Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Druck: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 8, S. 110–113.
Uß der nehern, mein des cantzlers schrift an E. f. g. beschehen haben E. f. g. vermerkt, was fur ein sönderung nach dem keiserlichen furtrag, der turkenhilf halb proponirt, under den stenden des reichs eingefallen und wölchermaßen die keis. mt. durch herzog Fridrichen pfaltzgraven fleiß furwenden lassen, dardurch die sachen in samptlichen rath aller stend gezogen, auch furter gleichhellige antwurt ervolgen möcht. Was auch die stend unsers theils daruff geantwurt, darvon haben wir E. f. g. in sollichem nehern schreiben den effectum angezeigt. Domit aber E. f. g. die recht gestellt antwurt, wie die pfalzgraf Fridrichen uberantwurt, auch lesen möcht, schicken wir E. f. g. copien.
Als nun die reichsstend uff solliche handlung gestern mittwochs uff das rathhaus ervordert, ist inen in gemein durch herzog Fridrichen dis anzeigen beschehen, das die keis. mt. gern vernomen, das sie sich in ein hülf wider den Turken einlassen wollten, und das mittler zeit im heiligen reich frid und recht erhalten werden sollt. Dieweil aber die not des Turken halb groß und zugegen were, so begerte ir keis. mt., man wollte die eilende hülf unverzogenlich fur die handt nemen, die berathschlagen und bewilligen, mit beger, das auch die stend iren rath und gutbedunken anzeigen wollen, wölcher gestalt mitler zeit ein bestendiger guter frid im heiligen reich erhalten werden möcht.
Uff diß beschehen pfaltzgrafs Friderichs furhalten sein die chur-, fursten und stött, jeder in seinen rath, abgetretten. Und als nun die fursten in ir stuben gegangen, sich samptlich zu berathschlagen, haben sich hertzog Wilhalm in Bayern und hertzog Heinrich von Braunschweig neben einander gleich nach den geistlichen fursten gesetzt; und als Marggraf Georg, Pommern, Anhalt und die fursten mitsampt den gesandten der protestierenden stend in die stuben gangen, sein die beed hertzog Wilhalm von Bayern und hertzog Heinrich stillsitzen bliben, nicht uffgestanden gegen den andern fursten, als sonst die gewonheit ist; hat sich marggraf Georg mit seinen räthen bedacht, ist ein weil also steen bliben, und hat also hertzog Heinrich unsern gnedigen herrn marggraf Georgen von der session gedrungen.
Gleicher gestalt, als sich unsers gnedigen hern, hertzog Heinrichs zu Sachsen räth zwischen hertzog Ludwigs in Baiern und die Zweibrüggischen setzen wöllen, sein die bemelten Zweibrüggischen zu herzog Ludwigs rethen geruckt, und also den Sächsischen die session abgedrungen. Und ist nach dem allem weiter ervolgt, das hertzog Wilhalm des reichs marschalk [Wolf v. Pappenheim] angesprochen, umbzufragen; des er sich aber beschwert und davon protestiert, dieweil der session halben irrung were, ob er dann nicht ein jeden fursten nach seiner gespür fragen wurde, das sie ime dasselb zu gnaden halten wollten. Also ist one fursatzt [so] im rath ein aufbruch worden; und seindt die Sechsischen, sich zu bedenken, uß dem rath gegangen: denen hat marggraf Georg von Brandenburg nachgefolget; so wollt uns auch nicht gepüren, weil es die heußer Sachsen und Brandenburg belanget, stillzusitzen, sonder giengen mit Brandenburg auch uß dem rath; darnach volgten uns die Beyerischen-Zweibrüggischen und der Luneburgisch sampt den beeden fursten von Anhalt, graf Joachim und graf Hansen – also blieb von den protestierenden niemandt im rath.
Und wurden die sachen durch den churfursten zu Brandenburg, marggraf Georgen (dem sollicher begegneter mutwill sehr und beschwerlich zu hertzen gieng), item die chur- und furstlichen reth, Sachsen und uns, wie dem allem zu begegnen, gerathschlagt, und volgends pfaltzgraf Fridrichen in beisein hertzog Wilhalms, hertzog Heinrichs von Braunschweig und der andern fursten und der abwesenden pottschaften allen diser furhalt gethon, das er, marggraf Georg, und seine vorfahren des churfurstlichen hauß Brandenburg allweg und je ir session im reich vor Braunschweig hergepracht, daran auch jetzt durch hertzog Heinrichen thätlich und mutwilliglich verhindert und also an seiner posseß turbiert und betrüebt were; mit bitt, die keis. mt. wollte mit hertzog Heinrichen verschaffen, ine an seiner prerogativ unentsetzt zu lassen; wo nit, so müeßte man nach mitteln gedenken, dodurch marggraf Georg bei seiner posseß beleiben möcht.
Des verantwurt hertzog Heinrich von Braunschweig mit dem, das er marggraf Georgen keiner prerogativ gestuende etc. mit dem anhang: weil man sich etlicher trowort vernemen lassen, ob er dann auch mittel und weg furnemen wurd, so wollt er sich derhalben hiemit entschuldigt haben. Marggraf und die erbainungsverwandten hinwider: hertzog Heinrich sollt dieselben mittel und weg dermaßen furnemen, das man sich des zu ime versehen möcht etc.
Und diser anzeig nach, wölche pfaltzgraf Fridrichen und andern keiserlichen commissarien beschehen, sein volgends der churfurst von Brandenburg, marggraf Georg personlich, die churfurstlichen und die andern sächsischen reth und wir nach mittentag vor der keis. mt. erschinen und irer keis. mt. in beisein der kön. mt. eröffnet, was unschicklicheit und mutwillens sich hertzog Heinrich heut understanden, uber das, das haus Brandenburg anderst herkomen [so]. Darus ir keis. mt. zu vernemen, wer die sönderung verursacht, das heut zu samptlicher handlung nicht hett mögen gegriffen werden; und were irer mt. darunter nicht verschont; so möchten zu erhaltung des hauß Brandenburg gerechtigkeit andere weg furgenomen worden sein; mit bitt, marggrafen und den Sächsischen ir session zu verschaffen, dann es wollt schwer falhen, von gemeines des reichs sachen zu reden, do sie darunder des irn sollten entsetzt werden.
Daruf hat die keis. mt. geantwurt, das sie disen stritt gantz ungern gehort und sich versehen, die fursten sollten sich zu einander gethon und von den sachen geratschlagt haben; hett sich auch versehen, die fursten sollten sich in habendem gleit, darinnen sie jetzt weren, solcher scharpfer wort, wie dann ir mt. geschehen zu sein berichtet were, enthalten haben, ferrern unlust zu vermeiden; weil es sich aber also zugetragen, so wolle ir mt. einsehens haben; doch weil man in dem gleit hie were, so sollten sich bede theil mit worten und werken gleitlich halten.
Brandenburg, Sachsen und wir begegneten irer mt. wider: wir hofften, ir mt. hett sovil vermerkt, das wir zur sönderung nicht ursach gegeben; so könnten sich auch ir mt. erinnern, wes marggraf Georgen nehermals in der kirchen vor irer mt. von hertzog Heinrichen begegnet, do dann sein f. g. wol hetten uf weg könden bedacht sein, wo irer mt. darunder nicht verschont worden; und wollte er, marggraf, zu keiner weiterung ursach geben; wo es sich auch sollt zutragen, wollten sich sein f. g. irer mt. begern nach der gepür halten.
Also hat sich die keis. und kon. mten. in die handlung geschlagen, etliche furschlag gethon, namblich, das der marggraf einen tag hinauf gehn und den andern seine räth schicken; also sollt es auch hertzog Heinrich halten, und mit einander abwechseln. Wir haben aber in stattlichem rath funden, das dem marggrafen solch furschlag und mittel keins wegs einzureumen gewest, dann er hett sich domit von seiner posseß geben; zu dem, wann hertzog Heinrichen der vorsitz gestattet werden sollt, so wurde volgen, das der marggraf sein session nach allen hertzogen allererst nemen und nahent bei E. f. g. sitzen müeßt; wölliches ime gantz untreglich, nicht zu rathen oder zu willigen geweßt. Ist auch irer mt. gewegert und zu anderer handlung komen, darinnen es auch noch unerledigt steet, die wir E. f. g. neben dem, wie diser stritt zum endt komen würdet, bei nechster pottschaft berichten wöllen. Sein E. f. g. etc.