Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Colmar AM, AA 75, 59, unfol. (Ausf.).

Verweis auf sein Schreiben aus Straßburg 1und sein Schreiben aus Regensburg über die Beschlüsse der städtischen Gesandten zum Städtetag und über den Fall Goslar 2.

Was sich sidthar unsers wissens mit ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, und des reichs- und stettags halber zutragen, hat euer W. uß zugesandten schriften zu vernemen. Und namlich uff 3. Februarii kam ein louffender bott gan Regenspurgk, von der statt Goßlar ußgesandt, der zeigt mit mund an, demnoch und sinen herrn nit sicher noch moglich wer, mit ir radtzbottschaft zu erschynen, wann der F. von Brauntzweig hett inen nach erclerter acht 6 burger gefangen, zwen arme lauffen, die ubrigen in thurn legen lassen, das er befelch hett, die geschriften zu uberantworten den gesandten der frey- und rychstetten, zu Regenspurg versamlet, die von dem camerer zu Regenspurg (der fur ein regiernden burgermeister geachtet) empfangen; daruff wyr und ander gesandt uff das radthuß berufft, da die geschriften eroffnet und abgeschriben sint, die ich euer W. hiemit zusend, sich darin zu ersehen, in was unbillichen bswerden die von Goßlar stecken.

Uff den achten Februarii kam Hg. Heinrich von Brauntzwyg gan Regenspurg mit 60 pferden ingeritten, uff den zehenden Februarij von bapstlicher Hlt. gesandten legaten, ein herr mit 30 pferden. Uff Mitwuch, den 16. Februarij ist röm. ksl. Mt. etc. zu Nurenberg ingeritten, wie euer W. uß der schrift mit dem A verzeichnet zu vernemen. Sodann uff den 23., deß Mittwuch St. Mathis ebend, ist ir Mt. zu Regenspurgk ingeritten, gantz still, on allen pracht, indem ire der gantz radt entgegengangen byß zu end der thonouwprucken. Daruff sint ouch der burger in irm harnst 1.000 mann zu beyden seitten uff die bruck gestelt und mit zweyen venlin, mit tromen und pfyfen. Die ksl. Mt. ist glich nach den ordensrittern allein geritten in einer tuchin hispanischen kappen on all syden und samat und nach ir Mt. die Ff. von Bruntzwig und Hg. Ludwig von Payern. Sunst sint von tutschen fursten und stetten nit mer ankomen, dann euer W. in dem schryben, an die von Goßlar geschehen, zu ersehen. Wie man zu Worms mit der disputat[io] oder gesprech gehandelt und abgescheid genomen, hat euer W. uß der tutschen und latinischen, ouch der copy eins sandbriefs Dr. Martin Lutters zu vernemen. Hett ich mich etwas wythers erkunden konnen oder megen, solt an myner mug und arbeit, euer W. deß in schriften zu verstendigen, nit erwunden sein plyben; bitt hiemit, die mynen in gunstigem bevelch und schirm zu haben. Datum Regenspurg, den 23. Februarij anno 41.

[Zettel:] Uff St. Mathis tag hat ksl. Mt. ir nativitet und gepurttag begangen und im thumsstift ein herrlich ampt singen lassen; und sagt man, das ir Mt. nit wol zufryden, das von fursten und stetten noch so wenig volcks ankomen syge. Datum, den 24. Februarii anno 41 uff Mathie apostoli.Etwaige Geldsendungen an ihn können am besten über Straßburg abgewickelt werden.

Anmerkungen

1
 Vgl. Hieronymus Boner an Rat von Colmar, Straßburg, 1540 Dezember 27, Colmar AM, AA 75, 55, unfol. (Ausf.): Die auf das Ausschreiben Straßburgs und Hagenaus heute zum Nesselbachzusammengekommenen Gesandten der Städte der Landvogtei haben beschlossen, das die beiden bottschaften zu Regenspurg der von Goßlar beswerden vernemen und, wo die nit der religion oder rechtmessigen ursachen halb uff Hg. Heinrich von Brunzwygs anhalten durch sonder der ksl. Mt. macht und willen in acht erclert, mitsampt anderen frey- und reichsstetten inen bystendig, beradten und behelfen zu sind; wo aber das der religion und deßhalben, das sy zu den protestierenden stenden gedretten, bescheen oder das sy ein mergkliche soma gelts begern, als biß in 100.000 fl. (wie sy dann wenig einem sollichen fursten wyderstand ze thund nit batten mag) und aber die protestierenden stend, zu denen sy von unß als noch den gehorsamen stenden gedretten, uff ir versicherung und ansuchen inen nichts fursetzen wollen und dann dieselbigen ire vermuttliche anligend beswerden (wiewol man die zum theil hievor vernomen) in beschehenem ußschryben nit entlich vermercken konnen, das wir gesandten daruß wol ursach nemen mogen, diß an gemeini stett der landtvogti als unser obern gelangen und uns daruber berichten und waß uns ze thund syg, bescheiden zu lassen, damit gegen röm. ksl. Mt. etc., unserm allergnedigsten herrn, der untzher herlangt und behalten gunst in der religion und andern gehorsamen sachen, nit durch uns unbedecht verletzt noch vertzett wurd. Sust solt uns nit beswerlich sein, sampt und neben andern fryg- und richstetten denen von Goßlar uff das truwlichst zu radten und mit supliciern by ksl. Mt. uff das flyssigst erschiesslich ze synd. [...]. Datum Straßburg uff St. Johans Evangelisten tag anno im 40.
2
 Hieronymus Boner an Bgm. und Rat von Colmar, Regensburg, 1541 Januar 27, Colmar AM, AA 75/56 und 57, unfol. (Ausf.): Ist zusammen mit Bartholomäus Botzheim und zwei Bürgermeistern von Gmünd am 12. Januar in Regensburg angekommen. Damals war nur ein kgl., kein ksl. Furier anwesend. Einige Kur- und Fürsten haben durch Anschlagen ihrer Wappen Quartiere belegen lassen. Einige Tage nach ihnen kamen ein Gesandter Augsburgs, der nur ein Quartier suchen sollte, der Straßburger Gesandte Batt von Duntzenheim, der nur zum Städtetag abgefertigt ist, der alte Ulmer Stadtschreiber, der Stadtschreiber von Speyer und der Stadtmeister von Lindau an. Der statt Straßburg gesandter und ouch dern von Ulm haben uns und andere gepetten, mit geduldt zu verharren; daruf wyr inen mit antwort begegnet, wir hetten unß uff deß stettags ußschryben gar wyth eins andern berichtz alhiezu befunden und entlich versehen, es solten andern stett gesandten glich wie wir erschynnen sein; dwyl aber das je nit geschehen, wolten wir, was uns begegnet, unsern hern und obern zuschrybn und dern bescheidtz daruber erwarten und geleben, dann es wer je schimpflich und beswerlich, das wir mit swerm costen vorab deß stettags halben als die gehorsamen vermog deß ußschribens ankomen, verharren und sunst weder die beschribnen stett noch auch die von Goßlar nit erschynen solten. Da der nur zum Städtetag abgefertigte Stadtschreiber von Speyer wieder abgereist ist, haben sie ihn gebeten, diesen ihren Brief dem Rat von Hagenau zuzustellen. Er hat versprochen, dass die Stadt Speyer Briefe Hagenaus und Colmars über die bei Rheinhausen liegende Post an sie nach Regensburg weiterleiten wird. Ksl. Mt. halben weiß ich nichtz gewiß antzuziegen, dann das man sagt, ir Mt. sol zu Heidelberg ankomen und willens sein, uff Nurenberg zu reisen, die sich (als man sagt) uff das allerkostlichst rusten, ir Mt. zu empfohen. Ouch zeigen die von Regenspurck an, das ir ksl. Mt. uff das furderlichst zuziehen werde. [...]. Datum Regenspurg, den 27. tag Jenners anno 41. [Zettel:] Costen zu ersparn, sint wir vom gasthalter uß in ein sonder behusung zogen, namlich zum sturschryber, der deß stattschrybers sun und gar ein geschickter, fruntlicher mensch. Ist allein salbdritt. Den halten wir sampt den gesandten von Gemund in unserm costen. Wir kouffen selbs in und geben im von der herberg und aller underhaltung all wuch 4 fl. und sint unser suben personen mit den von Gmund. Lieber myn gefatter stattschryber, mynem volck, husfrau und geswysterd wollent alles guttz sagen und mir nit verhalten, wie es umb sy stand. Damit sint Gott und allem gluck befolhen. Vgl. auch Anm. 2 zu Nr. 445.