Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
I. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Christoph von Taubenheim und Eberhard von der Thann – Torgau, 1541 März 22
A Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 249r–252v (Reinkonz.).
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 27r–30v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 30v: Praesentatum Regensburgk, Sontags Letare 1541 [1541 März 27] nach mittag zu 4 uhren; DV v. 3. Hd. fol. 30v: Das sie sich forderhien gegebener instruction nach halten etc. und deß von Braunschweig antragen bey ksl. Mt. uberantworten sollen etc.
Wir haben eur widerschreiben am datum zu Regensburgk, Suntags Reminiscere [1541 März 13] [Nr. 513] vorschinen uff negst unsere euch gegebene antwort, belangende di antzaige und werbung, so ir an röm. ksl. Mt., unsern allergnedigsten hern, von unsernwegen gethan, sampt copey derselben eur werbung, wie sie von worten zu worten bescheen, empfangen und alles inhalts, auch daraus eur furgewandte entschuldigung vernomen. Und do berurt furtragen ksl. Mt. dermassen, wie es die ubersandte copei außweißet, bescheen, so were es unser euch mitgegeben instruction gemeß gewest, dorfur wir es aber nit achten konnen, dan aus eur vorigen schrieft clar zu befinden, das ksl. Mt. an euch begert, uns zu schreiben und die dinge dohin zu fordern, das wir an zweivel uff das gethan erbieten furderlich zu Regenßburgk mochten ankomen. Uber das wirdet dorinnen ferrer gemeldet, do ir euch gegen ksl. Mt., uns irer Mt. schrieft, die ir, an uns zu thun, nit allein bedacht, sundern auch gebeten habt, durch di post zutzeschicken, erboten, das ir nit zweiveln thetet, wir wurden uns darauf nit seumen, sunder gehorsam und undterthenigkait aller gebure halten etc. Nun kan je das worth (nit seumen) anders nit dan uff ain bescheenes erbieten, nemlich, das wir, uns personlich gein Regensburgk zu vorfugen, willens, vorstanden werden. Darumb wir nit zu vordenken gewest, euch unser gemuth in unser gegebenen antwort antzuzeigen. Und do gleich das antragen an ksl. Mt. unserer instruction gemeß gescheen, so hat euch doch gar nit geburt, die schrieft, so ksl. Mt. an uns gethan, zu bedenken und anhzubietena. Dann ir kondt wol ermessen, das wir jedeßmals b –euch unser bedenken besser antzeigen dan uns selbst gegen ksl. Mt. in disputation einlassen mugen–b. Aber wie dem, so wollen wir an eur entschuldigung zufriden sein und nochmals wie hivor begert haben, unsern bevelh und instruction mit vleiß nochzugehen und in keinem wege zu uberschreiten.
So wissen wir euch auch nit zu bergen, das wir unsern lieben ohmen, F. Wolffen von Anhalt etc. und etzliche andere unsere rethe, bey denen auch unsere theologen sein, gegen Regensburgk abgefertiget haben, die werden nuhmer doselbst ankomen sein. Die haben von uns ferrern und volkomlichen bevelh, was von unsernwegen weiter an ksl. Mt. gebracht soll werden, auch wie sie sich in allen handelungen uff dem reichstagk neben euch halten sollen. Wir haben auch aus der zeddel vernomen, was Hg. Heinrich von Braunschweigk ksl. Mt. der von Braunschweigk und Goßlar halben zu antwort [Nr. 247] geben. Dieweil dan dieselbe antwort unserm vedtern und brudern, dem landgraf, zugeschickt und wir uns vorsehen wollen, sein L. werde nuhmer zu Regenßburg ankomen sein ader furderlich ankomen, so wirdet sein L. neben unserm ohmen von Anhalt, euch und den andern unsern rethen, nachdeme des von Braunsweigs antwort lauter ungrundt, erticht und unwarheit ist, ksl. Mt. wol ainen undterthenigen und warhaftigen gegenbericht zu thun und umb di wirgkliche abeschaffunge nochmals zu bieten wissen. Zudem wirdet ksl. Mt. Hg. Heinrichs lugen selbst in dem mit der worheit befinden, das er angetzeigt, das der landgraff und wir bei drey fendlein knechte solten haben lassen anlauffen, auch das Hg. Ernst in die stadt Braunsweigk kurtzlich 300 pferde solt schicken, wie dan ire Mt. solichs in dem wergk und der worheit kurtzlich wurden befinden.
Und dieweil Hg. Ernst sich uff unser anlangen beschwert, den lauf der knecht in seinem furstenthumb zu vorstaten1, do denen von Braunsweigk di hulf het gelaistet werden sollen, wir geschweigen, das sein L. die 300 pferde, wie der von Braunsweig furgeben, in Braunschweigk het schicken sollen, wie ir aus seiner L. schreiben, so dieselbige an uns gethan, hineben werdet vornhemenc, so bedenken wir, das ir dem von Anhalt und den andern unsern rethen zu irer ankunft von diesem artickel bericht thuet und, do sie es neben euch fur guet ansehen werden, wie wirs dan in alwege dorfur achten, das dem landgrafen zu seiner ankunft dovon auch antzeige beschee. Und wan alßdan der landgraff und di andern stende bedenken wurden, solich Hg. Heinrichs furgeben als ein offentliche luge und unwharheit zu vorantworten, so kondte man Hg. Ernsts brief ksl. Mt. zeigen und furlegen und domit dem von Braunsweig seine lugen wider in halß jagen. So wurde auch ksl. Mt. sein unwarhait und ungrundt daraus dest mher vormerken. Datum Torgau, Dinstagk nach Oculj 1541.
Zeddel: Als wir auch diesen brief an euch haben wegkfertigen wollen, ist uns ain schreiben [Nr. 517] von euch zukomen am datum haltende zu Regenßburgk Mitwoch nach Reminiscere [1541 März 16], solches haben wir empfangen und allenthalben gelesen und bedenken, euch sonderlich dorauf zu beantworten, ane not sein, dan ir zu ankunft unsers ohemen von Anhalt und der andern unser rethe zu Regenßburg weitern beschaidt vornhemen werdet. Das ir aber undterlassen, gegen ksl. Mt. anzufechten, das Hg. Heinrich von Braunsweig sein schmach- und lesterbuch uber irer Mt. vorboth auszuschicken, daran habt ir recht gethan, dan was ime uber ksl. Mt. verboth recht gewest, muß uns hinwider an ksl. Mt. vorboth vielmher billich sein, wie dan der landgraff seine vorantwortung2, mit derer er fertigk, albereit ausgehen läst und wir unsere vorantwortung3, sobaldt sie fertigk, auch wollen ausgehen lassen. Darumb wollet euch hinforder derhalben gegen ksl. Mt. auch nichs lassen vornhemen. Datum ut supra.
II. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an die sächsischen Reichstagsgesandten – Torgau, 1541 März 22
A Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 107r–108v (Reinkonz.); AV v. a. Hd. fol. 18v: Sollen die kayserlichen mandat von braunschweigischen sachen dem landgraffen und andern verwandten zu beratschlagen zustellen, item, deß landgraffen brief bey der post richtig und unseumlich zuschicken etc.
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 372 Nr. 142, fol. 2r–2v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 2v: Der stadt Braunschwig beschwerung belangendt; Regensburg einkommen am Sontag Laetare anno domini 1541 [1541 März 27].
Die Stadt Braunschweig hat ihm durch einen Sekretär ein Schreiben und Kopien zweier ksl. Mandate zustellen lassen 4, ihre Streitsachen mit Hg. Heinrich von Braunschweig betreffend. Schickt beiliegend Abschriften der drei Schriftstücke und seiner Antwort an Braunschweig. Sollen seinem Braunschweig gegebenen Versprechen gemäß umgehend den Landgrafen und die anderen verwandten Stände unterrichten, damit sie über die Sache beraten, insbesondere, ob sie so, wie er Braunschweig geraten hat, dem Kaiser vorgetragen werden soll oder in verbesserter Form. Sollen sich darum bemühen, dass dieser Vortrag unmittelbar nach der bevorstehenden Ankunft braunschweigischer Gesandter in Regensburg in Anwesenheit der sächsischen Gesandten und der verwandten Stände oder eines Ausschusses aus diesen stattfinden kann. Der Landgraf und die verwandten Stände werden sich dessen sicher nicht beschweren. Sollen über das Ergebnis der Beratungen und die ksl. Antwort umgehend berichten. Da der Landgraf gebeten hat, für die pünktliche Zustellung seiner Briefe an Kf. Johann Friedrich zu sorgen, sollen sie die Briefe des Landgrafen mit der eingerichteten Post schicken. Hat im Übrigen dem Landgrafen angekündigt, dass sie ihn über die braunschweigische Angelegenheit informieren werden. Datum Torgau, Dinstags nach Oculi 15415.
[Beilage:] Antwort Kf. Johann Friedrichs von Sachsen auf die Werbung des Sekretärs der Stadt Braunschweig – Torgau, 1541 März 20
Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 372 Nr. 142, fol. 8r–21v; DV v. a. Hd. fol. 21v: Vorzaichnuß der antwort, so dem secretario der stadt Braunschweig etc. gegeben worden etc.
Verzaichnus der antwort, so der Kf. zu Sachssen und Bgf. zu Magdeburg etc., unser gnedigster her, der stat Braunschweigk secretario Johan Alshußn uff die uberantworte schrieft an sein kfl. Gn. und, was er sunst mundtlich an sein kfl. Gn. hat lassen gelangen, gegeben.
Erstlich haben sein kfl. Gn. ire underthenigs und dinstlichs zuentbieten zu gnedigem gefallen vermarckt und ist seiner kfl. Gn. begern, gedachter secretar[ius] wolle zu seiner anheymbskunft dem rath seiner kfl. Gn. gnedigen willen hinwider vermelden.
Und sein kfl. Gn. haben berurte schrift, auch daneben die copeien zweier ksl. Mt. mandat, so von Hg. Heinrichen von Braunschweigk ußgebracht, darinnen beden teylen fride und stillestandt underschiedlich gebotten6, mit allem vleis erwogen und im rat erwegen lassen und befinden, das das mandat, an die von Braunschweigk haltende, seher ferlich gestelt, dan darinnen ist begriffen, das gemelte von Braunschweig bynnen sechs tagen die kirchen Blasy und Ciriacj wider offenen und die pfaffen iren gottesdienst wie zuvor wider uben lassen, auch Hg. Heinrichen die abgefangenen diener widerumb an [= ohne] entgeltnus zustellen und, das sie dem ires teils also volge gethan, solchs sollen sie ksl. Mt. in 30 tagen den nechsten nach uberantwortung des mandats certificiren, gewiß machen, auch glaublich und worlich anzaigen, desgleichen aber Hg. Heinrichen in dem mandat, an ine haltende, nit ufgelegt worden ist. Dieweil nhun von denen von Braunschweigk inwendigk den sechs tagen berurten mandat, dan was die religion belanget, do konnen sie es irer gewissen halben nit thun7, aber der prophan artickel halben von beiden teilen den mandaten gegeneinander reciproce sol gehorsamet werden, darzu dann Hg. Heinrichen dergleichen zeit, wie gemelt, nit bestimpt, so ist es ane zweifel uff diese vorlist bescheen, das die von Braunschweigk die gefangen erstlich sollen ledigk geben, darnach von Hg. Heinrichen seiner gehorsamung halben vor ksl. Mt. disputation gewarten, wie dan ain geverliche clausel in Hg. Heinrichs mandat gestelt, nemlich, wo er desselben mandats in ainem oder mehr puncten vermeint beschweret zu sein, und, rechtmessige furwendung zu thun, bedacht, so wirdet er citirt, dieselbe furwendunge uff itzigem reichstagk zu Regensburgk zu thun. Solchs wil so viel gesagt sein, die von Braunschweigk sollen erstlich pariren und dem mandat volge thun nach form desselben, Hg. Heinrich sol es auch thun, aber nit zugleich mit denen von Braunschweigk. Allein wirdet ime auch uffgelegt, das er der clausulen, sich thetlicher handlung zu enthalten, strack geleben sol.
Nachdeme dan die von Braunschweigk inwendigk bestimpter sechs tagen nit haben pariren konnen, so werden sie den dreissigsten tagk eben mussen halten fur den peremptorien rechstermyn, davon das mandat weiter meldet, wiewol kein tagk benant wirdet, das Hg. Heinrich durch sich selbst ader den fiscal wirdet anruffen lassen, dann zu besorgen ist, will auch schier fur gewiß dafur ze halten sein, dieweyl die gehorsamung in sechs tagen und die certificatio und vergewissung gegen ksl. Mt. auf dem reichstage solle beschehen inwendig 30 tagen, so hat auch die verkundigung der mandata nit ehr beschehen sollen nach [= noch] muegen ader auch konnen, ehr dann der reichstag angangen und ksl. Mt. zur stedte kohmen. Dann wa die verkundigung ehr beschehen, so were auß solchen mandata ein nullitet worden. Darumb wirdet sich Hg. Heinrich auß dem ungelimpf bey ksl. Mt. und derselben leuthen auß angetzeygten ursachen leichtlich wircken konnen, ap auch gleich seine räthe die mandat umb vier wochen ehr gehapt ader gewust dann die von Braunschweyg und er und die seinen fur Braunschweyg gestraift, auch gueter arrestirt und anders furgenohmen, so were solchs auß dem beschehen, das die von Braunschweygk ires theils nach in dem nicht parirt, das inen die mandata nach der verkundigung theten auflegen, ehr des ime nicht aufgelegt were, seins theils zu parirn. Demnach will hochgenants unsers gnedigisten hern erachtens das sicherste sein, das sich die von Braunschweygk zu mehrer fursorge gegen den formen der mandaten gefast achten, wie es dan wol vonnothen sein will.
Und erstlich, das sie etwa Dr. Embden zu Magdeburgk als eins furtrefflichen rechtsgelerten, auch anderer mehr vertrauten juristen rechtlichen rath uf nachvolgende puncten vernehmen, nemlich wie sie sich uff solche mandat, do die sachen auf deme wege solten hinaußgehen, des rechten ze halten, auf das sie nicht verkurtzt oder ubereilt werden.
Item, do sie anwalden schicken sollen, welchs dan unser gnedigister herr fur gantz sicher und rathsam heldet, was dieselben fur ein bestendigk mandat mussen haben.
Item, wie baldt solche volmacht uf dem reichstage der bestimpten 30 tage halben zur certification sein musse, uff das die von Braunschweyg mit geferlichen processen nit ubereylet, dieweyl in dem mandat stehet, das alßdann, das ist, wie es nit anderst zu vorstehen, außgangs der 30 tage die von Braunschweygk sehen und horen sollen uf anruffen der gegenparthen ader des fiscals, sich und ire anhenger und helfer, das ist die gantze einungsverwanthnus, auch ire andere bundsverwanthen in die außgedruckte peen zu declariren ader uf den tag des anruffens rechtmessige ursachen furtzebringen, warumb solche declaration nit beschehen solle. Dan wiewoll uf berurt anruffen nach ein citation beschehen wirdet zu der declaration ader gegenfurwendung der ursachen, so wirdet doch gewißlich ein kurtzer termin gesetzt und die citatio etwa an den kirchen ader dem rathauß zu Regenspurgk angeschlagen werden. Nuhn wolte hochgenanter unser gnedigister herr nit gerne, das der 30. tag zu Regenspurgk solte verseumbt und uff das anruffen ferrer ladung erkanth werden. Dann solten die sachen einmahl des orts in den rechtsproceß gerathen, so weyß Hg. Heinrich, was er fur vorthels bey ksl. Mt. und seinen leuthen, auch den comissarien, so ksl. Mt. verordenen mochte, haben wurde. Darumb ist unsers gnedigisten hern ermessens das allerbeste, das di von Braunschweygk auf ein fursorge, damit sie nicht mugen gefert oder uberweyset werden, ire volmacht, wie vor berurt, gen Regenspurgk schicken. Und das vor ader auf den 30. tag uff die wege gehandelt werde, das bemelte vorthelhaftige mandata, die Hg. Heinrich an zweivel durch importun anhalten, auch zu viel mildes berichten ksl. Mt. außbracht, annullirt und cassirt ader zum wenigsten angestalt und die sachen zu verhör und handlung genohmen werden, wie ksl. Mt. letzers schreiben und mandat außweyset. Dann dienten dieselben letzern mandata dahin ader konthen mit ichten getzogen, das Hg. Heinrichen der weg des rechten dadurch untergangen ader in einen vertzugk mocht bracht werden, so were solchs sehre guet.
Aber damit die von Braunschweygk dester baß auß angetzeygten beschwerungen bracht und ungefert pleiben muegen, so ist unser gnedigster herr inen zu gnaden bedacht, diese sachen furderlich F. Wolffen von Anhalt, den seine kfl. Gn. an ire stadt uff den reichstagk gen Regenspurgk geschickt, auch seiner kfl. Gn. rethen, die seine kfl. Gn. dem von Anhalt zugeordent, zu erkennen ze geben und zu bevehlen, dieselbe furder an den Lgf. zu Hessen, auch die andern stende und der apwesenden rethe und bottschaften gelangen ze lassen und es dahin zu arbeiten und zu fleissigen, das gedachter landgraff und die andern stende und botschaften sich irer ungescheuet annhemen und iren rat und hulf mitteilen, als were es ir selbst sache. Dann wirdet ksl. Mt. sehen, das die aynungsvorwanten, in gleichnus auch die andern der von Braunschweigk bundsvorwanten sich berurter sach annhemen, so wirdet ir Mt. leichtlich gedengken, zu was entborunge die dinge lauffen und das das rechtlich procedirn wenig fridens und ruhe machen wurde.
Aber nichtsdestweniger bedengkt hochgedachter unser gnedigster herr, das die von Braunschweigk etwan einen secretarium, welcher der handlung guten bericht weiß, mit einer bestendigen volmacht, wie berurt, auf Bleickarten Sindringer Dr. und ine haltende, vorahnschigken, dann sein kfl. Gn. gedachten doctor nit allein erlaubet, sondern auch bevolhen haben, denen von Braunschweigk in iren sachen zu rathen und zu dienen, wie dann seine kfl. Gn. inen solchs in irem negsten an die von Braunschwiegk gethanem schreiben vormeldet und sie dasselbige nuhmer daraus werden vornhomen haben. Dan will ksl. Mt. darnach was fridlichs handeln, auch frieden und ruhe pflantzen, derhalben dann die von Braunschweigk die iren stadlicher schigken solten, so wirdet ire Mt. den wegk zuvor dartzu bereiten, nemlich einen gleichmessigen, fridlichen anstand zu der handlung machen und die dinge dahin richten, uff das die von Braunschweigk unbefhart und fridlich and[ere] leute, der sachen bericht, schigken mugen, als das uff einem tage die gefangen gleichmessigk an entgelt und weiter vorstrigkunge ader betagung gegeneinander ledig gegeben, Hg. Heinrich das straiffen, hemmen und uffhalten abestellen, auch alle rustung beiderseits angestelt, darzu die ratspersonen und diener, so er nichtigklich und gantz unformlich hat echtigen lassen, ufgehaben werden solten, dieweil die von Braunschweigk derselben in sonderheit zu der schigkung werden bedurftig sein.
Und dieweil unser gnedigster her keinen zweivel hat, die von Braunschweigk werden mit rat der gelerten, wie gemelt, zu bedengken wissen, was ksl. Mt. von irenwegen vor ader uff den 30. tagk zum anfangk antzutzeigen, auch mit was form solchs beschehen solle, dieweil inen ire beschwerungen, warauf die stehen, am besten bewust, so bedencken doch seine kfl. Gn., das von wegen der aynung, des dann der landgraff und die andern stende und botschaften uff seiner kfl. Gn. befurdern ane zweivel nit weigern, in beisein der von Braunschweigk anwelde durch Dr. Bleickartenn ksl. Mt. summarie diß solt ungefherlich antzutzeigen sein:
Das mhan sich, auch die von Braunschweigk gegen ksl. Mt. underthenigst theten bedangken der gnedigsten geschefte, die ire Mt. uff des landgraffen geschigkten ansuchen an Hg. Heinrichen, auch an die von Braunschweigk het ausgehen lassen, sich fridlich gegeneinander zu halten, auch stillerzustehen, bis die sachen uf itzigem reichstage gehort und gehandelt wurden etc. Das mhan auch solchen gnedigsten, fridlichen willen irer ksl. Mt. neben denen von Braunschweigk underthenigst zu vordienen erbotig were, so het mhan auch die hulf, so die aynung denen von Braunschweig zu leisten schuldig zu irer rettung und gegenwher, bisher irer ksl. Mt. zu gehorsam darauf angestelt und mit bewilligung gemelter von Braunschweigk ufgetzogen und nichts hohers dann friden und ruhe begirig, wiewoll denen von Braunschweigk berurter aufzugk der hulf nit unbillich hochbeschwerlich gewest, dieweil sie gleichwoll bisher ires ungnedigen landsfursten und der seinen bedrangknus, ungeachtet berurter irer Mt. gescheften, fhur und fhur und auch noch heutzutage hetten mussen und musten zu mercklichem irem und der iren schaden erdulden (und alhie musten die beschwerungen, wie sich die zugetragen, ksl. Mt. nach der lenge erzelt, damit dann die von Braunschwigk woll werden vorfast zu sein wissen) und darnach weiter angehengt werden, das die von Braunschweigk underthenig willig gewest weren, ire potschaften von iren ratsfreunden und dienern stadlicher und ehr zu schigken, so hetten sie es doch von wegen der unsicherheit, das inen Hg. Heinrich noch bis uff den heutigen tage thor und strassen hett vorlegen lassen, auch darumb nit thun kunnen, das er wider etzliche ire furnembste ratshern und diener und zuvor im reich deutzscher nacion unerhorten proceß in einem seiner ampt und paurngericht het anstellen und dieselben, wiewoll nichtiglich, vorfesten oder vorechtigen lassen, also das dieselben seine unsichere sein musten, wo solche nichtige acht nit ufgehoben oder abgeschaft mocht werden, wan gleich die andern mengel der unsicherheit uff bequeme wege gericht weren oder wurden.
Weil sie aber dorselben personen und diener bey der handlung zu Regenspurck, als die der sachen furnemlich bericht hetten, bedurftig und sie zu irer stad behuff und nodturft ains theils fur andern vorordenen musten, so hetten sie bisher zu irer nodturft und so stadlich, als sie sunsten gerne gethann, nit schigken konnen. Und dieweil dan von inen, denen von Braunschweigk, nichts so hoch begert dan mit irem landsfursten in frieden und ruhe zu sitzen, sovil mit Got und gewissen beschehen konte, so hetten sie gleichwoll von irenwegen zwen geschickt und denselben bevelh gegeben, neben den vorwandten der christlichen vorain solchs, wie berurt, auch iren underthenigsten, gehorsamen willen antzutzeigen und erbitung zu thun, das sie sich zu irer defension mit hulf oder volge noch zur zeit nit wolten beladen noch ire aynungsvorwanten derwegen bemuhen, auch die gefangen ires theils ohn entgelt oder betagung ledig geben, wo sie dergleichen bey irem landesfursten auch mit dem wergk wurden befinden und solchs durch die ksl. Mt. an vortzugk geschaft werden, auch die strassen zu vhelichem paß irer und aller der iren halben eroffent, die vorberurte, nichtige acht ufgehaben und in gleichnus die iren, so gefangen, ane alles entgelt mit den abgedrungenen schatzungen ledigk gegeben, auch inen und den iren ire gehembte renthe und gulde im furstenthumb zu Braunschweigk eroffent wurden. Do auch dasselbe also erfolgte, wolten sie alsdann die iren mit genugsamer volmacht zu vorhore und handlung der sachen weiter stadlich und genugsamlich abfertigen, dann ksl. Mt. konte selbst bedengken, wie sie in solcher ires ungnedigen landesfursten furgenhomen bedrangknus noch zur zeit hetten thun konnen, in hoffnung, ire Mt. wurde sie in deme gnedigst entschuldiget achten.
Aber daneben wuste mhan ksl. Mt. nit zu bergen, das die von Braunschweigk vorgemelten iren gesandten bevelh gegeben, den fursten, rethen und botschaften der christlichen verain antzutzeygen (hie must die ertzehlung mit eingefurt werden, was fur vermeinliche mandaten und welchergestalt dem rath zu Braunschweygk auf den tag, welcher must namhaftig gemacht und die von Braunschweygk wissen werden, zubracht und durch Hg. Heinrichs räthe bis in die vierte woche hinterhalten worden). Und obwol die von Braunschweygk den inhalt auß den copeien vorstanden, auch Hg. Heinrich als der sollicitator an zweyvel selbst den inhalt sieder dem monat October gewust, so hett doch gleichwol daruber Hg. Heinrich der von Braunschweyg burger gueter, so den vergangenen neuenjarßmarckt nach Leyptzigk haben sollen gefurt werden, zu Lutter und der trost zu Ganderßheim, Sampleve genant, Donnerstag nach Valentinj vergangen [1541 Februar 17] etzliche vaß einbeckisch byr daselbst zu Ganderßheim ablegen lassen. Dartzue hett man einen iren burger mit wagen und pferden und etzlichen fassen goßlarischen byers zu Lebenburgk am abend Mattie verschienen [1541 Februar 23] uftreyben und sonst etzlicher burger gueter, so nach Goßlar haben wollen gefurt werden, am abend Cathedra Petrj [1541 Februar 21] und am tag Mattie [1541 Februar 24] zu Wolffenbuttell wider zurugkkeren lassen etc. (Was nuhn denen von Braunschweygk und den iren hieruber weytter begegnet, welchs sie wissen, das must alhier auch mit angetzeygt und also ksl. Mt. furbracht und der beschluß, irer ksl. Mt. antwort und gemueth zu vernehmen, dahin gericht werden).
Dieweyl dan fursten, rethe und pottschaften auß berurten vermeinten mandaten vermerckt hetten, das sie als der von Braunschweygk verwanthen und helfer der schuldigen und gewilligten hulf halben durch Hg. Heinrich mit in die mandata und derselben peen geflochten, one das inen und iren obern ainiche vermeldung davon beschehen, zudem, das sich auch solche ungleychheyt darauß befunden, wie obgemelt (die musten alhie auch mit angetzogen werden), so hett man nit unterlassen konnen, neben der von Braunschweyg gesanthen ksl. Mt. von solchen geferlichen handlungen, damit Hg. Heinrich umbginge, antzeige ze thuen, in hofnung, ksl. Mt. wurde die von Braunschweygk gnedigist entschuldigt haben, das sie ire gefangene nach nit hetten ganz ane entgeldt loß und ledig geben konnen, wann sie nit vermerckt, wan, auch wie durch Hg. Heinrichen dergleichen, auch andere thätliche bedrancknusen wurden abgestelt werden.
Dann was anlangen thett die offenung der kirchen Sanct Blasij und Ciriacj, auch die angetzogene restitution derselben geystlichen, weren die von Braunschweygk ksl. Mt. als irem gnedigsten hern und keyser in dem und sonst zu gehorsamen gantz willigk, erkenthen sichs auch schuldig. Es hett aber darumb diese gelegenheyt, das, was von inen beschehen, hett irer gewissen halben nit mögen unterlassen pleiben. Zudem wuste ksl. Mt., das die von Braunschweygk in dem nurmbergischen rechtstillstandt namhaftig mitbegriffen. So weren sie auch der stende dieses theils ainung und confession verwanth. Dieweyl dan ire ksl. Mt. den reichstag nicht am wenigsten darumb angesatzt, nemlich den zwispaldt der religion halben zu christlicher vergleichung ze fuhren, auch frieden und ruhe im reich ze pflantzen, so were der fursten, räthe und pottschaften, auch der braunschweygischen geschickten underthenigste bitt, ksl. Mt. wolt sie, die von Braunschweygk, des nurmbergischen rechtsstillstands geniesen und ire sachen bey den andern irer ainungsverwanthen durch sonderliche, widerige rechtfertigung ungetrennet pleiben lassen. Dann was einhelliglich der religion halben beschlossen und uff dem reichstage verglichen wurde werden, das solten und wolten die von Braunschweygk gleich den andern iren ainungsverwanthen Hg. Heinrichs und menniglichs halb willig und underthenigst auch verfolgen. Dann solte daruber Hg. Heinrich in solchen sachen, die religion offentlich belangend, vorstadt und nachgehangen werden, uf die vermeinten mandat und sonderlich auch fur wirgklich abeschaffung seiner bedrencknus zu procedirn, so hett ksl. Mt. zu bedencken, das sich fursten, rethe und bottschaften der christlichen verainung gegen irer ksl. Mt. irer aller notturft ferrer underthenigst musten vernehmen lassen.
Solchergestalt solt unsers gnedigsten hern erachtens ksl. Mt. ein antzeyge ze thuen sein. Dann sein kfl. Gn. halten es dafur, wo ksl. Mt. zu frieden geneygt, so wirdet ire Mt. an zweyvel darauf Hg. Heinrichen seins geferlichen procedierens nit verhengen. Aber gleichwol will vonnothen sein, auf die sachen ein guet achtung ze haben und sonderlich uff ksl. Mt. antwort, auf das nicht etwa ein geverliche ubereilung mocht beschehen, als sich doch seine kfl. Gn. nicht wollen versehen. Dieweil dan die sachen also furfallen, so wil nach gelegenheit derselben und aus vielgemelten ursachen ime nit anders zu thun sein, wie die von Braunschweig selbst leichtlichen ermessen konnen, obwol unser gnedigster herr inen hievor zugeschrieben, die gewilligte hilf noch verfliessung des monats, wo die wirckliche abestellung darzwischen nit wurde bescheen, zu laisten, dieselbige hilf ferrer und so lange uffziehen, bis man sehen und gewhar werden magk, wo berurte sachen hinaus wollen, darnach sich alsdan berurter hilf halben auch kan gericht werden.
Doch wil hochgedachter unser gnedigster herr denen von Braunschweig diese seiner kfl. Gn. antwort gnediger meynung und bis uff ir selbst, auch der rechtsgelerten weitter erwegung, wie obstehet, angezaigt haben. Aber sein kfl. Gn. bedencken in alwege, do sie die iren gein Regensburgk schicken und sich doselbst bey F. Wolffen von Anhalt, dem landtgrafen, unsers gnedigisten herrn, auch den andern rethen und potschaften angeben werden, das sie ir aller bedencken und wolmeynung zuvor hirinnen auch horen und alsdann nach demselben irem mitbedencken die sachen an ksl. Mt. getragen und gelangt werde, uff das, was hirinnen ksl. Mt. furgetragen werden soll, mit aller stende rath und bedencken bescheen muge.
Sollichs alles wirdet obgedachter secretarius seinen herrn, denen von Braunschweigk, zu seiner anheymskunft furzutragen und zu berichten wissen, dan hochgenanter unser gnedigister herr seind inen, denen von Braunschweigk, auch dem secretarius mit gnaden und gutem geneigt.
Actum Torgau, Sontags Oculj 1541.
III. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an die sächsischen Reichstagsgesandten zu Regensburg – Torgau, 1541 März 22
A Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 1, fol. 97r–99v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 99v:Der churfurst befihlt, den landgraffen und andere stende der von Goßlar beschwerliche schrift lesen zu lassen und ihr bedencken darauf anhören etc. und das sie das geldt zur kleinen anlag gein Regensburg schicken, item, der stadt Braunschweig halben;DV 3. Hd. fol. 99v:Goslar und Braunsweig belangendt. Am Sontag Laetare, den 27. Ma[rtij]einkomen zu Regenspurg 1541.
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 106r–106v und fol. 109r–110v (Reinkonz.).
Als er beiliegende Schriften abschicken wollte, hat er ein Schreiben Goslars erhalten. Sie können daraus Goslars Beschwerungen und Bedrängnis erkennen. Hat Goslar versprochen, durch seine Reichstagsgesandten den Landgrafen und die anderen Stände über die Beschwerden unterrichten zu lassen. Sollen deshalb den Landgrafen und die anderen Stände den Brief Goslars lesen lassen und, gestützt auf die entsprechenden Ausführungen ihrer Instruktion, dahin wirken, dass die Goslarer Angelegenheit als Religionssache anerkannt und vor dem Kaiser als solche vertreten wird. Der Landgraf und die anderen Stände werden das nicht verweigern, besonders weil der Kaiser die Goslarer Frage in seiner Suspension als Religionssache anerkannt hat. Wenn dies nicht geschieht und Goslar hilflos gelassen wird, hat Hg. Heinrich von Braunschweig zum ewigen Verderben Goslars und zum Nachteil des Schmalkaldischen Bundes leichtes Spiel, sich die Stadt völlig zu unterwerfen. Sollen sich deshalb im Sinne dieses Schreibens und ihrer Instruktion besonders nachdrücklich engagieren. Können auch aus dem Schreiben der Räte Hg. Heinrichs zu Wolfenbüttel an den Propst in Goslar entnehmen, wie Hg. Heinrich die ksl. Mandate handhabt. Wenn sich seine früheren Befürchtungen bestätigen und es, wie sich aus dem ihm vom Landgrafen in Kopie überschickten Schreiben Hg. Heinrichs an den Kaiser ergibt, dahin kommt, dass Hg. Heinrich die ksl. Mandate, soviel die Stadt Braunschweig betrifft, befolgt, es gegenüber Goslar aber bei den ergangenen Gerichtsurteilen belassen will, dass also die Sache Braunschweigs von derjenigen Goslars getrennt wird, dann verliert Goslar jede Aussicht, von einer etwaigen Hilfe für Braunschweig mit zu profitieren, es sei denn, die Goslarer Angelegenheit wird vom Landgrafen und den anderen Ständen, wie er nunmehr erwartet, als Religionssache anerkannt. Sollen ihm, sobald der ksl. Bescheid erlangt ist und der Landgraf und die Stände sich mit ihnen geeinigt haben, umgehend darüber berichten, damit er sich besonders Goslar gegenüber entsprechend verhalten kann 8. Datum Torgau, Dinstag nach Oculj anno etc. 41.
[Zettel:] Schickt Kopie der eben eingegangenen Mitteilung der Stadt Braunschweig, wiewoll Hg. Hainrich von Braunschwig auf das kayserliche fridgebot und mandat vorschaffung gethann, so teten doch iren und der iren halben nach etzliche punct und artickel haften.Sollen darüber den Landgrafen und die anderen Verbündeten informieren. Die Gesandten der Stadt Braunschweig, die wohl bald nach Regensburg geschickt werden, werden ohne Zweifel die genannten Punkte und Artikel erläutern können, dornach ir auch neben dem landgraven und den andern stenden gegen ksl. Mt. derwegen werdet furwendung zu thun wissen. Datum ut supra9.