Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Wiesbaden HStA, Abt. 171 R 400, fol. 39r–40v.
Szoviel die religionsach etc. belangt, will ich euch guter meinong nit verhalten, wie auch ire zum theil gehort und vernomen hapt, das erstlich und in anfang dises reichstags ksl. Mt. mit bewilligung der protestirenden und nit protestirenden stende etc. sechs personen von erstbenenten beiden theilen delegirt und geordent hat, sich der streitigen religionartickel halben zu underreden und zu vergleichen, doch dergestalt, das sie in solicher irer underrede oder vergleichung nichts endtlichs schliessen, sonder ksl. Mt. und gemeinen stenden des hl. reichs sollen relation und bericht thun, welcher gestalt sie sich verglichen etc. Und seint des die sechs personen: erstlich von den protestirenden dominus Philippus Melanthon, Buzerus und Pistorius, von den nit protestirenden H. Jülius Pflugkh, Eckius und Gropperus. Uff solichs ksl. Mt. delegiren haben die protestirende stende Philippo, Buzero und Pistorio die sach furgehalten und, wes deßmals Philippus und die andern zwen erstbenenten etc. gedachten iren herren geantwort, wes auch folgendts die protestirenden stendt an ksl. Mt. geschrieben, hapt ire uß den zweien beiligenden copien zu vernemen. Demnoch seint den sechs erstbenenten theologis von ksl. Mt. noch acht personen zugeordent wur den, nemlich Hg. Friderich Pfgf. etc., Granuel, Nauis, meinzischer hoffmeister, pfalzgrevischer churfurstlicher canzler, sechsischer churfurstlicher cantzler, hessischer canzler und Jacob Sturm. Diese acht personen werden adiuncten oder testes genent etc. Uff solich ksl. Mt. ordnong und bevelch haben die sechs theologi in beiwesen der adiuncten oder testium ungeverlich vor zehen tagen das colloquium angefangen und sich etlich[er] artickel, nemlich de peccato originis, sonderlich aber, wie ich glauplich bericht bin, de justificatione dermossen verglichen, das die papistischen diese wort und meinong ‚sola fides iustificat‘ gutwillig hoben zugelossen. Folgendts haben vorbenente theologi angefangen de ecclesia zu handlen und haben dieses fals die protestirenden dem andern theil administrationem seu ordinationem ecclesiasticam concedirt und zugelossen, als ich glauplich bericht bin. Was aber ferner von solichs artickels wegen zu handlen vonnothen, das ist ob certam, sed mihi ignotam causam, biß das ander etlich artickel etc. gehandelt seien, reservirt wurden. Darnach haben sie vor die handt genomen, de sacramentis zu reden. Als aber de eucharistia ist disputirt wurden, haben sich etliche unfreuntliche reden und demnoch dises artickels halben kein vergleichung wollen zutragen. Sonderlich ßo hat es sich dises fals an dem, das man nent transsubstantionem [sic!], repositionem, adorationem und circumlationem etc., dweil Melanthon und seine verwandten dem gegentheil nit hat wollen oder sollen zufallen, gestossen. Dweil dann das colloquium berurter ursachen halben in einen stilstandt khomen und die papistischen uff irer meinong endtlich und pertinaciter bestanden, ßo haben Philippus und seine verwandten die sach an ire herren, die protestirende stend etc., gelangen lossen. Dieselpigen haben vergangen Sontags und Montags vleissig geratschlagt, auch derhalben ire meihnong und bietten ksl. Mt. gestern Dinstags schriftlich ubergeben. Demnoch ßo hat ksl. Mt. nit den vilbenenten sechs theologis und acht adiunctis oder testibus samptlich, sonder allein Philippo, Butzero, Juljo Pflug und Groppero bevolhen, die sachen, daran es dißmals, wie vor steht, de eucharistia erwindt und sich gestossen hat, zu beratschlagen, wie derselpigen zu helfen seih etc. Uff solichs seint auch die fier erstbenenten heudt Mitwochs beieinander gewest. Wes sie gehandelt oder auch wes die allernechst hievor gedocht, von den protestirenden stenden ksl. Mt. ubergebne schrift inholt, ist mir nit bewust. Viel verstendiger leuth haltens darfur, das colloquium wird nichtsdestoweniger fur sich gehen und das auch dem, daran es itzo, wie obsteht, erwindt, leichtlich moge in christlich wege geholfen werden. Got allein ist es bewust, ob das ende in dieser sachen glucklich oder unglucklich sein werd. Meins bedenckens kann nieman anderst sagen, dan das ksl. Mt. die religion und andre sachen, ßoviel sein person belangt, gern wolt uff christlich und pillich weg richten und gefurdert wissen. Got wol uns aber gnade verleihen zu vermerhong seiner glori und unser seligkeit. Valete bene. Anno etc. 41 uff Mitwoch nach Jubilate.
[PS:] Justus Jonas, der predigt itzo zu Hall, wie ire uß hiebeiligender copien vernemen werden.