Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Probleme bei der Identifizierung und Bestrafung aller Beteiligten am Geleitbruch bei Forchheim; [2.] Bestimmungen des Reichslandfriedens zur Behandlung friedbruchverdächtiger Personen; [3.] Benennung entsprechender mutmaßlicher Beteiligter am Forchheimer Überfall; [4.] Notwendigkeit konsequenter Ahndung des Geleitbruchs durch Ks. und Reichsstände; [5.] Bitte an den Ks. um Ernennung des Reichskammergerichts zum Kommissar in der Geleitbruchaffäre, Vorladung der Verdächtigen durch das Gericht zur Leistung des Purgationseides; [6.] Spezieller Purgationseid für den würzburgischen Amtmann zu Zabelstein und den Zentgrafen zu Donnersdorf; [7.] Sofortige Verhängung der Reichsacht bei verweigerter Eidleistung; [8.] Geleit des Reichskammergerichts für die Vorgeladenen; [9.] Notwendige Regelungen für den Umgang mit dem Eigentum von Geächteten und insbesondere dem Besitz Götz von Berlichingens; [10.] Auftrag an Meyer zur Erlangung eines ksl. Ersuchens an die Reichsstände um Mithilfe gegen die Geächteten; [11.] Auf Verlangen des Ks. gerichtliche Anhörung von Zeugen des Friedbruchs, beschleunigte Abwicklung des gesamten Verfahrens; [12.] Bitte an den Ks. um Erlaß der Kommission auch ohne vorherige Absprache mit den Reichsständen; [13.] Wunsch nach ksl. Aufforderung an die Reichsstände zur Festlegung der vorgesehenen Hilfe.

[Trier, 17. Juni 1512]

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 53b-59b, Kop.

[1.] Hernach volgen die artikel, darauf ksl. Mt. gebeten werden soll, ain commission an das camergericht zu geben etlicher person halben, so des bambergischen glaitsbruchs in vehdlichem verdacht steen.

Erstlich zu narrirn, wie ksl. Mt. glaublich und grüntlich bericht sey, auch offenlich am tag lig, das am dinstag nach dem suntag vocem jocunditatis nachstverschinen [18.5.12] zwischen Bamberg und Vorcheim uf des hl. Reichs strassen etwavil bürgere und kaufleut aus des hl. Reichs und andern steten durch etliche raysige in meins gn. H. von Bambergs glait mit geweltiger tat eingegriffen, etliche derselben geschlagen, verwundt, auch inen ein merklich pargelt sambt andrer irer habe genomen und zu dem allen vil derselben kaufleute mit ine hinweggefurt und noch also gefenglich gehalten werden und noch zu zeit nit ganz offenbar, sunder zweyfenlich ist, wo sich solche teter mit den gefangen halten oder wer also solche teter, ire helfer, furschieber, anhenger, auch solcher tat und fridbruchs verwurklich sind. Deshalben desterweil etlichermassen, die noturft mit verkundung der acht und in ander wege gegen iren leyben, haben und gütern furzunemen, verhindert würde.

[2.] Und aber erstlich in ksl. Mt. und des Reichs landfriden zu Worms ein sunderlicher artikel gesatzt ist, wo yemand wider den landfriden beschedigt wurde und die teter nit offenbar, sonder yemand des verdacht were, auch die clegere sie des nit [be]weysen wolten und doch aus redlicher anzaigung in verdacht stunden, wie sich dieselbigen solchs verdachts mit iren aiden benemen oder aber des frydpruchs schuldig gehalten und aftermals gegen ine laut desselben gebots mogen gehandelt werden, und ob man die tagbrief ine nit mocht zuhanden bringen, so soll man die an zweyen oder dreyen enden aufschlahen, do sie zuversichtig hendel und wesen hetten.1 Welcher artikel des landfryden, solche purgation betreffent, furter zu Freyburg uf ainen reichstag weiter erclert und nachvolgend zu Augspurg uf ainen andern reichstag wyderumb erneurt und angenomen ist, also lautende: „Ob Kff., Ff., prelaten, Gff., Hh., ritterschaft, stete oder andere, in was wirden, stands oder wesens ein yeder sey, gaistlich oder weltlich, oder die iren wider disen landfriden beschediget würden und die teter nit offenbar, sonder yemands in der verdacht were etc. Und aber derselbig artikel allain uf die teter lautet und gesetzt, ist derselbig artikel uf dem gehalten tag zu Freiburg weiter declarirt und geteutscht2 und alhie widerumb erneuet und angenomen, also das solcher artikel nit allain uf die tater, so einer tat oder beschedigung verdacht weren, sonder auch diejenen, so aus redlicher anzaigung in verdacht und doch nit offenbar weren, das sy solchen tetern oder beschedigern wider disen landfriden hilf, rat, beystand, furschub, unter- oder durchschlaif, essen, trinken oder ander vergünstigung geben oder getan oder sy gehauset, geherbergt oder enthalten hetten, verstanden und ausgelegt werden soll, also das gleicherweis gegen inen wie gegen den tatern mit dem beschreiben und vertagen gehandelt und die entschuldigung mit dem eide von inen genomen werden moge, die sie auch gleich den tetern auf solch beschreiben und vertagen zu tun schuldig und hiemit verpflicht sein sollen. Und ob die tetere, so ainer tat, wie angezaigt, in verdacht stunden, desgleichen diejenen, so vertagt weren, inen des hilf, beystand, furschub oder vergünstigung, wie obgemelt, getan zu haben, sich der entschuldigung in einichem wege widerten oder uf die vertagung nit erschinen wolten, sollen sie alsdann durch solch ir widersetzen und ungehorsam in die acht und verprechung des landfriden gefallen sein und darauf denuncirt werden.

Und als furter in gemeltem artikel des landfridens begriffen ist, das der Kf., F., prelat, Gf., H., ritterschaft oder stete, den oder des mannen, prelaten, Gff., Hh., ritterschaft, undertanen oder verwanten schade beschehen were, die verdachten solcher tat beschriben und fur sie vertagen sollen und mogen und aber bishere solcher artikel von den parteyen ungleich verstanden, also das die verdachten, auch der Kff., Ff., Gff., Hh., ritterschaft oder steten oder der undertanen oder der verwanten schade bescheen ist, nit haben wollen erscheinen, vermeinten, des von inen als sachwaldern nit schuldig ze sein, deshalben dann zwischen den parteyen weiter irrung und unsers landfriden zuruttung entstanden.

Darumb und solchs zu furkommen und deshalb lauter verstentnus zu machen, so haben wir mit wissen, rate und willen Kff., Ff. und ander stende diser versamlung declariert, geordent und gesetzt, declariern, maynen, ordnen und setzen, das hinfuro solch beschreiben und vertagen von den Kff., Ff., prelaten, Gff., Hh., ritterschaft oder stete, dem oder des verwanten oder undertanen schaden bescheen were, die verdachten der tat oder des zuschiebens oder zusehens, wie obgemelt, fur ire, der verdachten, ordenlich richter, unser kgl. camergericht oder uns oder des Reichs regiment, welchs dem beschedigten ebent, beschee und doselbst die entschuldigung laut desselben artikels des landfriden genomen werden soll. Es sollen und mogen auch wir oder der, so wir an unser stat setzen werden, und das verordent reichsregiment oder unser camerrichter hinfur auf anrufen der parteyen oder aus aigner bewegnus und von ampts wegen solch verschreiben und vertagen fur sich annemen und tun und die entschuldigung nemen, wie das der gemelt artikel des landfridens ausweist.“3

[3.] Sodann einer der vorgemelten teter, als er von gemelter frischer tat abgeritten, unterwegen durch die Bambergischen in würzburger gerichtbarkait gefanglich einbracht, auch auf sunderlichen bevelh ksl. Mt. rete gemelter tat und teter halb mit zimlichem vleis gefragt worden ist. Aus solchs gefangen teters anzaigung und sage, auch andern des von Bambergs erfarungen, zudem, das solchs umb die ort, da die tat gescheen, ein gemeiner ruf und leumunt sey, allein in glaublichem schein fur ksl. Mt. bracht, sich statlich erfindet, das etliche, so hernach benennt werden, gemelter myßtat und fridbruchs halben nach vermoge des landfriden in merklichem, redlichem verdacht steen. Welchen redlichen verdacht also ksl. Mt. aus gemelter statlichen und glaublichen bericht, leymu[n]ten und ruf gnugsam erforst, erfunden und angenomen hat. Und sein diß dieselben verdachten persone, nemlich: Conraden von Grunpach [= Grumbach], ritter, Valentin von Bibra, Cristofel von Bibra, Agapitus von Hutten, Götz, Wolf und Philips von Berlichingen, gebüdere, Hans von Selwitz, Melchior Fuchstat, ein edelman, Koplein genannt, Cristofel Fuchs zu Schweinshaubten sambt einem knecht, Hempel genannt, Cristof von Thüngen, des Philipsen von Thüngen sune ist, mit zweyen bekannten knechten, der ainer Retz, der ander Schick genannt, Balthasar Stainruck, Wilhelm von Schaumberg, H. Moritzen seligen sune, Dietrichen Fuchs zu Winpach, Philips Truchsess zu Wetzhausen, Bernhart von Thüngen, würzburgerischer amptman zu Gmünd, Philipsen von Maspach, Reinhart Stainruck zu Botenlauben, Ciriacus von Herbelstat, N. von Wenkhaym, Sebastian Fuchs, Clausen vom Stain zu Altenstain, Hansen Truchsess zum Durrenhof, Bernhar[d] und Sigmunden Moren, gebrüder.

[4.] Und dweil dann vorgemelte myßtat nit allain wider ksl. Mt. und des Reichs landfriden und ordnung, sunder darzu auch zu der zeit, als mein gn. H. von Bamberg, auch etlich andere mer, [denen] dann die beschedigten bürger und kaufleut verwandt, uf erforderung ksl. Mt. bey andern Kff., Ff. und stende in irer Mt. und des Reichs gehorsam und treffenlichen sachen zu Trier uf dem reichstag gewesen sind und ksl. Mt. und dem hl. Reich zu sonderlicher verachtung also geübt worden ist und wo mit furderlichem ernst dagegen die noturft und pillichait nit gehandelt werden solt, wie ksl. Mt. und die stende des Reichs schuldig, das dadurch gemelte und ander dergleichen myßteter zu noch mererm ubel starkung und ursach nemen würden, auch ksl. Mt., dem hl. Reich und allen stenden desselben zu merklichem grossem nachtail und zerrüttung fridens und rechtens im hl. Reich raichen würde, wie dann ksl. Mt. solchs alles on mittel irer Mt. und des Reichs aigen sachen zum hochsten soll wegen und dergleichen durch Kff., Ff. und stende des hl. Reichs, yetzo zu Trier versamelt, nit weniger dann durch ksl. Mt. fur pos, beswerlich, auch irer Mt. und den stenden fur schimpflich, spotlich und unleidlich bedacht, sie auch deshalb ksl. Mt. also erinnert und mit hochstem vleis und undertaniglich geboten haben, solchen handel gnediglich zu herzen zu furn und dermaß mit ernst zum furderlichsten dareinzusehen, damit die tatere, ire anhenger und helfer gestraft, die gefangen irer gefengnus erledigt, die beschedigten irs genomen guts erstattung und widerkerung erlangen und bekommen, auch andere exempel und scheu empfahen werden, solch oder dergleichen pose hendel anzuüben oder zu tun, darzu sie dann nach vermog ksl. Mt. landfriden, auch derselbigen irer Mt. aufgerichten ordnung getreulich raten, helfen und fordern wollen.

[5.] Nu sey versehenlich, das sich die vorbenannten verdachten persone gar oder zum tail zu aufhaltung und versehung solcher gebürenden erforschung und erfarung irer verwürkung geverlicherweyse bergen und nit finden lassen oder aber, wo ine das zugelassen und nit furkommen würde, geverlich verlengerung, auszuge und behelf geprauchen mochten etc., wie dann eemals in dergleichen fallen aus statlicher erfarung befunden ist. Darumb und aus andern guten, rechtmessigen ursachen, ksl. Mt. darzu bewegend, auch aus irer Mt. aigner bewegnus und derselben irer Mt. volkommenhait und gewalts, darzu undertänig bit meins gn. H. von Bambergs bevelhe ksl. Mt. dem camergericht etc., das solch camergericht irer Mt. entlich, ungewaigert und unwiderruflich commissarien in gemelter sachen sein sollen, wiewol auch das camergericht in dergleichen fellen auf ansuchen der cleger on des ordenlich handeln mogen, und das in craft gemelter commission solch camergericht vorgemelter verdachten person halben offenliche verkündung per edictum am thumbstift zu Würzburg, welchem stift solche teter den merer tail verwandt, auch zum tail ir hendel und wesen doselbst haben, und dann daneben zu Schweinfurt und Mergetheym, daumb in der nehe etliche derselben verdachten gesessen, anschlagen lassen und in denselbigen verkündigungen ein nemlicher, furderlicher, entlicher tag peremptorie bestimbt werde. Darauf ain yede vorgemelte verdachte person personlich oder in aigner person vor dem camergericht zu Worms an der gewonlichen gerichtsstat erscheinen und sich alsdan doselbst ausserhalb der nachgemelten verdachten amptleut ein oder aus ine solchs verdachts halben mit disen nachvolgenden worten, die dem verdachten vorgelesen werden sollen, purgire, also lautende: „Nachdem am dinstag nach dem suntag vocem jocunditatis nachstverschinen [18.5.12] zwischen Bamberg und Vorcheym auf des hl. röm. Reichs strassen und in bambergischem glait etliche bürgere und kaufleut sind geschlagen, gefangen, das ir genomen und etliche hinweggefurt worden, das ich durch mich selbst oder yemands andern von meinen wegen darzu nit gedient, auch solchen tetern kain hilf oder in kain ander weis beystand oder furschub getan, auch sie wissentlich oder gevarlich nit geherbergt, gehaust, geetzt, getrenkt oder gedult, auch weder unter- oder durchschlaif geben habe, also helf mir Got und die heyligen.“

Ob aber etliche aus gemelten verdachten erscheinen und irer entschuldigung halb die oder dergleichen maynung furgeben würden, wiewol etliche ire knecht bey solcher tat gewest, so hetten sie doch, als sie dieselben knecht andern gelyhen, solchs furnemens kein wissen gehabt etc., wo dann dieselben sich andrer vorgemelter stück und des darzu mit iren aiden entschuldigen wolten, das sy in verleyhung solcher irer knecht sich nit versehen gehabt, das dieselben ire knecht zu einicherley fridbruch und tat ksl. Mt. landfriden und des Reichs ordnung widerwertig solten gebraucht werden, und das sie auch gegen gemelten iren knechten, ob die nach geübter tat wider in iren gewalt kommen und in solch tat zu wissen worden ist, gefenglich annemen und straf derselben knecht nach vermoge gemelts landfriden und ordnung nit unterlassen und darinnen kainerlay geverlichait gebraucht habe, alsdann sollen dieselben, sich yetzgemeltermassen zu purgirn, doch auch auf den tag und sunst mit der maß, als vorstet, und anders nit, zugelassen werden.

[6.] Nachdem aber unter den vorgenannten verdachten personen Engelhart von Münster, würzburgischer amptman zum Zabelstain, und Hans Knorr, würzburgischer zentgraf zu Donersdorf, aus vorgemelten redlichen, angenomen ursachen und anzaigungen verdacht sind, das sie den tetern, durch und bey iren ampten unverhindert hinzuziehen, zugesehen oder gestat und sich mit dem nacheyl auf sunderlich ermanung und aigen wissen laut des landfriden und Reichs ordnung nit gehalten haben, solchem obgemeltem ambtman und dem zentgrafen soll solchs irs verdachts halb ein sunderlicher artikel, darauf sie schweren sollen, wie hernachvolgt, vorgelesen werden, also lautend: „Nachdem am dinstag nach dem suntag vocem jocunditatis nachstverschinen [18.5.12] zwischen Bamberg und Vorchaym uf des hl. röm. Reichs strassen und in bambergischem glait etliche bürgere und kaufleut sein geschlagen, gefangen, das ir genomen und etlich hinweggefurt worden und dann ksl. Mt. und des Reichs landfriden unter anderm also lautet: „Ob auch wider dieselben frid und gebot yemand beraubt, beschedigt und zugegriffen würde, so sollen alle diejenen, die des zu frischer tat ermant oder sunst innen würden, mit macht nacheyln und mit vleyssigem ernst gegen solchen beschedigern handeln und furnemen, als were es ir selbst sachen, dieselben zu handen zu bringen etc.“,4 und darzu nachvolgend auf dem reichstag zu Augspurg in dem artikel, die purgation betreffend, des mer solchen verdachten aufgelegt ist, das sie sich mit dem aide entschuldigen sollen, das sie solchen tetern und fridbrechern mit rat, beystand, vorschub, unter- oder durchschlaif, essen, trinken oder ander vergünstigung geben oder getan oder die gehaust, geherbergt oder enthalten haben,5 das ich mich solcher obgemelten vorgelesen landfridensatzung und ordnung angezaigter tat und beschedigung halb nit widerwertig gehalten hab. Also helf mir Got und die heiligen.“

[7.] Und soll ksl. Mt. in gemelter commission dem camergericht auch bevelhen, vorgemelter purgation halb kein weitern auszug und verlengerung wider inhalt und vermoge diser commission zuzulassen und in gemelter irer verkündigung clerlich anzuzaigen, welcher oder welch[e] sich aus den benannten verdachten auf bestimbten tag und angezaigtermassen on alle auszug und behelf mit iren aiden, als vorstet, nit entschuldig[en], alsdann sich des andern tags darnach on lenger aufhalten in die acht zu verkünden zu sehen und zu horn.

[8.] Item das auch in solcher commission dem camergericht bevolhen würde, alle vorgemelte geforderte person durch gedachte ir angeschlagne verkündigung und die sie zu noturft des rechten mit ine bringen zu solcher erscheinung vor dem camergericht doselbst zu sein und wider von dannen bis an ir yedes ungevarlich gewarsam einnemen und von wegen ksl. Mt. zu verglaiten.

[9.] Item das auch in gemelter ksl. commission dem camergericht weiter bevolhen werden, welche, als vor stet, durch sy in die acht verkündt, das dann in verkündigung solcher acht nachgemelte artikel sambt ander notürftigen inhaltung, darzu gehörig, bestimbt werden, nemlich:

Nachdem ksl. Mt. in dergleichen fellen erfaren, das sich yezuzeiten etliche in kraft verkunter acht, den tetern zu gut, ksl. Mt., dem Reich und den rechten nachsten clegern zu nachtail, der echter leut, hab und gütere understanden und also solche acht merklich myßpraucht haben, darumb, solchs zu furkommen, in gemelten achtbriefen sonderlich geboten werden soll, das sich nyemand on kuntlich erlaubnus, zulassen, wollen und gedulden meins gn. H. von Bambergs gemelter teter hab, leut oder güter underziehe.

Aber als der landfriden und des Reichs ordnung sunderlich anzaigt und erclert, welchermassen die lehenhern, dem fridpruch nit verwant, zu straf der fridprecher ire aigentumb, so dieselben frydprecher von inen zu lehen haben, einnemen mogen und es damit halten sollen etc., darinnen vormals in dergleichen fellen auch unzimlich myßbrauch befunden worden sind, und das darumb in gemelter verkunter acht sunderlichen geboten werden soll, das solche lehenherren mit demselben einnemen ires aigentumbs angeregte des Reichs ordnung und erclerung nit ubertreten noch das damit einich aigenstück und was vor obgemelter geübter myßtat kuntlich nit lehen gewest, auch der teter varende hab on meins gn. H. von Bambergs willen und ersuchen nit eingenomen, entwendt oder beschützt werde, sonder das solch lehenherren gestatten und uf Bambergs anrufen und bit getreulich darzu furdern und helfen, das Bamberg durch sich und seine helfer alle andere der fridbrecher und echter leut, gütere und stück angreifen, ein- und annemen und dieselben zu erholung seins schadens, auch an ergetzung gemelter beschedigten bürger und kaufleut und zu straf derselben frydbrecher und echter gebrauchen, verordnen und geben moge und das ine daran durch die lehenherren oder andere kainerlay irrung oder verhinderung geschee noch von yemants anders zu tun gestatt werde, doch alles den verdachten unverwürkten lehenherren an iren aigentumen, wes in deshalb in kraft des landfriden und erclerten reichsordnung, als vorstet, gebürt, unschedlich, und welche sich solcher habe und güter, ligend oder varend, hievor wider dise vorgemelte artikel underwunden hetten, dieselben Bamberg, wie sie die eingenomen hetten, zu uberantworten und zuzustellen, alles on gevarde. Und das solchs alles bey nemlichen grossen penen in pester form geboten und in der ksl. commission also eingeleibt werde.

Und nachdem dann vorgenanter Gotz von Berlichingen, als vorstet, glaublich angezaigt ist, das er bey vorgemelter myßtat und frydpruch personlich gewest und darumb vorangezaigtermassen zu purgiern mitsambt andern gefordert werden soll, und aber vor egemelter tat seine hab und gütere durch einen vermainten scheinkauf Cunraten Schotten, ritter, zugestelt und eingegeben hat und dann auch solcher und dergleichen geverlichen scheinkaufs halben in der ordnung, zu Augspurg aufgericht, ain sunderer artikel gesetzt ist, von worten zu worten also lautend: „Item declarirn, ordnen, setzen und wollen wir von vester handhabung und volziehung wegen unsers landfridens, ob yemands, was wirden, stands oder wesens der were, aus redlichen anzaigungen in verdacht stünde, das er sein slos, stet, bevestigung, habe oder guter geverlicher maynung ime zu vortail verkauft, vereussert, verendert oder yemands in schirm- oder ander weyse zustellet oder eingeben, in was schein oder gestalt das bescheen were, und den landfryden darauf uberfarn und gebrochen hett, das alsdann wir oder der, so wir an unser stat setzen werden, und das verordent reichsregiment oder unser camerrichter von ampts wegen oder uf anrufen der parteyen, so beschedigt were, macht und gewalt haben solle, den verkaufer und kaufer, verendrer, eingeber und annemer oder schirmherren, so angezaigter geverlichait und betriegens, wie oben berürt, verdacht weren, fur sich zu fordern und beschreiben, sich solcher gedachten geverlichait zu expurgiren. Und wo er oder sie, so solchermassen beschriben weren, in solchem ungehorsam erscheinen oder die expurgation nit tun wurden, soll er oder sie alsdann durch solch ire ungehorsam in die acht gefallen sein und darauf, wie sich geburt, denuncirt und verkündt werden“.6 Das darumb ksl. Mt. aus aigner bewegnus und Bambergs undertanig bite, als vorstet, in vorgemelter ksl. commission dem camergericht [auferlege], dem merbemelten Cunraten Schotten, ritter, durch ain sunderlich mandat aus uberflus und gnaden zu gebieten, sich solchs vermainten gekauften guts mit aller varender habe und nutzung, wie er das an- und eingenomen hab, on allen verzug zu entschlahen und nit zu vertedingen, und das vor dem tag gemelter purgation dem camergericht gruntlichs wissen zu machen oder aber in kraft vorgemelts artikels, deshalb zu Augspurg gesetzt, uf dem tag, der Gotzen von Berlichingen und andern vorgemelter purgation halben bestimbt wirdet, peremptorie personlich zu erscheinen. Und so genannter Gotz von Berlichingen nit erscheinen und sich vorgemelter tat halben purgirn würde, als dann aus vorangezaigten glaublich vermutungen wol versehenlich ist, das sich dann gedachter Cunrat Schott laut vorgemelts artikels berürts vermaints kaufs halben mit seinem aide, auch on alle weitere aufhaltung, verlengerung und auszuge purgir. Und wo des nit beschee, das alsdann darauf mit der acht laut gemelts artikels alles unaufheltlich gehandelt und dem Schotten solch mandat gein herberg in sein schlos und wonung geschickt und also in der commission bevolhen werde. Und in beschlus solcher commission zu melden, ob in solcher commission einicherlay gesatzt, das von yemand eingezogen wurde, als solte das ain nullitet oder gemainen rechten, dem landfriden oder des Reichs ordnung wider oder ungemeß sein, zu abschneidung solcher anfechtung und alle verlengerung des handels und aus andern guten, beweglichen ursachen wolle ksl. Mt. aus volkomenhait ksl. Mt. und oberkait solche angefochtne mengel in der pesten und bekreftigsten form, wie das in kraft irer Mt. oberkait und macht und sonst in alle andre wege sein soll, kan oder mag, aufgehebt und erfült haben.

[10.] Schrift an die stende: Item so der geschickt die commission bey ksl. Mt. erlangt, soll er alsdann ksl. Mt. erinnern, nachdem Kff., Ff. und stende ire Mt. neben Bamberg geschriben und gebeten haben, mit furderlichem ernst zu handeln, damit die teter und verwürker gestraft, die gefangen on entgelt erledigt, die beschedigten und belaydigten desselben ergetzt werden, darzu die stende getreulich raten und helfen wolten, das dann ksl. Mt. inen, den stenden, wider schrib, mit meldung, das er solch ire bit und erbieten gar zymlicher, pillicher weyse verstanden, auch solch myßtat nit mynder dann sie beschwerlich und zum furderlichsten mit straf dagegen zu handeln fur ain grosse noturft halt und ansehe, das auch ir Mt. darzu sich schuldig erkenn und das zu erhaltung fridens und rechtens im hl. Reich ganz begirig und genaigt sey. Und damit solchs dester statlicher und furderlicher gescheen moge, so hab ire Mt. etlicher verdachten person halben ain commission an das camergericht gegeben, des in ir Mt. abschrift zuschicke. Und sey darauf ir Mt. gn. begeren, das die stende zum allerforderlichsten von noturftiger ordnung und maß der hilf, so wieder gemelte teter und verwürker, die deshalben in die acht verkündt, gescheen solle, handeln und entschliessen. Dabey sy ir Mt. als röm. Ks. gnediglich schützen, schirmen und hanthaben, auch, sovil ir Mt. als röm. Ks. gebüre, weiters darzu gnediglichen raten und helfen wollen, damit solche tater und verwürker zum allerfurderlichsten mit ernst gestraft, die gefangen on entgelt erledigt und den belaydigten und beschedigten zimliche und gebürliche ergetzung geschee, auch sich des costens, der auf solchen handel geen werde, an berürten tetern und verwürker hab und gütern erholt werden mog, alles in pester form.

[11.] Enderung der commission: Item wo ksl. Mt. der gemelten verdachten person halb die angezaigten ursachen von ires verdachts wegen nit so gnugsam annemen wolt, das sich dieselbigen verdachten persone on weitere und gewisere erfarung ires verdachts zu purgiren schuldig sein solten, wie dann vorn in dem begriff der commission von gnugsamer annemung wegen solchs verdachts gesetzt ist, so dann dieselben wort des annemens redlichs verdachts underlassen werden, so soll ksl. Mt. zu furdrung des handels dem camergericht in gemelter commission auch bevelhen, uf bestimbten tag, daran die purgation geschehen sollen, die nachberürten zeugen fur sich zu erfordern, auch daneben Bamberg zu gebieten, des gefangen knechts urgicht uf solchem tag auch fur das camergericht zu schicken und Würzburg [zu] gebieten, solche urgicht in glaublichem schein Bamberg zu verfugen etc. Und das das camergericht dieselben urgicht, auch die nachberürten zeugen und ander mer, so mein gn. H. von Bamberg würde furstellen, auf artikel, Bamberg der geforderten person verdachts halben vor ime furbringen werden, verhoren, damit angezogner redlicher verdacht der geforderten verdachten person dester glaublicher und volliger angezaigt werde. Und das doch durch das camergericht in solchem allen extra ordinarie summarie gehandelt und procedirt werde, alles uf das schleunigst, wie vorgemelt ist. Und sind das die person, so gefordert werden sollen, nemlich Gotz von Se[i]nshaim, Cunz von Egloffstein, Philips Lochinger, Fridrich Stumpf, Hans Neirt, Lorenz Cristan, Endres Wild. Und das solche obgemelte zeugen zu und von dem camergericht auch verglait werden.

[12.] Ververtigung der commission bis auf der stende rat betreffend: Item ob ksl. Mt. uf moglich vleis die gebeten commission on wissen und rate Kff., Ff. und stende nicht geben, sonder derhalb auf ir getan schreiben zuvor mit irem rat darinnen handeln wolte und der geschickt pessers nicht erlangen mocht, so solle deshalben sein letzte bit und handlung sein, das ksl. Mt. solche commission Bambergs bit nach in pester form wolt stellen lassen und underschreibe, und das alsdann in solcher commission sunderlich auch gemelt werde, das die mit rat Kff., Ff. und stende ausgangen sey, und das die nachmals Kff., Ff. und stenden furbracht werde und ksl. Mt. dabey anzaige, das ir ksl. Mt. uf der stende schreiben disen weg dem handel zu gut bedacht, fur zimlich und nutz ansehe, solche commission ausgeen zu lassen, und doch solchs on ir wissen und rate nit tun wolt. Und sey ir Mt. gn. begern, das ine die stende solche commission auch gefallen lassen, auch die ksl. canzlei zu Trier bevelh haben, alsdann solche commission Bamberg versigelt zu uberantworten.

[13.] Item das auch darneben ksl. Mt. Kff., Ff. und stenden schreiben und mit inen reden lassen, von maß der hilf zu handeln laut der geschriben artikel.

Anmerkungen

1
 Ewiger Landfriede des Wormser Reichstags 1495. Angermeier, Reichstagsakten, Nr. 334/III, S. 367 Art. 6.
2
 Im Reichsabschied inserierte ergänzende Beschlüsse des Reichstags 1498 zur Wormser Landfriedensordnung von 1495. Druck: Gollwitzer, Reichstagsakten, S. 719-725, hier S. 721.
3
 Landfriedensdeklaration des Augsburger Reichstags 1500. Schmauss/Senckenberg, Sammlung, S. 64f., Art. IV §§ 1-3.
4
 Ewiger Landfriede des Wormser Reichstags 1495. Angermeier, Reichstagsakten, Nr. 334/III, S. 366 Art. 4.
5
 Landfriedensdeklaration des Augsburger Reichstags 1500. Schmauss/Senckenberg, Sammlung, S. 64f. Art. IV § 1.
6
 Landfriedensdeklaration des Augsburger Reichstags 1500. Schmauss/Senckenberg, Sammlung, S. 64f. Art. IV § 1, S. 67 Art. XII.