Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beschwerde der Hgg. von Sachsen gegen die zugunsten verschiedener Gff. ergangene kgl. Deklaration in Sachen Güldenweinzollprivileg für Landgf. Wilhelm d. M. von Hessen; [2.] Verschiebung dieser Angelegenheit auf den kommenden Reichstag.

Neustadt an der Aisch, 17. Februar 1512

Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner): Marburg, StA, Urkunden 1 Nr. 103.

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 220, fol. 19a u. b; Dresden, HStA, GR, Loc. 8676/6, fol. 22a u. b.

Regest: Demandt, Regesten, Nr. 2051 (Ausstellungsort Neunstadt fälschlich als Wiener Neustadt bezeichnet).

[1.] Ks. Maximilian bekundet, daß Kf. Friedrich von Sachsen für sich selbst sowie im Namen seines Bruders Hg. Johann, der Hgg. Georg und Heinrich von Sachsen sowie des hessischen Regiments Folgendes dargelegt hat: Wiewol wir [der Ks.] vormals weylend Landgf. Wilhelmen [d. M.] zu Hessen, ain zoll in seinen Ft., landen und gepieten uber die wein aufzerichten, gegonnt, verlihen und gegeben, so sollten doch ytzt etliche Gff. und ander sich desselben zolls, [ihn] in etlichen iren flecken heben zu lassen, sperren und widern und von uns ain declaration und erleutrung erlangt haben, das sy an denselben enden, dieweil die in dem Ft. Hessen oder denselben landen und gepieten nit gelegen wern, solichen zoll zu geben nit schuldig sein [Nr. 259], uber das, [daß] derselb Landgf. Wilhelm bey seinen zeiten den gemelten zoll an denselben orten ruewiglich ingehapt und gebraucht hette, und das sy darumb das recht und alle pillichait vor uns oder wohin wir das weisen, wol leiden möchten. Das inen und dem Ft. Hessen zu nachtail raichte, und uns darauf gepeten, gn. fursehung darin zu tun.

[2.] Wann wir nu solich obgemelt declarationbrif auf derselben Gff. und ander anruefen ausgehn haben lassen allain darumb, damit der gemelt zoll an den enden, dahin sich dieselb unser freyhait des zolls nit erstreckt, nit genomen werde, und unser will und gemuet nit ist, das dardurch der gemelten unser gegeben freyhait des zolls ainich abpruch oder verletzung beschehe, sonder das dieselb in creften und wirden beleibe, haben wir solich sachen bis auf den nestkünftigen reichstag, der in kurzem gehalten werden soll, geschoben, der maynung, das wir alsdann mitsambt den stenden des Reichs dieselb sachen horen und darin handln wollen, was sich gepürt, damit nyemand wider die pillichkait beswert werde. Geben zu der Neunstadt am 17. tag des monets Februari Ao. etc. im 12., unserer reiche des röm. im 26. und des hungrischen im 22. jarn.