Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Druck); ÜS: Ordnung und satzung, so uff jetzigem reichstag zu Regenspurg gehalten wirdet, volgt hernach.

B  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 139, fol. 225r–225v (Druck); ÜS: Ordnung und satzung, so uff jetzigem reichstag zu Regenspurg gehalten wirdet, volgt hernach.

C  koll. Hannover NLA, Hild. 1 Nr. 78, fol. 625r–625v (Druck); ÜS: Ordnung und satzung, so uff jetzigem reichstag zu Regenspurg gehalten wirdet, volgt hernach.

Erstlich ist röm. ksl. Mt. bevelh, will und ernstliche maynung, daß alle diejhenigen, so zu solchem reichstag ervodert, in was wyrden, stat oder wesens die sein, sich fridlich und glaytlich halten.

Ferrer die fremden, so auf denselben tag kommen und darauf nicht ervordert sein, sollen sich auch fridlich und glaytlich halten und untereinander kain rumor noch ander unzimlich handlung anfahen und sonderlich mit denen, so zum tag erfodert sein, und iren dienern, sich auch in iren herbergen dermassen halten, damit von inen kayn klag beschehe. Welcher aber das ubertrette, der soll darumb durch des reichs marschalh nach ksl. Mt. bevelh gestrafft werden.

Item, ob feuer außkeme oder rumor wurden, das meniglich vleissig vorhuetten, so soll niemandt frembder zulauffen, sonder ain yeder in seiner herberge pleyben, doch mügen sich der fürsten diener zu iren herrn thon, dann die burgere der gemelten stat sollen das, wa sich solchs begibt, verwaren und abstellen und darinnen halten, wie das ir feurordnung außweyst.

Es sollen auch die gest und derselben dienere mit haitzung der feur und den liechten in den kemern und stellen fleissig uffsehen haben und gute verwarung thun, damit durch unfleiß kein schadt entste, dann, wo durch yemandt hierin ainiche verwarlassung und schaden beschehe, der soll zusambt abthuung desselben mit ernst darumb gestrafft werden.

Welcher mit dem andern zu thun hette und vermeint, von seinem widerthayl beschwert zu sein und ine darumb zu schelten und anzuschlahen, soll solchs keiner thon bey vermeydung ksl. Mt. schwere ungenad und straff, sonder deßhalb gebürlich entschaydts gewarten.

Es sollen sich auch alle gest befleissen, bey tages in ir herbrigen zu geen und zu nachts darinnen beleyben. Ob aber yemandt seines herrn dienst oder gescheft zu thon wurd haben und derwegen bey tag nit in die herberg kommen möcht und also, zu nachts uber die straß geen und zu wandlen, sein notturft erfodert, so soll sich doch derselb uff der gassen, sonderlich bey der nacht zichtig und gepürlich halten, auch nicht on, sonder mit liecht geen. Wo ainer das nit thete, soll er nach seiner uberfarung darumb gestrafft werden.

Es soll auch kein nation die ander frevenlich verachten noch verspotten, sonder ein jeglicher dem andern alle eer und guten willen erzeigen und beweisen.

Es sollen auch kein trometer noch ander spilleuthe, freyhart, schalcksnarrn oder ander sprecher uff disem reychstag weder zu fursten noch andern herrn, darzu sy nicht gefodert sein, geen. Es soll niemandt kain ongepürlich oder betrüglichs spill an keinem orth gestatet, desgleichen sollen auch alle diejhenigen, so keine herrn haben und nit handtwerck treyben, inner dreyen tagen den negsten nach anschlagung und verkündung diser ordnung auß der stat ziehen. Welcher das uberfiere oder ubertreten wurdt, der soll darumb gestrafft werden.

Item, die von Regenspurg, dieweyl diser zeyt ain gemeine landtsteurung, sollen sich halten wie hernach volgt:

Herberg.

Ob yemant, wer der weere, ainich herberg angenommen hett oder noch annemen wurdt, in solchem mögen sich der gast und der wyrdt nach gestalt und gelegenhayt der heuser, bewonungen und personen solchs zinß halben miteinander vergleichen. Wo es aber dermassen nicht möcht beschehen, haben hierzu, auch ob ainich irrungen in nachvolgenden articuln zwischen den gesten und wyrten sich wurden zutragen, haben röm. ksl. Mt. auß sonderlicher maynung und bevelh verordnet Johan von Lier zu Berchem und Sixten Sonner [sic!] genant Hegelein, untermarschalh, Hansen Weinzirl, Georgen Waltman und Georgen Saulberger, all drey des raths, mit solcher bescheydenhayt, das sy zwischen den parteyen deßhalben guetlich handlen und sie mitteinander vergleichen und, ob die guete und vergleichung nita folgen wolt, das alsdan dieselben obgenanten, solchs der billigkayt nach zu messigen, macht haben, damit kein parthey beschwerdt werdt, dabey es auch besteen soll.

Item, welcher gast bey einem wyrt zert und ausserhalb seyner schlaffkamer kayn ander besonder stuben oder gemach fur sich oder die seinen hat oder haben will, sonder in der gemeinen stuben bey andern ist und sein will, der soll von derselben gemeinen stuben dem wyrt nichtzit zu geben schuldig sein. Wolt er aber neben derselben gemeinen ein andere, besondere stuben oder gemach haben, darumb soll sich der gast mit dem wirt vertragen.

So auch ein gast nit in seiner herberg mit seinem wirt essen, sonder allein darin ligen oder schlaffen und seine pferd stellen wurde und doch kain besondere stuben oder andere gemach daselbst hat, der soll, von der gemeinen stuben und kamern, darin er ligt, nichts anders oder weyters dan allein für die beth, so er braucht, sampt stalmieth für seine roß betzalung ze thon, schuldig sein.

Von den malzeyten.

Welcher wyrdt vier essen uber das mal und zwaierlay, nemlich ein oberlendischen oder osterwein und neben demselben einen neuen, bayrischen weyn gibt, der soll für das flayschmall, da doch unter andern auch gesotten oder gepratten hennen, kopaun oder anders dergleichen fleysch gespeist wirdt, zehen creutzer und für das vischmal, da er dann dreyerlay visch als hechten, karpfen und bachen oder prattenvisch geben soll, zwölf creutzer nemen. Gibt er aber drey essen und allein bayrischen wein, so soll er für ain flayschmall, do er kein hennen oder kopaun gibt, sechs kreytzer und für ain vischmall syben kreytzer nemen, doch soll man sich in disen beden fellen zutrinckens enthalten.

Wolt aber yemandts pfenwart oder sonsten weniger, dan obsteet, essen, das soll ime der wyrdt auch umb ein zimlich und leydenlichs gelt geben und niemandts damit unbillich beschweren. Were auch, das etlicher bessers oder mehrs, dan jetzt gemelt worden, haben wolt, der mag sich deßhalb selbst mit seinem wyrt vergleichen.

Die gest sollen die morgensuppen, zech, schlaff- und untertrünck bezalen nach der anzal und als vil sy auf ir ervodern gebrauchen, yedoch durch die wyrdt nit höher geben oder verrechnen, dan wie er den weyn vom zapfen schenckt oder verungeltet.

Item, welcher gast bey einem wirt zeert und uber das mal sitzt, der sol dem wirt umb das geleger nichts zu geben schuldig sein. Welcher wirt aber gest hat, die bey ime nicht zeren, der mag von einem guten bethe, daran zwen ligen mögen, ungeacht, ob einer allein oder ir mehr beyeinander daran ligen, ain nacht zwen kreytzer nemen, aber von einem geringschetzigen und schlechten bethe sol er nicht mer dan ain kreytzer nemen.

Des fueters halben.

Item, ain yeder wyrt soll seinen gesten ain metzen habern umb 44 wyener, eyn halben metzen umb 22 wyener, das grösser meßl umb aylf wyener und das klein meßl umb sechsthalben wyener geben, und soll ein yeder wyrdt seinen gesten dasjhenig maß geben, das sie von ime begern. Item, es soll ein yeglicher wirdt und, were der ist, der das fütter nach dem maß gibt, nach der stat Regenspurg zaychen gebrante maß haben. Solch gebrante maß, klain und groß, findet man bey H. Karl Gartner, hansgraven. Welcher aber in dem mit ongepranten massen erfunden wirdet, der soll darumb hertiglich gestrafft werden.

Stalmuet.

Item, welcher gast von seynem wyrdt heu und streu, aber doch keyn fütter nimbt, der soll von einem roß tag und nacht zu stalmieth geben fünf kreytzer. Neme er aber auch das füter, so soll er nuhrb vier kreytzer geben, c hett aber ain gast heu und–c streu selbst, so soll er tag und nacht von eynem roß zu stalmieth geben ain kreytzer d und nicht mehr, auch dergleichen in andern–d burgersheusern nicht mehr erfodert werden.

Flayschkauf.

Item, das flaysch soll von den hyegen und den frembden metzgern unter den gewonlichen flayschbencken zu der zeyt, darin fleyschessen in gebrauch ist, faylgehalten und verkauft und alsdan ein sonder ordnung und tax, wie ain pfundt eins yeglichen fleyschs gegeben und verkauft werden soll, verkündet und aufgeschlagen, und innerhalb der fasten soll in denselben flayschsbencken kein flaysch offentlich außzehauen [sic!] noch faylgehalten werden.

Item, es soll auch ain yedes vich von den frembden metzgern lebendig hereingetriben und so dasselbig beschauet worden, alsdan und nicht ehr abgeschlagen oder abgestochen, dergleichen ain yedes flaysch von den frembden metzgern, die es dan auch nach dem pfundt außwegen mügen, ain pfundt ains hellers neher geben dann die hyeigen metzger, doch sollen ksl. oder kgl. Mt. hoffmetzger hierin außgenommen sein.

Vischkauf.

Item, die visch sollen an dem gewondlichen vischmarckt, auch an dem wasser gehalten, die visch nach der wag und dem gesicht, wie die satzung, so deßhalb fürgenommen und offentlich angeschlagen ist, vermag, verkauft werden und soll bey dem kauffer steen nach der wag oder dem gesicht zu verkauffen.

In massen sol es auch mit den gesaltzen und dygen vischen gehalten werden, wie die ordnung, derhalben außgangen, vermag und außweist.

Es soll auch ein yeder vischer sein eygen wag und gewicht haben und dieselben wie auch die metzger von gemeiner stat auß der hanß nemen gezaychnet.

Traydtsverkauffung.

Item, allerlay geschlecht des getraydts, das sol an des hertzogen hoff gefürt, aber dasjhenig, so auf dem wasser herzugefürt, daselbst verkauft werden.

Brotkauf.

Item, das brot auf den kärren oder wägen soll uff dem platz vor dem thuemb herumb gefuert und dermassen zu faylen kauf gebachen sein, damit es dem gewicht und ordnung, so derhalben durch die verordenten vom hanßgericht angezeygt, gemeß und wherung an der klarheyt und guethe hab. Welches anderst gefunden, der vorkauffer soll nach seinem verprechen gestrafft und das broth armen leuthen umb Gottes willen außgeteylt werden.

Weynmarckt und kauf.

Item, was von frembden weyn und byer auf der echs hieher, soll auf unser lieben frauen platz faylgehabt, aber, so auf dem wasser zugefuert, oberhalb des vischmarckts verkauft werden.

Und in außschenckung vom zapfen durch die wyrdt in solcher gepür gehalten werden, damit kain vorweyßlicher mangel oder ubersatzung gespürt, dan dieselben sonst wurden nach röm. ksl. Mt. bevelh in straff steen.

Schmaltz, milch und keß.

Item, schmaltz, e myllich, keß und dergleichen opsonien und köchendt sollen an der heubart–e faylgehabt und verkauft umb ain zimliche gepür. Wehr hierüber ainer ubersatzung betretten, soll darumb gestrafft werden.

Viechkauf.

Item, der viechkauf sol allein bey dem Preprunner thor uff dem platz gehalten und, welcher darauf ainich marckflüssig oder in ander weg kranck und unteuglich viech würdt ontermischen, der soll darumb gestrafft werden und das viech verwürckt haben.

Roßmarckt.

Item, der roßmarckt soll wie vor an St. Gilgen hoff vor und nach mittagzeyt gehalten werden.

Schweynmarckt.

Item, der Schweynmarckt soll auf dem platz vor weyhe St. Petters thor gehalten werden.

Holtzkauf.

Item, das holtz soll an kein ander ort gefüert und verkauft werden dan auf dem platz St. Jacobs hoff.

Heu und Streu.

Item, alle heu und streu solle bey St. Claren uff den kornbühel gefüert, alda faylgehabt und dergestalt verkauft, damit kein geverliche uberschätzung vermerckt, sonst wird er gestrafft werden. Was aber auf den wasser zugefürt, sol an der prunleuten verkauft werden.

Müntzwerung.

Item, ain ducaten umb 24 batzen.

Item, ain kronen, so den sonnenkronnen an gewicht und geld gemeß, umb 23 batzen.

Item, ain rheinischer guldin in gold 18 batzen.

Item, ain rheinischer guldin in müntz 15 batzen oder 60 kreytzer gezelt.

Item, ain joachimstaler und desselben korns und schrote umb 17 batzen.

Sonderlich zu wissen.

Item, daß alle fayle profandt und sachen uff den marckt und die plätz, dahin es geordnet ist, gefüert und von niemendt fürgeloffen oder, ehe wan dieselben dahin gepracht, gekauft werden, bey verlust der wahr und harter straff.

Demnach auch röm. ksl. Mt. unter andern ursachen, darumb diser reichstag fürgenommen, die religion unsers heyligen, christlichen glaubens die furnemest, ist irer ksl. Mt. ernstlicher will und maynung, das meniglich den andern derwegen nicht schmehen noch schelten, auch mit der that nitzit handlen, sonder in dem allen der gebüre gemeß glaytlich und fridlich beweysen und als christen one ergernüß halten und erzaygen soll.

Und ist ir ksl. Mt. vorbehalten, solche ordnung und satzung alle zeyt nach gelegenheyt der sachen zu endern, mindern und zu mehren.

Geschehen zu Regenspurg, unter irer ksl. Mt. hie fürgetrucktem insigel besigelt, den 10. tag Marcii anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Im HStA Weimar findet sich in Reg. E 141, fol. 2r–6v ein Ausz. aus dieser Ordnung. Demnach wurde die Ordnung am Abend des 9. März 1541 vom Beauftragten des Kaisers in Anwesenheit des Reichserbmarschalls und einiger Vertreter des Regensburger Stadtrates publiziert. Der Ausz. wird folgendermaßen eingeleitet: Darin churfursten, fursten, prelatten, graven, hern und andere stende des hl. reichs sein werden, wurde vor one notturft geacht, ayniche mas ader ordenung zu vorfassen, dann dieweil man sich hyvor zur zeit des negsten reichstag allenthalben annedas wol und gutlich verglichen hat, ist man der trostlichen hofnung und zuvorsicht, es solle itzunder abermals beschehen. Zudem auch, wo geleich deshalb aynicherlei irrung furfallen sollte, diejhenigen, so die röm. ksl. Mt. und eyn erbar radt hirtzu ordent haben, Hans Weintzirb, Georg Saulberger und Georg Waltman, dieselbigen irrung leichtlich entscheyden und verrichten mochten, auch entlichen zu entscheiden macht haben sollen. Aber der andern personen halben, sie seint der obberurten ader anderer hohen stenden hofgesinde ader fur sich selbesten alhie, soviel derselbigen ausserhalb ihrer herschaften bei herbrigen sonsten anderswo sein, sol es gehalten werden, wie hernach volgt.
a
 In der Vorlage irrtümlich: mit.
b
 In A verderbt, ergänzt nach B.
c
–c In A verderbt, ergänzt nach B.
d
–d In A verderbt, ergänzt nach B.
e
–e In A verderbt, ergänzt nach B.