Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Übersendung der Antwort Kg. Ludwigs von Frankreich auf die Werbung Andreas de Burgo und Rigaults, Auftrag an das Innsbrucker Regiment zur Erstellung eines Ratschlags für das weitere Vorgehen, Übergabe der Königstochter Renata als Voraussetzung für gute Beziehungen zu Frankreich; [2.] Vorschlag zu Verhandlungen des aragónesischen Gesandten mit den Eidgenossen zur Verhinderung ihres Bündnisses mit dem Kg. von Frankreich; [3.] Nochmaliges Ersuchen um Erstellung eines Ratschlags zu dieser Thematik.
Trier, 29. März 1512
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 62-63, Orig. Pap. m. S. ( c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner; Vermerk: In sein hand).
[1.] Edler, lb. getreuer, wir senden dir hierin beslossen ain copey der antwurt, so unser bruder, der Kg. von Frankreich, unserm rat Andreen von Burgo auf die werbung und instruction, die er und der Rigault von uns haben [liegt nicht vor], gegeben hat [liegt nicht vor], als du sehen wirdest. Und nachdem uns in derselben antwurt vil guts angezaigt wirdet und wir doch kain sicherhait oder rechten grund der sachen haben, wir hetten dann zuvor des Kg. von Frankreichs tochter Reinata, die er uns ytz abslecht, in unser hand, empfelhen wir dir mit ernst, das du etlich unser treffenlich rete vom regiment darzu ervorderest, inen solich antwurt anzaigest und mitsambt inen ainen ratslag, was euch bedünket, das uns darauf zu handln und zu tun sey, verfassest und uns denselben zuschickest. So sein wir des willens, mitler zeit, bis uns derselb euer ratslag zukumpt, auf die gemelt handlung kain ander antwurt zu geben. Dann wo zugesagt, das uns dieselb Reinata in unser hand von stund gestellt würde, das wir demselben Kg. von Frankreich ain gut antwurt auf all artikl geben wolten, dermassen, das er in allen sachen wol zufriden und benuegig sein sollte, dann on das wir im kain antwurt geben noch ainich versicherung oder grund haben mochten. Und so nu unser rete, der Bf. von Gurk und Ziprian von Serntein, ytz auf dem weg sein und zu uns in kurz komen werden, wellen wir irn ratslag auch darin horen und vernemen, dest bas wissen darin zu handln.
[2.] Und als wir dir und dem gemelten von Gurk und Serntein vormals geschriben [Schreiben liegt nicht vor] und euern rat begert haben von wegen des jungen Hg. von Mayland [Massimiliano Sforza], dem Kg. von Frankreich mit ime und den Schweizern ain gegenfeur zu machen, damit er uns ain gut antwurt geben und uns aller sachen und sonderlich mit der Reinata versichern mueste, ist etlicher unser rete gutbedunken, dieweil uns allain die guten wort und nit die versicherung furgeslagen wirdet mit der gedachten Reinata, auch der gemelt Kg. von Frankreich dem von Geldern haimlich hilf und beystand tuet, nachdem es im an soliche hilf, den krieg fur sich selbst zu underhalten, unmoglichn were, das die aragonesisch potschaft Urreas als fur sich selbs in namen seines Kg. zu den Schweizern ziehen und bey inen practiciern solt, damit sy sich zu dem Kg. von Frankreich in kainen weg verpünden, sonder unserm Hl. Vater Babst und seinem pund anhangten, und das sy den jungen Hg. von Mayland in das Hgt. widerumb einsetzten. So solte inen dagegen gegeben werden 300 000 fl. Item das sy mit uns zu unser ksl. kronung gen Rom gezogen weren, dann er wisste bey uns wol sovil weg zu finden, wo er ainichen grund in der sach hette, das wir sy zu solhem annemen und versolden wurden. So hetten auch der Babst und Kg. von Aragoni nichts liebers, dann das gemelter Hg. von Mayland zu dem Hgt. keme und wir unser ksl. cron erlangte[n], damit Ytalien aus der Franzosen hand erledigt und widerumb under das Reich gepracht wurde. Der gemelt Urreas verhoffte auch, bey uns sovil zu practiciern und zu erlangen, das wir uns zu inen verpünden solten. Das wir inen, sovil uns moglichn ist, verhelfen, damit sy mit der zeit vom Babst irer aussensteenden pension und vom Kg. von Frankreich aller irer ansprach vergnuegt und bezalt wurden. Wo nu solhs den gemelten Aydgnossen durch den Urreas angezaigt, so würde er ungezweyfelt zum mindsten verhindern, das sy mit Frankreich kainen vertrag annemen. So mochten wir uns mitler zeit mit des Reichs stenden und unser tochter [Ehg.in Margarethe] beraten, ob wir mit Babst und Aragon in pund komen oder bey dem Franzosen verharren sollten. Derselb Kg. von Frankreich würde auch damit gedrungen, uns auf unser begern gut antwurt und alle versicherhait zu geben, wie wir das selbs anzaigen und begern mochten. Dann wo er das nit tete, so verhofften wir, mitsambt des Babsts und Kg. von Aragon hilf und dem gemelten furnemen der Schweizer mit Mayland demselben Kg. von Frankreich darzu ze dringen, das er solichs tun mueste, und das wir zu volziehung des handls aus unsern Niderlanden getrauten 100 000 fl. wol zu erlangen.
[3.] Solhes alles wellest mitsambt den gemelten unsern reten mit vleiss ubersehen und bedenken und ainen ratslag darüber machen und uns denselben mitsambt dem obgeschriben handl auf das furderlichist zuschicken, damit wir uns in allen sachen darnach zu richten haben. Daran tust du unser ernstliche maynung. Geben zu Trier am 29. tag Marcii Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 27. jarn.