Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Kop.).

B  koll. Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2746, fol. 73r–76v (Kop.); DV fol. 76v: Collationirte copy der ksl. Mt. schrift an mynen gnedigen herrn, darinne syn fstl. Gn. zum rychsdage gefordert wirdet, Gelre betreffend.

C  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 288r–290r (Kop.) 2.

Wir sein zweifels frey, dein L. werde sich noch woll wissen zu erinnern, durch was ungepurlich, unerheblich wege und mittel du verschiener zeit unser furstenthumb Geldren und graffschaft Zutphen vermessenerweyse ingenomen und seithere fur und fur aigens gewalts widder alle billigkait, auch unser und des reichs rechten und satzungen zuentgegen und unser kayserlichen höhe und oberkait zu mercklicher verachtung und verklainerung, auch uns zu unleidlicher beschwerung und nachteil bißher ingehalten und noch innenhast. Uber das soliches alles dazumall, als du dich desselben unsers furstenthumbs Geldern und der graffschaft Zutphen berurter gestalt angemast und darein intrudirt und gedrungen, auch volgentz zu mermallen dir und deinen gesandten auf versamblungtegen und in andern handlungen von unserntwegen gnediglich und gutlich undersagt und daneben unser rechtmessige und unwidersprechliche titel, recht und gerechtigkait, die wir vermoge rechtmessiger, aufrichtigera kauf und ubergab, so von deiner L. vorfarn beschehen, auch kayserlicher und koniglicher investituren und belehnung, die wir und unsere vorfarn von dem hl. reiche erlangt und bey unsern handen, auch sunst in ander wege zu gedachten unsern furstenthumb und graffschaft haben, mit gutem, bestendigen grundt und schein anzaigen und darthun lassen und dein L. jungstlich, als du in unser stat Gendt selbst personlich vor uns erschinen, des alles widerumb von neuem erindert, daselbst auch alle deine einrede, so du datzumall, dagegen furzuwenden, vermaint, mit bestendigem grundt dermassen abgelaint worden, das du und deine rethe, nichts weithers dagegen furzuwenden noch zu replieren, gewust und darauf dich vernemen lassen, das du, uns desselben furstenthumbs Geldern und der graffschaft Zutphen abzusteen, urputig seyest, allain damit solichs mit mehrerm fueg beschehen mochte, so wellest du zuvor dich mit der hochgeborner N. wittiben zu Guylich und Cleve, unser lieben mhumen und fürstin, deiner frauw mutter, derhalben underreden, und also deinen abscheidt von uns genomen.

Aber uns ist seidt derselben zeit here auf solichen deinen abscheidt kain antwort von dir zukomen und gleichwoll von andern orten glaublich angelangt, das du dich one underlaß durch allerhandt gesuechte wege und mittel, soliche restitution zu umbgeen und zu verhindern, allenthalben bearbeiten sollest, auch allerlay schreiben hin und wider und sonderlich in das hl. röm. reiche teutscher nation außgeen lassen in maynung, durch soliche gesuchte wege deine angemaste intrusion mit erdichten, unbestendigen und nichtigen titteln zu beschonen mit verswygung und verschlagung angeregter unserer rechtmessigen tittel und gerechtigkait, die auch in sonderheit von deinen vorfarn auf uns komen sein. Dabey konnen wir gleichwoll nit spuren, das du vill an tag komen lassest, welchermassen du gedacht unser furstenthumb und graffschaft thatlicher weiß ingenomen, unangesehen, das weder du noch deine vorfarn (von denen du den zugang zu haben vermainest) ainiche investitur oder verwilligung von unsern vorfarn und dem hl reich ye erlangt haben. Aber herwiderumb, so befindt sich, das du unser gnedige erinnerung, auch alle gütliche handlung, die sich zu Gendt und anderswo zugetragen, und allen glimpf, des wir uns bißher gegen dir beflissen haben, den stenden und landtschaft zu Geldern und Zutphen und anderßwo verdeckter und verkerter weise furtragen lassen, wie dan hievor zu verdruckung unser und des reichs gerechtigkait auch von dir beschehen und den gemelten stenden und landtschaft das widerspill und sunst allerlay furgebildet, so unserm furnemen gar ungemeß und sich weith anders erfinden wirdet. Dan unser will und maynung ye und alweg allain dahin gestanden, das gedacht unser furstenthumb Geldern und graffschaft zu Zutphen bey dem hl. röm. reiche und desselben rechten, satzungen und ordnungen, desgleichen alle stende und inwoner derselben landtschaften bey allen iren privilegien, freyhaiten und alt herkomen zu erhalten, zu handthaben und zu schutzen.

Nun haben wir dannoch solichs alles, wie obsteet, byßher von dir gedulden wellen von wegen der freundtschaft und verwantnuß, damit du uns zugethan, der gnedigen zuversicht, du wurdest herwiderumb soliches und, das wir uns bißher so gnedig und miltiglich erzaigt, und alles glimpfs, in disser handlung gegen dir beflissen, zu hertzen gefurt und dabey erkent, das du deines furnemens so gar keinen fueg oder recht hast, und dich daruff der billichait selbs erinnert haben. Und damit aber hierin (wie in allen anderen unsern handlungen) meniglich und zuvoran alle Kff., Ff. und stende des reichs spuren und befinden mogen, das wir den ernst und die scherpf, soviel uns immer moglich, ye gern umbgeen wolten, dweil auch bißher die billicheit bey dir nit statgefunden und du, in deinem unbillichen furnemen also zu verharren, vermainest, hierumb zu allem uberfluß und, damit uns der unglimpf ye nit zugemessen moge werden, so haben wir uns itzo entlich entschlossen und furgenomen, auf nechstkunftigem, unserm angesetzten reichstag zu Regenspurg vor allen Kff., Ff. und stenden des reichs, so daselbst versamblet sein werden, dieser handlung und, wie sich dieselb allenthalben zugetragen hat, auch daneben deines unbillichen furnemens, so du widder recht und die billichait, auch uns und dem hl. reich zu verachtlichem schimpf und verklainerung byßher geubt hast, warhaftigen, grundtlichen bericht ze thun lassen, und wellen dir solchs hiemit also zu wissen gethan haben.

Und wiewoll wir dich hievor in unserm gemeinen außschreiben des gemelten unsers angesetzten reichstag zu Regenspurg, auf denselben reichstag personlich zu erscheinen, beschrieben und erfordert haben und uns darauf versehen, du werdest also gehorsamlich erscheinen und keinswegs außpleiben, noch dan ersuchen und erfordern wir dich itzt abermals zu allem uberfluß hiemit ernstlich bevelhendt und wellen, das du in sonderheit diser sachen halben auf angeregtem unserm reichstag zu Regenspurg am 40. tag, nachdem dir dieser unser brieve uberantwordt wirdet, peremptorie erscheinest. Wir wellen auch dir und deinen rethen, hoffgesindt und dienern, so du mit dir bringen wirdest, zu obbestimpten unserm reichstag zu komen und daselbst byß zu ende desselben zu bleiben und da dannen widerumb byß in dein gewarsam abzuziehen, unser und des reichs frey, strack sicherhait und gelaidt hiemit zugeschriben haben, gereden und versprechen hiemit im wort der warheit und bey unsern furstlichen treuen, das solich uns[er] gelaidt an dir vest und stat gehalten werden solle.

Wir schriben auch hirneben bey disem unserm herolt Flandres den stenden des angeregten furstenthumbs zu Geldern und der graffschaft Zutphen, das sy ire botschaft und gesandten zu gemeltem unserm reichstag verordnen sollen, zu horen und zu vernemen alles, das auf solichem tag diser sachen halben vurbracht und gehandelt wirdet, soviel sy des berurt, und empfelhen dir hiermit ernstlich und wollen, das du demselben unserm herolt alle guete sicherhait und furderung mittailest und dermassen einsehens thuest, damit er seinem von uns habenden bevelh bey den gedachten landtschaften zu Geldern und Zutphen, von allermenniglich unverhindert, nachkomen und außwarten mog, auch den gedachten stenden und landtschaften zu Geldern und Zutphen gestattest, ire botschaften und gesandten zu dem gedachten unserm reichstag auf obbestimpte zeit zu verordnen und zu schicken, und inen hieran kain verhinderung noch eintrag thuest in kain weiße, sonder dich in solichem deinem und irer, der stende und gesandten, erscheinen gehorsamlich und dermassen haltest und beweisest, damit dir kain mangel ditzfals zugemessen moge werden.

Geben in unser und des reichs stat Speyr, am 24. tag des monats Januarii anno etc. im 41., unsers kayserthumbs im 21. und unserer reiche im 25.

Anmerkungen

1
 Unmittelbar vor dem Aktenstück ist in B, fol. 72r ein Eingangsvermerk für ein ksl. Schreiben eingeordnet, Arnheim, 1541 Februar 4: Am vierten tag Februarij anno etc. 41 hat röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, herault Flandres irer ksl. Mt. schreiben mynem gnedigen hern, Hg. zu Gulch, Geldern, Cleve und Berg etc., uberantwort, welch seine fstl. Gn. mit geburlicher reverentz in underthenicheit empfangen. Getzeichent zu Arnheim.  – Zum Konflikt zwischen Karl V. und Hg. Wilhelm von Jülich um Geldern bis zum Sommer 1541 vgl. Heidrich, Paul: Der geldrische Erbfolgestreit 1537–1543, Kassel 1896 (Beiträge zur deutschen Territorial- und Stadtgeschichte Serie 1 Heft 1), S. 1–56.
2
 Eine französische Übersetzung des Stücks findet sich in Wien HHStA, Belgien PA 31/3, fol. 139r–140v und, vom Kopisten auf den Februar 1541 datiert, in Brüssel AG, Papiers d’Etat 51, fol. 7r–9r (Kop. des 18. Jhdt.).
a
 In C: aufgerichter.