Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vorverlegung des geplanten Augsburger Reichstags; [2.] Straßburg als vorgesehener Tagungsort, Gründe für die Verlegung der Zusammenkunft nach Freiburg i. Br.; [3.] Ersuchen um persönliche Teilnahme; [4.] Aufforderung zur Bezahlung des Augsburger Reichsanschlags.

[Freiburg im Breisgau, ca. 14. November 1510]1

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 42 (alt 35) ohne Dat. IV/1-3 fol. 1-82, fol. 30a-32a, Konz.

[1.] Erwirdiger, lb. neve und Kf., wir haben deiner lieb ytzo kurzlichen geschriben [Nr. 732] und die handlung unsers kriegs, auch die beschwerung, darein wir durch unsern Hl. Vater, den Babst, gefurt und dardurch wir unsern sig, den wir dazumal wider unser und des hl. Reichs veind und widerwertigen gehabt, verloren, auch in ander merklich abfal und nachteil kumen sein, nach der leng zu erkennen geben und dabey angezaigt, das wir aus denselben ursachen dem abschid unsers nechstgehalten reichstags zu Augspurg nach des tags auf liechtmessen [2.2.11] nit erwarten mugen, sunder den in betrachtung derselben beswerungen etwas furderlicher ansetzen muessen, wie dann dein lieb das alles aus dem vorgemelten unserm schreiben aigentlichen verstanden hat. Damit aber dein lieb auch wissen trage, was uns von derselben zeit her bis auf disen tag zu gluck und wolfart, desgleichen auch zu abfal und nachtail begegent ist, so schreiben wir solchs deiner lieb hiemit in ainem andern unserm brief [Nr. 747], wie dein lieb auch vernemen wirdet.

[2.] Und als wir deiner lieb in dem vorberurten unserm schreiben, auf St. Catherinentag schieristkunftig [25.11.10] zu Straßburg zu erscheinen aauf unserm kunftigen ksl. reichstag, dier verkunt und pevolhen haben, auf das und das wier pey dier und andern des hl. Reichs stent, als wier dier und andern derselben durch unser ofne mandat und auschreiben, personlich da zu Straspurg auf Katerine zu erscheinen, sein mochten–a, haben wir uns und darneben aus etlichen treffenlichen ursachen, nemlichen umb etlicher emporung willen, so in der stat Costenz gewesen sein, uns daselbsthin gen Costenz gefuegt und daselbs erkundet, das sich zu Strasburg etwas sorgfeltigkait sterbender leuf halben erzaigen. Dardurch wir dann in rat gefunden, den tag nit daselbs [zu] Strasburg zu halten noch dein lieb und gemeine stende des Reichs bin solch sorgveltikait des prechens–b dahin kumen zu lassen, sunder den hierher gen Freiburg, do es von gnaden des Almechtigen solcher leuf halben fridlichen und sicher ist, zu verrucken und zu benennen, und sunderlichen, dieweil sich die Eidgnossen gegen der stat Costenz, darumb, das sy inen nit anhengig sein und bey uns und dem hl. Reich beleiben will, ganz zu aufruer und emporung schicken. Darumb wir dann cden tag hieher und nit gen Wurms gelegt, damit wir–c der stat Costenz hie neher und gelegner und darzu dest fueglicher mit den Aidgnossen handln und furnemen mugen, dwie du al sachen dann clerlicher auf demselben kunftigen reichstag hie vernemen wierdest. Nemlich so sind sy noch des willens und in pebegnes–d, das sy sich durch unsern Hl. Vater, den Babst, und die Venediger enoch anest [= dereinst]–e wider uns und unsern lblibra (Pfund) . brueder, den Kg. zu Frankreich, bewegen lassen. Wir versehen uns auch, derselb unser lb. bruder werde in die nehe auf die burgundischen grenitzen kumen und uns wider unser bayder veind und widerwertigen hilf, rat und beistand beweisen. So haben wir auch merklich hendl und gescheft in unsern Ftt. und landen Burgundi und Elsas f, do wir nu gute zeit nit gewesen, und sein der ungezweifelten hofnung, bey denselben unsern landen ain tapfer hilf wider unser widerwertigen zu erlangen–f. Us dem allem wir den tag hieher verruckt und angesetzt. gUnd wo solch obangezaegt merklich ursach nicht gebest waeren, so hieten wier den reichstag gen Wurms und auf liechtmess gelegt.

[3.] Demnach so pegern wier an dein lieb–g mit ganzem vleis und ernst, du wollest in betrachtung der obgemelten und andern merklichen ursachen und beschwerungen, so uns und dem hl. Reich obligen, auf dem obbestimpten tag in aigner person hie erscheinen und dich daran ganz nichts irren oder verhindern lassen, damit wir mitsampt dir und den andern stenden des Reichs in dem allem dem hl. Reich zu lob und eer nutzlichen und fruchtperlichen handln und furnemen mugen, yn massen du als ein F. des hl. Reichs schuldig bist. Daran beweist uns dein lieb sunder gevallen.

[4.] hUnd als wir zu underhaltung unsers kriegsfolks merklich und gros ausgab und nemlich alle monat 50 000 fl. rh. haben muessen, demnach so wellest uns den anslag, dir auf unserm gehalten reichstag zu Augspurg aufgelegt, wo du den noch nit ausgericht hettest, von stund und furderlich hinder Bm. und rat der stett Augspurg oder Frankfurt nach laut des abschids zu Augspurg erlegen und damit nit verziehen, damit wir dardurch an unserm furnemen nit verhindert, auch nit geursacht werden, unser notturft nach in ander weg zu handlen.–h

Anmerkungen

1
 Wie einige inhaltliche Übereinstimmungen vermuten lassen, dürfte dieser offenkundig nicht ausgefertigte Entwurf etwa zur selben Zeit entstanden sein wie das ksl. Mandat an die Reichsstände vom 14. November, Nr. 747.
a
–a Von der Hand Ks. Maximilians hinzugefügt.
b
–b Von der Hand Ks. Maximilians hinzugefügt.
c
–c Am Rand hinzugefügt.
d
–d Von der Hand Ks. Maximilians hinzugefügt.
e
–e Von der Hand Ks. Maximilians hinzugefügt.
f
–f Am Rand hinzugefügt.
g
–g Von der Hand Ks. Maximilians hinzugefügt.
h
–h Von anderer Hand als der Haupttext.