Beratung des 1. HA (Religionsvergleich) in einem interkurialen Ausschuss. Forderung der protestantischen Kff. nach Aufhebung des Geistlichen Vorbehalts.
/102/ (Vormittag) Kurfürstenrat. Mainzer Kanzler proponiert: Nochmalige Beratung der Resolution des FR zur Geschäftsordnung sowie zum Erbieten des KR, den Verhandlungsmodus beim 1. HA (Religionsvergleich) festzulegen.
/103/ 1. Umfrage. Trier: Wie am Samstag: Vorrangige Beratung der Religionsfrage in einem interkurialen Ausschus. Item dweil der augspurgische abschiedt vermag, das neben dem religions puncten alle andern nottwendigkaiten alhie solten beratschlagt werden1, were der punct der turckensteur dabeneben in ordinari rethen zu tractieren.
Köln: Zu beiden Punkten wie Trier.
Pfalz: Hetten sich in iren befelchen ersehen und seindt einig, das religions punct solte der erst sein. Hetten sich auch vernemen lassen, das derselbig solte fur allen der erst erledigt sein. Also zuverstehen, wen man de forma reden wolte, /104/ das sie sich ferner wolten vernemen lassen. Wolte Pfaltz nit liebers, dan der sachen einmal abgeholffen. Erinnern sich auch, wes hiebevor durch colloquirn und anderst mit beschweren costen fürgangen. Erinnern sich auch, das zu Augspurg solle der punct tractiert worden sein, da doch nist2 gehandelt dan allein religion fride, gestelt biß zu entlicher vergleichung etc. In dissem religion fride were begriffen ein punct von der gaistlichen freistellung3, welcher beschwerlich, also das keiner nit ongestrafft zu der augspurgischen confession schreiten moge, und also an seinem gewissen gesperret. Welcher punct auch nit von den confessions verwandten verwilligt, sonder von koniga eingesetzt in abschiedt4. Dweil dan disser punct dermassen geschaffen, das sich auch etliche nit /105/ werden durffen außtrucklichen vernemen lassen5, und also on frucht von sachen der religion der handel anzufahen, derwegen erachtet Pfaltz, dissen puncten der gaistlichen freistellung widerumb abzuthun und derwegen die kgl. Mt. zuforderst zu ersuchen. Wen das geschehen, hetten sie auch befelch, ferner de modo, forma und presidenten etc. sich mit den andern einzulassen. Bitten, in dißem sich mit inen zu vergleichen. Sonst, ausserthalb dessen, hetten sie befelch, sich in kein weiter handlung einzulassen6.
Sachsen: Beratung des 1. HA (Religionsvergleich) gemäß Passauer Vertrag7
in einem Ausschuss. /106/ Wusten ire kfl. Gn. sich auch des religion fridens, zu Augspurg aufgericht, zu erinnern. Darob gedechte sein kfl. Gn. zu halten. Bethen, die andere churfursten wolten gleichsfals thun. Es erinnern sich auch sein kfl. Gn. des punctens der geistlichen freistellung, darin die confessions verwandten nie gewilligt. Darauß erfolgen wurde, das in kunfftiger handlung dißes verhinderlich, namblich, wie Pfaltz, das nit jederman libere reden durffen8. Zu deme so were allerhandt mißvertrauen darauß zu gewarten. Ideo den gaistlichen, bischofen, prelaten zuzelassen, zu irer religion zutretten oder aber den puncten gar auß dem abschiedt hinwegk zethun9.
Brandenburg: Ir her seye auch der mainung, obe dem religion friden zu halten und daruf der religion sachen helffen zu furdern, wes passauischer abschiedt mitpringt. /107/ Es hetten aber ire kfl. Gn. den puncten der gaistlichen freistellung gantz beschwerlich befunden, denen auch durch die zu Augspurg gehabte rethe widerfochten; wie er dan per confessions verwandten nit bewilligt. Dweil er dan irer religion zum hochsten zuwider, so stimmet er mit Pfaltz und Sachssen.
Mainz: Zweivelt nit, Meintz werde der meinung sein, den [Frieden in] religion- und prophan sachen zu halten. Derwegen dan zu Augspurg so weit gangen. Und da man nit gemeiner sicherheit halben solchs gethan, hette man nit so weit mögen gehen10. Darauß mennigklich innerhalb und ausserhalb teutscher nation zu spuren, das Meintz den friden gesucht. Sonst /108/ hette sich nit gezimen wellen, so ver11 zugehen. Sovil aber disse beratschlagung anlangt, darumb man beisamen und daruf man furstenrathe vertrostet, ferner von sachen zu reden: Daruff erinnert er sich des passauischen und augspurgischen abschiedts und halt es darfür, das die religion uff ein verordnung zu stellen vermoge passauischen vertrags. Wo solchs also furgehen solte, wolte sich Meintz erpotten haben, solchs zethun helffen, domit gespurt, Meintz der vertrege eingedenck zu sein. Und das darneben moge in andern puncten gehandlet werden, wie sich in rethen gepurt. Und dweil etliche erachten, zuforderst den augspurgischen abschiedt und religion friden widerumb zu tractieren: Daruf mochte man ferner reden.
2. Umfrage. Trier: Zur Verfahrensfrage wie in 1. Umfrage.
/109/ Köln: Similiter.
Pfalz: Beharren auf der Einlassung zum Geistlichen Vorbehalt und auf dem Befehl des Kf., dass sie ausserthalb dessen weiter nit zu gehen. Bathen umb vergleichung von Trier, Coln und Meintz.
Sachsen: Ires hern meinung seye gar nit, den religion friden in zweivel zu setzen, sonder den in der substantz zuhalten gemeint und auch darzu vermanen zu helffen. Item der religion halben passauischen vertrag nachzusetzen, namblich zu reden, durch welche mittel die zu vergleichen12. /110/ Dweil aber der gaistlichen vorbehalt nit in den religion friden gehorig, auch nit bewilligt, sonder von konig eingesetzt, derselbig auch dem ausschuß verhinderung pringen wurde, so erachtet Sachssen fur ratsam, das den geistlichen zuzelassen, zu irer religion zu tretten13, oder den puncten auß dem abschiedt zu pringen. Dan zuermessen, die vota, so libera, sonst im ausschuß dardurch gesperret, und zu dem diß dem vertrauen dienlich.
Brandenburg: Ir her seye auch nit der mainung, verglichene ding zu retractieren. Dweil aber dißer puncten der geistlichen freistellung nit bewilligt oder in friden gehorig, so ist Brandenburg der mainung wie Pfaltz und Sachssen. Seye disser punct dem religion friden zuwider, konnen die kunfftige tractatus in viel wege verhindern und betrüben etc., ut supra.
/111/ Mainz: Zum Verfahren wie in 1. Umfrage. Last sonst bei dem abschiedt14 pleiben, wes vorhin gesetzt und geordnet.
3. Umfrage. Trier: Wie zuvor. Ansonsten last ers bei dem abschiedt und was gesetzt und geordnet, pleiben.
Köln: Similiter. Der abschiedt were getruckt und lege da.
Pfalz: Wie zuvor. Were auch meher beschehen, wes etwo /112/ auf andern Reichs tagen verabschiedt, das es nachmals auß andern bedencken abgeschafft; wiewol disser punct15 in abschiedt nit gehorig.
Sachsen, Brandenburg: Ut supra.
Mainz: Wie zuvor. Dabeneben, das die religion nit zu teilen, sonder da man die tractieren welle, das man den stehen lasse und ufrichtig und redlich handle, wie sich gezimbt. Hette yetzmals kein andern befelch.
4. Umfrage. Trier: Hat kein befelch, ichtwes im abschiedt zu endern. Seye der religion punct nit zu theilen.
Köln: Similiter.
/113/ Pfalz: Last es bei voriger anzaig.
Sachsen: Similiter. Und furet abermals ein, das der angezogner punct nit in religion friden gehorig. Mochten die sachen biß gen morgen in bedencken gezogen werden.
Brandenburg: Wie vorb. Mogen die sachen weiter bedacht werden.
Mainz: Wie zuvor. Last geschehen, das man die sachen weiter bedencke16.
Beschluss: Vertagung bis Freitag.