Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 154r–158r (Kop.); AS fol. 154r: Der protestirenden sondre antwort, di turckenhilf betreffend.

B  koll. München HStA, Kasten blau 271/1, fol. 74r–78r (Kop.); AV fol. 74r: 26. Junij.

C  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 125r–128v (Kop.); DV fol. 128v: Copei abermals der christlichen religionsverwanten Kff., Ff. und stende Pfgf. Fridrichen gegebenen antwort der turckenhulf halben, den 21. Junij schriftlich zugestelt. 1541.

D  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2271, fol. 335r–337r; AV fol. 335r: Furgelesen am 26. Junij 1541.

Sonderliche antwort auf Hg. Fridrichen Pfgf. antzaige, so seine fstl. Gn. aus der röm. ksl. Mt. bevelh gestern Montags ingemein allen Kff., Ff. und stenden und stedten des hl. reichs angetzaigt, auch darauf von ksl. Mt. wegen einhellige gesampte antwort begert hat.

Kff., Ff., stende und stedte der augsburgischen confession und religion verwant, so gegenwertig und der abwesenden rethe und potschaften hetten die gesterige antzaige, so auß bevelh der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, Hg. Fridrich Pfgf. gethan und furgewendet, neben andern Kff., Ff. und stenden des reichs undertheniglich angehort und darauß verstanden, daß die ksl. Mt. nochmals begerten, uff der hungerischenn, auch der osterreichischen geschickten hievor gethanne ansuchung dieselben sachen und beschwerung des Turckenn antzugs in gemeinem reichsrath zu erwegen und forderlich darin eintrechtiger antwort sich vernehmen zu lassen etc., mit einfhurung, obwolh die ksl. Mt. hievor hirin sonderlich und ad partem solcher handlung halb auch hetten erinnerung thun lassen, so were doch der ksl. Mt. meinung nicht gewesen, solchen ratschlag zu sondern, sondern allein fernern unwillen und unrichtigkeit, so zwischen etzlichen fursten der session halben furgefallen, dardurch zu verhuetten etc.

Nun were von diesem tailh die erste antzeige, ob die wol ad partem geschehen, nicht anders verstanden, dan daß gleichwol die beratschlagung in gemeinem reichsrath dem gebrauch und herkommen nach hat furgenohmen werden sollen. Und wurde ane zweivel die ksl. Mt., auch Hg. Fridrich Pfgf. auß der antwort, so diese stende gegeben und Pfgf. Fridrichen zustellen lassen [Nr. 174], vernohmen und verstanden haben, daß diß teil gemeine beratschlagung nicht gewegert, sonder dieselb, doch unverbuntlich, neben andern Kff., Ff. und stenden furzunehmen gewilligt, also, wo im reich zuvor ein gemeiner frid und gleichmessig recht uffgericht wurde, daß alßdann alles daßjhenige, waß, zu hulf und rettung wider den Turcken eylends oder beharlich zu thun, beschlossen were, mit dem werckh voltzogen und in volstreckung gebracht werden sollt. etc.

Und dieweil nun mein gnediger herr, F. Wolf von Anhalt, und andere des Kf. zu Sachssenn etc., meins gnedigsten herrn, rethe nach solcher beschlossen und gegeben antwort uff der andern churfurstlichen rethe erfordern in den churfurstlichen rath komen, haben sie nit gewegert, auch dem gethannen erbietten nicht ungemeß geacht, sich in gemeine beratschlagung, doch bedinglich, der ksl. Mt. sonderlichen gegeben antwort unvergreiflich, einzulassen, zu handeln und zu beratschlagen, wie geschehen, auch den rethen, so sich in nhamen der fursten und stende sonder underschied angegeben, ires semptlichen bedenckens antzeig thun helfen und herwider derselbigen rethe neben den churfurstlichen rethen bericht und antzeige der beratschlagung und artickel, so die fursten und stende der eillenden turckenhulf halb bedacht und begriffen, angehört.

Dieweil aber der von Anhalt und die churfurstlichen sachssischenn rethe datzumalh vernohmen, das zu der fursten und stende beratschlagung die fursten und stende, so der augspurgischen confession und religion verwant, nicht erfordert gewesen, auch umb die beratschlagung nicht gewust, sonder davon gelassen und außgeschlossen, haben sie bedencken und grosse ursach gehabt, neben den andern churfurstlichen rethen auf di artickel, so in nhamen der fursten und stende gestelt gewesen, etwas ferner zu handeln und in gemeinem rath uff solch particular artickel vortzuschreitten.

Und das nun uff die gesterige antzeige diß teils stende in sondere beratschlagung gegangen, sei nicht der meinung, wie es villeicht etzliche achten mochten, geschehen, daß man lust an zertrennung hette, sonder mer darumb, dieweil die fursten, stende und stedte diß teils zu der andern fursten und stende handlung, do ein ider des reichs herkomen nach gehoret, zuvor nit erfordert worden, daß sich dieselbigen irer notturft nach underreden und vernehmen lassen möchten.

Nun bedechten fursten, stende und stedte diß teils, daß, ob es inen wolh fast beschwerlich, sich in die semptliche beratschlagung, dieweil sie vor daraus gelassen, wider zu begeben, in bedencken, dieweil die andern fursten und stende albereit under sich geschlossen und also die semptlich handlung nu nit frei, sonder darauf mocht wollen gericht werden, die fursten und stende diß teils uff ire meinung zu tziehen oder mit dem merern und uberstymmen dohin zu bringen etc. Idoch wolten sie ksl. Mt. zu sonderlichem gehorsam und underthenigkeit unverbuntliche, gemeine reichshandlung nicht wegern, sonder der vorigen antwort nach sich darein lassen, also, wurde gemeiner frid und gleichmessig recht im reich uffgericht, daß sie alßdann die hulf der beratschlagung nach thun wolten, wo nicht, wolten sie in dem freisteen.

Es konnten auch diß teils mit dem merern oder uberstymmen sich disfals nicht lassen verbinden oder verstricken, dieweil der oftgemelt fride, auch recht zuvor uffgericht werden soll und dieselb handlung des friden und rechten nicht also geschaffen, daß der in gemeinem reichsrath konnt gehandelt werden, sonder were ein handlung der religion anhengig. Dann diese stende hafteten noch irer cristlichen religion halben in den beschwerungen des wormischen edicts, auch augspurgischen und anderer abschiede und, obwolh mitlerweil allerlei fridshandlung vorgewesen, auch friden uffgericht worden, so hette doch daß chammergericht immerfort uff solch edict und abschiede wider vill stende diß teils procedirt, auch deren etzlich bereitan in di acht gesprochen und erclert. Solten nun diese stende wider den Turckenn hulf thun und wider solche beschwerungen mit einem bestendigen und gemeinem friden thettlicher handlung und unrechtmessiger proceß halben nicht versichert oder in solchen unrechtmessigen processen einicher vermeinten execution gewertig sein, daß wolt diesen stenden schwerfallen, were auch deutscher nation nicht geholfen, daß wider den Turcken hulf bescheche, die grenitz beschyrmet und dem Turckenn vor fernerm einbruch geweret, do nit zuvor durch uffrichtung eines gemeinen friden und gleichmessigen rechtens im mittel des reichs unfrid, krig, unrhue und blutvergiessen verhuettet und verkommen wurde, wie dan der fride in solcher hochster beschwer und bei solchem ungleichmessigem rechten nicht besteen noch erhalten werden konnth.

Und dieweil dan die ksl. Mt. auß vorigen, auch itzigen diß teils Kff., Ff. und stende gegebener antwort gnedigst zu vermercken, daß sie zu keiner trennung ursach gegeben, sonder irer Mt. begern nach zu semptlicher beratschlagung der vorstehenden handlung gantz geneigt mit maß und condition des fridens und rechtens, wie obberurt, so seint sie der underthenigsten zuversicht, die ksl. Mt. werde solchs von inen nicht anders, dann daß es zu irer und des gantzen reichs notturft, friden, rhue und wolfart gemeint, gnedigst vermercken und sich hirin zu erhaltung friden und gleichmessigen rechten alß der miltehst, gutigst kaiser allergnedigst ertzeigen, mit freuntlicher und underthenigster bith, Hg. Fridrich Pfgf. etc. wolt es bei der ksl. Mt. zum besten helfen fordern. Daß wurden chur- und fursten umb seiner fstl. Gn. freuntlich und die andern undertheniglich verdiennen.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Konrad Hel an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 Juni 21, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. [Anm. 2 zu Nr. 765]. Der Bezug des Textes auf den gestern Montagsgehaltenen Vortrag Pfgf. Friedrichs schließt das in vielen Überlieferungen angegebene Datum 26. Juni 1541, der 1541 auf einen Sonntag fiel, zwingend aus. An diesem Tag wurde die Resolution der Protestanten offenbar den altgläubigen Ständen im Fürstenrat vorgetragen. Vgl. dazu das Würzburger Protokoll zum Regensburger Reichstag ad 26. Juni 1541 [Nr. 69]. Zum Vortrag Pfgf. Friedrichs am Montag, den 20. Juni 1541 vgl. das Würzburger Protokoll ad 20. Juni 1541, [Nr. 69].