Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb
Veranstaltung des Kolloquiums nicht neben dem derzeitigen RT, sondern ab 24. 8. 1557 in Worms oder Augsburg. Besetzung: Präsident, je ein Kff. und ein F. jeder Religion als vier dem Präsidium zugeordnete Assessoren; je Religionspartei jeweils sechs Kolloquenten, Adjunkten und Auditoren sowie je zwei Notare. Bitte an den Kg. um persönliche Übernahme des Präsidentenamtes. Verhandlungsleitung durch Präsident und Assessoren. Handgelübde der Kolloquenten und Adjunkten: Geheimhaltung der Verhandlungen. Rechtssicherung der Kolloquenten und Adjunkten. Ablage der Kolloquiumsakten in einer mit drei Schlössern gesicherten Truhe. Vorlage der Akten auf dem nächsten RT. Qualifikation der Kolloquenten. Regelung ihres Vortrags. Qualifikation und Funktion der Adjunkten. Benennung von Ersatzleuten beider Religionsparteien für Kolloquenten und Adjunkten. Qualifikation und Funktion der Auditoren. Aufgabe der Notare. Vierfache Ausfertigung der Kolloquiumsakten. Finanzierung des Kolloquiums durch die Reichsstände.
Konz. im Religionsausschuss angenommen am 22. 2. 15571. In FR und SR gebilligt am 22. 2.2 Dem Kg. übergeben am 23. 2.3 Von den Reichsständen kopiert am 24. 2.
HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 486–492’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Februarii 1557.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 220–228’ (Kop. Überschr.: Gemeiner stennde bedenckhen auf der röm. kgl. Mt. zwaite resolutionschrifft inn der religion sach etc. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 24. Februarii anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 115–121’ (Kop. Überschr.: Dritte bedencken der churfursten rethe, erscheinenden fursten, stendt unnd der abwesenden potschafftenn in negotio religionis, das colloquium betreffendt.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 481–488 (Kop.). HStA Dresden, Loc. 10192/6, fol. 307–315’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. E, fol. 47–52’ (Kop.). Im Zusammenhang mit den vorausgehenden Verhandlungen referiert bei Wolf, Geschichte, 54 f.; Laubach, Ferdinand I., 188 f.
Die Reichsstände wollen es bei dieser Resolution in underthenigkheit bewendten lassen. Seindt auch darauf urputtig, obberüert colloquium, sovil an inen, imer möglichen zubefurdern. Da sie dazu aber erwogen haben, das yetztmals alhie
Darauf einn ansehenlicher president, auch die churfursten, fursten unnd ständt der alten religion5 einen churfursten und einen fursten aus inen unnd die churfursten, fursten unnd stenndt, der augspurgischen confession verwanndt, einen churfursten und einen fursten aus irem mitl als assessoren vermögt, unnd dann beder jetzt bemelter religionen verwandten stenndt etzliche gotzfurchtige, gelerte, schiedtliche unnd fridtliebendt personen zu colloquenten, adjuncten, auditoren unnd notarien, so noch uf jetzt werendem Reichs tage zubenennen, nemlichen von wegen der alten religion sechs colloquenten, sechs adjuncten, sechs auditoren, zwen notarien, unnd entgegen von wegen der augspurgerischen [!] confession gleicher gestalt auch sovil verordnet unnd abgefertigt hetten, mit bevelch, diser sachen halb allen möglichen vleiß unnd ernnst furzuwennden unnd nit zuverfeyren in deme, was zu cristlicher vergleichung der strittigen religion, zu befürderung der ehr Gottes, zu ergrundung der warheit seines heyligen
Khundten auch, also villa ein solchen ansehenlichen presidenten anlangt, anderst nit befinden, dan woverr die röm. kgl. Mt. anstat högstgedachter ksl. Mt. unnd fur sich selbst als das oberhaupt im Heiligen Reich sich hiemit allergnedigst unnd väterlich zubeladen geruchte, das alßdan durch irer kgl. Mt. personlich beywonen solch colloquium und desselbigen proceß nit allein ohne allerhanndt weitleüfftigkeit und unnotturfftige disputation fur- und abgeen, sonder das auch umb desto mehr alle heilsame, erspriesliche befurderung unnd vermittelst götlicher gnaden endtliche außrichtung ervolgen wurde und zugewarten.
Unnd lanngt demnach an die röm. kgl. Mt. der stende, räthe, potschafften und gesanndten aller underthenigist, gehorsam vleissig bith, dieselbig wolle Gott dem almechtigen zu lob, auch gemeyner wolfart der teutschen nation, unserm geliebten vaterlanndt, zu aufnemen unnd guetem gedeye[n] eigener person disem colloquio beywonen unnd darinn sambt den zuegeordneten chur- unnd fursten als assessoren zu presidiren aller genedigist bewilligen.
So ermessen sie doch, das nach aller gelegenheit der presidenten unnd der assessoren sonndere, guete versehung zuthun, damit in solchem colloquio durchaus aller uberfluß, auch hessigkeit, verunglimpffung unnd convicia zwüschen den personen vermitten unnd keiner dem anndern unbescheidlicher weise in seine rede einfall, sonnder ein jede parthei seiner notturfft auf maß, hieunden begriffen, außgehört und dise collation, freundtlich vertreulich gesprech zu cristlicher, guetlicher fruchtbarkeit fur- unnd abgeen möge.
Unnd erwegen die stänndt, räthe unnd potschafften hiebey auch fernner, das ein sonndere, drey schlußige truhen10 aufzurichten und zuverordnen, darinnen alle prothocolla, acta, geschrifft unnd hanndlung nach jedes mals geendigter audients unnd gesprech gelegt wurden, davon die röm. kgl. Mt. als president einen, die assessores von der alten religion den andern unnd die assessores von der augspurgischen confession den dritten, alles underschiedliche schlüsseln, zuhaben und nach geenditem colloquio biß zu negster Reichs versamblung11 (daselbst hin dise truhe zubringen unnd den Reichs stenden notturfftige relation zuthun) zubehalten12; dise truhen auch annderst nit, dann in gemeiner audientz und wen colloquirt wurdet, zueroffnen.
Jedoch da sich eines oder mermals zuetragen oderc begeben wurde von wegen ungleichmessigen verstandts oder aber anderer gelegenheit halben, das von nöten, die prothocolla unnd acta zu revidiren: In deme er-
Es solte auch diß colloquium an einem dartzue verordneten orth zuhalten unnd niemandts anderst dan obbemelte personen unnd die jhenigen, so ire kgl. Mt. als president und bede chur- und fursten als assessoren aus irem [!] geheimbsten räthen, doch keiner uber zwen unnd uf vorgeende gleichmessig angelübt, hierzue zihen möchten, weder zum reden noch zum anhören zuetzulassen sein.
Weiters die colloquutoren betreffendt: Wiewol deren, als oblautd, auf jeder seitten sechs, auch alle gotsfurchtige, gelerte, verstendige, der heiligen geschrifft erfarne, fridtliebendt, schidtliche personen sein werden, so bedenckhen die stendt, räthe unnd potschafften doch, das von wegen der alten religion durch und von wegen der augspurgerischen [!] confession auch durch eine person aus den colloquenten beiderseits an stat der anndern, welche jedes mals eim oder deme andern theil nach gelegenheit der artickel und materi, so furkomen, gefellig sein wurdet, die furtreg unnd bedenckhen uber dieselbige artickel, so zuhanndlen,
Was dann die adjuncten betrifft, erwegen die stendt, räthe unnd potschafften, das dieselbige in der antzal, wie obgedacht, nemlichen uf jeder seiten sechs, nit weniger qualificirt sein solten als eben die
Unnd da sich zuetrageng, das in werendem gesprech obbemelter colloquenten einer oder mer uff einem oder dem andern theil thots verfallen oder sonnst durchs leibs schwacheit oder andere zuefehl dermassen verhindert wurde, das er oder sie disem wergkh nit vor sein könnten, uff solchen faal wurdet bedacht, das dessen oder deren stat alsbaldt jeder zeit aus der zall der adjuncten widerumb erfüllet unnd ersetzt werden unnd nichts desto weniger furzugeen sein solte. Demnach dan auch dem ganntzen wergkh furtreglich zusein bewogen, nit allein diser ursachen halb, sonnder auch auf den faal, da den jenigen, so alhie zubenennen, vor deme dis colloquium seinen furganng erraicht hette, gleichmessige verhinderungen zuestunden, das beder religion verwandten stenndt auch uber die bestimbte antzal sich irer gelegenheit mit noch etlichen theologen als super numerariis gefast machten, h–wo deren von nötten–h, gewiß zu sein, die zal der adjuncten jedes mals damit zuergentzen und dieselbige alsdan in gleiche gelüdt wie die andern zunemen, damit diß orts dem gantzen wergkh keine verhinderung entstee.
Es bedenckhen auch die stenndt, räthe und potschafften der zu disem colloquio gehörig notarien halb (deren von einem jeden theil zwen zu disem colloquio zuverordnen), das dieselbigen nit allein verschwigen unnd zum excipiren tauglich unnd geschickt, sonnder auch der sachen, so verhandlet, selbst verstendig seyen unnd die terminos theologiae woll wissen. Welche all solche gespräch, so furgeen werden, sovil nottig und der sachen dienstlich, vleissig unnd treulichen in einen jeden audientz in ire prothocolla vermergkhen, acta alsbaldt verfertigen, dieselbige allmallen, vor deme mann aus dem colloquio
Unnd sollen die notarien hieruber und dan, das sie alle sachen verschwigen unnd in gueter geheimb halten wöllen, von den presidenten und assessoren leiblich beeidigt werden.
Beschliesslichen, nachdem auch furgefallen, ob wol die röm. kgl. Mt. als obrister president, auch die vier chur- unnd fursten als assessores zweifels ohne unbeschwerdt sein werden, gemeyner wolfart zu guetem uf iren khossten disem colloquio beyzuwonen, auch die churfursten, fursten unnd stendt, so die auditoren beiderseits zuschickhen (daruber man sich alhie noch zuvergleichen), dieselbige auf iren khosten bey solchem gesprech mit liferung zuunderhalten, das nichts desto weniger uff die colloquutores, adjuncten unnd notarien nit ein geringes zu irer notturfftigen unnderhaltung auffghen müesse: Dieweil dan solche personen alle inn gemein von bederseits religionen zuverordnen, wurdet bedacht, das eines jeden theils der alten religions und augspurgerischen [!] confession verwandten sich solcher underhaltung, auch diser personen ergetzlichheit halber, uffs besst sye mögen, vor eröffnung dises Reichs tags abscheidts zuentschliessen.