Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20 I, fol. 68r–69r (Kop., Ausz.); ÜS fol. 68r: Etliche artikul auß einem sendebrief des wolgelerten H. Antonij Coruinj an den erbaren und achtparen Johannem Nordecken etc. Ist der brief gegeben zu Regensburg am Freytag nach Ostern im jar etc. 41. Hatten sich Dionysius Melander, Dr. Draconites unde Johannes Pistorius underschrieben.

Unser der evangelischen sache stehet mechtige wol. Gott habbe ewigklich lob. Unde man hoffet, wen man in der religionsach gleich nicht einß werden kunne, das dennoch Deutschlandt einen bestendigen frieden bekommen werde, den der keyser ist zum fridt und einigkeit uberauß sehr geneiget, den unsern gnedig und freuntlich und erzeigt sich sunderlich gegen unsern gnedigen fursten und herrn dermassen, das sich jederman daruber verwundert. Halte auch, das Got das gepett vieler frommer leudt erhort habe. Den es war seyn fstl. Gn. 1 kaum von dem pferdt gestigen, der keyser schickte grosse hern zu seiner fstl. Gn., ließ ine uffs herlichst entpfangen mit gnediger beger, das er am andern dag zu seyner Mt. kommen und alle gebrechen antragen wolte, solte er uffs gnediglichste gehört werden, wie dan auch geschen.

Es hat sich aber jedermann, sunderlich die hispanischen hern uber unsern gnedigen fursten und herrn und seiner Gn. reden, so er in eigner person on alle schrecknuß kecklich gethan, hochlich verwundert. Den es hat ym Gott hie, wie er auch selbest bekennet, sunderlich genade und freydigkeit eingegeben. Man hat auch observirt, das ksl. Mt. ob seyner rede merglichen gefallen gehapt und getragen und sich nie, weil unser her geredt, nidergesatzt hat. Und solchs hat auch seiner Mt. antwort außgeweiset.

Wie folgendes der keyser seine proposition uff den Dinstag nach Judica [1541 April 5] gethan [Nr. 29], desgleichen wie die unseren ehe den die papisten mit irer antwort fertig worden und dieselbigen ksl. Mt. geliebert, die den auch merglichen gefallen daran gehapt, wer zu lang zu erzelen. Das ist aber einmal wahr, das sich die unseren in sachen der religion, des Turcken und gemeynes friedes dermassen haben vernemen lassen, das man sie keinesweges hat dadeln mogen.

Die papisten haben sich im anfang mit irer antwort getrennt, dan etliche seynt, under welchen die heupter sein Hg. Heynrich von Braunschweig und Meyntz sampt andern bischoffen mehr, die nicht gerne sehen, das man viel disputirens mache, wolten lieber man schlug fluchs mit der faust drein, welchs inen doch zu den augen ausgehen wurde. Es lige den Gott, da er sagt: ‚Dissipa gentes, quae bella nolunt‘. Etliche seyndt, als nemlich die churfursten, Mentz außgenomen, die wollen friedt haben, man werde in der religionsache gleich eins oder nicht eins. Die andern nemlich die papistischen stedt Cöln, Metz, Regenspurg etc. halten sich mechtig wol, haben sich von Hg. Heynzen hauffen abgesundert und ein eigen antwort gegeben [Nr. 90], nemlich, das sie zum colloquio geneiget unde in keyn blutvergiessen balde verwilligen wollen, und sunderlich ist Regenspurg und Cöln auf unser seiten gutt.

Alle evangelische stende lassen in iren heusern predigen. Und hat unser gnediger furst und herr am Osterdag [1541 April 17] coenam halten lassen, selbest auch communicirt mit viel burgeren, sunderlich aus dem radt und reichsten unde burgerschen, sindt nuhr die heuser zu klein, wiewol doch sunst grosse heuser hie seyn.

Wiewol nuhn die blutdurstigen papisten das colloquium geflohen unde ir antwort ksl. Mt. nicht so gar wol gefallen, so haben sie dennocht dreyn verwilligen mussen. Und hats ksl. Mt. auch haben wollen. Es wyrdt aber von wenig personen seyn. Die papisten haben gegeben Iulium Pflugk, Dr. Gropern von Cöln unde Eckium, die unsern aber Philippum, Bucerum unde Niddanum. Doch besorget sich jederman, weil Eckius darzu kompt, die conciliation sey unmuglich unde man werde sunst auf andere wege des frides rathschlahen und dencken, in wilcher meynung ich selbst auch bin.

Die papisten seyndt in solcher verachtung, das ir muntze wenig gylt, werden auch von iren eigen dienern verlacht und verspottet.

Der margkgraff ist auf Mittwochen nach Palmarum [1541 April 13] eingeritten, ungeferlich mit 300 pferden. Und ist im unser gnediger furst und herr mit 200 statlich entgkegengeritten, hat auch den andern dag mit seiner kfl. Gn. gessen unde inen folgendes widergeladen sampt Pfgf. Friederich unde Hg. Ottheynrich etc. In disser gastung ist auch gewessen Hg. Wilhelm von Brawnschweig, so mit dem marggraven ankommen, welches seinen bruder Hg. Heynrich on zweifel sunderlichen verdriessen wyrdet. Man sagt, er, Hg. Wilhelm, werde seinen bruder merglich anclagen. So seyndt auch die munsterischen und Bremer ankommen, uber Hg. Heynrich zu clagen. Unde was sol ich viel sagen, sieder das der Luther wider inen geschrieben und des Satanae expostulation außgangen ist, ist er nicht so keck gewesen wie vormals, wiewol im, sobaldt da unser gnediger furst eingeritten ist, der mutt entpfil, den er hatte ksl. Mt. eingebildet, der lantgrave wurde nicht kommen, wen er gleich viel einkauffen und foriren ließ. Hatte etliche dermassen uberredet, das sie nicht gleupten, das unser gnediger herr keme, bieß er ein meil wegs von Regenspurgk war. Er ist unter augen gantz und gar verstalt, siehet und zeucht daher wie ein han, dem die fedderen ausgerauft, ist auch nicht so viel umb den keiser, wie man als gemeynet hat. Summe, er siehet wie ein cäm [sic!].

Uff den Osterdag [1541 April 17] ist der keyser in keine kirchen geritten, hat die papisten ubel verdrossen, hetten verhofft, er solt anders zur sach gethan haben.

Der margkgrave hat neulich gesagt, er wolle den papisten in der religionsachen, wo die unsern alleyne schrift haben, nicht einen finger breidt nachgeben. Helt sich sehr zu unserm gnedigen fursten und hern, wilchs Hg. Heynzen nicht wenig verdreusset.

Hg. Ottheynrich hat unsern gnedigen herrn und die baierischen hern zu gast gehapt, on zweiffel der meynung, das er uß feinden freunde machen wil.

Wie ehrlich unser gnediger furst und herr uff dem wege gehalten und allenthalben sunderlich zu Wyrtzburgk, zu Nurenberg, zu Newenmarcktt von Pfgf. Friederich, zu Haina von Pfgf. Philipsen uffgenommen und quityrt sey, werdet ir lengest gewust haben.

Der concubinen unsers gnedigen fursten und herrn wurt hie mit keinem wort gedacht. Summa alle sachen stehen gotlob noch wol, wen wir sunst mit dem gepett anhielten, und mag seyn, das der Turck, so in eigner person vorhanden mit 300.000 man, auch etzwas zur sach thu. Pest bey Ofen wer belegert mit sechß legeren, seyndt aber die Turcken widerumb sterbenß halber, wie man sagt, abgezogen unde etzwas zuruckegewichen. Man besorget sich aber, es sey ein list dahinder und werden sich balt wider finden.

Tres Hispani vel Itali, ut plerique volunt, inter quos sacrifex quispiam fuit, in Danubio submersi sunt propter fututas mulas.

Anmerkungen

1
  Lgf. Philipp von Hessen.