Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wiesbaden HStA, Abt. 131 IVa Nr. 38, fol. 7r–8r (Kop.).

B  koll. Darmstadt StA, E 1 G 4/3, fol. 7r–11v (Kop.); AS fol. 7r: Wetzlar, abschidt, den 9. Februarij anno etc. 41.

C  koll. Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 400, fol. 13vr-15v (Kop.) 1.

Instruction, was die ernvesten Johann Knebel von Catzenelnpogen und Thomas von Colmar von wegen nachgemelter graven uff den usgekunten reichstag zu Regenspurg der punkten halb im keiserlichen uschreiben verleibt, nemlich der religion, widerstant des Turcken, underhaltung des chamergerichts, handhabung fridens und rechtens, gueter policei und anders halb handlen sollen.

Erstlich sollen beide geschickten von der graven wegen sich bei Mentz gehorsamlich anzeigen2, das sie, die session im reichsradt von irer Gn. wegen zu vorstehen, abgefertigt seyen, und daneben vermelden, das disse graven auf ksl. Mt. gnedigst uschreiben und der zu undertheniger gehorsamb alle, in aigener person zu erscheinen, willig. Eß sei aber bisanher zu vorigen gehalten reichstagen inen, den graven, dermassen begegnet, ob sie gleich uff ksl. Mt. erfordern irer vil uff reichstegen erschienen, so seyen doch under allen des gantzen reichs graffen nit mehr dan zwa stimen ins reichs radt zugelassen und die andern nur zu vergeblichen uncosten da gelegen und bemuhet worden. Uß derselbigen und kheiner anderer ursachen hetten sie dismals an ire stat obgemelte zwen vom adel geschickt. Wo aber solichs, wie obstet, bei Mentz nit zu erhalten were, soll ksl. Mt. obgemelter gestalt alsdan ersucht und darfur zum underthenigsten gebetten werden3. Da aber ksl. Mt. will und meinung were, das disse graven alle in eigener person und uff dissem reichstag erscheinen sollten, a sollen die geschickten den graven solichs an stund heraber schreiben–a.

Zum andern4, sovil die session im reichsradt belangt, soll dieselbige nach altem gebrauch behalten werden. So aber der oberlendischen graven gesanter ein grave were und in der session forsitzen wolt, soll man sich gegen demselbigen derhalb nit heftig einlegen. b Wo aber von derselbigen graven wegen einer vom adel geschickt wurde, sol die session ongeverlich und einen dag umb den andern gehalten und umbgewechelt werden–b.

Zum dritten5, wo vermoge des keiserlichen uschreibens im artickel, die religion und glauben betreffen, der graven gesantenc gefragt wurden, so sollen die geschickten daruff antwurten, sie, die graven, seyen leyen und solicher hohen sachen in ihren personen nit gnussam verstendig und seyen doch hoch erfrawet, daz ksl. Mt. disser und anderer obligender sachen halb allergnedigst und gantz vetterlich den itzigen reichsdag angesatzt, damit der zwispalt durch fridliche und billiche wege moge hingelegt werden. Dieweil aber ir ksl. Mt. in itzigem uschreiben allergnedigst vermelden, das alle handlungen, uff vil gehalten reichstagen und anderswo gepflegt, bisanher nit zu furchtbarer wurckung khomen, so achten die graven ihres geringen verstands, daz gemelter zwispalt nachmals nit anderst dan durch eind concilium khun oder moge hingelegt und befridigt werden, darumb sie auch aufs underthenigst wolten gebetten haben e und, sovil die maß, den platz und andere derglichen ding des conciliums belangt, sollen die geschickten eigentlich uff Pfalz uffmerckens haben. Wes sich dieselbig darin halten wurtet, daruff sollen sie auch stimmen–e.

f So der confutation und confoederation halb gefragt wurde, sollen die geschickten uff Pfaltz, sofern ire kfl. Gn. uff irer protestation, derhalb hievor zu Regenspurg gethann, bestehen, stimmen. Wo aber Pfaltz confutiren und sich confoederiren wurde, sollen die geschickten umb delation bitten, solichs zum forderlichsten heraber zu schreiben und derhalb bescheits zu gewarten–f.

So umb volnziehung des augspurgischen abschits gehandelt wurde6, soll sich des regenspurgischen usschreibens und abscheits, auch seither daruff gevolgten handlungen und dan des itzigen uschreibens beholfen werdeng.

Zum fierten7, wo ksl. Mt. vermog ihres uschreibens die hilf und widerstandt wider den Turcken begeren wurden, sollen die geschickten im selben gut uffsehung und acht haben, wes h der merer deil der nit protestirenden stende des reichs–h in dem willigen und annemen, von disser graven wegen auch zustimmen und willigen, doch alles sofern die anlage durchauß gleichmessig beschehe, wie dan ksl. Mt. dessen gnedigste vertrostung gethan haben. i Wo aber dieselbig nit gleichmessig angelegt wurde, soll nitdestoweniger die anlage bewilligt, aber dargegen das sie, die graven, zu hoch itzo und hivor angelegt seyen, protestirt werden, mit underthenigster bit, sie derhalb gnediglichst zu bedencken–i.

Zum funften 8, die anlage zu underhaltung des cammergerichts belangende. Sofern dieselbig gleichmessig angelegt, soll dieselbig von wegen der graven sampt anderen churfursten, fursten und gemeinen stenden bewilligt werdenj.

Zum sechsten hanthabung fridens und rechtens9, dartzu gueter policei, montzs und anders belangende, sollen die geschickten mit und neben anderen reichsstenden, wes zu wolfart teutscher antion furgenomen wurt, alles helfen bewilligen und annemen und mit underthenigkeit sonderlich bitten umb uffrichtung eines gemeinen, gleichen, ustreglichen rechtens und statlicher execution desselbigen, daruß fride, einigkeit und alle andere gutte ordnung, policei und gehorsam volgen und zu erhalten sein werden.

Zum sibenden sollen die geschickten in die gestelte notel des halsgerichts ordnung, wes andere werntliche fursten und stende disfals zulassen, auch willigen und annemen10.

Zum achten, die constitution geistlicher und werntlicher beschwerde belangende11. Diewil die graven uff nechstgehaltenem reichstag zu Regenspurg dagegen protestirt haben, sollen die geschickten, so die wider fur die hant genomen, abermals dagegen protestiren.

Zum neunten12, wo sich etwan zutruge, das die geschickten von den oberlendischen und anderen graven zu gesprech, gemeinen gravenstandt belangend, erfordert wurden, sollen die zu solchem gesprech khomen und ihres verstands darzu helfen rathen, das gemeinen graven im reich zu nutz und erhalthung irer herprachten freiheiten dinlich ist.

Zum zehenden und lesten. So etwas beschwerlichs und sonderlichs forfiele, das zu bedencken notwendig, soll solichs zum forderlichsten gen Hanawe zu wissen gethan werdenk.

l Disse obgeschriebene instruction haben die wolgepornen graven Wilhelm von Nassawe Catzenelnpogen etc. und Gf. Philips von Nassaw Sarprucken in allen und iden puncten (usgescheiden den dritten, firten und funften13, derhalb sie sonderliche instruction geben werden) sampt andern meinen gnedigen hern, den graven, bewilligt und den gesanten ubergeben–l. Actum Wetzfflar, den 9. Februarij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Bei C handelt es sich um einen Entwurf der Instruktion, der auf dem GT in Butzbach am 18. Januar 1541 konzipiert und auf dem GT in Wetzlar im Februar 1541 überarbeitet und modifiziert wurde. Im Januar war in Butzbach vereinbart worden: Auch soll ein jeder mitlerzeit nachvolgende instruction und puncten hin und widder bewegen und waß darin fur nutz oder beschwerlich befunden uff berurten tage dar und eigentlich in schriften ubergeben und anzeigen.Die vorgesehenen Reichstagsgesandten Thomas von Colmar und Johann Knebel von Katzenelnbogen sollen sich um den ersten Februar in Worms über die Beschlüsse der Grafen informieren. Vgl. zu diesem Butzbacher Entwurf der Instruktion auch die Stellungnahme Gf. Bernhards von Solms, der den ersten, dritten, fünften, sechsten, siebten, achten und neunten Artikel vorbehaltlos billigte und ansonsten anmerkte: [...]. Der ander articul, die session betreffen, were gut, das man die wie herbracht erhalten mocht, da wa die oberlendischen graven vorsitzen solten, was sie dan ins reichs rath willigen wurden, mocht den wetterauischen graven nit alle wege annemlich sein etc., [...]. Der vierth articul gefell sein Gn. well, wa die vertrostung von ksl. Mt. volnzogen wurde, dann es hat dieselbig sein Gn. in den abschiedt zu Nurmberg nit wollen willigen, auch ist derselbig abschiedt von der graven wegen nit versiegelt. [...]. Der eilft, die zollsach belangend, hat mein gnediger her dieß bedencken, das gut were ksl. Mt. derhalben zum underthenigsten ersucht werde, gnedigste antwurt zu erlangen, das gemaine graven und die iren dargegen beschutzt wurden, in ansehung, wie der zoll erlangt sey, und, ob derhalben etwas thatlichs gegen den graven furgenomen werden mochte, wa und wie sie umb hilf ansuchen mogen. Zum 12. Artikel nahm der Graf an, dass die Reichstagsgesandten ihn bereits vollzogen hatten. Vgl. das Gutachten Gf. Bernhards von Solms zum Butzbacher Entwurf für die Instruktion für die Reichstagsgesandten, o. Ort, o. Datum, Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 400, fol. 2r–3v.
2
 Zu diesem Abschnitt in C marg. Notiz: Waß heruff von gemeinschaft der graffen beratschlagt und beschlossen wirdt, ist Gf. Chun zu Leyingen und Westerburg anzenemen willig.
3
 Ursprünglich war daran gedacht, dass Gf. Ludwig von Königstein diese Entschuldigung dem Kaiser bereits im Januar in Heidelberg vortragen sollte. Falls der Kaiser sie nicht akzeptieren würde, sollte Königstein erklären, das wir als die gehorsamen zu erscheinen underthenigst bereit und gutwillig sein. Vgl. einige wetterauische Grafen an Gf. Ludwig von Königstein, Dillenburg, 1541 Januar 7, Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 400, fol. 5r–6r, hier fol. 5r–5v.
a
–a In C: und im reichsratth zugelaißen oder sunst auf ir Mt. sonderlich warthen, so wollten sie in dem auch willig erscheinen.
4
 In C zu diesem Abschnitt marg. Notiz: Verwilligt Westerburg anzenemen.
b
–b Fehlt in C.
5
 In C zu diesem Abschnitt marg. Notiz: Laist ihm Westerburg gefallen.
c
 In C danach: in gemein oder sonderheit.
d
 In C danach: gemein, frey, christlich.
e
–e Fehlt in C.
f
–f In C: So der confutation halben umbgefragt wurde, soll angezeigt werden, daß die graffen sollichs dem concilio heimgestelt haben. Wo aber der defension halben fragen infielen, soll gesagt werden, die graffen sein deß untherthenigsten verhoffens und vertrauens, ksl. Mt. werde auß angeporner milte solliche weyse furnhemen, damit bluttvergießen und zerruttung furkhomen werden. So darauf weithers gefragt wurde, sollen die geschickten anzeigen, sie haben derhalben von den graffen ferners kein bevelh empfangen.Zum ersten Satz und zu den beiden folgenden Sätzen jeweils marg. Notiz: Ist Westerburg gefellig.
6
 Dazu in C marg. Notiz: Ist Westerburg gefellig.
g
 Danach in C: Dießer obgemelten puncten halben werden mein gnedige hern Gf. Wilhelm von Nassaw-Catzenelnbogen etc. und Gf. Philips von Nassaw-Sarbruck etc. den geschickten sonderliche instruction und bevelh zustelln.
7
 In C dazu marg. Notiz: Harauf begert Westerburg, daß ein jeden graffen nach seiner habe und vermogen besonderlich die anlage aufgelegt worde.
h
–h In C: churfursten, fursten und gemeine stende deß reichs.
i
–i In C: Dießes itzigen virten puncten halben werden wolgedachte meine gnedigen hern Gf. Wilhelm von Nassaw etc. und Gf. Philips von Nassaw-Sarpruck etc. den geschickten irhe sonderliche instruction auch ubergeben.
8
 In C dazu marg. Notiz: Gf. Westerburg wie vor, ksl. Mt. einen jeden graffen insonderheit nit hoher dan sein vermogenheit ertragen, darin besweren wolle.
j
 In C danach: In dießem obgeschrieben puncten werden mein gnedige herrn Gf. Wilhelm von Nassaw und Gf. Philips von Nassaw-Sarpruck den geschickten auch sonderlich bevelh geben.
9
 In C dazu marg. Notiz: Ist Westerburg gefellig.
10
 In C dazu marg. Notiz: Bewilligt Westerburg neben andern auch anzenemben.
11
 In C dazu marg. Notiz: Ist Westerburg gefellig.
12
 In C dazu marg. Notiz: Ist Westerburg gefellig.
k
 In C danach: und furters von dannen allen graffen ein tag an gelegne malstadt ernendt werden.
l
–l Fehlt in C. In C statt dessen: Zum 11 soll mitlerzeith die zollsach und die widder inß werck bracht werden, von jedem bedacht werden, uff schirstkunftigem tag zu Wetzlar ferners darauf zu handlen und zu schließen. Zum 12. sollen die geschickten alle reichsabscheidt vom wormbsischen reichstag ane biß auf den regenspurgischen abscheidt vleissig durchsehen. Zu Punkt 11 marg. Notiz: Verwilligt Westerburg anzenemen, waß harauf gemeinschaft der graffen zu nutz eins jeden beratschlagen und schließen. Zu Punkt 12 marg. Notiz: Ist Westerburg gefellig.
13
 Vgl. Gf. Wilhelm von Nassau-Katzenelnbogen und Gf. Philipp von Nassau-Saarbrücken an Gf. Albrecht von Mansfeld, Dillenburg, 1541 Februar 22, Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 400, fol. 9r–9v: Abfertigung der Gesandten der Wetterauer Grafen zum Reichstag. Als aber in keyserlichen usschreiben neben andern inverleibten puncten sonderlich die religionsach, turckenhulf und underhaltung camergerichts, wie dieselben in christliche vergleichung, statlich gegenwere und underhaltung bracht, geleyst und furgenomen mochten werden, begriffen wurt, darin und, sovil diese drey itzgemelten puncten belangt, weil uns beden als christlicher einigung verwanten neben eueren L. und andern derselben mitverwanten mercklich und sonderlich gelegen und beratschlagt sein, wie wir uns in obgemelten puncten richten, schicken und halten sollen.Bitten um seinen Rat, an dem sie sich bei Abfertigung ihrer Gesandten orientieren wollen.