Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nördlingen StadtA, Missiven-Konzepte 1541, fol. 61r–64v (Konz.); fol. 61r marg. Notiz: An die röm. ksl. Mt., unsern allergnedigsten hern etc.

Unser uffgestandnen, ausdrettnen burger ainer, Caspar a Heuser genannt–a, hat verruckter zeit euerer ksl. Mt. vermeinlichb furgepracht, wie er villeicht von andern wegen oder mit andern one sein geverlichen fursatz in schulden eingerunnen und von seinen gleubigern, unangesehen, das die zil nit allerdingc verfallen gewestd, e umb bezalung angestrenckt–e und durch uns von oberkeit wegen seine guter inventirt, in verbott gelegt und inen, f den gleubigern–f, zu denselben verholfen worden sein sollt etc., und euere ksl. Mt. daruff umb glait und freybrief underthenigst angesucht, die auch g uff sollich sein vermeinlich furpringen–g bey euerer ksl. [Mt.] h erlangt und uns zugepracht, vermainende, das er daruff in seine verrechtetei haben und guterj widerumb restituirtk und die gleubiger, so dieselben mit urthel und recht an sich gepracht, dero one recht spoliirt und entsetzt werden sollten. Nun setzen wir nit in zweivel, wann euere ksl. Mt. unserer habenden keyserlichen freyhaiten und begnadungen, mit denen euere ksl. Mt. selbs l uns und gemaine statt Nordlingen vor jarn–l fur dergleichen fäll allergnedigst fursehen, zuvor bericht worden weren und Heyber seine handlung m und gegenwertige der sachen gestaltsam euerer ksl. Mt. –m mit besserm grund furprachtn hette, euere ksl. Mt. wurden den gemelten Heyber seiner bitt verwisen und, uns bey irer Mt. selbs gegebnen privilegien o zu handhaben, allergnedigst genaigt sein–o

Und damit aber euere ksl. Mt. sein, Heybers, gehandelten sachen, p sovil vonnötten–p, mit kurtz warhaften, gegrunten bericht entpfahen, ist war, das Heyber und etliche mehr seiner mitgesellen in schulden eingerunnen, aber nit, wie Heyber furgibt, one irn geverlichen fursatz, sonder, uber das wir inen und allen unsern burgern alle jar in ire burgerliche ayd einbinden, kain geverliche schuld zu machen und nit mehr wahr oder anlehen anzenemen, dann sy wissen stattlich widerumb zu bezalen, so haben doch er, Heyber, und seine gesellen q nit allein in unser statt, sonder auch an manigerlei auslendischen orten, da sy unbekant gewest–q, weß sy uff ire r vertrauen, auch–r prief und s treffeliche zusagen–s uffpringen mögen, angenomen, dasselbe zum theil zu betrug der gleubiger abwegs gepracht und irn gleubigern uff versprochne fristen nit allain nit bezalung thun, sonder t sich auch zun zeiten fur billiche betzalung etwas undanckparer worten–t und geperden gegen sy vernemen lassen, u gleichwol daneben anderst dann er, Heyber, euerer ksl. Mt. angegeben, nun etlich jar her tag und nacht in weinheusern gelegen, ire und anderer leut guter mutwillig und fursetzlicher weis über unser etlich mal getreulich beschehen undersagen und warnen mutwilligklich verschwendet–u, mit furgeben, das sy verdorben und, solliche v ir gemachte–v schulden zu erstatten, nit fähig weren, das sy auch, wo man bezalt sein wollt, landtreumig werden und sy die gleubiger also irer anlehen gar entsezen wurden.

Weil wir aber darinnen den furgefasten irn betrug abnemen kunden und darzu erstlich der pfalzgrafisch keller zu Lorbach, nachmaln etlich hoenloische amptleuth und dann auch ander gleubiger w aus bevelch und von irer gnedigsten und gnedigen hern wegen–w uff ine, Heyber, und seine haben und guter angeruffen, x die zu inventirn und in verbott zu legen, gepetten–x, zum thail auch zur bezalung doruff 14 tag unserm stattgeprauch nach erstanden, aber gutlicher versprochner und verschribner betzalung uff etliche verschine fristen nit bekomen mögen, also haben wir ime, Heyber, y gleichwol unverdient–y, die gunst gethan und ime von rhats wegen sagen lassen, wöll er, Heyber, seinen gleubigern z sollicher schulden halb–z mit leuten oder gutern caution und versicherung thun, so wöllten wir ine aa und seine hab und guter deß gepettnen arrests und inventierens erlassen, aber er, Heuber, nit allain solliche caution nit volnfuert, sonder hat sich alsbald landtreumig gemacht. Wiewol er nun ain geringe hab hinder ime verlassen und, wie zu vermuten, mit lären henden entgangen, so haben wir doch uff der gleubiger ferrer anruffen, ab unangesehen, das die verschribne fristen damals nit alle, aber der mehrer thail derselben verschi nen gewest, solliche sein hinderlaßne, uberige, gleichwol nit hochschetzige hab ac  gemainen gleubigern zugut, wie billich, inventirn und sequestrirn, doruff auch allen gleubigern, als recht ist, gemaine rechttag ausschreyben und recht daruff ergeen lassen, also daß solliche guter den gleubigern, gleichwol irer ungleichait halb uff etlich underschidliche capitul, mit urthel und recht zuerthailt worden sein.

Demnach und dieweil dann dem in facto also und wir aber, wie gemelt, von euerer ksl. Mt. selbs und dem hl. reich löblichen gefreit sein, das unsere burger und einwoner, so dergleichen freihait fur geltschulden oder wider ire gleubiger erlangen, denselben gleubigern ad sollicher schulden halb gnugsame caution und sicherheit nach zimlicher unserer messigung, doran die gleubiger benugigt ze thun schuldig sein sollen, im fall auch, da derselben schuldner ainer, solliche caution und versicherung ze thun, nit vermöchten oder die sonst weigern wurden, das wir dann unverhindert derselben schuldner unvermöglichait, ausflucht oder appell[aci]on derselben personen hab und guter uff der gleubiger anruffen in verbott zu legen und inen dagegen nach der statt Nordlingen recht und herkomen recht ergeen lassen, so lang, bis die gleubiger sollicher irer geltschulden bezalt und unclagbar gemacht werden, daran wir auch wider euere ksl. Mt. noch das hl. reich noch imand andern nit gefrevelt haben und daran von mennigklich unverhindert und unangelangt sein und pleiben sollen etc., bey vermeidung euerer ksl. Mt. und deß reichs ungnad und straff und ainer peen 40 marck lotigs golds zu bezalen, alles nach ferrer ausweisung derselben euerer ksl. Mt. befreiung, dero glaubwirdig auscultirte ae und subscribirte copi hiebei ligend.

So haben wir demnach dem gemelten Heyber solliche euerer ksl. Mt. uns und gemainer statt vorlengst mitgethailte, gnedigster befreyung nachlangs furlesen und ime dabey zu versteen geben lassen, wie und welchermassen er verhandelt und euerer ksl. Mt. ungleich und etwas zu milt bericht hett. Aber desselben unangesehen und wiewol wir uff dieselben unser freiheiten fug und glimpf gehobt, ine alsbald zu verweisen und uns derselben unserer freihaiten, wie sy dann auch gemainen, geschribnen rechten gleichförmig sein, zu gehalten, so haben wir doch derselben euerer ksl. Mt. zu underthenigstem, gehorsamenaf gefallen zu uberflus nit underlassen wollen und ime, Heybern, angesagt, wollte er sollicher seiner schulden halb nochmaln nach inhalt unserer kayserlichen freihaiten caution und versicherung thun, so sollt er damit, unangesehen seins geferlichen austrettens, zugelassen sein, wo aber nit, so mussten wir uns keyserlicher, geschribner recht und euerer ksl. Mt. mitgethailter freihaiten geprauchen und halten und wissten die gleubiger von erlangten und zu creften gewachßnen rechten und urthailen nit ze treiben, auch ine, Heuber, dieweil er den gleubigern mit seinem hinderlaßnen gut irer schulden bey weitem nit ablegung thun möcht, fur ainen burger oder einwoner ferrer nit erkennen, dann wir hetten ainen loblich hergeprachten stattgeprauch. Es were auch in keyserlichen rechten fursehen, daß der, so an gelt und gut seine gemachte schulden nit zu bezalen hett, mit dem leib zu verbussen, angehalten werden sollt, damit trauen und glauben under den communen erhalten und ordenliche pollicey, auch erbar und billichait [...?] werden möcht.

ag Weil nun er, Heyber, uber sollich unser uberflussig anbieten die billich caution nit erstatten kunden noch wöllen, haben wir ime sollich seine vermeinlich ausgeprachte freyhaiten wider zuhanden gestellt und ime angesagt, das wir derhalben euerer ksl. Mt. mit aigner bottschaft sollichen der sachen gegrunten bericht auch thun lassen wöllten, underthenigster zuversicht, euere ksl. Mt. wurden desselben der billichait allergnedigst gesettigt sein, inmassen auch euerer ksl. Mt. wir sollichen bericht in aller underthenigkait hiemit thun. Und langt hierauf an euere ksl. Mt. als unsern allergnedigsten hern unser underthenigst, hochvleissig bitten und flehen, euere ksl. Mt. wöllen ah als der gerechte, billich und recht liebender romischer kayser uff itzo eingenommen, wolgegrunten, bestendigen gegenbericht nit allain uns bey euerer ksl. [Mt.] gnedigst mitgethailten und confirmirten freyhaiten und immuniteten, sonder auch die vilgemelten gleubiger bey irn rechtlich erhaltenen processen allergnedigst pleyben zu lassen. Das umb euere ksl. Mt. (die der allmechtig Gott in gluckseligem regiment und langkwirigem gesundt gemainer cristenhait zugut gnedigklich erhalten wölle) unsers gleichwol geringen vermögens in underthenigkait zu verdienen, erkennen wir uns alltzeit schuldig, seins auch mit sonderm vleis willig, derselben euerer ksl. Mt. uns und gemaine statt zu gnaden bevelchend. Datum, den 3. tag Junij anno etc. 411.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
b
  Korr. aus: male narrando.
c
 Nachgetr.
d
 Danach gestr.: sein solten.
e
–e  Korr. aus: zur bezalung angehalten worden sey.
f
–f Nachgetr.
g
–g Nachgetr.
h
 Danach gestr.: vermainlich.
i
 Nachgetr.
j
 Danach nachgetr. und wieder gestr.: die gleichwol gerings schatz wert sein.
k
  Korr. aus: gesetzt.
l
–l Nachgetr.
m
–m Nachgetr.
n
  Korr. aus: narrirt.
o
–o  Korr. aus: allergnedigst haben pleyben lassen.
p
–p Nachgetr.
q
–q  Korr. aus: frembden orten.
r
–r  Korr. aus: glauben.
s
–s  Korr. aus: vertrauen.
t
–t  Korr. aus: sich gegen sie auch etwas undanckparer weis mit worten.
u
–u Nachgetr.
v
–v Nachgetr.
w
–w Nachgetr.
x
–x Nachgetr.
y
–y  Korr. aus: von rhats wegen.
z
–z Nachgetr.
aa
–aa Nachgetr.
ab
–ab Nachgetr.
ac
–ac Nachgetr.
ad
–ad  Korr. aus: alsdann.
ae
–ae Nachgetr.
af
 Nachgetr.
ag
–ag Nachgetr.
ah
–ah Nachgetr.
1
 Zu weiteren Nördlingen betreffenden Supplikationen vgl. Karl V. an Bgm. und Rat von Nördlingen, 1541 Juli 12, Nördlingen StadtA, Missiven 1541/42, fol. 17r–18v (Ausf.): Hans Bosch hat im Sommer 1540 Christoph von Pforzheim in Gegenwehr erschlagen und sich deshalb mit dessen Ehefrau vertragen. Als Nördlingen ihm sein Bürgerrecht aufsagte, wollte er sein dortiges Hab und Gut verkaufen, wozu die Stadt ihm nit mer als drithalben tag vergonung gethon. Bosch hat die Stadt mehrfach vergeblich um Verlängerung der Frist gebeten, damit er seinen Besitz vorteilhaft verkaufen kann. Wenn dies zutrifft und Bosch sich mit des entleibten hausfrau vertragen und derhalben kein verrer clag oder anspruch gegen ime gefiert wirdet, sollen sie ihm zugestehen, das er bey euch wie ain ander frembder auß und ein mit kauffen, verkauffen und anderer handtierung handeln und wandeln, auch angetzogne sein behausung und andere seine guetter mit wirden und nutz verkauffen moge, ime ainen abschidbrief mittailen und geben.[...]. Geben in unser und des reichs stat Regennspurg uf den 12. tag des monats Jullij anno etc. 41[...]. Vgl. außerdem Karl V. an Bgm. und Rat von Nördlingen, Nürnberg, 1541 Februar 19, Nördlingen StadtA, Missiven 1541/42, fol. 16r–16v (Ausf.): Wenn die Angaben des Andreas Jordan in seiner beiliegenden Supplikation zutreffen und er mit seiner verletzten parteyen vertragen ist, sollen sie ihn aufgrund seines Erbietens und dieser Fürschrift wieder aufnehmen. Geben in unser und des reichs stat Nuermberg, den 19. tag Februarij anno etc. im 41.[...]. Vgl. auch die Supplikation Andreas Jordans, o. Datum, ebd. fol. 14r–14v und Karl V. an Bgm. und Rat von Nördlingen, Regensburg, 1541 Mai 31, Nördlingen StadtA, Missiven 1541/42, fol. 13r–13v (Ausf.): Uns hat Haimerandt Buhler furpracht, wie er sich vor etlicher zeyt schulten halben aus eur stat und von weyb und kyndern gethan und in der zeit solchs seins abwesens hab er sich mit allen schuldern [sic!], den er inner- und ausserhalb eur stat schuldig gewesen, vertragen und verglichen und auf solchs widerumb in die stat zu euch gezogen, der hoffnung, dieweyl er sich also vertragen, das ime seins wegkziehens halben kain ander straff dann wie andern burgern in dergleichen fellen hievor beschehen aufgelegt werden. Aber unangesehen desselben sey ime von euch eur stat verpotten worden, mit dem anhang und gestalt, ine verrer zu kainem burger mer zu haben, das ime dann zu merkhlichem schaden und gantzem verderben raiche, zusambt dem, das sich auch sein weyb und kynder, die er also verlassen muesse, nit beneren mugen. Buhler hat sich deshalb an den Kaiser um Fürbitte gewendet. Sollen ihn wieder in die Stadt kommen und als Bürger bei seiner Frau und seinen Kindern wohnen lassen, damit er dieselben ernern und sambt inen vor armuet und ellendt verhuet werden, auch diß unsers furbeths bey euch genossen zu haben empfinden moge. [...]. Geben in unser und des reichs stat Regenspurg am letsten tag des monats May anno etc. im 41.[...]. Vgl. zudem die Supplikation Balthasar Ecks, o. Datum, Nördlingen StadtA, Missiven 1541/42, fol. 19r–19v (Kop.) und Karl V. an Bgm. und Rat von Nördlingen, Nürnberg, 1541 Februar 18, ebd. fol. 21r–21v (Ausf.): Fordert sie unter Bezug auf seine Supplikation auf, Balthasar Eck one aine straff oder beschwerung guetlichen wieder in die Stadt kommen zu lassen. Geben in unser und des reichs stat Nurnberg, am 18. tag Februarij anno etc. im 41 [...]. Vgl. dazu Bgm. und Rat von Nördlingen an Karl V., [Nördlingen], 1541 März 6, Nördlingen StadtA, Missiven-Konzepte 1541, fol. 302r–303v (Konz.): Gegendarstellung zur ksl. Resolution zugunsten Balthasar Ecks, dem die Stadt Fälschung ihres Tuchsiegels vorwirft. Bitten, Ecks Anbringen zurückzuweisen, ihn der verdienten Strafe zu überlassen und die Stadt bei ihrer Tuchmacherordnung bleiben zu lassen. Datum, 6. Martij anno etc. 41.