Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Rücksprache des Kreishauptmanns beim Ks. oder beim EB von Mainz in schwierigen Exekutionsfällen; [2.] Beibehaltung der bestehenden sechs Reichskreise, Erweiterung ihrer Anzahl auf zehn durch Einbeziehung der Gebiete der Kff. sowie der Besitzungen der Häuser Österreich und Burgund, Einigung der Kreismitglieder bei der Benennung der Hauptleute; [3.] Wortlaut des Eides der Einsammler des Gemeinen Pfennigs; [4.] Wortlaut des Eides der zum Reichstag verordneten Räte, deren Entbindung von den Pflichten gegenüber ihren Obrigkeiten; [5.] Frankfurt oder Worms als Tagungsort der ersten jährlichen Reichsversammlung am 17. April 1513, Beilegung des Konflikts zwischen dem Bf. und der Rst. Worms als Bedingung für Worms als Tagungsort; [6.] Verlängerung des Reichskammergerichts um mindestens acht Jahre, seine Besetzung mit redlichen Personen.

Trier, 26. Juni 1512

I. Endfassung

Kop.: A) Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Nr. 9, fol. 173a-177a; B) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 56b-58b (nach Erclerung etlicher nota ... folgt: Samstags nach Johannis baptistae [26.6.12]); C) Dresden, HStA, GR, Loc. 10181/2, fol. 44b-47b; Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 31, fol. 54b-55a (Überschrift: 23. Juni 1512 1); Köln, Historisches A., Köln und das Reich Nr. 40, fol. 24b-25b (Überschrift: In vigilia Johannis [23.6.12]); Straßburg, AM, AA 336, fol. 46b-48a; Stuttgart, HStA, A 262 Bd. 8, fol. 128a-129b (Überschrift wie im Kölner Exemplar).

II. Entwurf

Kop. A) Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 8, fol. 48b-5a (Vermerk am Rand zu Beginn des Stückes: Nota, die schrift ist geendert und anderweit worden, auch etliche artikel darin ausgelassen worden, als man hernach findet); B) Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 1, fol. 72a-74a; Marburg, StA, Best. 2 Nr. 121, o. Fol. (Überschrift: Samstags nach Johannis baptiste); Straßburg, AM, AA 336, fol. 41a-43a.

Erclerung etlicher nota, in der stende ordenung, ksl. Mt.
uberantwurt [Nr. 989/I], begriffen

[1.] Und erstlich, an wen der heubtman, so ime der handel zu swer werden wollt, ansuchen tun solle etc. [Nr. 989/I [11.]], ist beratslacht, das solchs an di ksl. Mt. oder a, so ir Mt. nit in der nehe zu erlangen were, an den EB zu Mentz anstat ksl. Mt. gelangt und bracht werden solle–a.

[2.] Zum andern, di sechs zyrkel belangend und wer dorzu von heuptleuten und andern soll verordent werden [Nr. 989/I [13.]], bbedenken die stende, die sechs zyrkel, hievor verordent, pleyben zu lassen. Und dweyl die Kff., auch di heuser Osterreych und Burgundi vormals in keinem zyrkel gewest, so haben di Kff. bewilliget, das Mentz, Kolen, Trier und Pfalz einen zyrkel miteinander haben wollen. So wollen di Kff. von Sachsen und Brandenburg mitsampt Hg. Jorgen von Sachsen und den c Bff., unter den Ff. von–c Sachsen und Brandenburg gesessen, auch einen zyrkel in diesem falle halten, doch sunst eynem jglichen an seinen obrigkeyten, herligkeyten und rechten unschedlich, auch dem sechsischen zyrkel, hievor geordnet, in andrem unabpruchlich. Woe aber solchs zyrkels halb eynich irrung einfallen würde, davon soll zum negstkünftigem reychstage gehandelt werden. Desgleychen ermessen di stende auch, nit unfuglich sein, das di heuser Osterreich und Burgundi ir iglichs mitsampt irn anhangenden Ftt. auch einen zyrkel haben in disem falle, also das nuhe der cirkel zehen sein der hyelf halben in Reyche, ytzo verordent–b.

Der hauptleut halben, in den bezyrken zu verordnen, wollen sich die zyrkel derselben heuptleut nach gelegenheyt der zyrkel miteinander vergleychen und vereynigen.

[3.] Form des eyds, so di einbringer des gemeynen pfennigs tun sollen [Nr. 989/I [20.]] d: Ich, N., glob und swere meiner obrigkeit N. anstat und von wegen ksl. Mt., Kff., Ff. und der stende des hl. Reychs, das ich das aufgesatzt gelt sampt meinen mitgesellen treulich und mit allem vleys will helfen einbringen, dorin niemants nichts nachlassen durch keynerlei ursach, wie die menschen synne oder vernunft erdenken mocht, dasselb eingebracht gelt in verwarung legen, behalten und anders nit ausgeben, wan wie ich nach laut eure Mt. und des hl. Reychs ordenung bescheyden werde, und also meines einnemes und ausgebens meiner obrigkeit N. warhaftig und gründlich anzeygung tun, damit dieselb obrigkeyt ksl. Mt. und den stenden des Reychs oder wen sie darzu verordnen werden,f anzeygung tun, wie sich das geburen wurdet, auch mich in dem allen und nit anders, dan ksl. Mt. und des hl. Reychs ordnung ausdrucketg, inhaltet und vermoget, halten, alles treulich und ungeverlich.

[4.] Der rete eyde, so uf des hl. Reychs tegen nach vermoge ksl. Mt. und des hl. Reychs ordenung zu ksl. Mt. und den stenden des Reychs geschickt werden [989/I [20.]] h, solle nachvolgender masse genomen werden–h, i: Ich, N., globe und schwer, das ich in meinen ratschlegen, so ich in ksl. Mt. und des hl. Reychs sachen, di uf disem reychstag furgenomen werden, soll und will ksl. Mt. und des hl. Reychs lob, ere und wolfart bedenken und furdern und der ordenung ksl. Mt. und des hl. Reychs gemes mithelfen raten und handeln und sunst in allen sachen nach meinem besten verstentnus aufrecht, redlich und treulich raten und daran mich nichts lassen hyndern noch irren, wie das menschen synne oder vernunft erdenken konnen oder mogen, auch den rate und was in ratsgeheymbe gehandelt würdet, zu verschweygen untz in meinen tod und nymants ausserhalb meinem herrn oder obrigkeyt, von den ich geschickt byn, oder wem es dieselb mein herrschaft oder obrigkeyt bevelhen und mir ernennen würdet, zu offnen, alles treulich und ungeverlich.
jEs haben auch ksl. Mt.,–j Kff., Ff. und andere stende des Reychs alle und yede ire rete, so syek schicken werden zu solchen reychstegen, aller und iglicher irer pflicht erlassen und tun das hiemit ytzol als dan und dan als ytzo, sovil dieselben pflichten obgemeltem eyde wider sein moge, damit dieselben rete frei laut der ordenung raten und handeln mogen.
[5.] Item haben ksl. Mt. und di stende des Reychs sich des tags und der malstat halben des zusamenkomens [Nr. 989/I [35.], uf jubilate negstkomend [17.4.13] in der stet eine, Frankfurt oder Worms, zu komen, vertragen und bewilligt und, so es zu Worms sein sollt, das alsdan der handel des Bf. zu Worms mit der stat daselbst zuvor gericht und hingelegt werde. Und sollen ksl. Mt., die stende oder ire volmechtig botschaft uf bestymbt zeyt jubilate zu nacht an der herbrig erscheynen, des andern tag zu handeln, alles nach laut der ordenung, und uber einen monat nit beieinander verharren.
[6.] mItem ermessen di stend für merklich notturftig, das camergericht wider etlich jare, nemlich ufs wenigst uf acht jare, mit seinen ordnungen zu erstrecken und zu unterhalten, auch mit redlichen personen zu ersetzen etc. [vgl. Nr. 989/I [33.].–m

Anmerkungen

1
 Hierbei handelt es sich um das Datum des Entwurfs.
a
–a II A, B: das camergericht soll gelangen und gebracht werden.
b
–b II A, B: ist bedacht, daß die 6 zirkel pleiben, wie die gesatzt sind, und das die Kff. zu bedenken haben, wie sich ir kftl. Gn. in sonder bezirk begeben wollen, auch wie die Ftt. Osterreich und Burgundi mitsamt iren anhengenden Ftt. in sonder bezirk zu verorden seien, in ansehung, das ir kftl. Gn., auch benante lande Osterreich und Burgundi, wie vor angezeigt, vor in keinen kreis oder bezirk gesetzt sind.
c
–c I C Ff in.
d
 I C am Rand neben diesem Absatz: Der eyd der, so solichen anschlag inbringen und behalten sullen, laut, wie hernachfolgt.
e
 I B, C folgt: ksl.
f
 I B, C folgt: furter.
g
 II A, B fehlt..
h
–h II A, B fehlt.
i
 I C am Rand neben diesem Absatz: So lautet der rete eyd, so von uns und den stenden ye zu zeyten geschickt werden, wye hernachfolgt.
j
–j I C korrigiert in: Auch haben wir und.
k
 I C korrigiert in: wir ye zu zeiten.
l
 I C korrigiert in: also.
m
–m II A, B fehlt. Statt dessen stehen hier folgende Abschnitte: Es mogen sich auch Kff., Ff. und stend entsliessen, ob sie die ordnung also von iaren zu iaren ine vorbehalten wollen, so sie zusammenkommen, weiter zu erstrecken oder ob ir Gn. solcher ordnung itzo ein benante jarzal und zeit benennen und bestimmen wollen. Und so iren Gn. wolt gelieben, die ordnung von iaren zu iaren zu erstrecken, so bedeucht sie, die rete, dannocht gut, das das cammergericht itzo ein anzal iare erstreckt und unterhalten wurde, inmassen, wie uf andern reichstagen auch bescheen ist. Wurde auch gedacht camergericht mit geschickten und verstendigen personen nit bestellt werden mogen, so die personen allein uf ein jare angenommen sollten werden. Nachdem im hl. Reich sich vilfeltig begibt, das manchen menschen beider geschlecht boslich und unerlich das ir genomen oder einer gefangen oder andern ubergeben oder gemartert oder fursetzlich und poslich ermort und dergleichen poshaftigen hendeln an ime oder ine begangen, wiewol dan das bei gotlichen und ksl. rechten hoch verpoten wurdet, doch nichtsdestminder dawider gehandelt. Derhalb not ist, ordnung furzunemen zu merer hanthabung desselbigen rechtens, nemlich, wo solich teter und ir helfer des mit recht uberwunden, das sie wider ere durch abgeschriben oder dergleichen sachen gehandelt hetten oder als erlos von ksl. Mt. oder dem camerrichter in die acht denuncirt wurden, das der oder dieselben alsdann fur erlos und aller eren unentpfenklich gehabt und gehalten, von ksl. Mt., Kff., Ff. und andern stenden des hl. Reichs gescheuet und zu keinen erlichen sachen gebraucht, darzu in dinsten und in alle andere wege ewiglich fur unerlich gehalten werden sollen. Und wo die vom adel weren, sollen sie dazu von irem adelichen namen, schilt und helm geteilt und gesondert sein. Und ob sie jemant darauf schelten oder scheuen wurde, darum soll er nit unrecht, sonder recht getan haben. Sie soll auch nit furtragen oder beschirmen, ob sie durch ksl. Mt. restitucion, absolucion oder durch andere vertrege, in was wege das gescheen mocht, das sie wider restituirt oder von der acht absolvirt wurden, nichtsdestminder sollen sie als erlos und untuglich von meniglichen ir leben lang geacht, gehalten und gescheuhet werden. Wo auch jemant genanten teter, helfer und ir anhenger wissentlich hausen, hofen, etzen, trenken oder enthalten wurde, der oder die solchs teten, sollen fur offenlich fridbrecher geacht und gehalten und wider sie laut des lantfriden gehandelt und furgenommen werden. Es mogen auch die beschedigten, ir freuntschaft oder meniglich, als ein gemeine clage die teter, helfer und ire anhenger in obgemelt pene macht haben, zu beclagen und zu bringen vor ordenlichen gericht, da ine auch furderlichs rechtens gestatt und verholfen, und in demselben sumarie procedirt werden soll. Wo aber an denselben orten rechts versagt oder geverlich verzogen wolt werden, so mag die clage an das cammergericht gezogen werden. Daselbst auch, so dieselb sach an das camergericht oder durch appellacion komen wurde, soll obgemelter maß und sumarie gehandelt werden. Und soll solche rechtfertigung allenthalben meniglich gedeien. So aber die alle darin seumig sein wollten, so soll der ksl. fiscal von amts wegen, am ksl. camergericht wider sie zu handeln, wie sich gepurt, schuldig sein. Disen artikel sollen ksl. Mt., Kff., Ff. und stende des Reichs in iren Ftt., landen und gebieten verkunden und anschlagen lassen, damit sich meniglich davor wiss zu huten.