Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Mirbach-Harff Privatarchiv, Bestand Vlatten, Akte 34, fol. 28r–35v (Konz.)1.

Nach meinem lesten gethanen schreiben hab ich euerer fstl. Gn. bevelh und der rethe schreiben, den Lgf. von Hessen belangendt, empfangen und hab nit underlassen, den sachssischen cantzlern der sachen zu mehrmalen zu erinnern, umb dieselbige zu furdern, neben erbietung, wes bei ime im rath befunden, mit seinem rath und furwissen euerer fstl. Gn. bedencken und erpieten dem landtgrafen vertruwelich anzuzeigen. Dweil aber gemelter cantzler von seinem churfursten derhalven kein ußtrugklichen bevelh gehabt, hat er sich ungern on bevelh inlassen willen, sonder fur rathsam angesehen, die handlung byß zu ferner bescheidt seins gnedigsten hern anzuhalten. Jedoch were er nitdesterweniger gnaigt, mitlerzeit nit zu underlassen, das zu underhaltung des landtgraven dienlich wurde sein, versehe sich auch nit, das nach gelegenheit und gestalt aller sachen der landtgraff sich also in der eyle beschlieslich mit dem keyser inlassen solt. [Sicht] derhalben nichtsdesterweniger fur ratsam an, das ich euerer fstl. Gn. gemut und erbietung hette Hessen vertrauwet und entdeckt, mit dem anhang, das Franckreich und Sachsen auch ungetzweivelt der neygung sein sulten, mit beger, das Hessen sich an gheine ander syde begeben, sonder darinne ihrer fstl. Gn. und des gemeynen reichs nutz, fryheit und wolfart bedencken sulte, welchs also beschehen. Dweil aber ire fstl. Gn. fast allerhandt uffsehens hette, haben ire Gn. fur gut angesehen, doctori Walter mein anbrengen vertruwelich zu entdecken, folgentz irer fstl. Gn. zu berichten, welchs also geschehen. Und hait sich Dr. Walter gar undertheniglich gegen euere fstl. Gn. ertzeigt und erbotten. Dweil aber der lantgraf eilendts verreden, ist khein entliche antwort von dem landtgrafen an mich gelangt, sonder hait sich erbotten, in kurtzen tagen von dem wege mein furbringen zu beantworten, mit der antzeige, die sache gerade wie sie welle, so sult er nimmermehr bewegt werden, ichtwas gegen euere fstl. Gn. furzunemen, das eueren fstl. Gn. zu nachteil reichen mochte, wiewol er von dem keyser mit grosser gnaden derhalber heftig angesonnen, und das ich das eueren fstl. Gn. kunlich zuschryven soll. Das auch sein fstl. Gn. nichts thun wurde der evangelischer buntnuß zuwidder oder eynichem standt im reich zu nachtheil.

Es hait auch Hessen sich gegen dem sachsischen cantzler vernemen lassen, das er nit gemeint sey, sich gegen den Kg. oder kron von Franckreich gebrauchen zu lassen. Und nachdem Morletus auch umb antwort angehalten, haben ire fstl. Gn. denselbigen bynnen Nurnberg bescheiden und ime in eynem waldt fur Nurnberg audientz gegeben und, soviel ich von dem Morleto vernomen, hait Hessen eynen eydt und gelobte von ime empfangen, wes er mit ime gehandelt, nyemantz zu vertruwen dan der kgl. Mt. von Frankreich person selbt. Weiß derhalb nicht, was ime fur antwort worden. Jedoch soviel ich vermirckt, soll sich Hessen zum theil mit dem keyser in tractat ingelassen haben, doch uff ferner ratification keysers und konings. Ist aber selbst des vermodens, das die ratification beydersytz wurde abgeschlagen. Und soviel ich uß der sachsischen und anderer meiner hern und freunde bedencken verneme, so wurdt die vermeinte handlung nichts fruchtparlichs uff sich halten, weil Hessen dem kayser artickel furgeschlagen, die dem keyser nit wol doinlich, auch zom theil nachteilich und spotlich weren inzureumen, und das Hessen in solichs thuen furnemlich mit dem keyser sich ingelassen, wabei er desto statlicher bei Sachsen und andern protestierenden, auch Frankreich und eueren fstl. Gn. verdedingt und erhalten moge werden, insonderheit der zweyte [ihren hillich = Heirat]und was demselbigen anhengig ist. Ich bedencke auch darneben und vermerckens uß allerhandt geselliger underredung, das bei etlichen verhofft wurdt, das durch den weg euere fstl. Gn. und andere desto balder zu der religionsachen solten mogen getzogen werden, dweil das bundtnuß der religion dem landtgraff freigelassen und, so euere fstl. Gn. darinnen begriffen, kundt oder mocht der landtgraff neben andern euere fstl. Gn. nit verlassen, also das dardurch des keysers furnemen deß fals auch sult zu begegnen sein und der furgenomene tractat ksl. Mt. gar wenig erschießlich.

Es hait Hg. Wilhelm von Beyern mich in kurtz verruckten tagen zu sich gefordert und angetzeigt, nachdem euere fstl. Gn. seiner Gn. alles guten vertrauwen wie dan herwederumb sein fstl. Gn. sich auch zu eueren fstl. Gn. versege, so kundt seine Gn. mir vertrauweter meynung nit verhalten, doch mit der beger, das solichs in mein herz geschlossen und nyemantz dan eueren fstl. Gn. selbst angetzeigt werde, nemlich das Hessen seiner Gn. selbst angetzeigt hette, was der keyser mit ime gehandelt und das die handlung furnemlich wider euere fstl. Gn. furgenomen, also das der keyser eygner person an Hessen hett begeren lassen, sich in dienst irer Mt. zu begeben, so wult ire Mt. verfugen, das die beide von Nassauwen uff die forderung von Catzenelbogen in[behoff?] Hessens solten abstehen und wult ire Mt. die von Nassaw in ander weg contentiern lassen, zudem auch Hessen also reichlich mit underhaltung underhalten als nye kheyn deutscher furst von eynichem keyser gehadt, mit gnedigstem gesynnen, solichs irer ksl. Mt. vetterlichn gemuts zu danck anzunemen.

Darauf Hessen irer ksl. Mt. gedanckt und gebetten, namhaft zu machen, warzu ir Mt. seiner Gn. zu gebruychen gemeint, mit erbietung etc. Dagegen der keyser geantwort, das solichs on noit, dan ire Mt. gedecht seiner zu gebruychen in sachen, der er gesessen und wol ußrichten kunne. Es hett aber Hessen sich mit gheiner antwort vernemen willen lassen, fur und yhr [= ehe] ime außtrugklich angetzeigt, gegen wen er gebruycht sult werden, also das der keyser zum letsten verursacht gewesen, selbst eyn schwer clag uber euere fstl. Gn. zu thun des mutwilligen gewalts und unrechts, so euere fstl. Gn. gegen ire Mt. der annemung Gellre halb soll begangen haben, darzu der smhae, verachtung und verwerfung, so seiner Mt. nichten, der widtwen von Meilandt2, sol begegent sein, welchs irer Mt. zuzusehen und zu gestatten kheinswegs wult geburen, und gedechte derhalben, euere fstl. Gn. mit hochstem ernst darfur anzusehen und Hessen zu dem handel zu gebruychen, versege sich auch, er solt sich darin unweigerlich ertzeigen. Daruff aber Hessen seine entschuldigung gethan und, gegen euere fstl. Gn. zu handeln, gentzlichen abgeschlagen in ansehung, euere fstl. Gn. ein furst des reichs, dem landtfridden, reichsrechten und -ordnungen underworfen und sich zu gebur und recht erbieten thete, auch irer fstl. Gn. mit blut zugethan und verwant und fur und fur gute, freundliche nachbarschaft gehalten, mit undertheniger beger, das ire Mt. den zorn wolte fallen lassen und euere fstl. Gn. by gepur und rechten gnediglich handthaben. Es wer aber der keyser uff seiner vorige meynong verblieven und Hessen abermals, sich darzu gebruychen zu lassen, zom hochsten angesoicht, also das Hessen zum lesten verursacht worden, irer Mt. anzutzeigen, das er sich nit allein wider euere fstl. Gn., sonder auch andere stende des reichs ehrn und pflicht halben nit wust inzulassen und wult darumb gebetten haben, das ir Mt. seiner fstl. Gn. solchs gnediglich wult erlassen, und das also der keyser zum letsten mit Hessen sult gehandelt haben, yhe zom wenigsten sich dahin zu begeben, eueren fstl. Gn. ghein hilf oder bystandt wider ksl. Mt. oder das huyß Burgund zu thun. Wie fern aber Hessen sich darin ingelassen, hab ich des gheinen bericht.

Es hat auch ire fstl. Gn. mir angetzeigt, das der Kard. von Mentz seiner fst. Gn. zu erkennen geben, das ksl. Mt. gleiche clag an seine kfl. Gn. selbst gethan und sich fast swerlicher wort und drouwe gegen euere fstl. Gn. vernemen lassen. Aber Mentz hab ire Mt. erinnert seiner zusage des reichslandfridens und rechtens und euerer fstl. Gn. erbietens, mit angehenkter beger, euere fstl. Gn. darubere [sic!] nicht zu beschweren, sonder euere fstl. Gn. als eyn jungen ankhomenden fursten, der auch Mentz mit blut zugethan und verwant were, in gnediglichem bevelh zu haben. Daruff der keyser sich gantz entsatzt und Mentz khein antwort gegeben. Und nachdem uß diesem und anderm des keysers furnemen, sein grimmich und zornich gemut gegen euere fstl. Gn. verstanden kann werden, sicht Beyeren fur gut an, das euere fstl. Gn. die sach nit ubersehe, sonder mit irem bauwen und festnuß, auch underhaltung euerer Gn. heren und freund fortfare und ghein ehrliche und lidliche buntnuß abschlage, dan gewisslich der keyser gedenk, euere fstl., Gn. zu gelegner zeit anzugreiffen, mit freuntlicher erbietung, womit er eueren fstl. Gn. dienen kundt, solchs wult er mit hochstem begern freundtlich furdern helfen.

Es hait der von Savoyen seinen standt und session uß geheisch ksl. Mt. boven eueren fstl. Gn. nehmen willen, wilchs aber ich ime nit gestadet, also hait derselbig sich im raich fur den fursten beclagt. Es hat aber Hg. Wilhelm von Beyern von stundt ime angetzeigt, das sein fstl. Gn. uff vielen reichstagen gewesen, aber nyhe vermirckt, das eyner von Savoyen oder vil weniger sein botschaft im reich eynichen standt gehat oder auch dem reich eyniche stuyr oder gehorsam geleist, sonder das Guylich und Cleve bei dem reich von alters gewesen, alle gehorsam geleist, auch ire session biß uff den tag loblich herbracht, derhalben die stende sich nit dahin wurden weisen lassen, Guylich ichtwas nehmen zu lassen und eynem andern ungehorsamen zu geben. Darauf der gesandter gefragt, ob er solichs an seinen hern mocht langen. Ist ime durch Hg. Wilhelm geantwort ‚jah‘ und das ime die antwort von ime, Hg. Wilhelm, selbst gegeben, mocht auch leyden, das es also ksl. Mt. angetzeigt wurde.

Gnediger furst und her! Ich vermircke uß allen handlungen nit anders dan Hg. Wilhelm eueren fstl. Gn. mit gutem herzen zugethan und gneigt, welle derhalber undertheniglich gebetten haben, das dieses mein schreiben also bei eueren fstl. Gn. und dem cantzler vertraut und verswigen pleiben moge.

Belangent die handlung mit Wirtemberg wolt Beyern darin an seinem fleiß nichts erwinden lassen.

Hg. Heinrich von Brunswich hat mir angetzeigt, eueren fstl. Gn. zu [uber]schreiben, das er die zusage, so er eueren fstl. Gn. gethan, uffrechtig halten woll und sich gegen eueren fstl. Gn. nit gebruychen lassen. Weiß aber nicht, ob ander auch des gemuts sein werden, so von dem keyser bestochen, Hessen damit meynende.

Es haben die dennische rethe sich mit mir in handlung inlassen wollen, hab aber umb Hg. Frederichs und der pfaltzgrevischen will[en] solichs dieser zeit vermyden, auch dweil ich derhalb kheinen bevelh gehapt, jedoch durch den sachsisschen cantzlern understochen, das ir bedencken an den Kf. von Sachsen und von seiner kfl. Gn. an euere fstl. Gn. mocht gebracht werden. Sie segen gern eynen fernern verstandt und bundtnuß zwischen Franckreich, Dennemarcken, Sachssen und eueren fstl. Gn.

Der keyser hait heftig mit inen gehandelt, haben aber nit beschließlich sich ingelassen, sonder bestandt gemacht byß Omnium sanctorum. Alles [sic!] des keysers furhabenden handlungen mit Dennemarcken [sein] furnemlich Gelre halber furgeschlagen. Es haben sich aber die Denen nit erkleren willen.

Trier ist nit hie, sonder sein cantzler Entschringen und der von Elß. Meinen euerer fstl. Gn. Sachen mit truwen. Des gelaidts halber hab ich mit Entschringen vertruwelich geredt. Dweil Tryr wenich [...?] ime thuet, wilt solichs vertreuwelich und zum furderlichsten verschaffen. a Entschringen wirdt morgen mit dem Moreleto und mir sich der eynen sachen, eueren fstl. Gn. bewust, in handlung inlassen. Was abgeredt, sol eueren fstl. Gn. nit verhalten bleiben–a.

Ofen ist noch unerobert, aber geschossen, gesturmpt und den sturm verlorn. Zweyen waschen sollen fast starck in Hungarn ankhomen sein. Etliche willen von 100.000, die andern von 60.000 sagen. Sy haben ein brug uber das wasser geschlagen und ist vermutlich, das Ofen entsatzt werde, fur und yhr des reichs hulf ankhomen wirdet, dan die stende furhin, b yhr sye sich in die hulf inlassen–b, durchuß insgemein eyns gemeinen friddens im reich, auch gepurlichs rechtens von ksl. Mt. willen versichert sein, und ich eracht, das solchs euerer fstl. Gn. notturft thet erfordern. Kg. Ferdinand wurdt diese woge alhie ankhomen. Man versicht sich, das alßdan euerer fstl. Gn. sach, Gelre belangendt, solt furgenomen werden. Dieselbig ire sach ist unbeschlossen noch zur zeit verblieven umb der eyl des Turckens ankhomen, wobei die notwendige hilf furhin beratschlagt und geschlossen werden moge. Versehe mich aber, das es in der sachen auch nit nach des keysers practicken und furnemen gain werde.

Ich verneme uß der rethe schreiben, das mein swager, der cantzler Gogreff, c durch des constables post–c uß Franckreich an mich sult geschriben haben de dato 25. Aprilis. Dieselbige schrift aber ist mir nit zukhomen. Zudem hab ich etliche packet an euere fstl. Gn. und derselbigen rethe durch die frantzosische post zugeschickt de dato 17., 22., 24., ultimo Maij, 7., 9. et [...?] Junij. So nun dieselbige eueren fstl. Gn. nit behendigt, were gar beschwerlich, dweil darinnen fast vertrauwete und eueren fstl. Gn. noidige sachen verfast gewesen.

Morletus und ich willen uns ferner aller sachen notwendig und vertruwelich underreden und, was zu nutz und wolfart des konings und euerer fstl. Gn. [...?] mach werden, sol durch uns, wolt Got, nit gesuympt, sonder mit hochstem fleiß gefordert werden. Dominus Reim[ondius], advocatus regius3, ist fleissig und treuw in des konigs und euerer fstl. Gn. sachen. Begert, durch euere fstl. Gn. bei der Kgn. von Navarren gefordert zu werden.

d Ich hab zu mehrmaln mit hoichster underthenigkeit an euere fstl. Gn. und derselbigen rethe der probstyen Achen halber gesch[riben], auch angetzeigt, wes fur practiken furhanden und mir mitlerzeit in der sachen begegent, aber byß zu dieser zeit khein antwort erlangt. Bitt derhalber zum underthenigsten, euere fstl. Gn. mich gnediglichen beantworten wellen und gnedige vorsehung thun, damit ich in ansehung, das die sach ruchtbar und offenbar, in der leuth spot, rede und vercleynerung nit gefurt werde. Solichs will ich gegen euere fstl. Gn. mit hochsten truwen und vleiß understeen zu verdienen–d. [...]. De dato 21. Junij 1541.

Zedel de 21. Junij: Gnediger furst und her! Nach beschluß disses briefs hab ich die gelegenheit funden, Hg. Wilhelm von Beyern anzusprechen, und hab seinen fstl. Gn. euerer fstl. Gn. dancksagung und freuntliche erpietung mit hochstem fleiß angezeigt. Daruff ire fstl. Gn. ire erpietung dermassen gethan, das sich euere fstl. Gn. im fall der noit des gentzlich zu seinen Gn. sol versehen, das er euerer fstl. Gn. leib, land und leuthen zu irem rechten nit wirdet verlassen und gedenck, neben seinem brudern, Mentz und andern, auch mit zuthun der protestirenden euerer Gn. sach, Gelre belangen, also bei ksl. Mt. zu fordern, das zum wenigsten ire Mt. euere fstl. Gn. bei gebur und recht solt verbleiben lassen, in ansehung aller gethaner gelobten, des reichs landtfridden und abscheidts, auch des geplutz und freundtschaft, damit euere fstl. Gn. den stenden des reichs zugethan. Zudem hab ich auch seinen fstl. Gn. angetzeigt, welchergestalt der Kg. Franckreich und euere fstl. Gn. sein fstl. Gn. zum hochsten wulten ersocht und erbetten haben, das die sach zwischen Wirtenberg, seinem shon und Beyern mochte hingelacht werden, mit erbiedung, wes darzu Franckrich oder Guylich fordern khundten, das sy sich des gutwillich wolten erbotten haben etc.

Daruff ire fstl. Gn. mir vertruweter und guedtlicher meynung angetzeigt, das sein fstl. Gn. [fur?] solchs der kgl. Wd. und eueren fstl. Gn. zum hochsten danck wuste, will das ouch understan zu verdienen. Aber es were nit on, das sich Hg. Otthenrich von Beyern und Hessen vorlangs in die sach ingelassen, wege und mittel furgenomen, aber bißanher unerschießlich, also das nu nuwelich in handlung dieses reichstags Wirtemberg durch Berndt Göler, seinen rath, by Beyern hette ansuchen lassen, beiderseitz rethe byein zu schicken on bysein Hg. Otthenrichs und Hessens, der verhoffnung, das die sachen also fruchtbarlich soll mogen hingelacht werden, welchs also geschehen, und weren die rethe zu Donauwerd byeyn gewesen, aber nichts entlichs abgehandelt. Und dweil furnemlich Beyerns furnemen uff zweyen puncten beruwet, erstlich des von Wirtembergs gemahel ire widomb vermog irer hulichsverschreibung [= Heiratsvertrag] zu halten, folgentz gepurliche underhaltung dem shon zu geben oder bynnen Mompelgart oder sunst im furstenthumb von Wirtemberg eynen ehrlichen standt zu verweisen und zom lesten die [pfennigen?], so Beyern Wirtemberg furgestreckt, die sich zwischen 30.000, 40.000 oder [...?] fl. verlouffen, zu betzalen oder zu versichern. Nachdem aber die wirtenbergische rethe daruff gheinen ußtrugklichen bevelh gehadt, haben sie solichs an iren gnedigen hern zu gelangen angenommen. Es sy aber biß zu dieser zeit noch khein antwort ankhomen.

Also hett sich mitlerzeit Hessen mit hochstem fleiß by Beyern bearbeit, die sach seiner Gn. zu ubergeben und zu vertrouwen. Und hait derwegen Beyern sich zum lesten gegen Hessen dermassen vermircken lassen, das sein fstl. Gn. dem landtgrafen zu ehren und umb fridlebens will[en] sich dahin begeben wult, das der wedomb seiner swester e dem von Wirtenberg–e sult nachgelassen werden und sein swester uff Beyerns kosten und uß freuntlicher, treuwer zuneygong underhalten werden. Darneben auch waby sein vetter, f der junger hertzog–f, desto besser von dem vatter gehalten mocht werden, wer Beyern urputig, die schult, g so Wirtenberg seinen Gn. schuldich–g, nachzelassen und das allein Hessen sich des befleissige, by Wirtemberg zu erhalten, ime Mompelgarte oder sunst eynen ehrlichen standt im furstenthumb Wirtemberg inzurumen oder aber eyn ehrlich jarlich gehalt geben und zu verordnen, darzu auch zu bezalung der [...?] schulden vor den jungen von Wirtemberg, die er uß notturft und armut hette villeicht also machen mussen, mit erbietung, der schuld halber fur Hessen geburliche rechenschaft zu thun, welchs alles Hessen also an sich genomen, truwelich zu handlen, der hoffnung, den handel in eynem bestendigen fridden zu bringen. Daruß man abnemen kundte, das der handlung must ußgewart sein. Im fall aber dieselbige sich zerschluge, wult er der kgl. Mt. und Guylichs als derjhenigen, da er sich eheren und gutzs zu versege, gutlicher handlung zu pflegen mitnichten abschlagen und sich darzu erpotten haben. Dan ire fstl. Gn. wult sich gegen kgl. Mt. nit anders dan freundtlich und bestendiglich ertzeigen, [...?] sich auch, ire kgl. Mt. sult auch in derselbigen meynung also beharren, wie gleichsfals ir fstl. Gn. sich des zu eueren fstl. Gn. auch versehen.

Ich hab auch nit underlassen, mit dem cantzlern Trier und dem von Elß, die dan dißes itzigen bischofs vertruwesten rethe sein, zu handlen. Und wiewol dieselbigen kheinen bevelh, hab ich dennoch uß iren anbringen so vill vermirkt, so der konig irem heren ehrliche, lydliche und annemliche wege wurde furschlagen, das villicht ire kfl. Gn. sich freuntlich sult vernemen lassen, in sonderheit dweil euere fstl. Gn. sich dahin begeben, doch was also verhandelt, das es verswigen und allenthalben vertruwelich vollentzogen wurde. Ich hab understochen, das Morletus sich mit Entschringen in vertruweliche handlung und underredung wirdt inlassen, geselliger weise von dem modo und specification der verstentenuß zu reden. Aber ich besorge, das Entschringen sich nit wirdt bloß geben, sondern furhin gneigt sein, des konigs gemut, grundt und meynung dißfals zu vernemen. Were derhalb nit unrathsam, das des vorigen bischofs Rycharts tractate ersehen und [...?] wurden und, wes die kgl. Mt. darinnen ferner bedecht zuzusetzen oder zu endern, solichs mit fugen euere fstl. Gn. zu verstendigen und das euere fstl. Gn. bevelh und instruction entfenge, wie mit Tryr abzuhandlen were, dweil ire kfl. Gn. sich vertreuwelicher mit eueren fstl. Gn. inlassen, dan sunst mit jemantz anders thun wurden, und kundten beider irer kfl. und euerer fstl. Gn. rethe unvermerckter sachen byeynander khomen4.

Dwyl sich ansicht, das uß der religionsachen ghein entlicher beschluß erfolgen wirdet, das auch der begerte frid und recht, wen der schon also bewilligt, hin und wider soll willen verstanden werden, hab ich mit etlichen chur- und fursten vertruweten rethen allerhandt underredung gehadt und wirdt by vielen fur gut angesehen, das seorsum Caesare inscio mit den furnemlichsten chur- und fursten eyn bestendiger frid uffgericht und derselbige ins werck gestalt mocht werden. Dweil nu allerhand bedencken darin syn und villicht der sachen anfang vertruwelich alhie soll willen furgenomen werden, so nu eueren fstl. Gn. etwas daran gelegen, mocht ich erlyden, das euere fstl. Gn. in dem fall ire gemut den rethen alhie oder mir gnediglich erclerten, uns darnach zu richten5. [...]. Datum 21. Junij.

[PS:] Der knecht, so umb Costentz her und Bodensehe angenomen, davon ich eueren fstl. Gn. vergangner zeit geschriben, ist nur 2 venlin, syn die Thonauwen hinab ghen Offen getzogen.

Anmerkungen

1
 Vgl. ebd. fol. 27r–27v den Notizzettel, auf dem Vlatten die in seinem folgenden Schreiben abgehandelten Punkte stichwortartig aufführt.
2
  Hgn. Christine von Mailand bzw. in zweiter Ehe von Lothringen, Tochter Kg. Christians II. von Dänemark und der Schwester Karls V. Isabella.
a
–a  Marg. nachgetr.
b
–b Marg. nachgetr.
c
–c Marg. nachgetr.
3
Raymond Pélisson, französischer Advokat, der in Regensburg in der Auseinandersetzung mit Savoyen den Standpunkt des französischen Königs zu vertreten hatte, vgl. Herminjard, Corrspondance Bd. 7, S. 58 Anm. 19.
d
–d Marg. nachgetr.
e
–e Marg. nachgetr.
f
–f Marg. nachgetr.
g
–g  Marg. nachgetr.
4
 Vgl. dazu die Abrede zwischen dem französischen Gesandten Morelet, dem Trierer Kanzler Johann von Enschringen und dem Gesandten Jülichs Johann von Vlatten, o. Ort, o. Datum, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2921, fol. 94r (Notizzettel): De abrede tzuschen H. Morleto, dem trerischen cantzler Enschringen und Johannen van Vlatten, gulischer gesanter, ist tzu Regenspurg disser gstalt gewesen: Das de kgl. Mt. von Franckreich irer Mt. gmut dem Bf. van Trier durch emants vertrauts sulle verstendigen, wie und welcher gstalt ire Mt. den bischoff tzu dienst antzunemen gmeynt, wiefern der bischoff irer Mt. tzugethan und verplicht sein sulte, mit antzeig, wes hinwidder dem bischoff derhalber tzu ergentzung [sic!] bscheyn sullt, doch das in alle weg des reichs verwentnus, ius imperii, dem bischoff furbehalten seyn, das auch disser handel mit hochster versweigenheit durch treue leuthe und, de nit an den grenitzen gesessen, verhandelt sulte werden und das de verplichtong nit uff etliche jar, sonder des curfursten leben lanck sulte gstalt werden. Soe auch ir Mt. fur gut ansien wurde, das der curfurst etliche vertraute rethe in Frankreich ader sunst uff eyne gelegne malstat abfertigen sulte, wurde es deßhalb auch an dem curfursten nit mangelen. Hette derhalber ire Mt. sich tzo ercleren, wi de sachen furgnomen sulte werden und den handel by irer Mt. selbs tzom allergnedichsten tzu fordern.
5
 Vgl. auch folgende vier Zettel zur Korrespondenz der Reichstagsgesandten Hg. Wilhelms von Jülich-Kleve, o. Datum: Mirbach-Harff Privatarchiv, Bestand Vlatten, Akte 32, (unfol.): – 1. Das gemut zwischen Sachsen, iren zustendigen und ime ist hart gegeneynander verbietert, diejehnige, so ime bißanher zum deil zugethan, tragen seines [handels] nit allenthalben gefallens. Datum ut in literis. Zedel in des probsten brief an den cantzler de data 1. Junij anno 41. – 2. Der landtgraf begert rechts wider den von Braunßwich und uberweisens desjhenigen, so er ime uberschreiben. Der keyser begert, die sach freuntlich zu vertragen. Er wult si also vertragen, das si dem landtgrafen und seinem anhang ehrlich, leidlich und annemig sein solt. Ist aber durch den landtgrafen abgeschlagen und begert, so er solicher were als ime ufgelacht, das er darfur angesehen, do aber nicht, das der ander an der gebur gestrafft werde. – 3. Es ist mir diesen tag uff hoichst vertrauwen zurkennen gegeben, das der keyser die verfaste notel der religion zom furderlichsten dem pabst und andern christlichen potentaten uff der post wirdt zuschicken ihres bedenckens und raiths daruff zu gewarten und das fur derselbigen widerkunft in der sachen khein beschluß sol furgenomen werden. Derjhenige, so mir dis vertruwet, wirdt selbst eygner person[posthirens abgefertigt] werden. Er vermudt sich aber, das mitlerzeit in meyns gnedigen hern noch andern furnemlichsten sachen des reichs nichts furgenomen, sonder das die stende mit neben- und kleinen sachen underhalten werden solten. Der bischof Lunden ist heutiges tags Hg. Heinrichen von Brunschwich begegent. Hg. Heinrich hat ime eher und die handt angebotten, er aber die handt in zusehen vieler leuthe geweigert und on aine erbietung von ime abgetreten. Nu ist nit on, das der bischof fur etlichen wochen mir vertruwelich geclaget die untreuwe, so ime von denen von Brunswich begegent, als nemlich, das er den keyser eygner person solt gewarnet haben, sich fur dem von Lunden zu [hueden], in sonderheit in sachen das landt von Gelre belangen, dweil er dem Hg. von Cleve mehr zugethan dan irer Mt., auch irer fstl. Gn. underthan geboren wer. Zudem, das der von Lunden den keyser eynen narren gescholten und den keyser by [im?] eym [koch?] und [...?] solt vergleicht haben, wie dan der keyser dieselbige stuck dem von Lunden selbst furgehalten, auch sein entschuldigung daruff empfangen und angenomen, wie dan solichs ferner zu unser ankunft (wilt Got) angetzeigt und allen umbstenden [erclert] kann werden. Ist mein bit, das diß zom hochsten [vertruwet] und verswiegen bleibe. Wirt allein darumb angetzeigt, das [...?] sich des zuschreibens [...?] meyden und des treuwen [gleitmans?] gemut erlernen moge. Er wirdt hoich als eyn underhalter aller mortbrenner hie angegeben, komen vill [testandten?] fur augen, sein auch noch vill in leben, die inen besagen.  – 4. Fruntlicher, lever swager: Vertrauliche Eröffnungen eines Gesprächspartners: Am heutigen Tag Audienz des Landgrafen beim Kaiser. Bitte des Landgrafen um Erlaubnis zur Heimreise. Bereits Anforderung der Wagen für die Heimreise des Landgrafen. Hat derselbiger sich ferner mit mir in rede eingelassen, so de sach hie tzerschlagen, wie dem handel tzo fryheit der teutschen nacion ferner nachtzutrachten were. Daruff er mir fruntlich und vertreulich enteckt, das Hg. Wilhelm tzu Beyren dem lantgraffen vertreulich zu [...?] geben, das, so die sach durch ksl. Mt. nit getroffen wollte werden, das er nitdesterweniger, neben etlichen andern eynen furstlichen usserlichen fridden und verstentnus mit den protestirenden ufftzerichten, teutschlandt by alter fryheit und herkomen tzu erhalten, nit ongeneicht were und das der lantgraf sampt andern protestirenden dem nit zuwidder syn sulten etc. Ich weiß auch, das Coln, Trier, Mentz, Phals, Wirtzpurg Munster und andere mehr dartzu nit allein gneicht, sonder desselbigen begirich syn werden. Der [keyser?] hat filfelticlich mit dem lantgraffen gehandelt, hat tzulest mit seiner eigner hant scriftlichen irer Mt. von sich gegeben, weß ire fstl. Gn. sich inlaissen kunte oder nit. Wie ich aber von vertrauten frunden versthan, wirdt dis furnemen vergeblich syn.