Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 280r–282v (dt. Übersetzung der lat. Ausf.); DV v. zwei verschiedenen Händen fol. 282v: Cantzlers schreiben, von Regenspurg aus an Dr. Bruck gethan, 1541, darin er schreibt, das der H. Granuella gut bebstisch sey und mit der kirchen reformation der gegenteil gerne die größte abgotterey erhalten wolle etc.
B Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 283r–284v (Ausf., lat., eighd.); DV v. a. Hd. fol. 284v: Rescribit dominum Granuellam admodum parere autoritati pontificis et alteram partem veluti postliminio pristina sua iura velle recuperare.
Druck der lat. Fassung: Corp. Reform. IV, Nr. 2242 , Sp. 323–325.
Ich hab euer an mich gethanes schreiben entpfangen und dorauß die ursachen, warumb mein gnedigster herr nach zur zeyt nicht anhergetzogen, vernohmen, welche ursachen warlich bey mir auch grosses ansehens seindt und fur wichtig geacht werden. Dann obwol seiner kfl. Gn. zukunft und kegenwart zu vielen sachen nutz und guet sein wurde, jedoch so machen mir berurte ursachen, so von euch angetzeygt, auch allerley bedencken, das ich nicht schliessen oder fur gewiß achten kan, was hierin ze thuen oder ze lassen. Und in dergleichen grossen, wichtigen sachen pflegt gemeiniglich das ende und außgang ungewiß ze sein.
Es lest sich ansehen, als sei des keysers gemuet dem babst zum theil abfellig worden, desgleichen als begerte ire Mt. eyne reformation und bekenth, das derselbigen hoch vonnöthen. Aber gleichwoll, soviel ich vermercken kan, handelt und thuet man alles mit rath und vorwissen des bäbstischen legaten, welchen jenes theils verordente zum christlichen gesprech nicht durfen ertzurnen oder bewegen. Ja, ich spure und merck, das auch der H. Granuehl der bäbstischen wirden und gewalt fast verschont und nicht ruren darf, und sagen, sie besorgen, das der babst nicht ein neue entpörung oder verbundtniß wieder ksl. Mt. anrichte, wenn er berichtet wurde, das er ime seinen gewalt etwas angreiffen wolte. Derwegen muß man vorsichtig handeln. Wohin dis zu verstehen, hat euer a[chtbar] leichtlich abtzenehmen. Sie wollen die kirchen reformieren und doch die groste apgotterey darin behalten. Sie wollen allein den staub von den mißbreuchen abschlahen und die rechte wurtzel derselbigen erhalten, damit der gift und teufelswergk dest leychter ursachen habe, mit der zeyt wiederumb auftzekohmen und rege ze werden. Derwegen bedunckt mich, ire meinung sei gentzlich anderswohin gericht dann unserer leuth. Dann wir wollen je nichts anderst, dann das die helle, lautere warheyt an tag und ans liecht kohme. Jene aber wollen alwege tunckelheyt und finsternis mit einfuhren, wie dann euerer a[chtbar] wol und recht davon angetzeigt. Derhalb will den unsern vonnöthen sein, hierin auch dest fursichtiger ze handeln. Und handelt warlich der H. Philippus die sachen mit grossem vleyß und bestandt, und ist nicht zu sagen, mit was geschwindikeyt, tucken und list jenes theil umbgehet, welche doch alle dominus Philippus durch gottliche gnad, soviel muglich, hinderkumbt und ableyhnet.
Man hat diese tage von etzlichen furnembsten artickeln handlung gehapt, nemlich von der meß, communion und andern und man ist itzo am artickel vom gewalt des babsts, welchen sie gerne recht befestigen und anstellen wolten. Dann sie wollen nicht offendtlich herauß bekennen, das solcher artickel in göttlichem rechten ergrundet sei, und wollen doch auch nicht dulden, das er von den unsern clar gehandelt und getrieben werde, also das mich bedunckt, der gantz handel sei furnemlich und am meysten daran gelegen, wenn sie diesen gewalt kondten erhalten. Dann ob sie gleich alles anders nachgeben, so weren sie doch mit der zeyt des verhoffens, iren alten standt wiederumb zu erlangen und die sachen wieder in das alte wesen ze bringen. Da muß man warlich vleyß und aufsehen haben und hoff, dominus Philippus werde sich hierin tapfer und manlich ertzeigen. Thuet ime auch der Pistorius stadtlichen beystandt. Aber Eccius bestehet in diesem theil kaldt gnug. Wir wollen, ob Gott will, in kurtz sehen, wohinauß die sachen lauffen wollen. Ich halt bei dem Philippo fast alle stunden, soviel muglich, mit vermanen vleyssig an, wiewol er onedas gottlob fur sich selbst willig und vleyssig gnug. Aber doch schadt auch ein uberig ermanen, wie man sagt, nicht groß. Dominus Philippus wundtscht, das er schon von dieser gantzen handlung entbunden und ledig were. Drumb hoff ich auch, es werde also geschehen.
Ich kan auch nicht wol sagen, wie heftig der H. Grauehl [sic!] diesen handel treibt. Doch darf oder will er den babst nicht entrusten. Er bekent aber, das die unsern auß rechtmessigen, pillichen ursachen die mißbreuch der kirchen gestraft und verworfen haben und das der keyser von vielen dingen gar weyt anderst bericht gewest sey. Er erbeut sich fast hoch wol von wegen der reformation. Aber ich besorg, sie werden ein solche reformation allein auf etzliche geringe und leichte irthumb gemeint haben wollen und sonderlich, was anlangt den wandel und wesen der geystlichen, welcher keyner (wie offentlich am tage) seinem ampt recht furstehet. Aber mit den irthumben in der lehr gehen sie faul und kald gnug umb, ja wollen vielmehr das solchen irthumben ein farb angestrichen, dann das sie gantz aufgehaben wurden.
Doch wie dem, wollen wir in kurtz innewerden, wo diese handlung hingereichen wolle, welchs ich doch nicht zweivel, das es zu der ehr des gottlichen worts gedeien werden, obwol die bäbstischen sonder zweivel viel ein anders gehoft. Und hat Gott der almechtige noch bisanher alle solche tege und handlungen zu seines nahmens ehre regieret und hinaußgefueret. Also hof ich auch, er werde itzo umb das gepet der frommen willen dieser seiner sachen, das ist die außbreittung der reinen, rechtschaffenen lehre nicht vergessen. Solchs hab ich euerer a[chtbar] hinwieder nicht bergen wollen und thue mich euerer a[chtbar] hiemit bevehlen. Und wolt wundtschen, das euere a[chtbar] alhie bey uns sein mocht. Datum Regenspurgk, den 24. tag May 1541.