Keine Einigung zu den Bedingungen der geistlichen Stände für das Kolloquium. Beschluss einer geteilten Resolution an den Kg.
/127’/ (Vormittaga
) Religionsausschuss. Mainzer Kanzler proponiert: Fortsetzung der Beratung vom vergangenen Samstag.
1. Umfrage. Kurtrier: Beharren darauf, dass auch die beiden strittigen Bedingungen der geistlichen Stände für das Kolloquium1
expresse specificiert2.
Kurköln: Wie Kurtrier.
/128/ Kurpfalzb
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: Es weren von dreisig jaren her wege gesucht, wie man mochte religion vergleichen. Darundter dan letzlich vier wege furgefallen, under welchen konig und stendt inen colloquium gefallen lassen. Und wurde numeher daran sein, das man uff die wege einer reformation und christlichen vergleichung gedechte, darunther der grundt das heilig wort Gottes. Und nachdem hievor colloquia gehalten, weren verhinderungen furgangen, darumb sie one frucht. Solche verhinderungen weren yetzt abzuschneiden. c–Erinnerten sich auch actorum colloquii, anno 41 gehalten, darin man sich etlicher puncten verglichen, die ubrige aber, so unverglichen, sambt den andern an keiser gelangt. Keiser solchs den stenden furpracht, stendt die unberatschlagt dem kaiser widerumb zugestelt, die sambt dem legato zuberatschlagen. Aber were verplieben und verschoben in ein concilium, demselbigen die fürzupringen–c
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4. Was /128’/ nun in mittel fur concilia gehalten, wuste man, namblich partheyischd
,
5. Und nachdem die catholici hievor concilium urgiert, biß konig ir decretum interponiert6, und numeher widerumb uf ein solch concilium getrungen, konten sie sich der gedancken nit erweren, das man hernachmals die acta disses colloquii wolte in ein concilium wie hievor gelangen. Und wuste man nun, das ein solch concilium, als protestanten vil jar begert, noch bei menschen gedencken nit zuerhalten. e–Und wurde darauß erfolgen, das diß colloquium allein simuliert sein soll. Wen es die meinung, mochte man es außtrucklich sagen, domit man nit zeit verluhere–e
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f. Aber ires ermessens were neher hinzu zu gehen, das man gedechte, wie man zu einer christlichen reformation komen moge, deren gaistlichen vor andern vonnoten. Und konte solche reformation im colloquio wol geschehen. Da aber ein concilium zuhalten, wie es ante primatum pontificis gehalten, /129/ were inen nit zuwider. Aber seither pabst primatum erhalten, were darzu nit zekomen. Darumb ersuchen, gaistlichen wolten nit lenger difficultieren, nam hilarem datorem diligit deus7. Und, alß oblaut, das die zwo unverglichene qualitates auf inen diß und alle vorige verhinderung der colloquien tragen, konten sie nit darin bewilligen, dan sie besorgen, nach dem colloquio werden geistlichen acta colloquii an das concilium wellen verschieben und sich nichst reformieren und nichst endern. Wen solchs sein solte, were es pesser, das man nichst anfinge dann also. Sonst kgl. Mt. zweierlei bedencken fürzupringen8, oder wolten ad partem konig ursachen furtragen.
Kursachsen: /129 f./ Passauer Vertrag und RAb 1555 geben Religionsverhandlungen im Ausschuss mit der Ergänzung vor, dass der Religionsfrieden weiter Bestand haben soll, falls die Vergleichung scheitert9
. /129’/ Darauß zuverstehen, das sie concilio nichst derogieren. Das aber gesetzt werden solte, das dem concilio nichst begebeng, truge auf ime, das man es deuten wolte auf papistische concilia; welchs inen unleidlichen. Und musten auf den fal zugesetzt werden solche effectus, das es, concilium, seye, wie es confessions verwandte begert, nemblich frei etc. Sovil aber standt, eheren unverwißlich etc. [betrifft], were zuzesetzen: Doch der reformation unvergrifflich. Welchs aber weitleufftig. Und solte auch zugesetzt werden, das es, colloquium, confession verwandten unverletzlich. Aber zu vermeidung aller restriction schliessen sie mit Pfaltz.
Kurbrandenburg: Da die qualitates erwogen, weren sie nit /130/ hoch zu bestreiten. Aber propter vitandam calumniam weren sie zuumbgehen auß sonderlichen ursachen, das colloquium sol unverpuntlich sein und das man nachmals notturfft furzuwenden. Erachten, das forma colloquii ex anno 46 furzunemen10, und wes darauß ab- oder zuzethun, zuberatschlagen.
Kurmainz11
: Wie Trier und Köln, damit es nit hernachmals darfur gehalten, alß hette man den weg colloquii eligiert und concilium excludiert.
Österreich: /130 f./ Haben keine Einwände gegen die explizite Vorgabe der Bedingungen. Da dies aber von den CA-Ständen /130’/ difficultiert und ires ermessens die qualitates alle under dem general begriffen, alß weren sie des bedenckens, das der stilus, wie hievor in andern colloquiis gepraucht, genomen und die consultation nit lenger aufzuhalten12. Im fal aber die catholici nit abstehen wolten, alßdan kgl. Mt. zweyerlei bedencken fürzupringen.
Bayern: Weil man vermeint, die qualiteten, so gestritten, das dieselbige under den andern begriffen13, so weren Bayerns erachtens die qualitates auch zuexprimieren außtrucklichen, kunfftige disputationes zuvermeiden. Halten sie die auch also geschaffen, das sie augspurgischer confession unnachtheilig. Wofer man sich nit zuvergleichen, alßdan mit gespaltenem bedencken für den konig zu komen.
Salzburg: Wie Bayern in effectu.
Pfalz-Zweibrücken: Wie der weltlichen churfursten rethe.
/131/ Augsburgh
: Da man sich zur Entscheidung strittiger Punkte allerseits auf die Heilige Schrift beruft, sich aber vielerlei parten in unterschiedlicher Auslegung darauf stützen, so muste ein concilium sein ad definiendum, quia potestas est concilii, ut definiat. Darumb weren sie bewegt worden, concilium furzubehalten. Und da man nit außtrucklichen inserieren wurde disse qualitet, so wurde erfolgen, obe hetten gaistlichen ichtes begeben, das inen nit gepurei. Derhalb fiat specificatio istius qualitatis. Were ire meinung nit, das man solte dardurch confessions verwandten ichtes vernachtheiligen. Der andern puncten halben: Were nit zu zweivel[n], das /131’/ menniglichen reformatio abusuum annemblich, zweiveln auch nit, ein yeder gaistlicher leiden werde mogen correctionem abusuum. Aber solche correction were alwegen per universale concilium ergangen, wie auch solchs der ordenlich weg. Das dan keiser hievor anno 41 articulos non conciliatos colloquii ad concilium gelangt, were auß guten ursachen beschehen, dan solchs ordenlich. Schleust in summa mit Bayern, alle obscuritates zuvermeiden, et quod lex dicatur expresse.
Brandenburg-Ansbach: Wie Kursachsen.
Württemberg: [Auf] die form der alten colloquien zugehen und weitleufftigkait zuvermeiden. Alioquin referantur opiniones regi.
Hessen: Wie der weltlichen churfursten rethe, aut fiat regi relatio.
Prälaten: Konnen in kein colloquium willigen, dardurch /132/ auctoritati concilii ichtes prejudiciert.
Wetterauer Gff., Stadt Straßburg: Wie die weltlichen Kff. Geteiltes Referat vor Kg.
Stadt Schwäbisch Gmünd: j–
Geteiltes Referat vor Kg., ansonsten wie zuvor
–j.
Kurmainz: Geteiltes Referat vor Kg. oder weiterer Kompromissversuch?
/132 f./ 2. Umfrage. Einhelliger Beschluss: Übergabe einer geteilten Resolution an den Kg.
/132’ f./ Fazit: Keine Einigung zu beiden strittigen Bedingungen für das Kolloquium, da die geistlichen Stände sowie Bayern und die Stadt Schwäbisch Gmünd auf deren expliziter Festlegung beharren. Deshalb Beschluss, dem Kg. eine geteilte Resolution zu übergeben.
Daraufhin formuliert Mainz das Konzept für die Resolution des Ausschusses. Da aber Kursachsen
/133/ und etliche meher sich horen lassen, das sie bedacht, ire meinung selbst zu fassen und in eim sondern papier kgl. Mt. furzupringen14, stehet ferner de forma relationis zuratschlagen15.