Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nürnbergs friedbrecherische Gewalttat gegen Fritz von Lidwach als Rechtfertigung für Berlichingens Vorgehen gegen die Rst.

ohne Ort, 23. Mai 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 15a u. b, Kop.

Wist, Bm. und rate der stat Nürmberg, nachdem ich euch zu mermaln umb mein spruch und voderung schriftlich ersucht, auch mich umb dieselben sprüch und beschwerd fur etlich Kff. und Ff., gaistlich und weltlich, zu verhor und aller pillichait erboten, das aber alles durch eurn gepreuchlichen gewalt und hoemut gewegert und veracht und also unangesehen meins oben angezaigten erpietens uf eurm gewaltsamen hoemut und furnemen bestet und vermaint, eur pose myßhandelung, die ir an meinem frunde und gesellen Fritzen Lydwach wider ksl. ufgerichten landfriden, wider recht und alle pillichait begangen habt, mit gewalt zu verdrucken, dieweil mich dann mein manigfaltig erpieten, wie obvermelt, nit hat wollen furtragen und ir euch mit solcher eurer ungehorten myßhandlung und tat selbs in die ksl. acht verwürkt, wirde ich geursacht, weiter meiner noturft nachzugedenken, gegen euch und den eurn furzunemen und zu handeln. Und wes ir oder die eurn von mir und mein gebrotten [= im Brot/Dienst stehenden] knechten, so ich yetzo hab oder hernach bekommen mag, auch fur mein helfer und helfershelfer schaden nembt, wie der namen gehaben mag, nichts ausgenomen, will ich fur mich, mein geprotte knecht, helfer und helfershelfer mein ere hiemit gnugsam verwart und ob wir ainicherlay verwarung mer noturft wern, hiemit auch getan haben und euch oder den eurn von ern oder rechts wegen nichts schuldig sein zu antworten, sonder mit hilf des Allmechtigen euch mit laut meines schreibens zu furkommen und abtrag zu pringen gedenken well. Datum ufm schmaln steyge, darauf ich euch, ob Got wil, suchen will, under meinem bey ende der schrift geprechenhaft meins insigels mit meinem petschir versigelt und mit meiner hand underschriben am suntag nach vocem jocunditatis Ao. etc. 12.1

Anmerkungen

1
 Ein weiterer Fehdebrief von Berlichingens Helfer Leonhard Birckner an Nürnberg vom 18. Mai 1512 (dinstag nach vocem jocunditatis) ist gedruckt bei Kamann, Fehde, S. 82 Beilage VII. Birckner nennt sich darin selbst Birckhamer, entstammt aber nicht der bekannten Nürnberger Familie Pirckheimer und „gehörte wohl auch nicht dem fränkischen Landadel an“. Ebd., S. 113 Anm. 52 (mit weiteren Angaben zur Person Birckners). – Zu den Hintergründen und Motiven der Attacke auf die Kaufleute vgl. auch die Angaben in Berlichingens Autobiographie, gedruckt bei Ulmschneider, Mein Fehd und Handlungen, S. 91-95.