Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 59r–67r (Kop.).

B  koll. Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Konz.); AV: 5. Aprilis 1541 proposit[um].

C  koll. München HStA, KBÄA 3153, fol. 1r–10v (Kop.); AV fol. 10v: An Erichtag, den funften Aprilis anno im 41., hat ksl. Mt. disen furtrag Kff., Ff. und stendten des reichs auf dem reichstage zu Regenspurg anbringen lassen.

D  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 197r–206v (Kop.); AV fol. 206v: Copei röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, vortragen den stenden des reichs uff itzigem reichstag zu Regennspurg, Dinstag, den 5. Aprillis gethan. 1541.

Druck: Walch, Bd. 17, Nr. 1361 , Sp. 561–568; Corp. Reform. IV, Nr. 2179, Sp. 151–154.

Die röm. ksl. Mt. etc., unser allergnedigister herre, setzt in kainen zweyvel die erscheinenden irer Mt. und des hl. reichs Kff., Ff. und stende dises außgeschribnen reichstags und der abwesenden gesandten, rethe und botschaften tragen guet wissen, welchermassen ir ksl. Mt. a aus gnedigistem, kayserlichen gemueth, willen und naigung, die sy zu gemainen stenden des hl. reichs und teutscher nation als dem vatterlandt tragen–a, von anfang irer kayserlichen regierung ye und allweg zum höchsten begierig gewest, alles furzunemen, zu furdern und in das werckh zu bringen, das dem hl. reiche zu eer, nutz und wolfart gelangen, und furnemblichb, damit aller zwispalt, irrung und zerrutlichait zwischen allen stenden aufgehebt, fride, ruhe und ainigkait gepflantzt und erhalten und dem hl. reiche und teutscher nation in andern iren obligen geholfen werden möchte.

Dieweil aber neben andern beschwerlichen obligen des hl. reichs der zwispalt in unser christenlichen religion bißhere nit die geringest ursach gewesen und noch ist, dardurch die stende bemelts röm. reichs gegeneinander in mißtrauen, zerthaillung und zertrennung gewachsen und komen sein, darzwischen gemainer christenhait erbfeindt, der Turckh, von tag zu tag und ye lenger ye mer gegen und wider c gemainer christenhait und sonderlich–c die teutschen nation sölchermassen eingedrungen hat, das nit allain die nechsten, anstössenden kunigreich, sonder yetz bemelte teutsche nation (wo anderst demselben vheindt nit zeitlicher, stattlicher widerstandt beschehe) in sorgen, gefar und hochnachtailig verderben gesetzt, das auch zudem im hl. reiche an erhaltung frides, rechtens und gueter policey oftmals mercklicher abgang und mangel erscheinet, so hat ir ksl. Mt. solchs in craft ires bevolhnen kayserlichen ambts zu gemueth und hertzen gefurt d und mit rath und zuthuen gemainer stende, auch für sich selbst, disem hochbeschwerlichen obligen nach irem höchsten und besten vermugen zu hilf zu komen, bißhere nichts underlassen–d. Und nachdem auf mergehaltnen reichstegen der strittigen religion halben handlung furgenomen und bedacht worden, das derselb stritt und zwispalt unser christenlichen religion durch kainen fruchtbarern und schicklichern wege hingelegt und zu einhelligem, gleichmessigem verstandt gepracht werden möge e dan durch ain gemain, christenlich concilium, so–e hat ir Mt. sölchen wege an die handt genomen und kainen muglichen vleyss, muhe noch arbait gespart, damit sölch concilium außgeschrieben und gehalten wurde, und sonderlich, wie solches auf jungstem reichstag alhie zu Regenspurg im nechstverschinen 32. jare der mindern zall bedacht und verabschidet worden ist.

Als aber eben dazumal gemelter erbfeindt gemainer christenhait, der Turckh, in aigner person einen gewaltigen zug in das kunigreich Hungern und volgendts in irer Mt. niderösterreichischen erblandt furgenomen, in maynung, ferrer auf das hl. röm. reiche zu ziehen, derhalben ir Mt. aus höchster, unvermeidenlicher notdurft, mit hilf und beystandt der röm. kgl. Mt., ires freuntlichen, lieben brueders, und gemainer reichsstende demselben vheindt f mit merckhlichem uncosten–f zu begegnen, verursacht und ist des entlichen vorhabens gewest, g nit allain ir vermögen darzustrecken, sonder dem feindt (wo der nit gewichen were) in aigner person under augen zu ziehen–g. Daneben hette auch ir ksl. Mt. eben zu derselben zeit ein ansehenliche armada zu wasser dem Turckhen entgegengeschickhth, die sich einen gueten wege gegen Constantinopel hineingelassen und etliche orth, flecken und bevestigungen erobert, dardurch der vheindt an seinem tyrannischen, pluetdurstigen furnemen gegen gemainer christenhait des orts auch umb so vil desto mer verhindert worden.

Als nun der Turckh mit seinem kriegßvolckh, als obsteet, wiederumb zuruckhgewichen, hat ir ksl. Mt. nachmals iren zug auf Italien zu bäbstlicher Hlt., nemlich babst Clementen dem letzten dises namens, seliger gedechtnuß, furgenomen und mit seiner Hlt. alles vleyss gehandelt und die sach dahin gefurdert, das sein Hlt., ain generalconcilium innerhalb aines jars frist außzuschreiben und zu verkundigen, bewilligt, wie dan ir Mt. solchs damals Kff., Ff. und stenden des hl. reichs anzuzaigen, auch daneben nit underlassen, gantz Italien und gemaine christenhait, soviel irer Mt. möglich gewest, in ruhe und fride zu setzen, damit sölch christenlich werck des gemainen concilii irer Mt. halben nit verhindert wurde. Und damit an irer Mt. hierin kain mangel erschiene, so hette dieselb, ire hispanische kunigreich, von denen sy damals ein guete zeit abwesendt gewest, mittlerzeit zu besuechen, furgenomen, in mainung und des endtlichen vorhabens, denselben irer Mt. kunigreichen in iren obligen notdurftige hilf und fursehung ze thuen und alle sachen auf sölche wege zu richten, damit ir ksl. Mt. irer vertröstung und zuesag, die sy der bäbstlichen Hlt. gethan hette, das concilium in aigner person zu besuechen und demselben vorzusein, volnziehung thuen möchte. Warumb aber dasselb concilium seinen furgang nit erraicht, stelt ir Mt. in kainen zweyvel, gemaine reichsstende und menigclich trug des guet wissen1.

Als aber kurtzlich darnach der Turckh i seinen bevelchhaber–i, den Barbarossa, j mit ainer treffenlichen armada–j gegen dem Kg. von Tunes in Africa geschickt und denselben kunig seines kunigreichs gewaltigclich entsetzt und verjhagt und dann ir ksl. Mt. leichtlich zu ermessen hetten, wo der Turckh des orts dermassen einnisten solte, was k merckhlichen vortails er gegen der christenhait gewinnen und dardurch–k nit allain irer Mt. kunigreiche, so ime am nechstn gelegen, sonder gemaine christenhait l zum höchsten betrangen und–lin verderblichen schaden furen wurde, wie dann der gemelt Barbarossa irer Mt. kunigreich Sicilien in seinem hin- und widerziehen zu mermallen angegriffen und sein vorhaben dahin gestellt hat, dasselb und andere irer Mt. kunigreiche und lande zu uberfallen, zu beschedigen und zu verderben, derhalben ir Mt. der hohen notdurft nach verursacht und bewegt, solchem beschwerlichen, grausamen furnemen zu widerstandt und abbruch und zu errettung irer Mt. kunigreich, landt und leuthe, auch gemainer Christenhait zu trost, sich in gegenrustung zu stellen und in aigner person mit ainer ansehenlichen armada von galleen und andern kriegßscheffen in Africa zu ziehen, daselbst ir Mt. den Barbarossa m mit verleihung des almechtigen ubersigt und–maus bemeltem kunigreich Tunis verjhagt und vertriben, wie dann gemaine stende sölches auch möchten vernomen haben.

Nach volendung dises zugs hette ir ksl. Mt. volgendts ire raiße in ire kunigreich Sicilien und Neapoles genomen, dieselben zu besuechen und darin guete ordnung furzunemen und aufzurichten, damit dieselben bey frid und recht und in gueter policey erhalten und geschutzt werden möchten, und sich ferrer von dannen gen Rom zu yetziger bäbstlichen Hlt. verfuegt und die handlung des furgenomen concilii widerumb an die handt zu nemen, desselben ausschreiben und haltung nochmallen mit bestem vleyss zu furdern, des gnedigen vorhabens, sich volgendts dem hl. reiche teutscher nation zu nehern und demselben in seinen obligenden beschwerungen mit tröstlicher hilf zu erscheinen. Als nun ire ksl. Mt. gen Rom zu bäbstlicher Hlt. komen, haben sy sein Hlt. zu sölchem concilio gantz genaigt und guetwillig befunden.

Dieweil sich aber darzwischen die unfridlich handlung gegen irer Mt. schwager und des hl. reichs fursten und lehenman, dem Hg. von Savoya, zuegetragen und demselben hertzog in sölcher handlung ain guet thail seines furstenthumbs mit kriegßgewalt eingenomen, ist ir Mt. in betrachtung ires kayserlichen ambts und pflicht, damit sy dem hl. reiche zuegethan ist, zuletst dahin verursacht und getrungen worden, sich zu errettung irer Mt. und des hl. reichs aigenthumbs in gegenrustung einzulassen, welches im 36. jare der mindern zal beschehen.

Als sich nun die gemelt kriegßhandlung desselben jars biß zu der winterzeit erstreckht und von dem concilii kain sondere vertröstung oder anzaigung verhanden gewest, ist ir Mt. widerumb zuruckh in ire hispänysche kunigreich geraist, da irer Mt. etliche mittel, zu frieden dienlich, furgeschlagen und darauf gevolgt, das sich die bäbstlich Hlt. und der Kg. von Franckhreich zu Nissa versamblet und daselbs ain anstandt getroffen und aufgericht worden und ir ksl. Mt. von dannen mit iren galeen ghen Aguamort in Franckhreich gesegelt und daselbst bey kgl. Wd. zu Franckreich in aigner person gewest ist. Dieweil dan irer Mt. gemueth und maynung aller oberzelten handlungen, furnemens, raisen, muhe, arbait und uncostens ye und alweg dahin gestanden, damit gemainer christenhait eere, nutz und wolfarth gefurdert und im hl. reiche teutscher nation fride, ruhe und ainigkeit gepflantzt und aller zwispalt und mißverstandt zu ainhelliger, christenlicher vergleichung gebracht und verainigt und n christenliches namens und glaubens erbfeindt–n, dem Turcken, desto statlicher widerstandt und abbruch beschehen möchte, hierumb hat ir ksl. Mt. aller diser sachen halben bey berurter bäbstlicher Hlt. und gemeltem Kg. von Franckreich, wie ir Mt. nach gelegenhait der sachen sölches für guet angesehen, gehandelt.

Als nun ir ksl. Mt. in ire hispänische kunigreiche, als obsteet, ankomen ist, in maynung, nachdem sy dieselben ire kunigreiche in guete ordnung gepracht, sich alsdann zum furderlichisten widerumb herauß in das hl. reiche zu verfuegen, so hat ir Mt. nit underlassen, fleyssig nachgedenckens zu haben, welchermassen der beschwerlich mißverstandt in der religion, so ye lenger ye mer eingerissen und, wie zu besorgen, noch beschwerlicher einreisen möchte, hingelegt und zu vergleichung gebracht werden, auch daneben die beschwerung und strittigkait, die von wegen des concilii aus allerhand ursachen furgefallen, erwegen und ire furgenomene raiße durch Italia auf Teutschlandt underlassen und auf freuntlich, vleyssig ansuechen des Kg. zu Franckreich und seiner kgl. Wd. zu freundtlichem gefallen und zu bestettigung der bruederlichen freundtschaft, auch auf das sonder vertrauen, so ir Mt. und gemelte kgl. Wd. zueinander tragen, iren wege durch Franckreich in irer Mt. nider erblandt genomen, da dann ir ksl. Mt. allerlay sorgklicher neuerung und empörung befunden, die sich daselbs erreugten und gleichwol durch ir Mt. fleissig, ernstlich handlung abgestelt sein.

Dieweyl aber irer Mt. in iren nider erblandt allerlay eehaften furgefallen, dadurch ir Mt. an irer ankunft in das hl. reiche verhindert und die handlung der strittigen religion verzogen worden ist, so hat ir Mt. o nichtdestoweniger zu furdrung der sachen–o ainen versamblungtag gen Hagenaw furgenomen und die röm. kgl. Mt. erpeten und vermögt, das dieselb in namen irer ksl. Mt. auf solchem tag erschinen ist. Was dann hochgemelte Mt. zu furdrung der sachen, damit dieselb auf guete wege gericht werde, furgenomen, auch was daselbst und volgendts zu Wormbs (welches ir Mt. zu der handlung dises reichstag dienlich und furtreglich sein verhofft hette) gehandelt worden, dieweil gemaine reichsstende solchs in frischer gedechtnuß haben, acht ir ksl. Mt., davon meldung ze thuen, von unnöten sein.

Welches alles ir Mt. den stenden darumb nit wellen verhalten, damit sy abnemen mögen, das ir Mt. seith ires jungsten alhie gehaltnen reichstags in dem, das zu gueter furdrung des concilii und hinlegung des zwispalts in der religion, auch zu widerstandt des Turcken dienlich und ersprießlich sein mögen, soviel ir Mt. zu yeder zeit ze thuen gepurt, kainen vleyss, muhe und arbait gespart. So haben auch Kff., Ff. und stende und der abwesenden gesandten, rethe und botschaften hieraus zu vernemen, aus was ursachen und verhinderungen ir Mt. ditzmals so lang aus dem hl. reiche teutscher nation sich enthalten muessen.

Aber wie und welchermassen, auch mit was grosser muhe und arbait, auch uberschwenckhlichem, schwerem uncosten ir ksl. Mt. zu erhaltung, handthabung und vertaidigung des hl. röm. reichs hochait, ober- und gerechtigkait bißhere beladen gewesen, das wellen ir ksl. Mt. zu seiner zeit dermassen darthuen, das Kff., Ff. und die stende befinden und erkennen werden, das ksl. Mt. das röm. reiche in höchstem, getreuen bevelch und dasjhenig, so ainem römischen kayser gezimpt und gepurdt, mit embsigem vleyss bedacht und volnzogen hat.

Ir ksl. Mt. wellen auch ditzmals underlassen zu erholen, mit was teglichem kriegscosten zu mer mit underhaltung ainer merckhlichen anzal galeen wider den Turcken und andere unglaubigen ir Mt. beschwerdt sein, darauf ain ansehenlicher, trefflicher uncost lauft, allain zu errettung gemainer christenhait und dem hl. reiche zu gueter ruhe und wolfart.

Nun hetten sich ir ksl. Mt. aus iren nider erblanden zu diesem reichstag gefurdert und underwegs, sovil irer Mt. möglich gewest, geeylet, unangesehen p irer Mt. leibsschwachait und sonst–p allerlay q geprechen und–q verhinderung, so irer Mt. zugestanden. Zudem hette ir Mt. auch nit underlassen, bey bäbstlicher Hlt. anzusuechen, und sölchs erhalten, das sein Hlt. vermög des hagenauischen abschidts iren legaten in sonderhait hieher verordent, christlichen frid und ainigkait furdern zu verhelfen. Und hat derhalben den hochwirdigen Kard. Contarenum als ainen liebhaber fridens und sondern berumbten, verstendigen prelaten alher geschickht, welcher auch vor diser zeit hie ankomen ist.

So dann ir ksl. Mt. disen yetzigen reichstag aus oberzelten und andern hochwichtigen, notwendigen ursachen, in desselben außschreiben verleibt, furgenomen, sich in aigner person alher verfuegt und nun ein guete zeit der abwesenden Kff., Ff. und stenden ankunft erwartet, die auch nhumals zum thail in aigner person und etlich durch ire gesandten gehorsamlich erschienen, des sich ir Mt. freundtlich und gnedigclich bedanckht, und nun der principalpunct, darumb dise reichsversamblung berueft were, als obsteet, der zwispalt unserer christenlichen religion und glaubens, so bißhere uber alle gepflegne handlung fur und fur unerledigt und von tag zu tag ye lenger ye beschwerlicher werden, darauß allerlay mißtrauen und widerwertigkait zwischen gemainen stenden des hl. reichs ervolgt und, wo dem r mit zeitlichen, hailsamen rath–r nit furkomen wurde, allerlay beschwerlicher weitterung, krieg und empörung, als hoch zu besorgen, erwachßen möchte, so ist ir ksl. Mt., zu solchem trefflichen und notwendigen werckh zu helfen, gantz gnedigclich genaigt und begierig, der gnedigen und gentzlichen zuversicht, die erscheinenden Kff., Ff. und stende und der abwesenden gesandten, rethe und botschaft werden ires thailss und ain yeglicher in sonderhait auch nichts erwinden lassen, sonder die sachen ires pesten verstandts und vermögens furdern und der nachgedenckhen. t Und begert demnach ir ksl. Mt. an die erscheinenden Kff., Ff. und stende, auch der abwesenden gesandten, rethe und botschaft, freuntlich, gnediglich ersuechend, sy wellen erwegen, bedenckhen und beratschlagen–t, welchermassen berurte zwispalt in unser hailigen, christenlichen religion und glauben hingelegt und zu einhelligem, christenlichem verstandt gepracht und verainigt werden mögen, auch was und wie hierin zu handlen und furzunemen sey.

Und damit die stende abnemen mugen, das ir ksl. Mt. dise religionsach als das treffenlichist und höchst obligen, darumb auch gern gefurdert sehen wolte, bey ir selbs mermals zu hertzen und bedencken genomen, haben ir Mt. auf disen wege gedacht, sofer die stende kain fruchtparer, furträglicher mittel wissen, das ir Mt. mit wolbedachtem, zeitigem rathe, doch dem augspurgischen abschied one nachtail, etliche u guetter gewissen, eer- und fridtliebenden–u personen, die auch des hl. reichs teutscher nation v eere, nutz–v und wolfarth zu furdern genaigt, in geringer anzal aus gemainen stenden und teutscher nation erwellen und verordnen, die strittigen artikel der religion notdurftigclich zu examiniren und zu erwegen, die auch allen muglichen vleyss furwenden, dieselben irrigen puncten zu vergleichen, und alsdann, wie dieselben zu vergleichung und ainigkait gepracht werden mögen, irer ksl. Mt., auch Kff., Ff. und stenden des anzaigung und bericht thuen sollen, sich darauf destobaß haben zu entschliessen, auch mit bäbstlicher Hlt. legaten vermöge des obgemelten hagenawischen abschiedts zu communicieren2. Und sein ir ksl. Mt. auf sölchen wege auch darumb so viel desto mer bewegt, das derselbig hievor etlich mal zu Augspurg und jungstlich zu Wormbs vorbeheltlich, wie obsteet, als zu diser sach der bequembst, fruchtparst und furderlichist geacht worden ist3.

w Zum andern, nachdem unsers christenlichen namens und glaubens erbfeindt, der Turkh, als obsteet, in seinem pluetgierigen furnemen gegen gemainer christenhait und sonderlich gegen der cronen Hungern und den niderösterreichischen erblanden und gemainer teutscher nation one zweifel aus verhengnus Gottes zu straff unser sunden nun zu vil malen erschreckhlichen eingefallen und noch in steter ubung ist, auch sich bey ime kaines bestendigen fridens noch stilstandts zu versehen, so begert ir ksl. Mt. mit sonderm, freundtlichem, gnedigen fleis, das Kff., Ff. und stendt und der abwesenden gesandten wellen auß erhaischender, unvermeidenlichen notturft disen artigkhel auch insonders fur die handt nemen, bedenkhen und handlen.

Desgleichen auch, was zu erhaltung fridens, rechtens, guter policey, rhue und ainigkait und andern obligen des hl. reichs teutscher nation vermög der artickhel, im ausschreiben dises gegenwurtigen reichstags angeregt, und, was sunst dem hl. reiche teutscher nation zu eheren, nutz und guetem raichen mag, furtzunemen, beratschlagen und in dem allem irer Mt. ir ratlich bedenkhen antzaigen, die sachen allenthalben zum pesten helfen furdern und sich hierin guetwillig und dermassen erzaigen, wie sich dann ir Mt. zu inen gentzlich versicht und solchs der sachen gelegenhait und notturft eraischt und ain yeder aus christenlicher, schuldiger pflicht Got dem allmechtigen zu eher und zu lob und zu merung unsers christlichen glaubens und seiner selbs wolfart und allem fridlichem wesen zu gueter furderung ze thuen schuldig.

Und so Kff., Ff. und stend sich also guetwillig erzaigen, wie dann ir ksl. Mt. nit zweifelt, sy in bedenckhung wichtigkait der sach, auch der unvermeydlichen notturft nach mit pestem vleyss thuen werden, so erpeuth sich ir ksl. Mt. als ain christenlicher, milter kayser, auch ain geborner und sonder liebhaber der teutschen nation, alles, das zu furderung und handthabung frides, rechtens, ainigkait, guter policey, auch was sunst in andern sachen, wie solchs Kff., Ff. und gemaine stendt fur nutz und notwendig ansicht, zu wolfart dienlich und fruchtbarlich ist, zu furdern und zu handlen und an ir nichts erwinden zu lassen, und das sy sich in disem allem irer ksl. Mt. genedigem begern und der hohen, unvermeidenlichen notturft nach also gehorsamlich und guetwillig erzaigen und halten, wie ir ksl. Mt. gnedigist zuversicht zu inen steet. Das alles will ir Mt. gegen inen in allem gueten und gnaden erkhennen–w.

Anmerkungen

a
–a In B nachgetr.
b
 In B nachgetr.
c
–c In B nachgetr.
d
–d In B nachgetr.
e
–e In B nachgetr.
f
–f In B nachgetr.
g
–g In B korr. aus: nit allain iren vermögen, sonder auch ir aigen person gemainer christenheit und sonderlich dem hl. reiche teutscher nation zu gueter wolfart darzustrecken.
h
 In B korr. aus: seinem grausamen furnemen gegen gemainer christenheit umbso vil desto mehr widerstandt und abbruch ze thun, under augen geschickt.
1
 Vgl. dazu Farnese an Contarini, Rom, 1541 April 29, NB I,7, Nr. 6, S. 18–19, hier S. 19.
i
–i In B nachgetr.
j
–j In B nachgetr.
k
–k In B nachgetr.
l
–l In B nachgetr.
m
–m In B nachgetr.
n
–n In B nachgetr.
o
–o In B korr. aus: erstlich ain.
p
–p In B nachgetr.
q
–q In B nachgetr.
r
–r In B nachgetr.
s
 In B danach gestr.: wie solhs ainen yeden beruert.
t
–t In B nachgetr.
u
–u In B korr. aus: gotforchtige, eerliebe, schidliche.
v
–v In B korr. aus: rhue, heyl.
2
 Zur Planung eines Religionsgespräches mit sechs Kolloquenten vgl. Morone an Farnese, Regensburg, 1541 März 4, Laemmer, Monumenta Vaticana, Nr. CCXVI, S. 367–369, hier S. 368–369.
3
 Zu den Einwänden Contarinis gegen die religionspolitischen Passagen der ursprünglichen Fassung der Proposition und zu den darüber geführten Verhandlungen vgl. Contarini an Farnese, Regensburg, 1541 April 5, Schultze, Actenstücke, T. I, Nr. 7, S. 169–173 und Luttenberger, Kaiser, Kurie und Reichstag, S. 109–111. Vgl. dazu und zur Reaktion der katholischen Aktionspartei auf die Proposition auch Morone an Farnese, Regensburg, 1541 April 6, Schultze, Actenstücke, T. II, Nr. 22, S. 624–627; ders. an dens., Regensburg, 1541 April 7, ebd. Nr. 24, S. 630–631 und ders. an dens., Regensburg, 1541 April 14, Laemmer, Monumenta Vaticana, Nr. CCXVI, S. 369–371. Zu den Verhandlungen über die Proposition und das weitere Verfahren vgl. Contarini an Farnese, Regensburg, 1541 April 14, Schultze, Actenstücke, T. I, Nr. 9, S. 174–176. Zur Kommunikation der ksl. Regierung mit den päpstlichen Nuntien über die Reichstagspolitik im März und Anfang April 1541 vgl. Contarini an Farnese, Regensburg, 1541 März 18, Schultze Actenstücke, T. I, Nr. 3, S. 159–161; ders. an dens., Regensburg, 1541 März 20, ebd. Nr. 4, S. 162–163; Morone an Farnese, Regensburg, 1541 März 21, Dittrich, Die Nuntiaturberichte Morones 1541, Nr. 12, S. 438–440; ders. an dens., Regensburg, 1541 März 31, Schultze Actenstücke, T. II, Nr. 19, S. 619–621 und ders. an dens., Regensburg, 1541 April 3, ebd. Nr. 20, S. 621–623.
w
–w Fehlt in B.