Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Erteilung verschiedener ksl. Belehnungszusagen für den Fall des Todes Hg. Wilhelms von Jülich-Berg; [2.] Ersuchen an die Kff. und Ff. um Beteiligung an einem Schiedsverfahren im Jülicher Erbstreit; [3.] Aufforderung zur Entsendung bevollmächtigter Vertreter durch die Streitparteien.

Trier, 20. April 1512

Kop.: Nürnberg, StA, Ft. Brandenburg-Ansbach, RTA Bd. 9, fol. 106b-109b (Überschrift: Ksl. Mt. furtragen den stenden, Sachsen und Cleve betreffend, dinstag nach dem sonntag quasimodogeniti [20.4.12]); Ebd., RTA Nr. ad 9 Sonderfasz., o. Fol. (Überschrift wie in der Vorlage mit kleinen Abweichungen; Zettel fehlt); Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 31, fol. 9b-11a; Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 2, fol. 4a u. b; Dresden, HStA, GR, Loc. 8800/1, fol. 126a u. b, 129; Ebd., fol. 127a-128a (Überschrift: Sachsen und clevisch handlung dinstags nach quasimodogeniti); Ebd., fol. 125a u. b, 130a u. b (Überschrift: Zettel); Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 902, fol. 3a-4a; Ebd., fol. 6a-7a; Ebd., fol. 8a u. b (Überschrift wie in Dresden, fol. 127a-128a); Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 204, fol. 26a-27b (Beilage zu Nr. 1678).

Spätere Kop. (inseriert in Nr. 1157): Duisburg, LandesA, Kleve-Mark Akten Nr. 66, fol. 26a-28a (Zettel fehlt); Berlin, GStAPrK, I. HA, Repos. 35 B 15, Nr. 16 (Zettel fehlt).

[1.] Nachdem des jungen Hg. von Cleves gesandten unsern allergnst. H., den röm. Ks., biten, denselben iren H. mit den landen Gulch und Berge gnediglich zu belehenen, mogen dieselben gesandten wissen, das weilnt Ks. Friderich loblicher gedechtnus und nachmals itzt di ksl. Mt. in eingang irer Mt. regirung den Hgg. von Sachsen die gedachten land Gulch und Berg, so von dem hl. Reyche zu lehen rüren, zu künftigen fellen, woe weilnt Hg. Wilhelm von Gulch on manlich leybs erben mit tod abgeen würde, nach des Reychs gewonheyt und herkomen frey geliehen und auch dieselbe belehenus confirmirt und bestet haben, herwiderumb, das derselbe Hg. Wilhelm von Gulch selig itzt unserm allergnst. H., dem röm. Ks., angezeygt, wie das land vom Berge nit heymbfellig sey, dan der weyplich stam dasselb zu mer malen geerbt, und das auch weilnt Ks. Sigmund das land Gulch, so derselbe Ks. Sigmund von einer Mgft. zu einem Hgt. erhebt und gemacht,1 seinem vater seligen [Hg. Gerhard von Jülich-Berg] mit allen den gnaden, freyheiten und herkomen, das es auch auf tochter erben solle, wie das land vom Berg geliehen hab, und das dorauf der gemelt Hg. Wilhelm von Gulch anstat seiner tochter [Hg.in Maria] in craft solcher vermessenen erbschaft dorüber gnade- und bestetigungsbrief von der ksl. Mt. erlangt hat.

[2.] Dorumb will unserm allergnst. H., dem röm. Ks., not sein, mitsampt Kff. und Ff., die sein Mt. in den und anderen des Reychs und teutscher nacion merklichen sachen her erfordert hat, gütlich dorin zu handeln oder endlich auszusprechen, domit di ksl. Mt. die yetzig belehenung, so erst yetz, nach des von Gulchs tod, in ir rechtcraft geet, mit grund und der billigkeit nach zu tun wisse. Dan yeder teyl vermeynt, di ksl. Mt. sein schuldig, ine zu belehenen, zu wissen die Hgg. von Sachsen als ein verfallen, freyes lehen des hl. Reychs, damit sie von Kss. und Kgg. belehent sein, herwiderumb die gesandten in craft einer natürlichen erblichen gerechtigkeit, darzu auch von Kss. und Kgg. belehent und bestetiget. Solch handlung würde beden parteyen zu nutze und gutem komen. Dan solten sie in rechtfertigung wachsen, brecht die verlengerung auch sie zu beder seyt zu grossem costen und unwillen und dem, der im rechten verlyeren würde, merklich beswerung, und bewegt das zuletze zwüschen inen krieg und aufrur, als aus vergangnen hendeln wol abzunemen ist. Dasselb alles zu verhüten und sie als gesippte freund in eynichkeyt zu behalten, wer der ksl. Mt. gn. meynung und begeren, das bede parteyen der ksl. Mt. als röm. Ks. und ir beder gesyppten freund zulassen, vergonnen und bewilligen, mitsampt Kff. und Ff., die inen zu beder seyten auch mit syppschaft verwant sein, zwüschen inen gütlich zu handeln oder zu entscheyden, wi obstet.

[3.] Zedula: Und das bede teyl auf solchs ir volmechtig botschaft hiehere schicken, und das sie von der von Cleve wegen auch gewalt haben auf disem reychstage.

Anmerkungen

1
 Die Erhebung Gf. Wilhelms V. von Jülich zum Hg. erfolgte bereits 1356 durch Ks. Karl IV.