Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.).
Nachdem die röm. ksl. Mt., unser allergnedigister herr, in sachen, die stritigen session zwischen etlichen fursten, so gegenwertig uff diesem reichstag, und etlicher abwesender verordneter potschaften belangent, den gesandten der ertzbistumb Trier und Colln, dem administrator deß hoemeisterthumbs und teutschenmeister sambt dem Bf. zu Augßburg, abt zu Weingarten und Gf. Frichrichenn von Furstenbergkh, meinen gnedigsten, gnedigen und gunstigen herrn, zu handeln, bevolhen, des sich ir fstl. und auch Gn. und G. ksl. Mt. zu allerunderthenigster gehorsam beladen, ist daruff volnfarn, inmassen kurtzlich hernachvolgt und nemblich:
Also das sie, meine gnedige fursten und herrn, Hg. Ottheynnrichen Pfgf. etc. uff Donnrstags nach Exaudi [1541 Juni 2] nechst verschienen in craft obgemelter kaiserlichen commission furbescheiden und nach eroffnung der commission und weiterm geburlichem erbieten, auch hochgedachts hertzogens dancksagung haben seine fstl. Gn. zu bericht der sach furtragen lassen, inmassen hieneben befunden mit A betzeichnet1. Entgegen die commissarien, sie hetten vermelten, eingebrachten bericht vernomen und liessen es dißmalls darbey beruehen und, so sich ichts weiter zutruge, welten sie sich vermog der commission aller gebur beweisen, und sein fstl. Gn. also lassen abscheiden.
Obgemelts Donnerstags nach mitemtag ist uff der commissarien betagen mein gnediger furst und herr, Mgf. Jorg zu Branndenburgk etc., vor inen auch erschienen und nach eroffnung der commission und anderm, wie obgemelt, haben sein fstl. Gn. iren bericht auch mundlich einbryngen lassen und die commissarien daruff volnfarn, wie hiebey mit B bezeichnet zu vernemen2.
Daruff die commissarien under anderm lassen reden, wie Hg. Ottheinrich auch zugegen gewesen und seiner fstl. Gn. gerechtigkait lassen furbryngen, und erkhenten sich schuldig, alles, so zu hinlegung der irrung dienlich, furtzunemen und zu handeln.
Demnach Mgf. Jorg: Sein fstl. Gn. weren der underthenigen zuversicht, das die ksl. Mt. sein fstl. Gn. uff ir ubergeben schrift, so auch hiebey befunden mit C bemerckt3, wurde gnedigs eynsehens thun, darmit sein Gn. bey geruewiger posseß plieb und, wo die sach uff ksl. Mt. bevelch zu weiter handlung kemen, wolten dieselben merern bericht geben.
Entgegen commissarien: Ir fstl. Gn. hetten tragenden bevelch vermog der commission vernomen. Wo nun sein fstl. Gn. etwaß weiter antragen lassen wolt, gebetten, daß sein fstl. Gn. dardurch und auch, sie, die commissarien, mue zu uberheben, schriftlich zu ubergeben.
Und Mgf. Jorg abermals biten lassen, ksl. Mt., uff daß zwischen allen theilen gleichheit gehalten wurde, seiner fstl. Gn. antragen zu entdecken und daß bescheen [ansynnen?], ir verrer notturft in schrift zu stellen, das weren sein fstl. Gn. unbeschwerlich, als auch daß bescheen laut beyverwarts begriffs mit D bezeichnet. Welcher furtrag hochgedachtem Hg. Ottheynrichen furgehalten, waß sich nun sein fstl. Gn. entgegen haben vernemen lassen, daß bryngt der anhang itzt gemelts von Mgf. Jorgen wegen ubergeben schrift mit sich4.
Uff Freitag nach Exaudi [1541 Juni 3].
Ist uff bescheen der commissarien ersuechen mein gnediger furst und herr, Hg. Heinrich von Braunschweigkh und Lunennburg erschienen und nach geburlicher furhaltung, inmassen beiden vorgemelten fursten gescheen, sambt dem anhang, daß diese sach nit in clagweiß antzuhoren, sonder allein bericht ainzunemen und ksl. Mt. zu verstendigen.
Hat sein fstl. Gn., sovil die haubtsach berurt, mundlich lassen furtragen, wie es beyubergebner summarius, mit E bedeutet, mitbryngt. Welchs furbryngen dann hochgedachtem Mgf. Jorgen von Branndenburg antzeigt und sein fstl. Gn. dargegen lassen vermelden, daß dann an Hg. Heynrichen von Braunschweig fur baß gelangt, wie in nechst angezogen summario davon geschrieben ist, mit F und G bemerckt. Daruff die commissarien sich vernemen lassen, sie wolten die sach besichtigen und sich verrer vermog der commission halten5.
Und als die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster herr, hochgemelten meinen gnedigsten, gnedigen und gunstigen herrn uff der verordneten meins gnedigen fursten und herrn Hg. Ruprechts Pfgf. bey Rhein, Hg. in Beiern und Gf. zu Veldentz, zu diesem reichstag bitten irrung halben, so sich des stants und session halben zwischen inen und auch meins gnedigen fursten und herns, Hg. Heynrichens zu Sachssen etc., verordnetten erhelt, wie vor steet, handlung zu pflegen, uffgelegt, haben ir fstl. Gn., Gn. und G. gedachts Hg. Ruprechts verordnetten gehort, die mit der kurtz zu melden furbracht, wie beyliegend uffzeichnus, mit H bemalet, ungeverlich ußweist6.
Demnoch die commissarien bemelts Hg. Heynrichs von Sachssenn am abend Johannis Baptiste [1541 Juni 23] thun berueffen und inen solchs furhalten. Die dargegen under anderm sich horn lassen, daß inen nit wolt geburn, nachdem Hg. Hannß Ernst von Sachssenn seine verordnete auch alhie hett, one dieselben eintzulassen, und nach allerley reden und widerreden abgeschieden, uff Johannis Baptiste [1541 Juni 24] frue zu 6 uhrn widerumb zu erscheynnen und uff vermelt Hg. Ruprechts vermeint beclagen sich der gepur ksl. Mt. zu underthenigkait zu beweisen.
Welche obgemelts tags und stund vor hoch vilgedachten meyn herrn, den commissarien, sambt Hg. Hanns Ernnst verordnetten erschienen und mundlich nachgemelt meynung ungeverlich furgetragen: Das es were zwischen Pfaltz und Sachssenn mit alter also herkhommen, daß der elteste under inen in allen reichssachen und -handlungen yedesmals den vorsitz gehabt und darnach die andern auß beiden obgemelten churfurstlichen heusern geborn wechselweiß gevolget, wie dann solchs bey weylunt Hg. Albrechtenn und hernachmals Hg. Jorgenn von Sachssenn selgen herkhommen und unwidersprechlich gebraucht und also uff hochgedachte ire gnedig fursten, Hg. Heynrich und Hg. Hannß Ernnsten, kommen und ererbt und des in possession gewest und noch. Und wiewoll von den Hgg. von Beiern deshalben etlich mall etlich unruewigung gethann, aber unfruchtbar erschiennen. Des unangesehen hetten sich die gemelten Hg. Ruprechts verordnetten diß reichtags understanden, an irer possession und ruewigen gewehr zu verunruewigen, daß inen nit unbillich in bedacht beider irer fursten freundschaft zu gemuett gangen und aber inen, den verordnetten rethen, nit gezemen, iren gnedigen Ff. zu Sachssen ichts entziehen zu lassen, hetten sie sich deswegen gespert und truegen nit zweiffel, daß gedachten verordneten Hg. Ruprechts angemasten clag gar one nott gewesen, dann sie gestunden gar nit, das Pfgf. Ruprecht sein session vor Sachssen habe, mocht auch nit dargethann werden, das sich weder sein vorfarn noch ehr in der personn noch ire rethe des ye understanden, truegen sein hierumb nit wenig befrembdens, mit bitt, mein gnedigsten, gnedig und gunstig herrn commissarien wolten bey ksl. Mt. verbitten, daß sie, obgedachte sechssiche rethe, bey der session wie von alter plieben und die rethe Hg. Heynrichs als des eltesten uber aller geschickten der Hgg. von Beiern (der fursten halben hett es dieser zeit nit streit) und alßdann hernach des eltisten abwesenden Hg. von Beiern potschaft in reichssachen steen, geen und aller ding verrer unverhindert sitzen zu lassen, und darnach Hg. Hannß Ernsten, mit angehefter, schuldiger und geburlicher erbietung. Und damit vilgedachte mein hern, die commissarien, befunden, daß sie nichts unbillichs suchten, so ubergaben sie alßbaldt ein abschrift eynner suplication, so weylunt hochgedachter Hg. Jorg von Sachssen seliger gedechtnus gerurter, stritigen session halben regierender röm. ksl. Mt. jungst gehaltens reichstags alhie hette ubergeben, als die hieneben mit I bezeichnet befunden7. Daruff die commissarien inen geantwort und erbotten zu volnfarn, wie innen vermog der commission geburt. Und die gedachten verordnetten weiter vermeldet, daß sie nit allein beten, wie obsteet, mit Hg. Ruprechts geschickten, sonder aller ander abwesender Hgg. von Baiern verordnetten zu handeln und zu verschaffen.
Dann als di ksl. Mt. auf des stifts Freisingen gesandten bitlich anlangen den herrn commissarien bevolhen, daß sie zwischen ime und des Bf. zu Munster geschickten irer irrung halben der session auch solten handlung furnemen8, in dem soll und wirt an irn fstl. Gn., Gn. und G. kain mangel erscheynnen.
Welchs alles ir fstl. Gn., Gn. und G. euch meinen gebietenden herrn, röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrns, verordnetten bescheenem begern nach fur relation in aller underthenigkait und freundlich dißmalls nit haben wollen verhalten9. Actum am tag Johannis Baptiste anno etc. 41.