woltn sie derselben irer Mt. alsdann ir zimlich antwort geben und seiner Mt., was in demselben gmainer stat nützlich oder erleidenlich sein möchte, anzuzaigen nit underlassen, sonder sich in allm ganz underteniclich, wie von inen bishere beschehen, beweisen.

[12.] Es werde auch durch iren H. und haubtman, H. Sigmunden von Rorbach, seins verdienten solts und scheden, so er vor einkomen der haubtmanschaft bis in das fünft jare durch der von Regenspurg ungehorsam erliten, bekerung begert, wie er dann solichs in zwaien artikln nacheinander in seiner geschrift gestellt hat [Nr. 298 [12.], [13.]]. Darzu ein erber rate zu Regenspurg, ir Hh., die antwort geben: Sie wern von eur ksl. Mt. keiner ungehorsam, den sie derselbn irer Mt. ye erzaigt solten haben, bishere beschuldigt noch inen deshalben von seiner Mt. ye anders zugeschriben oder angezaigt worden dann derselbn gehorsam und willig undertan. Darinen sie auch ir leben lang bleiben und also verfürn wollen und gesteenden seiner streng keins schadens, er irer ungehorsam halben erlitten, ganz nit noch daz sie sich gein irer Mt. anders dann die gehorsamen und willigen undertanen gehalten hetten. Bäten darauf ir ksl. Mt. als iren rechten, ainigen, natürlichen und allergnst. H. in aller diemutiger, gehorsamer undertenigkait, bei irer Mt. und des Reichs haubtman zu Regenspurg, H. Sigmunden von Rorbach, irem H. und haubtman, verfuegen, daran ze sein, damit er sie und gemaine stat mit solicher zulegung seins begern weiter unangestrengt lasse.

Des soldes halbn, so sein streng die zeit bei zwölf jarn, als er anzeigt, ze haben begert [Nr. 298 [13.]], ist vormals eur ksl. Mt. in erster unser instruction und werbung klar angezaigt, wie Dr. Heinrich Haiden, als er sambt H. Wilhelmen von Pappenheim in annemen unsers H. haubtmans alhie gewest, offenlich vor ganzer gmainde sie hat horen lassn, das eur ksl. Mt. die haubtmanschaft auf drew jar lang versuechen wollen, und ob yemants nach des haubtmans solde frage, het er bevelhe, zu sagen, das eur ksl. Mt. dem und anderm irem und des Reichs dienern, so eur Mt. dienten, wol zu belonen westen. Und so die von Regenspurg, ir Hh., irer Mt. zu mermaln und itzt durch sie als ir gesanten mit hohem und grossm erwegen, das es ye in irer und gmainer stat vermögen nit sei, einen haubtman zu besolden, demnach sie abermals gar diemütiklich eur ksl. Mt. anruefen und bitten, eur Mt. wollen ir angezaigt gehorsam, so sie mit annemung des haubtmans getan, auch die absolution, restitution und confirmation, darzu ander ir und gemelter stat freiheit, alt herkommen und gebrauch, so vormals alhie gewest, und zuvor ir und gmainer stat armut und unvermögen ansehen und zu herzn nemen und die furgenomen haubtmanschaft widerumb von inen und gemainer stat abtun und den begerten solde genediclichen aufheben und furter damit unbeswert ze lassen geruechen, dann es ye in irm und gemainer stat vermogen, wie oft angeregt, mitnichte were, und genediclichen bedenken, das sie ir ksl. Mt., als die jüngst alhie gewest, gar genediclich erboten, das die mit ganzem genaden genaigt, die stat Regenspurg widerumb in ir alte fuesstapfen zu setzen noch der massen, wie von alter herkommen, auch allenthalben im Reich der gebrauch ist, beleiben zu lassen. Das erbieten sich ein erber rate und gemaine stat, umb ir ksl. Mt. als iren einigen, rechten, natürlichen und allergnst. H. mit irn armen, geflissen, undertenigen dinsten gar diemüticlich zu verdienen. Es het auch gemaine stat vormals keinen haubtman nye gehebt noch damit beswert worden. Wol, dieweil gmaine stat in vermögen gewest, hetten sie über ir soldner und diener einen haubtman auf- und furgenomen und denselben albegen zu entsetzen gehebt, were auch bey ine im rate nit gesessn noch nichts gehandlt, dann was von einem erbern rate mit ime verschafft worden were. Des aber diser zeit armut und unvermögen halben der stat, auch nachdem sie der diener und soldner nit vil hetten, an not were, und sunst in keinen wege keinen haubtman nye gehebt noch versoldet.

[13.] Und als im letzten artikl durch irn H. und haubtman der judischhait halb, [daß es] mencherlai irrung begeben hetten und deshalb eur ksl. Mt. swerlich beclagt, darauf ir Mt. irem gn. H. von Passau, auch ime schreiben hetten lassen und bevelhe tan, die juden vor inen bei altem herkomen bleiben zu lassen, hantzehaben, angezogen wirt etc. [Nr. 298 [14.]], haben ein erber rate zu Regenspurg irer ksl. Mt. durch sie als die gesanten in irer jüngsten instruction und werbung anzaigen lassen, dieweil die judischhait eurer ksl. Mt. und dem hl. röm. Reich mit dem aigentumb zustet und darauf gemaine stat in namen des hl. Reichs die hohen gericht und ander mer herrlichkait und gerechtigkait hat, so bitten eur ksl. Mt. die von Regenspurg, ir Hh., mit aller diemütiger gehorsame und undertenigem willen, die judischheit mit manschaft und den mynderen gerichten gmainer stat genediclich zu[zu]stellen. Sollte nichtzdestmynder irer ksl. Mt. ir jerlich zins und tribut wie vor von der judischheit einbracht und geraicht werden. Und nachdem der juden ein gute anzale und darunder vil arm sind, muessen all getraide, holtz, smaltz und ander teglich notturft zu irer aufenthalt und wesen haben, das dann gmainer stat bürgern und inwonern in vil wege nachteilig ist. Darauf ir undertenig bitt an ir ksl. Mt. ist, genediclich zu erlauben, der juden zum taile aus der stat zu schaffen, bey 20 oder 24 haussessiger juden hierinne zu lassen, auch furo uber solich anzale nit mer hie heusenlich ze wonen gestatten, von denen eur ksl. Mt., gleich wie vor von einer mern menig, ir tribut, zins und anders haben möchten. Es würden auch die judischeit mit nichte oder sondern sachen, wie dann von alter herkommen, beswert, und gebrauchten sich itzt merers vorteils und freiheit, dan sie ye bei inen in gewalt ires gn. H., Hg. Georgen [von Bayern] lobwirdiger, seliger gedechtnus, getan hetten.

[14.] Und als auch eur ksl. Mt. rete haben furgenomen, das niemants hinder 32 fl. rh. möge oder solde an das ksl. camergericht appellirn, darumb sie irer Mt. bestetigung underteniclich, was hinder 100 fl., das niemant von einer sache in das camergericht appellirn möge, bitten.a

[15.] Und darauf eur ksl. Mt. abermals als die gesanten von der von Regenspurg und gmainer stat wegen als iren und unsern ainigen, rechten, natürlichen und allergnst. H. in aller diemutiger gehorsam underteniclich bittend, eur ksl. Mt. wollen die angezaigten artikl, so wir eur ksl. Mt. erstlich der haubtmanschaft halb, zum andern irer und gemainer stat beswerde, obligen und unvermögen und zum dritten, welhermaß du[r]ch eur ksl. Mt. gn. hilf und furdrung derselben zu guet und aufnemen gar nützlich geholfen werden mag, auch dero artikl, wir yetzo eur ksl. Mt. von der von Regenspurg und gmainer stat wegen als ir gesandten müntlich und schriftlich angebracht, erleutert und ubergeantwort haben, im allergnst. fur augen und zu herzen nemen und der dismals laut unsers diemütigen bittens gnediclich helfen und deshalb mit gn. antwort zum ersten abfertigen, angesehen, daz wir mit swerer cost und zerung alhie ligen. Des wirdet an zweifl ein rate und ganze gemain umb eur ksl. Mt. als iren ainigen, rechten, natürlichen und allergnst. H. mit irn undertenigen, wol schuldigen dinsten gehorsamclich verdienen.

Anmerkungen

1
 Vgl. Nr. 561 Anm. 6.
a
 Folgt die durch entsprechende Markierungen als gestrichen gekennzeichnete Passage: Und darauf eur ksl. Mt. abermals als irn ainigen, rechten, natürlichen und allergnst. H. in aller diemuetiger gehorsame und undertenigem willen bittende, ir ksl. Mt. wollen ir vorig, auch dises ir yetzigs anbringen und antwort im allergnst. aufnemen und vermerken und dieselben zu herzen und gemuet fassen und genediclich dareinsehen tun, damit angezaigt obligen und beswerde an gemainer stat gewendet und abgelegt werde und widerumb in ir alt fuesstapfen der haubtmanschaft halb zu ledigen und setzen noch der massen, wie von alter herkommen, auch allenthalben im Reich der gebrauch ist, bleiben zu lassen. Des erbieten sie ein erber rate und gemaine stat umb eur ksl. Mt. als.