Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 163r–167v (Ausf.).

Johann Friedrich und Johann Ernst haben sicher aus ihrem Schreiben vom 27. März 1541 entnommen, wie sie bei ihrer Ankunft den Stand der Dinge hier vorfanden, auch dass sie ihrer Instruktion gemäß einige Werbungen vorgebracht haben. Aus beiliegenden Schriftstücken geht hervor, was sich seither zugetragen. Schicken auch ihrem Versprechen gemäß die weitere Antwort des Kaisers auf ihre Werbung, die ihnen gestern gegen Abend Pfgf. Friedrich zugestellt hat. Da sie diese Antwort in allerlei Punkten bedenklich fanden, haben sie gegenüber Pfgf. Friedrich eine mündliche Erklärung abgegeben laut beiliegender Aufzeichnung, von der sie hoffen, dass sie Johann Friedrich und Hg. Johann Ernst nicht missfällt und dass sie im Einklang mit ihrer Instruktion steht.

Haben in der Zwischenzeit auch etliche Schreiben Johann Friedrichs und Johann Ernsts erhalten, u. a. die Beschwerden Goslars und der Stadt Braunschweig betreffend. Haben sich daraufhin mit dem Landgrafen und den Gesandten der anderen schmalkaldischen Verbündeten einmütig auf eine Eingabe an den Kaiser geeinigt, die neben den Angelegenheiten Goslars und Braunschweigs auch andere notturft betrifft. Diese Eingabe wurde heute mittag samt einem Auszug aus dem Schreiben Magdeburgs und dem zugeschickten instrument dem Pfalzgrafen Friedrich in dt. und lat. Fassung übergeben [Nr. 244].

Wie der Kaiser halten auch der Landgraf und die übrigen schmalkaldischen Verbündeten die persönliche Anwesenheit Kf. Johann Friedrichs in Regensburg für gut und für die Verhandlungen für förderlich. Johann Friedrich und Johann Ernst werden dies zu bedenken und, wenn weitere Resolution des Kaisers erlangt wird, sich entsprechend zu verhalten wissen.

Was die Münzordnung betrifft, so wollen sie auch hierin ihre Anweisungen befolgen.

Haben heute früh Luthers Ausschreiben gegen Hans Wurst erhalten und an die protestantischen Stände, auch andere etliche Exemplare bereits verteilt 1. Jedermann nahm dieselben begirlich und zu danckh an. [...]. Datum Regennspurg, Sontags Judica anno domini 15412.

[1. Zettel:] Über das, was sie laut ihrer Instruktion mit den Gesandten Hg. Heinrichs von Sachsen verhandeln sollen, haben sie mit diesen gesprochen und konnten feststellen, dass diese in gleicher Weise instruiert sind, im Übrigen willig sind, Ehre, Würde und Gerechtigkeit des Hauses Sachsen zu fördern.

Die Gesandten Jülichs haben mit ihnen wegen der geldrischen Sache gesprochen. Werden darüber später berichten.

Schicken beiliegend Kopie des vor den schmalkaldischen Verbündeten gehaltenen Vortrages des Landgrafen von Hessen über seinen Sessionsstreit mit Hg. Heinrich von Braunschweig.

Vorgestern sind die Gesandten Bremens hier angekommen.

Heute soll Dr. Leonhard Eck beim Landgrafen gewesen sein. Wissen nicht, in welcher Angelegenheit. Im Übrigen verhandelt Eck am meisten mit Granvelle.

Am 28. März 1541 ist der Landgraf vom Kaiser in Audienz empfangen worden und hat seine Beschwerden gegen Hg. Heinrich von Braunschweig vorgebracht. Das Angebot des Kaisers, ihm diese Streitigkeiten zur Schlichtung anheimzustellen, hat der Landgraf nicht angenommen 3.

[2. Zettel:] Die Erbmarschälle von Pappenheim haben ihnen eine Liste von Beschwerden über Beeinträchtigungen des Erbmarschallamtes eingereicht und gebeten, für deren Abstellung zu sorgen. Davon beiliegend Kopie. Da sie feststellen, dass diese Beschwerden auch das Erzmarschallamt betreffen, und sie sich erinnern, dass sie zum Teil dem Kurfürsten bereits zugegangen sind, wollen sie sie bei Gelegenheit dem Kaiser vorbringen, im Übrigen aber nichts Endgültiges handeln, bis sie Johann Friedrichs Meinung kennen. 

[Beilage A:] Bericht über die Werbung der sächsischen Gesandten bei Pfgf. Friedrich und dessen Antwort darauf – Regensburg, 1541 März 29 4

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 181v–185v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 185v: Copei des vertzaichnus, was des Hg. von Sophei rethe an meinen gnedigen hern von Anhalt und die andern rethe geworben, auch was Pfgf. Fridrich zu antwort geben und sich erboten. 1541.

Den 29. Martij ist auf die credentz, an Pfgf. Fridrichen haltend5, seiner fstl. Gn. ein freuntlich antzeige gescheen mit vermeldung, was ungeferlich summari der ksl. Mt. angetzeigt und was vor entschuldigung vorgewant, warumb meyn gnedigst und gnedig hern, die chur- und fursten zue Sachssenn etc. noch zur zeit alhieher sich eigner personn nicht verfugt. Item, daß sein fstl. Gn. alle sachen zue friden und gutem wolten fordern helfen. Item, daß hochgemelte mein gnedigst und gnedig hern F. Wolfgangen zu Anhalt und den rethen bevolhen, in der denischen sachen alles, daß zue freuntlichem und pillichem vertrag derselbigen sachen zwischen kgl. Wd. zue Denmarck und seiner fstl. Gn. gereichen möge, mit vleiß fordern zu helfen etc. Item, Dr. Heltenn6 und Braun7 alß verdechtiger personn halben erinnerung gescheen. Item, ap die wiederwertigen meyne gnedigsten und gnedigen hern bey der ksl. Mt. oder sunsten verungelimpfen theten. Item, des Hg. zue Julichs sachen in freuntlichem bevelh zu halten etc.

Alß hat Pfgf. Fridrich, wiewol sein fstl. Gn. etwas schwach und mit einem feber beladen gewesen, eigner personn geantwort fast mit diesen worthen:

Ich hab gehort, was euer L., der von Anhalt und ir andern von wegen des Kf. zue Sachssenn etc., meynes freuntlichen lieben hern und vedtern, anbracht. Bedancke mich freuntlich und dienstlich des freuntlichen zuentbiethens und, wo es seiner L. sampt derselbigen bruder, meynem auch lieben vedtern, wol und glucklich zustunde, das were ich alle tzeit zu vernehmen erfreuet.

Zum andern habe ich vernohmen, warumb meyn her und vedter, der Kf. zu Sachssen und seiner L. bruder, euch mit bevelh anher geschickt und sich irer L. noch zur zeit nicht-erscheinens gegen der ksl. Mt. undertheniglichen entschuldigen lassen etc., mit erbiethung, mir dieselbigen ursachen schriftlich oder muntlich antzutzeigen.

Alß wil ich euer L. und euch nicht bergen, daß die ksl. Mt. mir solche irer Mt. durch euch ubergebene schriften behendigen lassen, dorauß ich die beschwerung und vorhinderung meynes hern und vedtern, des churfursten, nicht-erscheinens verstanden. Und hat mir ir Mt. bevelh gethann, euch dorauf antzuzeigen, daß sein ksl. Mt. sich nicht versehen, daß die am camergericht uber irer Mt. ernsten bevelh alß die ungehorsamen solchs procedirenß sich solten understanden haben, und könten ire Mt. abnehmen, daß man ursach habe, sich des zu beschweren. Es were aber zum hochsten irer Mt. suchen, bitten und begern, daß ire L. unangesehen solcher beschwerung Got zu lob, irer Mt. zu gefallen, gehorsam und allen sachen zum besten nochmals eygner personn forderlich anher kohmen wölten, dann ire Mt. wölten mit Meintz, Meissenn, dem camergericht, Braunschwig und, was das were, ernstlich verschaffen, daß sie solten mit den handlungen in ruhe stehen in vermöge irer Mt. bevehlen und geleits, welches dohin solte verstanden werden, daß in diesem reichstagk nicht procedirt etc. Dorauß irer ksl. Mt. genedigst gemuth zu vernehmen und, daß sein Mt. meinen hern und vedtern, den Kf. zue Sachssenn etc., gerne bey der handlung alhie sehen wölten, dann sein Mt. verhoften, es solte den sachen sere nutzlich seyn.

Alß euer L. und ir ferner anzeige gethan, etzliche verdechtige personn belangendt etc., mag ich euch sagen, daß ich ksl. Mt. gemut nicht anderß gespurt, dann gutliche, angenehme personn, die mehr zu friden und eynigkeit geneigt, bey den handlungen zu leiden und nicht, die den frieden umbstossen. Und setze in keynen zweifel, ir Mt. werde die vordechtigen nicht leiden. Es sey aber wol zu gedencken, daß dieselbigen von etzlichen andern gefordert werden. Und dieweil sie benennet worden, wil ich sie ksl. Mt. antzeigen, des vorsehenß, ksl. Mt. werden sich also ertzeigen, daß man mit denselbigen unbeschwert pleibe.

Das erbiethen in der denischen sachen vermercke ich von meynem hern und vedtern gantz freuntlich, dann sein L. haben sich zu Schmalkalden auch gantz freuntlich und vedterlich darinnen ertzeigt, des ich mich auch freuntlich bedancke. Und do solche sachen zue handlung genohmen, zweiffel ich nicht, sein L. werden sich nochmalß freuntlich und vedterlich dorin zu halten wissen. Ich begere auch dorin nichts anderß, denn was christlich, gotlich und erlich ist etc.

Was meyn personn belanget, wölte ich, daß die ksl. Mt. einen andern tuchtigern und geschicktern an mein stadt verordnet, dann ich bekenne, daß ich meynes geringen verstandts zue solchen großwichtigsten sachen und hendeln zu wenig bin. Aber weil es der ksl. Mt. also gefellig gewesen, habe ichs irer Mt. nicht können abschlagen. Und was ich auch zue lob des almechtigen und erhaltung seines gotlichen worts, auch zue friden und ruhe im reich deutzscher nationn rathen, fordern und helfen mag, das wil ich hochstes vleiß thun, des sich meyn her und vedter ungezweiffelt zue mir zu versehen haben sol, dann ich vermerck die ksl. Mt. auch nit anderß, dann daß ir gemuth zu forderung Gottes lob und zue friden geneigt ist. Ich habe auch das erbiethen meines hern und vettern, daß sein L. zu christlicher eynigkeit und friden geneigt, gantz gerne gehört. Ich zweiffel auch doran nicht und wil es der ksl. Mt. auch berichten und antzeigen.

a Ich bin auch willig und geneigt, was ich in meynes freuntlichen, lieben ohem, des Hg. zue Julich, sachen zum besten und zue seiner L. gelimpf bey der ksl. Mt. fordern mag, mit vleiß zu thun, und were gut, daß sein L. eigner personn hie were, es solte den sachen dinstlich seyn, dann ich vermercke gleichwol die ksl. Mt. dorinnen etwas bewegt–a.

Was auch meynes hern und vedtern, des churfursten, mißgunstigen belanget, damit sie durch dieselbigen bey der ksl. Mt. nicht beschwert, wil ich freuntlich eindenck seyn und sollen mich, sein L. sampt irem bruder freuntlichen und vedterlichen willen zue irem besten zu ertzeigen, altzeit geneigt und willig befinden.

Hierauf ist seiner fstl. Gn. vermeldet, daß man die antwort, der sich sein fstl. Gn. vor sich, auch von wegen der ksl. Mt. vernehmen lassen, angehört. Wölten der dancksagung und erbiethens unser gnedigst und gnedig hern allenthalben mit fleiß berichten etc. Und befinden seiner fstl. Gn. gemuth und erbiethen geneigt, alles, das zu Gottes lob, ruhe und friden dienlich, zu fordern helfen, auch in sonderheit seiner fstl. Gn. freuntlich und vedterliche neigung gegen hochgemelten unsern gnedigsten und gnedigen hern, des man sich anstat irer kfl. und fstl. Gn. bedancken theten. Deßgleichen, daß die ksl. Mt. geneigt, ob iren bevelhen, das camergericht, auch den von Braunschwig belangendt, zu halten zu erhaltung ruhe und friede, solches wurden unsere gnedigst und gnedig hern gerne hören. Man hette es auch also von der ksl. Mt. selbst verstanden.

Und apwol, wie auß seiner fstl. Gn. antzeige zu vermercken, die ksl. Mt. sich genedigst erbothen gegen iren kfl. und fstl. Gn. mit gnedigstem begern, daß sie sich nochmalß anher verfugen wölten etc., so weren doch solche ire beschwerung dardurch nicht erledigt, wie sein fstl. Gn. auß der werbung, so an die ksl. Mt. gescheen, leichtlich abtzunehmen. Derwegen, wo die resolutionn meyner gnedigsten und gnedigen hern bith nach nicht erfolgete, wurden ire ksl. Mt. ire kfl. und fstl. Gn. derselben personlichen nicht-erscheinenß halben genedigst entschuldigt haben. Und ist gebethen, daß der ksl. Mt. antwort schriftlich herwiederumb möcht ubergeben werden. Mit erbiethen etc.

Hierauf haben sich sein fstl. Gn. abermalß gantz freuntlich und gutwillig erbothen und vernehmen lassen, und haben also der von Anhalt und die rethe von seyner fstl. Gn. iren abschiedt genohmen.

[Beilage B:] Schriftliche Antwort des Kaisers auf die sächsische Werbung vom 27. März 1541 – Regensburg, 1541 April 2

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 168r–170v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 170v: Copei ksl. Mt. schriftlichen antwort auf das erst antragen. 1541.

Die röm. ksl. Mt. etc., unser allergnedigster herr, hat der chur- und fursten zu Sachßen gebruder gesanten und rethe ires muntlichen und schriftlichen anbringens gnediglich angehort und vernohmen.

Erstlich nimpt ir ksl. Mt. der chur- und fursten schickung irer gesanten zu diesem reichstag, auch ir underthenig zuentbiettung und gluckwunschung zu freuntlichem, gnedigem gefallen an.

Und als folgents die gesanten allerlei ursachen furgewant, warumb dem obgemelten churfursten beschwerlich sein soll, noch zur zeit auf diesem reichstag personlich zu erscheinen, mit undertheniger bit, die ksl. Mt. geruche, denselben churfursten solches personnlichen erscheinens halben dieser zeit gnediglich entschuldigt zu haben, auch, dieweil er seine rethe statlich und mit gnugsamen bevelch geschickt und abgefertigt (also daß an ime kein mangel sein wurde), deß personnlichen ersuchens gnediglich zu verschonnen etc., alles ferrer inhalts der gesanten werbung.

Hirauf fugt hochgemelte ksl. Mt. denselben gesanten in nhamen und von wegen der gemelten chur- und fursten gnediglich zu vernehmen, sy, dieselben chur- und fursten, wusten sich ane zweivel wol zu erinnern, welchermassen und aus was hochwichtigen, notwendigen ursachen die ksl. Mt. diesen reichstag auszuschreiben und den in aigener personn zu besuchen furgenomen hete.

Dieweil dann die handlungen dieses reichstags zum tailh den churfursten selbs und in gemein das hl. röm. reich deutscher nation und gantze cristenheit belangen und dermassen gestalt sein, das sie aller Kff., Ff. und stende und sonderlich seiner, des Kf. zu Sachssenn, personnlich gegenwurtig [sic!] in alweg erforderten und nicht fuglicher nach statlicher dann in seiner gegenwertigkeit gehandelt und zu furderlicher, fruchtbarer entschaft gebracht werden mugen, so ist hochgedachte ksl. Mt. nochmals der gnedigen, freuntlichen zuversicht, die obberurte bede chur- und fursten werden solchs alles cristenlich bedencken und zu hertzen fhuren und in betrachtung der sachen wichtigkeit und hochgemelter ksl. Mt. vilfeltigen, embsigen ansuchens und begerns an irem und sonderlich deß churfursten personnlichen erscheinen keinen mangel befinden lassen, dieweil sie von irer Mt. mit glait und sicherhait nach aller notturft gnugsamlich und dermassen bedacht und versehen sein, das sie gar keiner gefhar zu gewarten noch zu besorgen haben, welchs glait und sicherheit ire Mt. an inen zu halten und sie dawider nit beschwern zu lassen gantz gnediglich gemeint ist.

Dan sovilh Hg. Heinrichenn von Braunschwig berurt, desgleichen die handlung gegen den von Eßlingen und den proceß von wegen des burggraffthumbs zu Magdeburg, auch die citation in sachen, den Bf. zu Meissenn betreffend8, solcher angetzeigter sachen halben ist ire Mt. nochmals gnediglich geneigt und erbuttig, dieselben sachen mit allem vleiß und ernst in stillstandt zu bringen und dermassen einsehens zu thun und zu verfugen, das gemelter churfurst, so er hie erscheinen wirdet (wie sich dann ire Mt. gentzlich versehen) dieser handlung halben kein verhinderung beschehen soll. Und ob solchs hiruber von imands understanden wurde (deß sich doch ire Mt. nit versehen), so wil alßdann ir Mt. dasselb dermassen verkommen, das obgemelter churfurst des billich ain guts benuegen haben solle, alles nach ausweisung irer Mt. gleit und suspension, b wie dann auch ir ksl. Mt. derhalben irem kayserlichen chammergericht in sonderhait geschrieben und ernstlich bevolhen hat, das sie der gemelten suspension gehorsamlich geleben und volg thun und die berurten, auch ander sachen, darin begriffen, anstellen sollen. Daneben soll auch von irer Mt. wegen mit dem keyserlichen fiscalh und den partheien, so die angeregten sachen beruren, nemlich mit den abwesenden schriftlich und mit denen, so hie zuegegen, muntlich gehandelt werden, das sie die berurten sachen diesen reichstag aus in rhue stellen und bleiben lassen–b.

Und ist dem allen nach hochgedachter ksl. Mt. freuntlich, gnedig synnen und begern an hochberurten churfursten, er wolle nicht underlassen, diesen reichstag aigener personn zu besuchen, sonder sich uffs furderlichst alher verfugen, der handlung mitsampt irer Mt. und andern Kff., Ff. und stenden selbs in aigener personn auswarten, damit dieselb desto statlicher furgenohmen und furnemlich Got dem almechtigen zu lob, dem hl. reich und deutscher nation zu ehren, nutz und wolfart zu furderlichem, entlichem beschlus gebracht mugen werden. Daß kompt irer Mt. (zusampt dem, das der gemelt churfurst seiner verwantnus nach, damit er irer Mt. und dem hl. reich zugethann, solchs zu thun, schuldig ist) zu sonderm freuntlichem gefallen. Und ir Mt. hat bemelter churfursten und fursten gesanten, solches an dieselben von irer Mt. auf obberurte ire werbung zu antwort gnediger, freuntlicher mainung gelangen zu lassen, nit wollen verhalten.

Actum Regennspurg am andern tag des monats Apprillis anno etc. im 41.

[Beilage C:] Replik der kursächsischen Gesandten auf die Antwort des Kaisers und die Erklärung Pfgf. Friedrichs zu ihrer Eingabe vom 27. März 1541 – [Regensburg, 1541 April 3] 9

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 178r–180v (Reinkonz.); DV fol. 180v: Vertzaichnus, was Pfgf. Fridrich auf die ubergebene schriftliche ksl. Mt. antwort muntlich angezeigt werden soll. 1541.

F. Wolf von Anhalt etc. und die andern der chur- und fursten zu Sachssenn etc. gebruder gesante rethe haben der röm. ksl. Mt., ires allergnedigsten herrn, uff ir von wegen der chur- und fursten obgemelt underthenig beschehen antragen gnedigste resolution in schriften entpfangen und underthenigst verlesen. Auch darneben durch Hg. Fridrichs Pfgf. geschickten muntlich bericht worden, do der von Anhalt und die andern rethe darinnen einig beschwerung oder bedencken hetten, solchs seiner fstl. Gn. zu vermelden und antzuzeigen, mit dem fernern erbietten, dasselbig der röm. ksl. Mt. underthenigst furzutragen und weiter resolution zu erlangen.

Und wiewolh der von Anhalt und die andern rethe der ksl. Mt. gnedigst gemuet aus solcher resolution underthenigst verstanden, weren auch zum hochsten geneigt gewest, dieselbte alßbald iren kfl. und fstl. Gn. undertheniglich zu uberschicken, so bedencken doch der von Anhalt und die andern rethe, das durch solche der ksl. Mt. resolution des churfursten beschwerung gentzlich nicht erledigt. Dann ob sich wolh die ksl. Mt. gnedigst erbietten thut, die proceß am chammergericht abtzuschaffen, so wissen sich doch ire Mt. gnedigst zu erinnern, das berurt chammergericht hievor irer ksl. Mt. nurmbergischen aufgerichten fridestandt, erfolgter jussion, cadauischen und wienischenn vertregen, auch frannckfurdischenn abschied und ernachmals gebottenem stilstandt nie kain volge gelaistet nach gehorsamen wöllen, sonder in alleweg derselbten zuwider und ungemeß wider die stende der religion ainungsverwanten fortgefharen und procedirt, darumb auch ire kfl. und fstl. Gn. dem chammergericht, es sei dann, das sie zuvor die ksl. Mt. durch ir widerschreiben certificirn und vergewissen, das sie der ksl. Mt. hievor gebottener suspension, auch dieser [sic!] irer ksl. Mt. fernerm ernsten bevelh nachsetzen und gehorsamen wollen, beschwerlich werden zu vertrauen wissen.

Also auch obwolh die ksl. Mt. Hg. Heinrichenn von Braunschwig gegen der stat Braunschwig einen fridstandt gebotten, desgleichen der von Goßlar acht suspendirt, so seint doch ire ksl. Mt. in jungster werbung underthenigst und notturftiglich bericht worden, das baide steet Goßlar und Braunschwig noch zur zeit desselben irer ksl. Mt. fridestands und suspension gemelts von Braunschwigs halben wircklich nicht geniessen mugen, sonder fur und fur von denselben [sic!] mit der that mercklich beschwert und der ksl. Mt. gebot, bevelch und jussion bei inen nit wollen angesehen noch den stat gegeben werden, wie dann ire ksl. Mt. sonder zweivel von den andern religion- und ainungsverwanten fursten, stenden und gesanten potschaften weiter bestendigen bericht entpfahen werden. Darumb abermals dem Kf. zu Sachssenn und derselben bruder, wie leichtlich zu erachten, gantz ungelegen und unratsam sein wolte, sich ausserhalb landes zu begeben, ehr ire kfl. und fstl. Gn. des versichert und vergewisset, daß vilgedachter von Braunschwig der ksl. Mt. gebotten, die er zuvor alwegen in verachtung gestelt, gehorsamen und den wircklichen nachsetzen werde.

So haben auch die ksl. Mt. aus gethanner werbung gnedigst vernomen, warauf des churfursten underthenigste bith des burggraffthumbs zu Magdeburg und gravengeding oder bhann zu Halle, c auch andere sachen, darin die chammergerichtspersonen irer verdechtigkeit halben recusirt–c, belangend10, gestandend und also das die ksl. Mt. neben einem ernsten stilstandt in gemelten sachen die verschaffung thun wolten, damit das chammergericht in solchen sachen mit inen arbitros iuris von ehrlichen und unverdechtigen fursten annehmen muste, derselben erkenntnus, ob irer kfl. und fstl. Gn. recusation im rechten ergrundet oder nicht, zu gewarten, dieweil ire kfl. und fstl. Gn. sich aus keinem rechten schuldig erachten, dem erkenntnus des chammergerichts ungeorterter ursachen gethanner recusation sich zu undergeben, welchs aber aus der röm. ksl. Mt. itzo zugestalter resolution und, was derohalben die ksl. Mt. vor entliche verschaffung zu thun bedacht, nit zu befinden.

So haben ksl. Mt. gnedigst auch vernohmen, do die sachen mit dem cardinalh und ertzbischoff also steenn solten, dohin sie wider das eydtpflichtig compromiß gefhurt, daß der Kf. zu Sachssenn schwerlich zu personnlicher beratschlagung mit dem cardinalh kommen könnten.

Darumb auch seine kfl. Gn. uff vorgenannter entschuldigung irer personnlichen ankunft zu beharren destweniger zu verdencken und ksl. Mt. solcher ursachen halb hochgemelte Kf. und Ff. zu Sachssen etc. desto gnedigster irer personnlichen ankunft verschonnen werden etc.

Anmerkungen

1
 Vgl. Luther, Martin: Wider Hans Worst, in: D. Martin Luthers Werke, Schriften, Bd. 51, S. 461–572.
2
 Vgl. auch F. Wolfgang von Anhalt an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 April 4, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 372 Nr. 142, fol. 108r–108v: Verweis auf die Berichterstattung der sächsischen Reichstagsgesandten. Hg. Friderich von Peyern hat gestern zu myttage Hg. Otteheinrich und den lantgraffen, auch mich und etzliche euerer Gn. rette zu gaste gehabt und gutter dinge gewest, auch euerer Gn. in allem freuntlichem willen gedacht. Ist das herz wy dy wort, als ich hof, so meynt ers warlich freuntlich myt eueren Gn. [...]. Datum Regenspurg, Montags nach Judica anno etc. 41.Vgl. dazu Kf. Johann Friedrich von Sachsen an F. Wolfgang von Anhalt, Torgau, 1541 April 22, ebd. fol. 107r–107v: Hat die Berichte seiner Gesandten zur Kenntnis genommen. Verweis auf seine Stellungnahme dazu in seiner Antwort. Hat von der Einladung Pfgf. Friedrichs gerne gehört und wollen uns vorsehen, seiner L. wort und herz werde ein dingk sein und was sein L. reden, solchs auch meynen. Hat nicht früher antworten können wegen der laufenden Geschäfte. Torgau, Freitags nach dem heiligen Ostertage 1541.
3
 Vgl. dazu Propst Johann Astmann und Dr. Johann Marquardt an Mgf. Ernst von Baden, Regensburg, 1541 April 22, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.): Ihre bisherige Berichterstattung und ihre bisherigen Verhandlungen in der Reduktionssache. Am andern, uf den ingelegten zedel, wie Braunschwigkh und Hessen miteinander standen und in was gnaden sy bei ksl. Mt., geben euren fstl. Gn. wir disen underthenigen bericht, sovil uns bedunckt und noch gesehen haben, sind bemelte fursten gantz widerwertig, und, wiewol die röm. ksl. Mt. zwischen inen gehandelt, hat doch der landtgraf sich nichts begeben wollen. Also helt die röm. ksl. Mt. vast einen wie den andern, sucht fur und fur zwischen allen stenden frid und einigkeit. Ist allen denen zuwider, die unfriden begern. Und wiewol sich alle parthyen in des reichs sachen und sonst teutzlich und grausam stellen, ist doch zu verhoffen, das kein theyl den krieg annemen, sonder andere mittel und weg zu einem weitern fridenstand suchen werde. [...]. Datum Regenspurg, den 22. tag Aprilis anno etc. 41. Vgl. auch Dr. Konrad Hel an Bgm. Georg Herwart von Augsburg, Regensburg, 1541 April 21, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): [...]. Und wiewol die maynung gewest, mein gn[ädigen] herrn landtgraven und Hg. Hainrichen zu [vertragen], so hat doch solchs noch wenig furgang; glaub, werde in bronnen falln. [...].
4
 Da die sächsischen Gesandten sich auf ihr Schreiben vom 27./29. März [Nr. 533] als ihren offenbar letzten Bericht beziehen und dort von der Audienz bei Pfgf. Friedrich noch keine Rede ist, wohl weil sie erst nach Abfertigung der Post am 29. März stattfand, darf angenommen werden, dass obiger Bericht erst am 3. April mitgeschickt wurde.
5
 Kredenz für die sächsischen Reichstagsgesandten zur Werbung bei Pfgf. Friedrich, Torgau, 1541 März 13, Amberg StA, Reichssachen 81, unfol. (Ausf.).
6
  Dr. Matthias Held, ehemaliger Reichsvizekanzler.
7
  Dr. Konrad Braun, Autor antiprotestantischer Flugschriften und Rat des Kf. von Mainz, vgl. Rößner, Konrad Braun passim.
a
–a Angestr.
8
 Zum Konflikt um die Reichsstandschaft des Hochstifts Meißen seit 1539 und auf dem Regensburger Reichstag 1541 vgl. Lobeck, Das Hochstift Meißen, S. 131–148, S. 158–166 und S. 167–179.
b
–b Angestr.
9
 Die Replik wurde zunächst Pfgf. Friedrich mündlich vorgetragen und dann auf dessen Wunsch auch schriftlich eingereicht, vgl. die kursächsischen Reichstagsgesandten an Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 April 19. Die Stellungnahme des Kaisers zur obigen Replik datiert vom 18. April 1541, vgl. [Nr. 580und die dortige Beilage A].
c
–c  Korr. aus: sachen.
10
 Zu dem Konflikt zwischen Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Kf. Albrecht von Mainz um das Burggrafentum Magdeburg und die beiderseitigen Rechte in Halle vgl. Steffen, Zur Politik, S. 24–29 und S. 45–46 und Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 508–536. Vgl. außerdem Hülsse, Friedrich: Der Streit Kardinal Albrechts, Erzbischofs von Magdeburg mit dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen um die magdeburgische Burggrafschaft, in: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg 22 (1887) S. 113–152, S. 261–288 und S. 360–392.
d
 Danach gestr.  und dartzu in den sachen beide chur- und fursten gebrudere des Bf. von Meissen halb.